Das Rundfunkmuseum in Motala

10. Juni 2012

An einem verregneten Sonntag haben wir einen kleinen Ausflug in die nahegelegene Stadt Motala, welche in Schweden am Vättern-See liegt, unternommen. Dort befindet sich neben einem Automobil-Museum das weniger bekannte Rundfunkmuseum, welches wir besucht hatten. Dabei sind jede Menge Aufnahmen entstanden. Einige davon möchte ich hier zeigen. Der Besuch lohnt sich für jeden, der Freude an alter Rundfunktechnik besitzt.

Öffnungszeiten und Eintrittsgeld (ohne Gewähr, Stand Juni 2012): Mai: Samstag und Sonntag 11 – 16 Uhr, Juni, Juli, August: täglich 11 – 16 Uhr, September: Samstag und Sonntags 11  bis 16 Uhr. Eintritt 40,- Kronen für Erwachsene, Kinder von 6 – 13 zahlen 10,- Kronen, nur Bahrzahlung, keine Kontokarte, Parkplätze sind kostenlos und in genügender Zahl auf dem weitläufigen Gelände vorhanden. Das Museum ist auch an den Wochenenden wenig besucht. In einer kleinen Cafeteria gibt es Kaffee und Kuchen. Kleiner Andenkenladen. Behindertengerechte Toilette vorhanden. Besteigung des Mastes nur gegen Voranmeldung.

Da alle Informationstafeln des Museums nur auf Schwedisch verfasst sind, sind die Informationsbroschüren in deutscher und englischer Sprache für die Besucher kostenlos.

Lageplan des Rundfunkmuseums in Motala, Schweden: Der grüne Pfeil markiert den Standort. Das Museum liegt auf einem unbebautem Hügel mitten in Motala. Die beiden Antennenmasten sind nicht zu übersehen.


Größere Kartenansicht


Das Rundfunkmuseum Motala liegt auf einer Anhöhe (bondebacka) und beherbergt den ersten schwedischen Rundfunksender, welcher auf Langwelle sendete und nicht mehr in Betrieb ist. Bei Mauskontakt mit dem Bild Nahaufnahme (Infotafel hier).

Langwellensender Motala: Das Sender-Gebäude wurde 1927 errichtet und hatte zu dieser Zeit den mit 30 kW den leistungsfähigsten Langwellensender Europas. Dieser wurde 1935 durch einen noch stärken Langwellensender mit 150 kW ersetzt. Im Museum sind beide Sender ausgestellt. Die beiden Sendemasten sind jeweils 120 m hoch. Die Antenne selbst wurde demontiert. Gegen Voranmeldung darf der nördliche Mast unter Aufsicht bestiegen werden. Von dort hat man einen atemberaubenden Ausblick.

In den meisten Ländern wurden zu der damaligen Zeit Mittelwellensender gebaut. Doch in den nördlichen Breitengraden ist im Sommer die Reichweite sehr schlecht, da die dämpfende D-Schicht der Ionosphäre in den hellen Sommernächten keinen Fernempfang erlaubt. Dies wird der Grund gewesen sein einen Langwellensender zu betreiben.


Der rechte der beiden Sendemasten, welche ein Wahrzeichen von Motala sind.


Der linke Sendemast, ebenfalls 120 m hoch. errichtet 1927.


Der Fuß des linken Sendemastes.


Ein Bein des linken Sendemastes.


Gegen Voranmeldung darf der linke Sendemast bestiegen werden.


Hier geht es also rauf.


Natürlich darf der Turm aus Sicherheitsgründen nur mit Kletterausrüstung bestiegen werden. Links im Bild bereitet sich eine Gruppe auf das Abenteuer vor. Rechts davon alte Übertragungswagen.


Zwei alte Übertragungswagen.


Ausgemusterte Riesenspule vor dem Eingang des Museums.


Schwedischer TV-Beitrag über Motalas Rundfunksender.


Modell des Langwellensenders Motala.


Ursprüngliche Einrichtung des Langwellensenders (großes Bild).


Senderhalle mit dem historischen Langwellensender, 150 kW Leistung. Er war von 1935  bis 1962 in Betrieb. Die Senderhalle ist praktisch unverändert erhalten geblieben.


Bedienpult.


Bedienpult, Schalter. Andere Perspektive bei Mauskontakt mit dem Bild.


Kontrollinstrumente für die Wasserkühlung des Senders (Infotafel Kühlsystem hier).


Bedienpult, Sendeanlage.


Antennenanpassung.


Spulen der Antennenanpassung.


Röhren im Modulator (großes Bild).


Ein „Drehkondensator“ im Modulator.


Eine der Senderöhren. Etwas andere Perspektive bei Mauskontakt mit dem Bild (großes Bild hier). Aus den oben und unten angebrachten Ringen strömt Druckluft zur Kühlung der Röhre.


Spulen des Senders. Ein Güte-Messung würde mich reizen.


Vorrichtung zum Auswechseln der Senderöhren.


Tektronix 524AD, ein Oszilloskop für Wartungsarbeiten und die Überwachung der Modulation (großes Bild hier).


Stromversorgung des Senders.


Einer der zahlreichen mechanischen Spannungswandler. Rechts der Elektromotor, links davon der Generator. Bei Mauskontakt mit dem Bild Nahaufnahme des Generators.


Quecksilber-Gleichrichter.


Offene Bauweise des Langwellen-Rundfunksenders mit 30 kW Leistung von 1927 in offener Bauweise im Eingangsbereich des Museums.


Bücherei mit alter radiotechnischer Literatur. darunter die Funkschau in Deutsch. Leseecke bei Mauskontakt mit dem Bild.


Rundfunkgeräteausstellung.


Alte Musiktruhe von 1951 mit Plattenspieler und Tonbandgerät. Bei Mauskontakt mit dem Bild andere Perspektive (großes Bild hier).


Musiktruhe mit Tonbandgerät, Marke Luxor, 40er-Jahre. Bei Mauskontakt mit dem Bild Ansicht von oben (Skala als großes Bild hier).


Alte Rundfunkgeräte der 30er- und 40er-Jahre der Marke Luxor, welche in Motala produziert wurden. Noch mehr Radios bei Mauskontakt mit dem Bild.


Alter Röhrenprüfer, wahrscheinlich 40er-Jahre, da die Novalsockel fehlen (großes Bild hier).


Speiseraum für die Mitarbeiter des Senders. Bei Mauskontakt mit dem Bild andere Perspektive.


Amateurfunkstation. SM5YSL steht gerne Rede und Antwort.


Alte Amateurfunkstation von SM5WE aus den 50er-Jahren. Nahaufnahme bei Mauskontakt mit dem Bild (hochauflösendes Bild der Amateurfunkgeräte) (Informationstafel hier, Übersetzung unten).

Die Amateurfunkstation von Eivin Ovebrink, SM5WE, 1918 – 1981 (vorangegangenes Bild): Eivin Ovebrink erhielt am 28. Juni 1938 sein Amateurfunk-Rufzeichen zugeteilt. Während des Zweiten Weltkrieges musste er wie alle anderen Funkamateure Schwedens seine Morsetaste und die Quarze der Steueroszillatoren bei der Polizei zur weiteren Verwahrung abgeben. Am 21. Januar 1947 bekam er wieder sein Rufzeichen zurück.

Als Anfang der 50er Jahre die ersten Fernseh-Versuchssendungen begannen, kamen die Funkamateure in große Schwierigkeiten, da sie den Fernsehempfang störten (TVI). Die Funkstation, welche im Museum ausgestellt ist, wurde zwischen 1957 und 1959 erbaut. Sie ist für Amplitudenmodulation (AM), Einseitenbandmodulation (SSB) und Telegrafie (CW) ausgelegt. Um Störungen des Fernsehempfangs (TVI) zu vermeiden, ist die Anlage in Metallgehäusen untergebracht und dadurch sehr gut abgeschirmt. Der Steuersender (VFO) und die Abstimmung für den Empfänger erfolgen mit Hilfe des frequenzvariablen Oszillators des Empfängers der Marke Geloso. Das Netzteil für den Sender liefert 3000 Volt. Es wurde teilweise mit Hilfe von Surplus-Beständen aus dem Zweiten Weltkriegs erbaut. Das Museum ist im Besitz der Logbücher von 1928 bis 1981.


Rundfunkmittelwellensender aus Göteborg von 1928 bis 1951, Leistung 10 kW. Innenansicht bei Mauskontakt mit dem Bild.


Mittelwellensender 1924 bis 1932.


Links hinten ein Kurzwellensender für den militärischen Einsatz.


Innenansicht des Kurzwellensenders.


Langwellensender Karlsborg 1922 bis 1926. Bei Mauskontakt mit dem Bild Frontplatte aus Marmor.


Drahtfunk auf Langwellenfrequenzen gab es noch in den 50er-Jahren in Schweden. Es wurden zwei Programme über die Telefonleitung auf Langwellenfrequenzen verbreitet. Als Empfänger dienten ganz normale Radios. 400.000 Haushalte wurde so versorgt. Vorwiegend wurden Gegenden mit schlechtem Rundfunkempfang versorgt. Der Drahtfunk wurde dann durch die Einführung des UKW-Rundfunks abgelöst.


Drahtfunksender (Infotafel Drahtfunknetz) (So funktioniert Drahtfunk (schwedisch)).


UKW-Rundfunksender der 50er-Jahre. Bei Mauskontakt mit dem Bild Innenansicht (Infotafel).


Splitter-Combiner eines UKW-Rundfunksenders.


Der erste schwedische Mittelwellensender 1922 – 1924 (Großansicht, Infotafel).

Der erste Mittelwellenrundfunksender Schwedens (Bild oben): Dieser auf private Initiative betriebene Mittelwellensender war von 1924 bis 1928 in Betrieb. Er wurde von dem legendären Mechaniker Gustav Holm aus Karlstad erbaut. Fast zwei Jahre lang war der Sender in Betrieb und sorgte für ein großes Interesse am Rundfunkempfang. Gustav Holm war selbst am Mikrofon und konnte viele Mitstreiter für seine Rundfunkbegeisterung gewinnen, was zur Gründung des Radioclubs Karlstad führte.


Zeitzeichenempfänger für die Zeitzeichen aus Nauen (Großansicht).


Mikrofonverstärker mit Kopfhörer, 20er-Jahre (hochauflösende Ansicht mit Schaltbild).


Oszilloskop, Philips, etwa 1940.


Detektorempfänger der Anfangsjahre des Radios, wahrscheinlich 20er-Jahre. Mit der Schraube oberhalb des Glaszylinders musste eine Metallspitze mit dem richtigen Druck auf einen Kristall gedrückt werden, damit die Sender demoduliert werden. Mit dem Drehknopf darunter wurde die Frequenz auf den Sender eingestellt. Selbstverständlich ging nur Kopfhörerbetrieb und damit man überhaupt etwas hört waren eine gute Erdung und lange Antennendrähte notwendig.


Einer der ersten schwedischen PC der Marke Luxor, wahrscheinlich 80er-Jahre.