Diese einfach nachzubauende Rahmenantenne für den Mittelwellen-Rundfunkempfang kommt mit einer Pappschachtel, etwas Klebeband und Drahtresten aus Netzwerkkabeln aus. Damit gelingt der Fernempfang auf Mittelwelle. Wie immer habe ich auf eine möglichst einfache Umsetzung geachtet. Es geht hier nicht um ein Vorzeigeobjekt, sondern um einen guten Empfang auf Mittelwelle, der mit möglichst geringem Aufwand erreicht werden soll.
Bei meinen bisherigen Versuchen verwendete ich eine aktive Rahmenantenne, an der ein Sourcefolger zur Impededanzanpassung angeschlossen wurde, damit die Rahmenantenne, die eigentlich ein Schwingkreis ist, nicht bedämpft wird. Es geht auch ohne Sourcefolger, wenn das Antennensignal nach der ersten oder zweiten Windung abgegriffen wird. Dies habe in diesem Fall vorgenommen.
Konstruktion: Die Konstruktion ist wieder bewusst einfach gehalten. Als Trägermaterial diente eine flache Pappschachtel, auf die seitlich etwa 9 Windungen aus Draht gewickelt wurde. Den Draht habe ich aus Patchkabeln der Netzwerktechnik gewonnen, weil es billig ist und noch jede Menge vorhanden war. Dabei habe ich darauf geachtet, dass das Material aus Vollkupfer besteht und nicht etwa aus kupferkaschiertem Material (CCA). Ich habe außerdem darauf verzichtet die verdrillten Adernpaare zu „entdrillen“ und sie deshalb einfach parallel geschaltet. Die genaue Windungszahl ist auszuprobieren. Die Wahl der Anzapfung ist nicht besonders kritisch.
Die Rahmenantenne aus einer Pappschachtel.
Skizze einer passiven Rahmenantenne mit einer Anzapfung nach etwa ein Windung. Die Anzapfung wird dem Antenneneingang des Radios zugeführt. Etwa 9 Windungen hat meine Rahmenantenne. Der genaue Wert ist auszuprobieren. Die Rahmenantenne wird nicht nicht geerdet. Sie wird also zum Beispiel nicht mit der Zentralheizung als Erde verbunden.
Empfangssituation im Keller. Der Empfang ausländischer Sender funktioniert in den Abendstunden sehr gut.
Obwohl die Konstruktion nicht das Optimum des technisch Möglichen darstellt, welches sich durch Verwendung von HF-Litze, die zudem ähnlich wie ein Spinnennetz verlegt ist, erreichen würde, ist ein beim Abstimmen mit dem Drehkondensator ein ausgeprägtes Maximum festzustellen. Bei der aktiven Rahmenantenne war dieses Maximum noch ausgeprägter. Die Rahmenantenne kann auch liegend untergebracht werden, wobei sie dann keine Richtwirkung zeigt. Der Drehkondensator kann durch einen Kondensator entsprechender Größe ersetzt werden. Dann kann nur ein Bereich von etwa 50 kHz optimal empfangen werden. Aber dafür könnte die Rahmenantenne hinter einer Schrankwand verschwinden.
Als Leitung zum Empfänger habe ich einfach einen Meter des verdrillten Adernpaares verwendet und jeweils einen Bananenstecker für die Antenne und für die Erde angeschraubt. Durch das Verdrillen entsteht eine Abschirmung.
Empfangspraxis: Meine Antenne lässt sich nur auf den oberen Zweidritteln des Mittelwellenrundfunkbandes abstimmen. Das untere Drittel ließe sich durch Zuschaltung des zweiten Plattenpaketes erreichen. Eine Erweiterung auf Langwelle wäre auch noch möglich, doch dazu müssen viele Windungen aufgelegt werden. Es ist empfehlenswert den Empfänger über ein Entstörfilter zu betreiben, der die Störungen auf den Leitungen des Lichtnetzes abhält.
Mein Radio und diese Rahmenantenne stehen im Keller. Es lassen in den Abendstunden sehr viele Sender einwandfrei empfangen. Darunter der Deutschlandfunk auf 1422 km und France Bleu aus Straßburg. Beide Sender sind über 1000 km entfernt. Der Empfang vieler britischer Sender geht auch sehr gut. Auf jeden Fall ist der Empfang wesentlich besser als mit der eingebauten Ferritantenne des Empfängers.
Meine passive Rahmenantenne liefert weniger Pegel als die aktive Konstruktion. Es kommt aber nicht auf den absoluten Pegel an, sondern auf das Signal-Rausch-Verhältnis, das bei der passiven Konstruktion mindestens genau so gut ist wie bei der aktiven Variante. Auf jedem Fall ist das Signal-Rausch-Verhältnis besser als bei einer aus einem Stück Draht bestehenden Innenantenne.
Als Draht dienen verdrillte Adernpaare aus Kupfer eines Patchkabels der Netzwerktechnik.
Der Drehkondensator wurde mit Klebeband befestigt. Der Drehkondensator stammt aus einem alten AM-Radio. Hat der Drehko ein Untersetzungsgetriebe, ist das von Vorteil. Notwendig ist es aber nicht.
Stehend entfaltet sich eine gewisse Richtwirkung, mit der Störer ausgeblendet werden können.
Vergleich der Rahmenantenne mit Drahtantennen: Gegen 15:00 Ortszeit am 12.10.14 konnte ich mit einem 30 m langen Draht, der ins Freie führte, den Deutschlandfunk auf 1422 und 1269 kHz stark verrauscht empfangen. Zum Vergleich war mit der Rahmenantenne im Keller noch nichts zu hören. Ich lebe in einer Gegend mit relativ wenig Störungen. Im städtischen Bereich können die Ergebnisse auf Grund der hohen Störpegel wieder anders aussehen. Bei mir ist diese Rahmenantenne auf Mittelwelle besser als ein 5 m langer Draht, welcher im Zimmer an der Wand entlang verlegt ist, wobei das Radio mit der Zentralheizung geerdet ist.
Kurioses: Probeweise habe ich die Rahmenantenne liegend in nur 10 cm Abstand zum Empfänger untergebracht. Dabei konnte ich beim Abstimmen mit dem Drehko auf dem oberen Drittel des Mittelwellenrundfunkbandes kein Maximum einstellen. Im Gegenteil stellte sich an einem bestimmten Punkt ein Empfangsminimum ein. Aus dem Minimum wurde übrigens wieder ein Maximum, wenn die beiden Anschlüsse für Erde und Antenne vertauscht wurden. In 30 cm Entfernung verschwand dieser Effekt und es konnte wieder wie gewohnt ein Maximum eingestellt werden. Offenbar gab es eine Gegenkopplung zwischen der Antenne und dem Empfänger, der ja eine Ferritantenne besitzt. Anders kann ich es mir nicht erklären.
Die Rahmenantenne an einem Einkreiser: Siehe nachfolgendes Video, das in den Nachtstunden im Keller gedreht wurde:
Fazit: Die Konstruktion einer Rahmenantenne ist einfach zu realisieren, wenn Zweckmäßigkeit vor Schönheit das Ziel ist, ohne dabei das Letzte aus einer Rahmenantenne herausholen zu wollen. Das Nutzen-Aufwand-Verhältnis ist dann ausgezeichnet. Viel Spaß beim Nachbauen der Antenne und beim Empfang der noch verbleibenden Mittelwellen-Rundfunksender.