Kleben in der Hobbyelektronik

Leider hat Kleben zu Unrecht einen schlechten Ruf. Mit dem richtigen Kleber für den richtigen Einsatz und der richtigen Verarbeitung lässt sich jedoch viel Zeit bei der Montage von Gehäusen, Bauteilen, und Baugruppen sparen. Dies gilt ganz besonders für Versuchsaufbauten. Nachfolgend ein paar Anregungen aus meiner Bastelpraxis.

Allgemeine Informationen zum Kleben: Eine gute Übersicht habe ich von der TV-Serie Quarks und Co. des WDR unter http://www.wdr.de/tv/quarks/global/pdf/kleben.pdf gefunden. In dieser PDF-Datei werden auch einzelne Produkte und ihr Einsatzbereich vorgeschlagen. Ich selbst verwende vorwiegend Heißkleber, Sekundenkleber, Zwei-Komponentenkleber, Holzleim und Lösungsmittel für Polystyrol.

Oberflächen aufrauen: Grundsätzlich sollten glatte Oberflächen vor dem Kleben immer aufgeraut werden, da dies die aktive Oberfläche um mehrere Zehnerpotenzen vergrößert, wodurch die Klebestelle wesentlich besser hält. Es reicht oft schon mit einem Schraubenzieher herumzukratzen und danach den Staub und die Späne zu entfernen.

Zwei-Komponenten-Kleber auf Epoxidbasis: Es gibt sie mit und ohne Füllstoffe. Ohne Füllstoffe sind sie klar wie Honig und eignen sich zum Beispiel wunderbar, um gebrochene Teile aus Bakelit oder andere Pressstoffteile auf Phenolbasis wieder zusammenzukleben. Ich hatte mal einen gebrochenen Verteilerfinger mit Zweikomponentenkleber wieder zusammengefügt. Die Klebestelle hatte das Auto überlebt, welches dann nach Jahren wegen Rostproblemen auf dem Schrott landete.

Ein Zwei-Komponentenkleber mit Füllstoffen (oft Metallpulver und Gips) ist zum Beispiel J B Weld, welcher sehr bekannt in den USA ist und in Europa im Autozubehörladen angeboten wird. Er eignet sich besonders zum Kleben von Metall und zum Nachbilden kleiner Teile. Eine Bilder-Suche mit dem Stichwort J B Weld im Internet liefert über 1,2 Millionen Ergebnisse, um eine Vorstellung über die Einsatzbereiche dieses Klebers zu erhalten. Nach dem Aushärten lassen sich solche Zwei-Komponentenkleber, welche Füllstoffe enthalten, feilen, bohren und schleifen.


Zweikomponentenkleber auf Epoxidbasis ohne beigemengte Füllstoffe hat einen Aussehen und eine Konsistenz wie Honig und lässt sich in einer beigefügten Schale aus Polyethylen (PE) nach der beigefügten Anleitung zusammenrühren.

Heißkleber: Mein absoluter Favorit ist insbesondere für Versuchsaufbauten Heißkleber. Er ist eigentlich kein Kleber, sondern ein Thermoplast, welcher nach dem Erhitzen wieder nach wenigen Minuten erkaltet. Die Verbindungen sind übrigens wieder lösbar. Der Heißkleber lässt sich meistens rückstandslos abkratzen oder abziehen. Nur auf Holz und Karton beschädigt er die Oberfläche etwas.


Eine Heißklebepistole ist in meiner Hobbywerkstatt unverzichtbar. Die Heißklebestangen gibt es oft als Sonderangebote.


Dieser Versuchsaufbau wird auf einem Stück Karton durch Heißkleber zusammengahalten. Alle Platinen und Komponenten sind auf dem Karton geklebt und lassen sich wieder abreißen.


Auf der Seitenansicht ist zu erkennen, dass selbst der Ferritstab mit einem nachgeformten Halbring aus Heißkleber befestigt wurde. Die kleine Glühbirne wurde ebenfalls mit Heißkleber befestigt. Die Platinen haben an ihren vier Ecken einen Klecks Heißkleber erhalten.


Dieser Versuchsaufbau ist mit einer Sperrholzplatte als Basis schon etwas stabiler. Alle Komponenten wurden ebenfalls mit Heißkleber befestigt.


Die Lochraster-Platine wurde hochkant mit zwei Tropfen Heißkleber auf das Sperrholzbrett befestigt. Dies ist keine Dauerlösung, aber für einen Versuchsaufbau reicht es. Die Platine lässt sich zudem ohne Beschädigung wieder entfernen. Als Dauerlösung würde ich empfehlen die Platine mit zusätzlich angelöteten, dicken Drahtstücken, die man auf das Holz schrauben kann, zu sichern.


Mit ein paar Tropen Heißkleber lassen sich auch Drehkondenatoren in Windeseile befestigen. Auch dieser Drehko kann ohne Beschädigung wieder entfernt werden.


In diesem PVC-Elektroverlegerohr sitzt eine Ferritantenne. Um sie wasserdicht zu schützen, kann an den Enden des Rohres ein Stopfen mit Heißkleber nachgebildet werden. Erst wird Plastikfolie in das Rohr gestopft, damit der Ferritstab nicht klappert, dann wird mit Heißkleber abgedichtet.


Die Lötstützpunkte dieser nach der Manhatten-Style-Methode aufgebauten Platine wurden mit Heißkleber befestigt.


Steckernetzteil aufgesägt, repariert und wieder mit Heißkleber zusammengeklebt (siehe auch Fotos vom Innenleben eines Steckernetzteils).

Heißkleber lässt sich übrigens mit dem Messer schnitzen. Es kann auch gefeilt und geschliffen werden, wenn es frisch aus der Tiefkühltruhe kommt.


Dieser kleine Trafo wurde für einen Versuchsaufbau nach dem Aufrauen seiner Oberfläche ebenfalls mit Heißkleber auf einer Experimentier-Platine geklebt. Die geklebten Trafos unbedingt mit Kabelbindern sichern, das es in geschlossenen Gehäusen so warm wird, dass der Heißkleber weich wird.

Sekundenkleber: Sekundenkleber ist dünnflüssig, kriecht in Ritzen und härtet oft nach weniger als einer Minute aus. Nachteilig ist, dass es spröde ist und die angebrochenen Flaschen nach einigen Monaten oft austrocknen. Sekundenkleber eignet sich zum Beispiel um lockere Sockel alter Elektronenröhren wieder zu befestigen. Früher wurde dazu Wasserglas verwendet.


Diverse Tuben und Fläschchen mit Klebern: Links: Sekundenkleber. Rechts: Kleber für Polystyrol (z.B. Bastlerglas, Spulenkörper), das eigentlich nur ein Lösungsmittel ist. Unten: Tube mit Sekundenkleber aus dem Sonderangebot.


Die Vorderseite dieses Fertiggehäuses wurde mit Bastlerglas versehen. Darauf wurde mit Sekundenkleber eine Punktmatrixanzeige befestigt, in dem der Metallrahmen dieser Anzeige mit dem Sekundenkleber bestrichen wurde. Die Verbindung ist lösbar. Mit einem Ruck löst sich die Punktmatrixanzeige wieder.


Die Glaskolben älterer Röhren sind in Fassungen aus Bakelit gesockelt. Diese Sockel waren ursprünglich wahrscheinlich mit Wasserglas verklebt und können sich lockern. Viele Restauratoren verwenden für das Festkleben ein paar Tropfen dünnflüssigen Sekundenkleber, weil er leicht zwischen die Ritze des Sockels und des Kolbens dringt. Manche warnen davor, dass der Glaskolben sich beim Aushärten des Sekundenklebers verspannen und reißen könnte. Es ist wohl klar, dass solche Röhren zum Herausziehen nur unten am Sockel angefasst werden dürfen. Wer das aber nicht weiß, kann die seltenen Röhren zerstören.

Holzleim: Wenn Holz mit Holzleim unter hohem Druck durch Schraubzwingen oder einem Schraubstock verleimt wird, ist die Klebestelle haltbarer als das eigentliche Holz. Restauratoren geben Holzleim, das nicht wasserfest ist, dem Vorzug, da sich die Verbindungen unter Wassereinwirkung wieder lösen lassen. Lautsprecherbespannstoffe sollte man aus dem gleichem Grund nicht mit wasserbeständigem Holzleim befestigen.


Diese Montagehalterung wurde auf die Schnelle aus Abfallstücken zusammengeklebt. Die Wäscheklammer aus Holz ist mit Holzleim verklebt. Der Holzklotz sitzt mit Heißkleber auf der lackierten Grundplatte. Die Konstruktion dient mir als “dritte Hand” bei sehr vielen Lötarbeiten.


Bei diesem Gerät wurde Holzleim, Sekundenkleber und Heißkleber eingesetzt. Die Seitenteile des Gehäuses bestehen aus gehobelten Latten und sie halten ausschließlich mit Holzleim auf der Bodenplatte aus Sperrholz. Erst nach dem Leimen wurde mit der Spraydose lackiert. Der Netztrafo rechts oben wurde mit Sekundkleber montiert. Vorher wurden seine Kunststoffflächen aufgeraut. Falls sich der Trafo dennoch lösen sollte, wurden zur Sicherheit die Lötstellen, welche die Netzspannung führen, mit Heißkleber isoliert.


Der Netztrafo wurde mit Sekundenkleber befestigt. Zuvor wurde die Kunststofffäche des Trafos aufgeraut. Zur Sicherheit haben die Lötstellen, welche Netzspannung führen, einen Klecks Heißkleber als Berührungsschutz bekommen. Sollte sich der Trafo lösen, besteht keine Kurzschlussgefahr.

Polystoryl kleben: Aus Polystyrol besteht zum Beispiel Bastlerglas oder bestimmte Kunststoffplatten, welche es als Abfallstücke bei Firmen gibt, welche Schilder bedrucken. Diese Platten lassen sich sägen oder brechen. Geklebt werden können Sie mit Pinselreiniger oder Polystyrolkleber, das ebenfalls ein Lösungsmittel ist. Diesen Kleber gibt es in praktischen Fläschchen. Die Klebung entsteht durch Anlösen des Polystyrols. Hat sich das Lösungsmittel verflüchtigt, ist der Klebevorgang abgeschlossen.