16. Jul. 2018
Vor einigen Wochen suchte ich den hiesigen Recyclinghof auf, um einige defekte Leuchtstoffröhren vorschriftsmäsig zu entsorgen. Dabei warf ich beim Einstiegen in mein Auto noch einen flüchtigen Blick in die Gitterbox für Elektronikschrott. Und ich traute meinen Augen nicht, als ich ein Oszilloskop im optisch nahezu neuwertigen Zustand entdeckte. Auf Rückfrage gab mir eine Aufsichtsperson die Erlaubnis das gute Stück mitzunehmen. Zugleich warnte sie mich vor den hohen Spannungen, welche in elektrischen Gerät auftreten können.
Warnung: Die Anodenspannung in diesem Oszilloskop beträgt lebensgefährliche 2000 Volt!
Das Manual war unter
http://bama.edebris.com/manuals/conar/255
schnell aufgetrieben. Demnach ist es ein volltransistorisiertes Einkanaloszilloskop mit einer oberen Grenzfrequenz von 6 MHz. Eine weitere Recherche ergab, das das Oszilloskop als Bausatz für Teilnehmer eines Elektronikkurses vertrieben wurde. Dafür spricht auch der sehr übersichtliche Aufbau.
Das als Bausatz vertriebene Oszilloskop ITE 255, welches mit dem Conar 255 baugleich ist.
Vor dem Einschalten reinigte und schmierte ich sämtliche Kontakte und bewegliche Teile mit einem Elektronikspray meines Vertrauens. Eine häufige Fehlerquelle stellen Kontaktschwierigkeiten der Drehschalter dar. Nach einer erfolgten Reinigung funktionierte das Oszilloskop sogar zu meiner großen Freude. Nach einer Weile brach allerdings das Bild auf dem Schirm zusammen. Eine Überprüfung ergab, dass die Versorgungs- und Ablenkspannungen vorhanden war. Auch stimmten die Spannungen an der Oszilloskopröhre selbst.
Durch Klopfen auf das Gehäuse konnte ein kurzes Aufblitzen des Schirmbildes erzwungen werden. Nach einer Aufwärmphase von über einer Stunde lief das Oszilloskop sogar stabil. Das Markwürdige war, dass sich durch gezieltes Klopfen der Wackelkontakt nicht lokalisieren lassen konnte. Deshalb vermutete ich, dass die Oszilloskopröhre selbst defekt war. Meine leise Hoffnung war, dass sich durch einen längeren Betrieb die Röhre von selbst regenieren könnte. Dem war aber leider nicht so. Nach einer Woche trat der Totalausfall ein. Durch heftiges Klopfen auf das Gehäuse konnte ein kurzzeitiges Aufblitzen des Schirmbildes erzwungen werden. Unter
http://www.wumpus-gollum-forum.de/forum/thread.php?board=24&thread=187
ist der Ablauf der Fehlersuche dokumentiert.
Nun suche ich nach einer Ersatzröhre, die vielleicht irgendwo in der Welt auf einem Dachboden ruht und auf ihren Einsatz wartet. Falls also jemand eine Oszilloskopröhre mit der Bezeichnung 4572 besitzt oder entdeckt, bitte melden. Ein Ausschlachten oder Entsorgen des Oszilloskops bringe ich nicht übers Herz.
Frontansicht
Linke Seite geöffnet
Nahaufnahme der Drehschalter für die Zeitablenkung und die Empfindlichkeit des Vertikaleingangs
Rechte Seite geöffnet
Rückwand entfernt, um die Spannungen direkt an der Röhre messen zu können. Die 2000 Volt Anodenspannung sind lebensgefährlich.
Die Anodenspannung beträgt lebensgefährliche 2000 Volt. Mein Multimeter geht nur bis 1000 Volt. Ein Vorwiderstand von 10 MegaOhm erweitert ihn auf 2000 Volt. Der Vorwiderstand muss die nötige Spannungsfestigkeit liefern, weshalb ein großes Exemplar für 1 Watt Verlustleistung gewählt wurde.
Das Conar 255 im Größenvergleich zu anderen Oszilloskopen