23. September 2022 (aktualisiert am 5.10.2022 um 17:00)
Da wir bei bevorstehenden Stromausfällen uns nicht auf Dauer mit Taschenlampen und Kerzenschein begnügen wollen, kommt eine provisorische Notstromversorgung zum Einsatz, die im Falle eines Falles schnell einsatzbereit ist. Wichtig war mir eine möglichst kostengünstige Lösung.
Es gibt auf dem Markt übrigens fertige Lösungen wie z.B. den EcoFlow, den es in verschiedenen Größen gibt. In einem kompakten Gehäuse sind die Lithium-Batterie, der Sinus-Wechselrichter und das Ladegerät integriert. Das ist sehr praktisch. Tragbar ist der Apparat auch. Allerdings sind diese Produkte wesentlich teurer als meine Notstromversorgung auf der Basis von Bleibatterien.
Die Gemeinde Feldbach in Österreich scheint laut ihrem Video auf einen möglichen Black Out perfekt vorbereitet zu sein und hat sogar eigens eine Informationsbroschüre an ihre Bürger verteilt.
Vorüberlegungen: Die meisten Stromausfälle werden hoffentlich nicht länger als ein paar Stunden dauern, wenn es sich um gezielte Stromabschaltungen auf Grund von Strommangellagen handelt. Man spricht bei einer absichtlich eingeleiteten Stromabschaltung von einem Brown Out. Kerzenlicht ist sicherlich anfangs romantisch. Leider ist es zu dunkel und mit der Zeit leidet die Luftqualität. Taschenlampen können nur zur Orientierung dienen. Gesucht ist eine Notstromversorgung für eine Notbeleuchtung, die das Lesen von Büchern erlaubt und zum Beispiel die Essenszubereitung (ohne elektrisches Kochen, Backen und Braten) ermöglicht.
Mit einer 80 Ah großen Bleibatterie, die speziell für Solaranlagen geeignet ist, kommt man leider nicht weit, da sich aus ihr nur ein halbes kW entnehmen lässt. Das reicht aber immerhin für etwa 15 Stunden Notbeleuchtung, zum Laden der Akkus für die Taschenlampen und Transistorradios und eventuell für einen Filmabend. Unser kleiner Flachbildfernseher benötigt etwa 70 Watt. Die Spielfilme kommen von der angeschlossenen USB-Festplatte.
Es ist davon auszugehen, dass das Internet bei einem Stromausfall ebenfalls ausgefallen ist und die Rundfunk- und TV-Sender nach ein paar Stunden ebenfalls nicht mehr senden, wenn ein größeres Gebiet über einen längeren Zeitraum betroffen ist. Ebenfalls wichtig ist es seine Smartphones aufladen zu können, da meistens der Mobilfunk und der mobile Datenfunk noch einige Stunden zur Verfügung steht. Wer seinen Lesestoff auf dem Smartphone gespeichert hat, ist von Vorteil, da eine Leselampe nicht notwendig ist.
Black Out: Was bei einem Black Out zu erwarten ist, erklärt der österreichische Black-Out-Spezialist Herbert Saurugg auf https://youtu.be/okAHWwpwfXw in seinem Fachvortrag. Der fehlende Strom ist für die Privathaushalte dann ein eher untergeordnetes Problem, bis der Strom nach etwa einer Woche wieder kommt. Es gibt größere Probleme, die einem die romantischen Abende bei Kerzenlicht versauen. Über mehrere Tage funktioniert nicht mehr die Wasserversorgung und die Heizung fällt aus. Die Klospülung geht auch nicht mehr. Lebensmittel können nicht gekauft werden. Tankstellen funktionieren nicht. Apotheken können nicht liefern. Krankenhäuser sind nur im Notbetrieb. Das Internet und der Mobilfunk fallen aus. Polizei und Feuerwehr sind nicht mehr erreichbar. Notrufe können nicht mehr abgesetzt werden. Eigentlich funktioniert dann nichts mehr und man ist über mehrere Wochen auf sich alleine gestellt, bis Lieferketten und Geschäfte wieder halbwegs funktionieren. Wer sich nicht rechtzeitig Vorräte angeschafft hat und sich nicht vor Hunger, Durst und Kälte schützen kann, gelangt in eine lebensbedrohliche Lage.
Die Notstromversorgung: Im Keller steht ein 12 Volt-Bleiakkumulator mit 80 Ah Kapazität. Daran angeschlossen ist ein Wechselrichter für 230 Volt, der einen echten Sinus liefert, und ein Netzladegerät für Bleiakkumulatoren. Das Netzladegerät besteht aus einem kommerziellen Schaltnetzteil, das sich auf 14,4 Volt einstellen ließ und um eine Schutzschaltung ergänzt wurde. Es ist unter
https://elektronikbasteln.pl7.de/batterieladegeraet-145-volt-25-a-mit-schutzschaltung
beschrieben.
Die Einrichtung ist einsatzfähig aufgebaut. Das Ladegerät hängt an einer Zeitschaltuhr, damit das Ladegerät für eine Erhaltungsladung die Batterie 10 Minuten pro Tag lädt. Im Falle eines Stromausfalls muss alles vorbereitet sein. Ich gehe dann mit der Taschenlampe in den Keller, lege den vorderen Wippschalter am Wechselrichter um und die angeschlossene Schreibtischlampe liefert sofort ein Arbeitslicht. Die Zeitschaltuhr wird deaktiviert, damit die Batterie sofort geladen wird, wenn der Strom wieder da ist. Dann stecke ich den Stecker der Kabeltrommel in die Netzsteckdose des Wechselrichters. Das Kabel ist an der Werkbank zugentlastet. Ich mache das Licht aus und gehe mit der sich abspulenden Kabeltrommel nach oben in die Wohnung.
Jetzt haben wir Strom in der Wohnung. Mit Verlängerungskabeln können wir an günstigen Stellen LED-Lichtquellen anschließen. Alte Nachttischlampen, die mit LED-Lampen bestückt sind, haben sich als hell und sparsam erwiesen. Mit 30 Watt sind das Wohnzimmer, die Küche, der Eingangsbereich und die Essecke ausgeleuchtet. Das Licht streut auch noch in andere Zimmer, die dadurch nicht stockdunkel sind.
Eine Bleibatterie darf nur zur Hälfte entladen werden. Eine Batterie mit 12 Volt und 80 Ah stellt tatsächlich 40 A x 12 Volt = etwa 500 Wh zur Verfügung. Bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 30 Watt hält die Batterie etwa 16 Stunden durch. Das reicht für zwei bis drei Abende. Zu berücksichtigen ist noch, dass der hier verwendete Wechselrichter einen Wirkungsgrad von 88% hat und ohne Last 10 Watt verbraucht. Für den Notfall darf die Bleibatterie auch tiefer entladen werden. Dann sinken die maximal möglichen Ladezyklen.
Da der Batterielader permanent an der Batterie angeschlossen ist, lädt er sofort die Batterie nach, sobald der Strom wieder da ist. Oft kommt es an einem Tag zu mehrfachen Stromabschaltungen, bis sich das Netz wieder stabilisiert hat. In diesem Fall ist eine unterbrechungsfreie Stromversorgung besonders angenehm.
Bei längeren Stromausfällen von mehreren Tagen kann die Batterie zur Not mit einem Starterkabel und einem Auto im Standgas nachgeladen werden. Das ist aber nicht sehr effektiv, da in die zu ladende Batterie maximal 8 Ampere hineinfließen. Im Leerlauf benötigt ein Auto etwa ein Liter Treibstoff pro Stunde. Im skandinavischen Winter ist es für eine Solaranlage leider selbst um die Mittagszeit zu dunkel. Im Sommer ist es genau umgekehrt. Eine Solaranlage liefert Strom im Überfluss und die Abende sind hell.
Leider gibt es einen Nachteil mit der unterbrechungsfreien Stromversorgung. Ist die Batterie erschöpft, schaltet sich der Wechselrichter automatisch ab. Kommt dann wieder Strom, lädt das Netzteil automatisch nach. Leider schaltet sich der Wechselrichter dann nicht automatisch wieder ein. Man muss den Wechselrichter von Hand ausschalten und dann wieder einschalten.
Ist die Batterie schwach, kann der Anlaufstrom nicht ausreichen, um zum Beispiel Kühlgeräte zu betreiben. Diese unangenehme Erfahrung musste ich machen, als ich unseren alten Kühlschrank ebenfalls an die Notstromversorgung hängte. Als er sich einschaltete, war alles dunkel. Es ist jedoch nicht nötig den Kühlschrank gleich mit Notstrom zu versorgen, da der Stromausfall nach einigen Stunden meisten vorüber ist. Bei einem Black Out im Winter kommt der Inhalt des Kühlschranks vor Tieren gut geschützt ins Freie.
Hat man bei einer zu schwachen Batterie nicht genügend Strom für das Einschalten von induktiven Lasten, können parallel zur Batterie geschaltete Superkondensatoren (Supercaps) das Problem lösen. Sie können sogar experimentell als Ersatz für Starterbatterien dienen und ein Auto anlassen. Im Vergleich zu normalen Batterien haben Superkondensatoren eine geringe Energiedichte bei einer hohen Leistungsdichte. Das heißt, dass die gespeicherte Energie gering ist. Sie kann aber sehr schnell abgegeben werden, was hohe Entlade- und Ladeströme erlaubt.
6 Superkondensatoren 350 Farad / 2,5 Volt in Reihe als Ersatz für eine Autobatterie. Nachteil: Nach ein paar Tagen ist dieser Energiespeicher entladen. Er taugt als Ersatz für eine Starterbatterie nicht. Aber das Auto springt an und die Entladeströme sind sehr hoch.
Die 1500 Watt eines Wechselrichters reichen tatsächlich aus, um eine Kaffeemaschine zu betreiben. Dabei werden die dicken Batteriekabel spürbar warm und die Batterie ist schnell entladen. Strom aus Batterien ist aber viel zu kostbar als Wärmequelle. Eine 20 kg schwere Bleibatterie liefert gerade mal 0,5 bis 1 kWh. Nicht viel besser sieht es bei Akkus auf Lithiumbasis aus. Ein kg Benzin oder Diesel liefern etwa 10 kWh und ein Liter Brennspiritus besitzen 6 bis 7 kWh Energie. Das ist eine andere Größenordnung. Zum Kochen und Heizen sind Batterien als Energiespeicher im reinen Notstrombetrieb ungeeignet.
Die 1500 Watt des Wechselrichters werden benötigt, um die hohen Anlaufströme eines Kühlgeräts oder anderer induktiver Lasten zur Verfügung zu stellen. Elektrowerkzeuge konnte ich ebenfalls mit Wechselrichtern betreiben. Man weiß nie, welche Aufgaben während eines Stromausfalls zu meistern sind.
Den Notstrom in die Hausinstallation einspeisen. Ist das eine sinnvolle Alternative? Das habe ich mal ausprobiert:
Experimentelle Notstromeinspeisung in die Hausinstallation – 26. September 2022: Zu experimentellen Zwecken habe ich einen einphasigen Wechselrichter mit einer maximalen Leistung von 1500 Watt in meine dreiphasige Hausinstallation eines schwedischen Einfamilienhauses eingespeist, um zu erfahren, ob sich der Aufwand für eine korrekte Installation überhaupt lohnen kann. Bitte keinesfalls nachmachen, da es gefährlich ist, wenn man einen Fehler macht und sich nicht auskennt. – weiter – |
Es ist aber gefährlich und sollte nur von jenen ausgeführt werden, die genau wissen, was sie tun. Ansonsten fliegen einem die Sicherungen und noch mehr um die Ohren. Brandgefahr besteht auch noch. Ich rate davon dringend ab, da es lebensgefährlich sein kann. Vorher ist die Hausinstallation selbstverständlich vom Netz zu trennen.
Viele Verbraucher sind vorher abzuschalten, um den Strom nicht unnötig zu vergeuden. Am Anfang, wenn die Batterie noch voll ist, merkt man dem Notstrombetrieb nichts an, wenn man nicht gerade den Herd, die Kochplatten und den Wasserkocher einschaltet. Ich schaltete sogar das alte Röhrenradio an und hörte ganz normal UKW. Der Gefrierschrank und der Kühlschrank liefen ganz normal. Immerhin konnte ich auch den Geschirrspüler im kurzen Spülgang betreiben. Nach zwei Stunden war dann der „Spaß“ vorbei. Plötzlich wurde es stockdunkel, weil sich der Wechselrichter wegen Überlastung abschaltete. Die Batterie war schon schwach geworden und der hohe Einschaltstrom des alten Kühlschranks setzte dem Experiment ein jähes Ende.
Was wäre die ideale Batterielösung für einen richtigen Ersatzstrom ohne Komforteinbußen? Ein Gedankenspiel: Eine solche Energiequelle ist technisch machbar und man müsste sie auch nicht nachladen. Es gibt Radionukleidbatterien, die eine sehr lange Haltbarkeit haben. Wenn sie nur die thermische Energie der radioaktiven Zerfallsprozesse mit Peltier-Elementen in elektrische Energie umwandeln, spricht man von einem RTG. Allerdings können sie Privatpersonen aus guten Gründen nicht kaufen. Wer solche radioaktiven Gegenstände in den Verkehr bringt, macht sich selbstverständlich strafbar. In Russland wurden sie aus alten Leuchttürmen ausgeschlachtet ( siehe Artikel hier ). Sie sollen auf dem Schwarzmarkt angeboten worden sein. Aber diese Zeiten sind vorbei.
Die Leistung der RTGs beträgt nur wenige Hundert Watt. Dafür halten sie über Jahrzehnte und sie sind wartungsfrei. Ihr Betrieb ist vollkommen geräuschlos. Man müsste die abgegebene Leistung für den Hausgebrauch noch in Akkumulatoren zwischenspeichern, um den Spitzenbedarf zu decken. Theoretisch ginge es, wenn Geld keine Rolle spielen würde und Privatpersonen Zugriff auf die radioaktiven Materialien hätten. Der Gesetzgeber schiebt dem natürlich ein Riegel vor, damit niemand mit dem hochradioaktiven Material Unfug anstellen kann. Die Dinger sind lebensgefährlich und keine Bastelobjekte. Mit der Strahlenbelastung darf man es jedenfalls nicht so streng nehmen, wenn man sich ein RTG fürs Eigenheim zulegen könnte.
Nachtrag vom 3.10.2022: Die Notstromversorgung hat eine weitere Batterie erhalten. Die angespannte Lage auf dem europäischen Energiemarkt hat mich dazu bewogen. Damit stehen jetzt insgesamt bis zu 2 kWh zur Verfügung. Im Notbetrieb dürfen auf die Batterien auf Kosten ihrer Lebensdauer fast entladen werden. Ich gehe davon aus, dass Stromabschaltungen hoffentlich nicht zur täglichen Routine gehören werden.
Im Falle eines Stromausfalls dauert die Umstellung auf Notstrom zwei bis drei Minuten. Die dazu notwendigen Verlängerungskabel und Ersatzleuchten sind griffbereit untergebracht. Den Vorgang habe ich bereits mehrfach geübt. Jetzt bin ich endlich für die kommenden Stromausfälle gerüstet.
Laut einem Artikel des Svenska Dagbladet vom 4.10.2022 ist in Südschweden die Wahrscheinlichkeit für Stromsperren gestiegen. Man geht nun von 139 Stunden statt 49 Stunden Stromsperren für den kommenden Winter aus. Von Stromsperren sind hauptsächlich Gebiete mit Einfamilienhäusern in den Randgebieten der Städte betroffen, die keine systemrelevanten Einrichtungen (z. B. Krankenhäuser, Polizei, Feuerwehr, Polikliniken u.s.w.) besitzen. Demnach wäre an meinem Wohnort die Wahrscheinlichkeit für Brown Outs hoch.