Reparatur Röhrenradio Luxor Tapto 4694

Reparatur und Besonderheiten des Röhrenradios Luxor Tapto 4694

Für etwa 5 Euro erstand ich vor einiger Zeit ein röhrenbestücktes Radio der schwedischen Marke Luxor mit der Typenbezeichnung Luxor Tapto 4694. Diese Radio wurde Anfang der 60er Jahre für den schwedischen Markt produziert und hat einige Besonderheiten.

Das Radio wurde mir als technisch in Ordnung vorgestellt. Doch beim Ausprobieren stellte ich fest, dass der UKW-Empfang sehr schwach war. Ein Ersetzen der UKW-Röhre ECC85 brachte keinen Erfolg. Nach dem Ersatz der ECH81 war der Empfang schließlich merklich besser. Zudem entdeckte ich noch ein paar hochohmig gewordene Widerstände. In einem Röhrenradio muss man die meisten Widerstände nicht auslöten, um ihren Widerstand mit dem Ohmmeter zu messen. Allerdings muss das Radio vollkommen spannungsfrei sein. Eventuell müssen die Elkos entladen werden. Offenbar war das Radio sehr lange im Einsatz, denn die meisten Röhren waren sehr verbraucht. Das Magische Auge war defekt. Es leuchtete beim Einschalten nur kurz auf. Die ECC85 ersetzte ich dann durch eine PCC88. Dadurch wurde der Empfang noch besser auf UKW.


Luxor Tapto 4694 nach der Reinigung und Reparatur. Das Skalenglas war durch Küchendunst matt geworden.


Rückseite (etwas höhere Auflösung hier).


Das Skalenglas (hohe Auflösung hier).


Chassis von oben. Gedruckte Leiterplatten waren damals ein Novum und machen eine Reparatur nicht gerade einfacher, weil die Verdrahtung nur von unten zu erkennen ist.


Chassis von unten.


Das Schaltbild (hochauflösende Darstellung hier). Die Röhrenbestückung: ECC85, ECH81, EBF89, ECC82, EL84, EM84.

Die ECC85 durch eine PCC88 ersetzen? Dies funktioniert, um einen besseren UKW-Empfang zu erhalten, auch wenn die Methode nicht nur Befürworter hat. Die PCC88, welche für den UHF-Teil von Fernsehern entwickelt wurde, ist pinkompatibel zur UKW-Röhre ECC85. Allerdings ist die PCC88 wesentlich steiler durch die damals neuartige Kontruktion als Spanngitterröhre, welche einen besonders kleinen Abstand zwischen dem Steuergitter und der Kathode erlaubte. Dadurch wurde die besonders hohe Steilheit erreicht.  Und dadurch ist der UKW-Empfang merklich empfindlicher gegenüber der ECC85. Die Heizspannung von 7 Volt ist nur unwesentlich höher als bei der ECC85, welche 6,3 Volt benötigt. Was der PCC88 im Gegensatz zur ECC85 fehlt, ist eine Abschirmung zwischen den beiden Triodensystemen. Dadurch kann der Oszillatorteil eher HF über die Antenne abstrahlen. Die Abschirmung fehlt bei der PCC88, da diese in den UHF-TV-Tunern in einer Kaskodenschaltung eingesetzt wurde. Durch die höhere Steilheit zieht die PCC88 höhere Anodenströme. Dies kann in einigen Fällen dazu führen, dass Vorwiderstände für die Spannungsversorgung überlastet werden. Es ist also etwas Vorsicht geboten beim Austauschen.


Der NF-Teil bestehet aus der ECC82 und der EL84. Mit R32 werden die Höhen und Tiefen eingestellt, mit R26 die Lautstärke.

Die Klangregelung im Luxor Tapto 4694: Sie erfolgt mit einem einzigen Potenziometer für die Einstellung der Höhen und Tiefen. Damit dies gut funktioniert, wurde die NF-Stufe mit einer ECC82 versehen. Über eine Gegenkopplung aus Widerständen und Kondensatoren werden jeweils die Bässe oder Höhen angehoben, wenn das Potenziometer für die Klangeinstellung verdreht wird.


Das Gehäuse aus Teakholz. Damals war nicht nur Teak angesagt. Die Lautsprecherschlitze aus Holz waren ebenfalls typisch für den Anfang der 60er Jahre.


Diese Aufnahme entstand im Mai 2013, nachdem das Teak-Gehäuse eine Behandlung mit der Möbelpolitur Baolin erfuhr. Außerdem wurde das Radio neu abgeglichen, was besonders auf UKW eine Empfindlichkeitssteigerung brachte. Gekauft hatte ich das Gerät 2008. Manchmal dauern Reparaturen recht lange.

Merkwürdiges Fehlverhalten des Tastensatzes: Es hatte sich ein angeblicher Fehler des Tastensatzes im Laufe der Zeit eingeschlichen. Wenn das Radio auf UKW stand, also die Taste ganz rechts gedrückt war, dann konnte man das Radio nicht mehr mit der Taste ganz links zuverlässig ausschalten. Ansonsten konnte man es von den anderen Wellenbereichen und der Stellung Tonabnehmer ohne Probleme ausschalten. Bei der Stellung UKW klappte das Ausschalten, wenn die AUS-Taste heftig und schnell gedrückt wurde.

Ein Reinigen der Mechanik mit Elektronikreinigungsspray und Schmieren mit diversen Mittelchen brachte nur etwas Abhilfe. Deshalb vermutete ich, dass es sich um eine Abnutzung der Mechanik handelte oder dass das Chassis verkantet im Holzgehäuse sitzt und deshalb die Tasten am Holz scheuerten. Daran lag es aber auch nicht.

Merkwürdigerweise funktionierte alles einwandfrei, wenn das Radio auf dem Kopf stand. Diese Lösung verwarf ich allerdings aus verständlichen Gründen, da sie sowohl unpraktisch ist als auch nicht optisch ansprechend aussieht (Forenbeitrag dazu).

Dann ist mir aufgefallen, dass sich die AUS-Taste nicht ganz nach unten durchdrücken lässt, weil der Hebel unterhalb der Taste beim Herunterdrücken gegen den Boden des Holzgehäuses stößt. Also habe ich das Chassis vorne links mit einer 1 mm dicken Unterlegscheibe an der unteren Verschraubung angehoben und siehe da, jetzt geht das Ausschalten wieder einwandfrei.

Das Chassis sitzt an den Verschraubungen auf Kunststoffhalterungen, in denen Gummi eingelassen ist, damit es zwischen dem Holzgehäuse und dem Chassis keine akustischen Rückkopplungen gibt. Offenbar hat sich im Laufe der vielen Jahre irgend etwas verzogen und etwas Abnutzung war noch im Spiel.

Eine kleine Unterlegscheibe war also die Lösung und nicht zuletzt die Erkenntnis niemals vorzeitig aufzugeben. Dieses Radio war übrigens von Anfang an eine harte Nuss. Aber jetzt klappt abgesehen vom Magischen Auge endlich alles, wie es sein sollte.

Das Holzgehäuse: Anfang war der 60er Jahre war Teakholz beliebt. Deshalb wurde Teakholz auch bei diesem Radio gewählt. Eine Grundreinigung erfolgte mit Glasreiniger, um den Dreck der Jahrzehnte aus den Ritzen und Poren zu entfernen. Danach wurde das Holz mehrfach mit Möbelpolitur behandelt.


Der Langwellenbereich wurde nach oben hin um das Lufor-Band zwischen 300 und 400 kHz erweitert. Dort wurde vor Feindbewegungen aus der Luft gewarnt. Auf diesem Frequenzbereich tummeln sich heute einige Flugfunkbaken.

Lufor: Eine Besonderheit ist der nach oben hin erweiterte Langwellenbereich, welcher bis etwa 400 kHz reicht. Dadurch war es möglich das Lufor-Band zwischen 300 und 400 kHz abzuhören, wo Warnmeldungen über eindringende, feindliche Flugzeuge, Bewegungen von Luftlandetruppen und radioaktiven Niederschlag ausgegeben wurde, denn damals herrschte ja der Kalte Krieg und Schweden fürchtete als neutrales Land vor allen Dingen einen Angriff der Sovjetunion. Weitere Informationen zu Lufor sind in schwedischer Sprache unter http://gronradio.sm7dlf.se/lufor.htm und http://sv.wikipedia.org/wiki/Lufor zu finden.

Fazit: Nach einem Neuabgleich der AM- und FM-ZF und dem Austausch der ECC85 gegen eine PCC88 macht das Radio auf allen Wellenbereichen viel Freude. Für UKW ist ein kleiner Dipol als Zimmerantenne im Betrieb. Für AM wurde das Radio an der Heizung geerdet. Als Antenne dient ein 30 m langer Draht ins Freie. Damit das Radio nicht brummt, hat es zusätzliche Siebkondensatoren erhalten. Das Magische Auge muss noch ausgetauscht werden. Das Radio ist voll alltagstauglich geworden.

Nachtrag vom 16.7.2014: Da das Magische Auge EM84 nach dem Einschalten einige Minuten flackerte und danach dunkel wurde, tauschte ich diese EM84 durch eine sehr kostengünstige chinesische 6E2 aus. Diese ist eigentlich eine EM87. Deshalb war es notwendig parallel zum 470k-Ohm-Widerstand der EM84 ein 120k-Ohm-Widerstand zu schalten. Bei dieser Gelegenheit wurde die EL84 gegen eine russische 6P14P ausgetauscht. Die PCC88 wurde nach dem Messen und Überprüfen der Spannungen weiter als Ersatz für die ECC85 belassen. Außerdem wurde das Radio nochmals auf UKW und AM abgeglichen. Der Empfang ist empfindlich und trennscharf.