Elektrolytisches Entrosten von Eisen und Stahl mit Soda

28. März 2021, überarbeitet am 13.11.2023

Nach langer Pause habe ich wieder mal ein altes Werkzeug im Elektrolysebad mit Soda (Natriumcarbonat, Waschsoda) entrostet. Mein Entrostungs-Kit benötigt rostfreie Stahlwolle, Soda, Wasser, Kabel mit Klemmen, eine KFZ-Glühbirne,  ein 12-Volt-Netzteil 2 Ampere, eine rotierende Stahlbürste und eine Kunststoffschale. Der Pluspol kommt an die Stahlwolle und der Minuspol an den zu entrostenden Stahl. Ein paar Stunden Elektrolyse und 5 Minuten mit der Stahlbürste reinigen und schon ist das Werkstück blank und sauber. Die wässrige Sodalösung lässt sich wiederverwenden und kommt in einen Kanister.

Meine ersten Erfahrungen sind unter https://elektronikbasteln.pl7.de/entrosten beschrieben.

Das Prinzip ist einfach. In eine Schale kommt Wasser mit ein paar Esslöffel Soda (Waschsoda, Natriumcarbonat). Als Pluspol dient rostfreie Stahlwolle. Sie dient als Opferanode. An den Minuspol kommt das rostige Eisen. Bei etwa 12 Volt fließen 1 bis 3 Ampere. Nach einigen Stunden lässt der Rost leicht mit der Stahlwolle oder mit der Stahlbürste entfernen. Am besten geht es mit einer rotierenden Stahlbürste. Eine 12-Volt-Glühbirne (Blinker oder Bremslicht) im Stromkreis verhindert Kurzschlüsse und begrenzt den Strom auf etwa 1 Ampere. Die Strombegrenzung schont zudem das Netzteil.

Rostfreie Stahlwolle als Pluspol an beiden Seiten verteilt die Ströme durch das Elektrolyt gleichmäßig. Das Rostige Teil kommt an den Minuspol. Es bilden sich Gasbläschen und mit der Zeit erwärmt sich die Flüssigkeit durch den Stromfluss.
Das Sodalösung lässt sich wiederverwenden und hält viele Jahre. Durch das Entrosten verfärbt sie sich braun.
Eine alte KFZ-Glühbirne (Bremslicht oder Blinker) begrenzt zur Sicherheit den maximalen Strom und verhindert einen Kurzschluss des Netzteils.
Die alte Kneifzange war vorher schwarz und rostig. Nach dem elektrolytischen Entrosten ließ sich der Rost leicht mit einer rotierenden Stahlbürste entfernen. Das blanke Metall und die Rostnarben kommen zum Vorschein.

Entrosten eines Schraubstocks:

Der zerlegte Schraubstock kommt in eine Plastikwanne. Plus an ein Stück Eisen oder besser noch rostfreie Stahlwolle. Der Minuspol kommt an den Schraubstock. Etwas Soda darüber und damit mit warmen Leitungswasser auffüllen.
Strom einschalten und es fängt an zu gasen. Der Rost löst sich. Das Elektrolyt wird braun.
Das Netzgerät. Besser ist es zur Sicherheit mit der Glühlampe als Vorwiderstand zu arbeiten. Kurzschlüsse stellen dann keine Gefahr dar.

Das Endergebnis ist fast rostfrei und erscheint im neuen Glanz. Nach dem Ölen lief der Schraubstock wieder leichtgängig. Leider weiß ich nicht wie alt das gut Stück ist. Es kann bereits über 100 Jahre im Einsatz gewesen sein. Nachfolgend ein paar Bilder vom entrosteten Schraubstock. Interessante Details kommen zum Vorschein, die mir vorher nie aufgefallen waren:

Natriumkarbonat: Es ist einer der wichtigsten Ausgangsstoffe der chemischen Industrie mit einer Jahresproduktion von weltweit um die 40 Millionen Tonnen. Mehr dazu auf https://de.wikipedia.org/wiki/Natriumcarbonat. Als Lebensmittelzusatzstoff trägt es die Bezeichnung E500i. Maler verwenden es jedenfalls in Schweden zur intensiven Reinigung und Entfettung von Oberflächen. Im Gegensatz zu Natronlauge greift es Glas nicht an. Es ist ein hervorragendes Reinigungsmittel zur Reinigung verkrusteter Pfannen und Töpfe in der Küche, indem es eine Verseifung von Fetten bewirkt. Zur Not kommt es bei uns auch in der Spülmaschine zum Einsatz, da es nicht schäumt.

Theoretisch könnte man auch Kochsalz verwenden, damit das Wasser elektrisch leitend wird. Allerdings entstehen dann giftige Chlordämpfe, weshalb von Kochsalz oder Streusalz dringend abzuraten ist.

Entsorgung der Elektrolyseflüssigkeit: Sie lässt mehrfach verwenden. Allerdings kann die Elektrolyseflüssigkeit giftige Substanzen enthalten durch die Legierungsanteile der  Stähle, weshalb die Elektrolyseflüssigkeit entsprechend zu entsorgen ist. Zur Sicherheit sollte die benutzte Elektrolyseflüssigkeit nicht mit der Haut in Berührung kommen.