Telefon Signo 2 der Telekom

26.11.2019

Das Telefon Signo 2 wurde ab 1993 produziert und von der Telekom zum Kauf angeboten. Ich habe ein Signo 2 erhalten und für die Reinigung vollständig zerlegt. Das Telefon lässt sich von IWF (Impulswahlverfahren) auf MFW (Mehrfrequenzwahlverfahren) dauerhaft umstellen und besitzt Sonderfunktionen wie Stummschaltung, Mithören über den Lautsprecher, Wahlwiederholung und einen Nummernspeicher. Die Leiterplatte ist teilweise mit SMD bestückt. Der damalige Preis lag bei über 100, – DM. Für die gleiche Kaufkraft gibt es heute ein Smartphone, das wesentlich mehr Funktionen bietet.

Signo ist die Bezeichnung für zwei analoge Tastentelefon-Modelle der Deutschen Telekom aus den 1990er Jahren.

 


Telefon Signo 2 in lila. Das Signo erhielt für sein Design einen Preis.

Geschichte:
Bis zu Beginn der 1990er Jahre konnten Telefone nur direkt von der Deutschen Bundespost bezogen werden und mussten gemietet werden. Als das sogenannte Postmonopol endete, übernahm die neu gegründete Deutsche Telekom die Verwaltung der Festnetzanschlüsse. Privatanwender konnten nun Telefone aller Hersteller kaufen, statt Geräte der Post mieten zu müssen. Auch die Telekom bot ein eigenes Telefon an, das Signo. Es wurde zwischen 1991 und 1996 hergestellt und für 114 DM verkauft. Das erweiterte Signo 2 ergänzte das Angebot ab 1993 und löste das Signo ab 1996 schließlich ab.
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Die Geräte: Hersteller der Telefone war Siemens, die dafür auf der Cebit 1991 den iF product design Award erhielten. Das Signo war in den Farben violett, ozeanblau, dunkelbraun, anthrazit und altweiß erhältlich. Andere Farben waren limitierte Sonderanfertigungen und nicht von der Telekom.
Auf der Oberseite des Gerätes sind das Nummernfeld sowie die Tasten für die Zusatzfunktionen (Mikrofon-Stummschaltung, Setup-Taste, Wahlwiederholung und Erd- bzw. Flashtaste). Die Setup-Taste wird benötigt, um Einstellungen am Telefon vorzunehmen. Unter dem Hörer befindet sich ein abnehmbarer Plastikdeckel, unter dem ein Zettel liegt, auf dem die Nummern für Feuerwehr, Notruf und die eigene Rufnummer eingetragen werden können.
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Das Signo 2 verfügt zusätzlich u. a. über eine weitere Tastenreihe, einen Lautsprecher für Lauthören und Kurzwahlspeicher. Die Farbe dunkelblau entfiel.
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Mittlerweile gibt es von verschiedenen Firmen Nachbauten der Signo-Modelle. Meist sind sie jedoch leichter als das Original und weniger solide aufgebaut. (Quelle: Wikipedia).

Bedienungsanleitung für das Signo 2:
 http://www.komplettmobil.org … handbuch_signo_2.pdf.

Anschluss an die analoge Telefonleitung:
Der Anschluss an die analoge Telefonleitung erfolgt über zwei Adern La und Lb mit einem 4-poligen RJ11-Stecker. La und Lb liegen an den beiden äußeren Kontakten, wie es bei den Geräten der Telekom üblich ist. Die Steckerbelegung weicht somit von der gewöhnlichen Kontaktbelegung ab, bei der die beiden inneren Kontakte den Adern La und Lb zugeordnet sind. In diesem Fall wirkt wie das Telefon wie tot. La und Lb dürfen wie immer vertauscht werden. Das Telefon habe ich mit MFW (Mehrfrequenzwahl) an einer Fritz!Box erfolgreich getestet.

Elektromagnetische Verträglichkeit:
Das Telefon reagiert empfindlich auf elektrische Felder, die sich durch Störgeräusche im Hörer bemerkbar machen, wenn z.B. Steckernetzteile in der unmittelbaren Nähe sind. Ein DECT-Telefone in 5 cm Abstand erzeugt einen erheblichen Brummton.

Zu geringe Lautstärke im Hörer ein häufiges Problem:
Mein Signo 2 war im Hörer zu leise. Der Zustand verschlechterte sich und auch die Mikrofonspannung wurde geringer. Als das Telefon unbrauchbar wurde, entschloss ich mich den Hörer mit Gewalt an der Nut zu öffnen. Verschraubungen existierten nicht.

 

Der Handapparat des Signo 2 nach dem gewaltsamen Öffnen. Rechst und links zwei dynamische Kapseln, in der Mitte ein Gewicht aus Blech.
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Der demontierte Hörer.

 

Eine der beiden identischen dynamischen Hör- und Sprechkapseln nach dem Öffnen.
Zum Vorschein kamen zwei identische dynamische Kapseln mit einem Gleichstromwiderstand von 240 Ohm. Die Hörkapsel öffnete ich. Ein Fehler war augenscheinlich nicht eindeutig zu erkennen. Vermutlich war die Schwingspule verformt oder es existiert eine Materialermüdgung der Membran. Der Magnetismus des Permanentmagneten kann auch nachgelassen haben. Da laut einer Internetrecherche manche Hörer tot waren oder wieder durch Klopfen lauter wurden, vermute ich einen mechanischen Fehler. Ersatz ist schwer beeschaffbar.
Eine Reinigung dieser dynamischen Kapseln mit Wasser oder Bremsenreiniger ist nicht zu empfehlen, da die Kapseln dadurch noch tauber werden oder ihren Dienst gänzlich versagen.

Austausch der defekten Hör- und Sprechkapseln:
Original-Ersatzteile im Neuzustand gibt es natürlich nicht mehr. Zum Glück fand ich in meiner Schrottkiste zwei einigermaßen passende Sprechkapseln mit einem Gleichstromwiderstand von 120 Ohm, die auch in den Hörer passten, nachdem störende Kunststoffstege mit der Flachzange entfernt wurden. Den Hörer hatte ich nur von seiner Hinterseite gewaltsam mit einem bewährten Stechbeitel aufgebrochen, so dass die Beschädigungen von vorne nicht sichtbar sind. Die Beschädigungen ließen sich durch Schleifen und Polieren weitgehend beseitigen. Der Hörer hält mit wenigen Tropfen UHU plast zusammen. Dieser Kleber löst den Kunststoff an. Die Lautstärke und die Sprachqualität sind in beiden Richtungen wieder einwandfrei.

 

Für den Einbau der beiden Hörkapseln, wobei eine als Sprechkapsel dient, musste Kunststoffstege mit einer Flachzanze herausgebrochen werden.

 

Zwei Hörkapseln aus alten defekten Telefonen dienen als Ersatz.

 

Die beiden Sprechkapseln sind eingebaut. Die obere Halbschale verklebte ich mit ein paar Tropfen UHU plast.

 

Einbau eines Mikrofonvorverstärks: Ist die Stimme am anderen Ende der Leitung zu leise zu hören, kann der Einbau eines zusätzlichen Mikrofonvorverstärkers für dynamische Mikrofonkapseln Abhilfe leisten. Ein solcher Mikrofonverstärker ist unter Mikrofon-Vorverstärker für ein Telefon am Beispiel des Signo 2 beschrieben.

 

Im Vordergrund ist ein nachträglich eingebauter Vorvestärker zu sehen. Im Betrieb ohne Gehäuse lässt sich die Mikrofonlautstärke optimal einstellen.

 

Reinigung der Kunststoffteile: Die Reinigung der demontierten Kunststoffteile erfolgte wie üblich im warmen Wasser mit etwas Waschmittel und einem weichem Schwamm. Eine weiche Zahnbürste kam auch zum Einsatz. Niemals die kratzige Seite eines Küchenschwamms verwenden! Aufkleber lassen sich nach dem Einweichen mit Rostlöser mit dem Fingernagel abrubbeln. Die ausgebauten Tasten erhielten ein Ultraschallbad mit Zahnprothesenreiniger. Geschirrspülreiniger ginge selbstverständlich auch. Der Handapparat (der Hörer) ließ sich nicht öffnen und wurde deshalb nur mit einem feuchten Schwamm und etwas Glasreiniger abgerieben. Der Dreck in den Rillen ließ sich mit einer alten Zahnbürste und einem Zahnstocher entfernen. Die Mulden für den Hörer zeigt e Spuren des Abriebs. Hier musste mit Bremsenreiniger, das Kunststoffe nicht angreift, vorsichtig nachgeholfen werden. Niemals andere Lösungsmittel wie Alkohol (Brennspiritus), Aceton (Nagellackreiniger) oder Pinselreiniger verwenden. Sie lösen Kunststoffe auf und ruinieren somit das Telefeongehäuse. Man kann es nicht oft genug wiederholen. Da es sich um mattierte Kunststoffoberflächen handelt, dürfen diese nicht poliert werden. Kratzer lassen sich leider nicht enfternen. Die Kunststoffematte des Tastenfeldes, welche wahrscheinich aus Silikon besteht, wurde ebenfalls mit einer warmen Seifenlösung gereinigt.

 

Montage nach der Reinigung der Einzelteile: Die nachfolgenden Bilder sind unkommentiert, da sie sich von selbst erklären. Die untere Schale ist mit drei Schrauben befestigt. Zusätzlich befinden sich vorne auf der unteren Schale zwei Snap-in-Befestigungen. Die anderen Bauteile halten durch die Konstruktion zusammen. Beim Hantieren mit der Leiterplatte ist daran zu denken, dass elektrostatische Aufladungen die Elektronik zerstören können. Dies passiert besonders dann, wenn an kalten Wintertagen die Luft im Innenraum besonders trocken ist. Ein ESD-Band ist empfehlenswert. Oder man erdet sich vor der Arbeit wenigstens durch Berühren von Gehäusen, die mit einem Schutzleiter verbunden sind.

 

Die Montage erfolgte vermutlich mit der Hand durch Anlernkräfte. Sie ist ganz einfach: Für die Montage liegt die obere Halbschale kopfüber. Der Reihe nach kommen hinein: das mit den Tasten bestückte Tastenfeld, die Leiterplatte, der Lautsprecher, die Abdeckung des Lautsprechers und schließlich die untere Halbschale samt der eingerasteten Gabel, welcher über einen Hebel den Gabelumschalter auf der Leiterplatte betätigt. Die untere Halbschale muss an der Hinterkante in zwei Snap-in-Befestigungen einrasten. Danach sind drei Schrauben zu befestigen. Handapparat und Telefonschnur befestigen. Fertig!