23. Februar 2021 (überarbeitet am 14.11.23)
Auf einem Flohmarkt in Norrköping entdeckte ich gestern ein altes Batterieladegerät (Modernum M104) für Autobatterien, das vielleicht aus den 1970er- oder 1980er Jahren stammte. Für 100 Schwedische Kronen – umgerechnet 10 Euro – durfte ich es mitnehmen.
Zum Glück waren 2021 in Schweden alle Geschäfte geöffnet. In den großräumigen Geschäften verteilen sich die wenigen Kunden und nur wenige tragen eine Maske. Bei einem Lockdown hätte ich den Apparat in einem überdachten Flohmarkt, den man in Deutschland eher als Second-Hand-Laden bezeichnen würde, auch nicht erwerben können.
Nach dem Kauf sind wir dann in einer Gaststätte für einen Imbiss eingekehrt. Dort waren wir die einzigen Gäste. Für den Mittagstisch waren wir zu spät dran. Es gab noch Kaffee und belegte Brötchen. Eine Ansteckungsgefahr war so gut wie ausgeschlossen. Trotzdem war es ein Erlebnis, da wir seit Monaten nicht mehr in der Nachbarstadt Norrköping waren. Sie hat über 100.000 Einwohner und für uns ist sie eine Großstadt, wo was los ist. Mal sehen, wie wir uns in einer Woche fühlen.
Da wir wegen Corona nur noch selten unsere Auto benutzen, machen durch die langen Standzeiten auch die Batterien schlapp. Der Zweitwagen ist übrigens seit über einem halben Jahr abgemeldet, um Steuern und die Versicherung zu sparen. Der Wagen steht in der Garage. Wir brauchen ihn nicht. Deshalb war ich auch an dem alten Batterieladegerät interessiert.
Beim Laden von Autobatterien ist unbedingt darauf zu achten, dass weder ein Vertauschen der Pole geschieht noch ein Kurzschluss entsteht, der durch die extrem hohen Batterieströme, die dabei auftreten, verheerende Schäden verursachen kann!
Und nun die technische Seite des alten Batterieladers: Meistens stammen solche Geräte aus Haushaltsauflösungen. Äußerlich war das Gerät verdreckt. Das Gehäuse und die Kabel wurden mit Bremsenreiniger und Glasreiniger gereinigt. Der Lack des Gehäuses wurde mit Autolackreiniger (rubbing) aufpoliert. Die leicht angerosteten Krokodilklemmen polierte ich mit der rotierenden Stahlbürste. Ebenso behandelte ich die vier seitlichen Befestigungsschrauben des Blechdeckels. Kleine Details machen den Unterschied und bieten einen willkommenen Zeitvertreib während eines schwedischen Corona-Winters. Abgesehen von den Gebrauchsspuren und ein paar Kratzern sah das Gerät danach wieder fast wie neu aus.
Der innere Aufbau ist für heutige Ansprüche vergleichsweise primitiv. Nach dem Abschrauben des Deckels waren im Wesentlichen ein dicker Trafo, zwei Gleichrichter, ein Amperemeter und zwei automatische Sicherungen zu erkennen. Ein Netzschalter und ein Schutzleiter für das lackierte Stahlblechgehäuse fehlten und waren auch nie vorgesehen. Auf der Primärseite des Trafos konnte ich auch keine Sicherung entdecken.
Ein Siebelko fehlte, weshalb die Ausgangsspannung zwischen 15 Volt und 5 Volt im Rhythmus der Netzfrequenz schwankte. Ich baute deshalb einen 4700 µF großen Elko ein, obwohl dies für das Aufladen von Autobatterien nicht notwendig ist. Nach der Glättung der Ausgangsspannung konnte ich die Ausgangsspannung mit dem Multimeter messen.
Ohne Last lieferte der Akkulader über 19 Volt, was mir zu viel war, obwohl die moderne Autoelektronik gegen Überspannung, Unterspannung und negativen und positiven Spannungsspitzen sehr gut geschützt ist (siehe https://mk4-wiki.denkdose.de/artikel/kfz-bordnetz/start ). Zum Beispiel steigt die Bordspannung kurzzeitig auf über 35 Volt an, wenn man bei laufendem Motor die Batterie abklemmen würde (Load Dump), weshalb man dies nicht machen sollte. Aber die Bordelektronik muss dies und vieles mehr aushalten können.
Außerdem störte es mich, dass mit diesem Batterieladegerät eine volle Autobatterie mit über 16 Volt geladen wurde, was zur hörbaren Gasbildung führte und nicht zulässig ist:
Deshalb entschloss ich mich die Spannung des Batterieladers etwas zu reduzieren. In Serie zu den Batteriekabeln schaltete ich zwei entsprechend große Gleichrichterdioden, wodurch die Spannung um etwa 1,4 Volt reduzierte wurde. Außerdem konnte ich jetzt bedenkenlos die Batterie im ausgeschalteten Zustand des Ladegeräts anklemmen, da kein Strom von der Batterie in das Ladegerät fließen kann. Ein Stromausfall während des Ladens stellt dadurch ebenfalls kein Problem dar.
Um die Leerlaufspannung weiter zu reduzieren, schloss ich intern eine 12-Volt-Glühbirne an. Diese Soffittenlampe (5 Watt) dient normalerweise für die Beleuchtung von Nummernschildern. Jetzt beleuchtet die Birne das Amperemeter von innen. Durch den zusätzlichen Strom reduzierte sich die Leerlaufspannung auf etwa 16 Volt. All diese Maßnahmen zusammen sorgen dafür, dass bei der Erhaltungsladung die Spannung bei maximal 14,5 Volt liegt, was zulässig und wünschenswert ist. Mehr steht unter https://de.wikipedia.org/wiki/Starterbatterie.
Für das Laden der Autobatterien muss man mit diesem antiquierten Gerät übrigens Geduld mitbringen. Mehr als 4 Ampere scheint der Apparat nicht zu liefern. Dafür ist er kurzschlussfest, was ich versehentlich getestet hatte.
Dank der nachträglich eingebauten Schutzdioden lässt sich der Batterielader über eine Zeitschaltuhr betreiben, um für eine Erhaltungsladung den Batterielader nur einige Stunden am Tag zu betreiben:
Alte Autobatterien werden in manchen Ländern vollständig restauriert. Die Platten werden entnommen, demontiert, zermahlen und chemisch behandelt. Das Blei wird ebenfalls wiedergewonnen und neu vergossen. Anschließend erfolgt der Einbau in die alten Batteriegehäuse. Dann werden die Platten verlötet, Batteriesäure kommt hinzu und die Batterie kommt an den Batterielader. Das Laden erfolgt bei etwa 30 Ampere. Die Vorschriften zum Arbeitsschutz können in anderen Ländern abweichen oder fehlen wie hier offenbar gänzlich.