Restaurierung einer Wohnzimmer-Couch Teil 1

 

Restaurierung einer Wohnzimmer-Couch – Teil 1 –
Vorbereitung und Kissen für die Rückenlehne

Autor: Silvia Janson

Eine Geschichte über die Renovierung unseres Ecksofas. Vom Nähen der Sitzkissen bis hin zum neuen Stoffbezug des Grundrahmens.


Das rote Sofa im verschlissenen Zustand
 

Nach 7 Jahren Dauernutzung war der Stoff unseres Sofas hinüber und wir begannen zu überlegen, ob wir etwas Neues kaufen sollten oder ob eine Renovierung nochmal angebracht war. Beim Einzug in unser neu erworbenes Haus hatten wir uns ein großes rotes Sofa gekauft, das perfekt ins Wohnzimmer passte. Der Preis war natürlich entsprechend der Größe und Verarbeitung relativ hoch. Bei genauerem Betrachten war es nur der Stoff, der unter der Beanspruchung und vor allem durch das Sonnenlicht gelitten hatte. Die Kissen selbst und der Grundrahmen waren sehr stabil.

Schäden im Detail

Ganz in unserer Nähe gibt es eine Weberei, die landestypische Stoffe herstellt und die wir gerne und regelmäßig mit unseren Gästen aus dem Ausland besuchen. Die Björke Vävstuga, http://www.bjorkevavstuga.se. Dort hatte ich einen roten Stoff entdeckt der mir sehr gut gefiel und den ich mir gut vorstellen konnte für unser rotes Sofa.

An einem schönen Samstag machten wir uns auf den Weg um den Stoff genauer zu Betrachten und uns etwas beraten zu lassen. Wir konnten ein Stoffmuster mitnehmen und erfuhren auch, dass wir die rote Grundfarbe auch ohne Musterung weben lassen konnten.

Also fuhren wir mit unserem Muster nach Hause und überlegten, und überlegten … dann kam der Sommer, und unsere Garage schrie nach Farbe, und der Rasen nach Dünger, und die Blumen nach Wasser, und der nahe Badesee lockte mit Badevergnügen. So verging der Sommer.


Herbst in Schweden –

Da lag immer noch das Stoffmuster und das Sofa war immer noch das Alte, als es an der Zeit war an die dunkle Jahreszeit zu denken. Ja und was macht man in Schweden, wenn die Tage kürzer werden, der erste Nachtfrost die Wiesen weiß färbt und leichte Nebelschwaden die Täler füllen. Was bleibt, wenn sich Garten das Herbstlaub sammelt und die letzten Blumen verblüht sind? Man beginnt mit einem Projekt im Haus. Viele Schweden renovieren Bad oder Küche. Ich habe mich nun entschlossen über die nächsten Wochen unser Sofa zu renovieren. Projektbeginn 22. September 2013, geplanter Abschluss nach Weihnachten.

1. Die Vorbereitungen

Das Sofa wird auseinandergenommen und abgemessen.

Die ersten Schritte beginnen mit dem Ausmessen und Aufzeichnen des Schnittes. Dabei wird auch untersucht wie das Sofa beschaffen ist. Müssen Teile abgeschraubt werden, finden sich sonst irgendwelche Hindernisse die aus dem Weg geräumt werden müssen oder die das ganz Projekt von Anfang an zum Scheitern bringen können.

Bei dieser Analyse hat sich gezeigt, dass auf jeden Fall vier Hände benötigt werden, um später die großen Stoffbahnen über den Rahmen des Sofas zu ziehen und festzuklammern. Insgesamt handelt es sich um 13 Kissenbezüge für die Sitzkissen und Lehnen und dafür muss natürlich auch recht viel Zeit angesetzt werden. Ansonsten sollten keine weiteren Schwierigkeiten auftreten. Wir werden sehen.


Die wichtigsten Arbeitsutensilien

Also Maßband hervorgeholt und alles abgemessen. Nicht jeder besitzt Talent zum malen, aber gewisse Skizzen helfen später beim Zuschneiden und Nähen.

Um sich einen Schnittplan machen zu können sollte man vorher die Stoffbreite herausgefunden haben. In diesem Fall waren es 1,50 m. Durch rechnen und probieren entsteht so langsam ein Plan für das Schnittmuster. Auch dabei kommt es nicht so sehr auf die malerischen Talente an, als vielmehr darauf, dass alle Maße mit auf das Papier kommen. Beim Maßnehmen habe ich immer gleich 2 cm Rand mitgerechnet.

TIPP: Beim Aufschreiben der Maße darauf achten, dass 2 cm Rand dazukommen. z.B. 72 + 4 (es gibt einen Rand auf jeder Seite!)

Das Ausmessen sollte sehr genau sein. Da das Schaumgummi der Kissen in den Bezug hineingestopft wird ist es empfehlenswert, das Maß an den alten Bezügen zu nehmen. Zieht man die Bezüge ab, so weitet sich das Schaumgummi erst einmal und würde die Maße verfälschen. In diesem Fall wirken die Kissen später sehr weich. Davon abgesehen passen die neuen Kissen dann nicht mehr auf das Sofa. 

Um sicher zu gehen, daß die Maße stimmen, habe ich im ersten Schritt ein Musterkissen aus einem alten Laken genäht. So konnte ich unter anderem ausprobieren wie die Ecken der Kissen am Besten zu nähen sind.

2. Ausschneiden der Bezüge

Für das Hauptteil des Kissens, also für Vorder- und Rückseite, geht es gut, einfach die Maße abzumessen und mit Scheiderkreide anzuzeichnen. Da der Stoff ein Streifenmuster besitzt habe ich mich entschieden, dass in der Mitte des Kissens immer ein hellrotes Band sein soll. Das muss natürlich auch schon vorher beim Errechnen des benötigten Stoffes berücksichtigt werden. Die Reste zwischen den Kissen mit dem dunkelroten Grund dienen dann als Seitenteile.

Nachdem das Musterkissen einwandfrei gepasst hatte, die Maße also korrekt sind, konnte ich darangehen, die ersten fünf Kissen auszuschneiden.

Tipp: Zum Abmessen habe ich mir ein Maßband (gibts bei bekannten Möbelhäusern oder Baumärkten) auf eine Aluleiste geklebt. Damit läßt sich zum Einen der Stoff glatt und faltenfrei abmessen. Zum Anderen es dient gleichzeitig als Lineal um mit der Schneiderkreide gerade Linien auf den Stoff zu zeichnen.

Für die schmalen Seitenteile lohnte es sich ein Schnittmuster zu erstellen. Damit geht das Abmessen und anzeichnen des Stoffes wesentlich schneller. Das Muster wird auf der linken Stoffseite eingezeichnet.

3. Nähen der Kissenbezüge

Das Nähen der Kissenbezüge beginnt mit dem versäubern der Nähte. Da ich keine Oberlockmaschine besitze muss es ein zick-zack Stich tun.

Die schmalen Seitenteile habe ich erst nach dem zusammennähen versäubert. Eventuell überstehenden Stoff habe ich vor dem Versäubern abgeschnitten.

Jetzt geht es Schritt für Schritt mit dem Zusammennähen.

Bevor die Seitenteile an Vorder- und Rückseite angenäht werden können muss ich die Mitte des Hautteils (Vorder- und Rückenteil) und der Seitenteile suchen und mit einer Stecknadel kennzeichnen (oder anzeichnen). Für die Seitenteile habe ich die Mitte auf der Schablone eingezeichnet und kann damit die Markierung leicht auf den Stoff übertragen. Die Teile werden rechte Seite auf rechte Seite aufeinander gelegt. Da der Stoff etwas steif ist habe ich zur Sicherheit die Seiten erst abgesteckt, dann gereiht/geheftet und erst danach mit der Maschine zusammengenäht.

Zu Beginn wird der obere Rand festgesteckt, dann angeheftet und zum Schluss wenn alles so passt wie es soll festgenäht. Um hiernach die Ecken in die richtige Lage zu bringen, nähe ich nicht bis zum Ende durch, sondern lasse einen bis zwei cm vor der Ecke frei.

 

Das Abstecken der Ecken ist nicht so einfach und der/die geübten Schneider kennen hier sicher bessere Tricks.

Zunächst hefte ich wieder die Seitenteile an die Vorder- und Rückseite des Kissens. Wenn alles stimmt und passt kommt die Nähmaschine zum Einsatz. Am unteren Ende der Naht lasse ich wieder 1-2 cm offen, um später zum Abstecken der unteren Ecken genügend Platz zu haben.

Zwischendurch habe ich immer wieder geprüft, ob die Maße auch stimmen, indem ich das geheftete Teil über das Kissen mit dem alten Bezug gezogen habe.

Man sieht wo die Naht aufhört, um genügend Spielraum für das abstecken der Ecke zu haben.

 

Die untere Seite des Kissens, samt Ecke ist vorbereitet und gesteckt. Jetzt kann auch der Reissverschluss vorbereitet werden. Ich habe für das gesamte Projekt ungefähr 15 Meter Reissverschluss am Band gekauft. Die Metallschieber wurden mitgeliefert (www.tyg.se).

 

Damit der Metallschieber nicht aus Versehen herausfahren kann habe ich kurz über die beiden Enden genäht.

Es empfiehlt sich den Reisverschluss zuerst zu stecken und reihen. Wenn beide Seiten des Reisverschlusses gerade sitzen lässt er sich leicht mit der Nähmaschine einnähen.

 

Das erste Kissen ist fertig und wird eingepasst. Jetzt bleiben nur noch vier Kissen für die Rückenlehne, zwei für die Ecke und sechs Sitzkissen.

Ich finde es sieht schon viel besser aus und bin hochmotiviert weiterzumachen.

Restaurierung einer Wohnzimmer-Couch Teil 2