Digitale Revolution nicht nur im Amateurfunk: KI und Sprachverarbeitung im Fokus

2. November 2024 – Volker SM5ZBS (zuletzt aktualisiert am 4.10.2024)

Die Welt des Amateurfunks steht vor einem spannenden Wandel, da digitale Betriebsarten und moderne Technologie in immer engerer Verbindung zueinanderstehen. Durch den Einsatz von Spracherkennung und KI könnten präzise und fließende Gespräche auch unter schwierigen Bedingungen möglich werden. Erfahren Sie, welche Chancen und Herausforderungen diese Entwicklungen mit sich bringen und welche grundlegenden Fragen sich in Bezug auf zwischenmenschliche Beziehungen stellen.

Diesen Text (Stand 2.10.24) in drei Abschnitten vorlesen lassen: Erstellt mit ebenfalls künstlichen Stimmen von TTSMAKER

Fortschritte in der digitalen Signalverarbeitung: Digitale Betriebsarten zur Textübertragung sind im Amateurfunk seit mindestens 20 Jahren durch die digitale Signalverarbeitung weit verbreitet, und Funkfernschreiben (RTTY) gibt es sogar schon seit mindestens 40 Jahren, wenn nicht länger. Neu wäre jedoch die Verbindung dieser Betriebsarten mit moderner Spracherkennung und Sprachwiedergabe, wodurch sich ganz neue Möglichkeiten eröffnen würden, auch bei schwierigen Empfangsbedingungen präzise und fließende Gespräche zu führen. Besonders interessant wäre die Einbindung einer KI, die im QSO-Stil technische Fragen beantwortet und so als „digitaler Elmer“ fungieren könnte. Über eine API-Schnittstelle ließe sich die KI so programmieren, dass sie geltende Funkregeln einhält und technische Expertise bietet, was das Bandgespräch bereichern würde.

Dall·e 2024 11 02 09.12.32 A Futuristic Amateur Radio Station Operating Autonomously Without Human Presence. The Station Features Advanced Technology Including Sleek, High Tech
So stellt sich ChatGPT mit Hilfe von DALLE eine Amateurfunkstation der Zukunft vor.

Die Betriebsart FT8 als Vorgeschmack zukünftiger Entwicklungen: FT8 bietet einen Vorgeschmack auf die zukünftige Entwicklung eines unpersönlichen und vollautomatischen Amateurfunkbetriebs. Es ist eine digitale Betriebsart für kurze, standardisierte Textnachrichten, die eine Übertragungszeit von 15 Sekunden pro Transmission nutzt. Die Software wie WSJT-X führt automatisch die Modulation und Demodulation durch, während sie Signale ohne manuelle Eingabe sendet und empfängt. Standardnachrichten werden automatisch übermittelt, und die Software analysiert eingehende Signale, um gültige FT8-Signale zu erkennen. Diese Informationen, einschließlich Rufzeichen der Gegenstation und ihre Signalstärke, werden automatisch in das Logbuch eingetragen, das ebenfalls integriert ist. Die Benutzeroberfläche ist intuitiv und automatisiert viele Funktionen, was es auch weniger erfahrenen Nutzern mit Behelfsantennen ermöglicht, erfolgreich Kontakte herzustellen. So wird der Betrieb einfacher und effizienter, während die Logbuchführung im Hintergrund verwaltet wird. Während der Funkamateur nachts schläft oder seine Zeit im Büro verbringt, füllt sich dann sein Logbuch ganz automatisch mit Kontakten aus aller Welt.

Optimierung der Kommunikation durch intelligente Systeme: Ein System von Zahlencodes oder Abkürzungen, das häufige Begriffe und Standardphrasen im Amateurfunk komprimiert und dann als Klartext wiedergegeben wird, könnte die Übertragungsrate weiter optimieren. Dazu könnten auch Standardphrasen der Höflichkeit und des Smalltalks in verkürzter Form übertragen werden, was die Kommunikation noch flüssiger gestalten würde. Außerdem wäre es möglich, Texte in Echtzeit in andere Sprachen zu übersetzen, wodurch Sprachbarrieren verschwinden würden. Ein CRC-ähnlicher Code zur Fehlererkennung wäre hilfreich, um Übertragungsfehler zu vermeiden, da die KI bei Unklarheiten gezielt nachfragen könnte. Intelligente Abkürzungen, die flexibel durch Kontextverständnis aufgelöst werden, würden schnelle und effiziente Gespräche ermöglichen, ohne die zwischenmenschliche Verständigung zu beeinträchtigen. Dies könnte besonders bei komplexeren Themen oder technischen Details eine präzisere und reibungslosere Kommunikation sicherstellen.

Zwischenmenschliche Beziehungen im Zeitalter der KI: Doch könnte dies auch eine neue Herausforderung darstellen, denn für den Funkpartner wäre nicht mehr unterscheidbar, ob es sich um einen Menschen oder eine KI handelt. Dies könnte Misstrauen und Verunsicherung erzeugen, insbesondere wenn die Enttäuschung entsteht, einen scheinbar echten Gesprächspartner nicht persönlich kennenlernen zu können. Diese Entwicklung wirft grundsätzliche Fragen auf: Wie viel Wert haben zwischenmenschliche Beziehungen über Distanzen hinweg, wenn sie durch KI ersetzbar sind? Möglicherweise müsste sich der Amateurfunk neu definieren, um diesen technologischen Wandel zu integrieren und zugleich die menschliche Komponente zu bewahren.

Die Zukunft des Funkens: Mensch vs. Maschine: Es ist durchaus denkbar, dass Künstliche Intelligenz (KI) in der Lage ist, meine persönliche Stimme täuschend echt nachzuahmen, sodass sie während Funkgesprächen eingesetzt werden kann. Diese Technologie hat in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht, und KI-Modelle können mittlerweile Stimmen realistisch imitieren und sogar in Echtzeit agieren. Daraus könnte sich die Möglichkeit ergeben, dass zwei künstliche Intelligenzen über Funk miteinander kommunizieren, ohne dass Außenstehende merken, ob es sich um echte Menschen oder um Maschinen handelt. Diese Entwicklungen werfen jedoch einige wichtige Fragen auf: Wenn Gespräche nicht mehr zwischen Menschen, sondern zwischen KIs stattfinden, könnte das Vertrauen in die Kommunikation gefährdet werden. Missverständnisse könnten entstehen, wenn Teilnehmer nicht erkennen, ob sie mit einer Maschine oder einem Menschen interagieren, was die zwischenmenschliche Beziehung beeinträchtigen könnte.

Amateurfunkstation 1950er Jahre Chatgpt
Eine Von ChatGPT (DALLE) geschaffene Vorstellung einer Amateurfunkstation aus den 1950er Jahren.

Der Einsatz von KI, die menschliche Stimmen imitiert, könnte ethische Bedenken hervorrufen, insbesondere im Hinblick auf Täuschung oder Manipulation. Klare Richtlinien und Transparenz wären notwendig, damit die Teilnehmer wissen, mit wem oder was sie sprechen. Ein verstärkter Einsatz solcher Technologien könnte die echte menschliche Interaktion weiter verringern und zu einem verstärkten Gefühl der Einsamkeit führen, da persönliche Begegnungen und emotionale Verbindungen, die wir mit anderen Menschen teilen, durch Maschinen ersetzt werden. Insgesamt könnte die Vorstellung, KI-generierte Stimmen im Funkverkehr zu verwenden, sowohl innovative als auch herausfordernde Möglichkeiten bieten, die die Art und Weise, wie wir kommunizieren, revolutionieren, gleichzeitig aber grundlegende Fragen zur menschlichen Verbindung und Authentizität aufwerfen.

Anmerkung von mir persönlich: Den obigen Text habe ich mir durch eine vergnügliche mündliche Diskussion mit der kostenlosen Version von ChatGPT erstellen lassen, wobei mir ChatGPT mit seiner Expertise beratend zur Seite stand. Ich bin nicht gegen KI. Allerdings sehe ich wie in jeder neuen Technologie Chancen und Risiken. Wie ich diesen Text mit kostenlosen Tools und einem kostenlosen Betriebssystem auf einem 10 Jahre alten Laptop habe erstellen lassen, steht im nachfolgenden Artikel:

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Grafik zum Thema von ChatGPT ebenfalls erstellt
Spracheingabe für Ubuntu und Windows mit Textüberarbeitung von ChatGPT – 31. Oktober 2024: Mit der Zeit wurde ich etwas schreibfaul und habe mir angewöhnt, die Spracheingabe auf meinem Android-Smartphone zu nutzen. Leider funktioniert diese Funktion jedoch unter den Betriebssystemen Ubuntu und Windows nicht so einfach. Nach einigem Experimentieren habe ich nun aber eine alternative Lösung gefunden, die es ermöglicht, Googles Spracheingabe über den Google Chrome-Browser zu nutzen. – weiter

Nachtrag vom 4. November 2024: Bisher habe ich nur als exemplarisches Beispiel die Auswirkungen auf den Amateurfunk versucht darzustellen. Moderne KI-Werkzeuge sind im Begriff alle Bereiche des Lebens, sowohl auf beruflicher als auch auf privater Ebene in den nächsten Jahren zu durchdringen. Dies wird sowohl im negativen als auch positiven Sinne erhebliche  Verwerfungen mit sich führen. Nachfolgend zwei Videos, die einen Vorgeschmack möglicher zukünftiger Entwicklungen bieten:

Claude übernimmt viele Aufgaben selbständig. Zum Beispiel füllt er ein Formular selbständig aus, in dem er dafür den PC nach notwendigen Daten durchsucht.

Insbesondere der letzte Teil macht auch den Autor dieses Videos den Autor nachdenklich, wie die atemberaubende Entwicklung der KI unser aller Leben in naher Zukunft verändern wird. Viele Arbeitsplätze sind gefährdet. Dies gilt sowohl für Büroarbeitsplätze als auch für das Handwerk. Die Entwicklung ist nicht mehr aufzuhalten. Nur wer lernt die KI geschickt und klug einzusetzen, kann als  Firma überleben oder auf dem Arbeitsmarkt weiterhin gute Chance haben. Es besteht dennoch der Gefahr einer Massenarbeitslosigkeit, wobei der Autor den von Yuval Noah Harari  geprägten Begriff „useless people“ erwähnt.

Nutzlose Menschen (useless people): Der Begriff der „useless people“ wurde von Yuval Noah Harari in seinem Buch „Homo Deus: Eine Geschichte von Morgen“ geprägt. In diesem Buch argumentiert Harari, dass die technologische und wissenschaftliche Entwicklung, insbesondere im Bereich der künstlichen Intelligenz und Automatisierung, dazu führen könnte, dass viele Arbeitsplätze überflüssig werden.

Seine zentrale These ist, dass eine große Anzahl von Menschen, die nicht in der Lage ist, in der zukünftigen Wirtschaft einen wirtschaftlichen Beitrag zu leisten, als „nutzlos“ betrachtet werden könnte. Diese Entwicklung könnte zu sozialen und wirtschaftlichen Spannungen führen, da die Menschen, die von dieser Veränderung betroffen sind, möglicherweise nicht die notwendigen Fähigkeiten haben, um sich an die neuen Bedingungen anzupassen. Harari warnt vor den möglichen Konsequenzen einer solchen Ungleichheit und fordert eine Diskussion über ethische und gesellschaftliche Fragestellungen, die aus diesen Entwicklungen resultieren.

AT&T’s vision of the future, circa 1993 – AT&T Archives: Die Richtung stimmt. Doch nach 31 Jahren sind die Zukunftsvisionen bereits teilweise übertroffen worden. Einige Konzepte, zum Beispiel der Einsatz von PCs im Schulunterricht, haben sich als kontraproduktiv erwiesen. Wissen entsteht nicht durch passive Aufnahme, sondern durch Neugierde, aktives Engagement und zielgerichtetes Handeln.

Der Werbefilm „AT&T’s Vision of the Future“ aus dem Jahr 1993:  Dieser PR-Film präsentiert eine optimistische Perspektive auf die Zukunft der Kommunikationstechnologien, indem er die wachsende Vernetzung von Menschen und Geräten betont. Er zeigt, wie Informationen überall und jederzeit leicht zugänglich sein werden, was die Lebensqualität und soziale Interaktionen verbessert. Die Integration von Technologien wie Telekommunikation, Computern und Medien wird hervorgehoben, um ein nahtloses Benutzererlebnis zu schaffen, das intuitiv und benutzerfreundlich ist. Insgesamt vermittelt der Film eine positive Einstellung zur Zukunft und das Potenzial von Innovationen, die den Menschen helfen können, Herausforderungen zu bewältigen und ihre Träume zu verwirklichen, während AT&T als führendes Unternehmen in der Entwicklung dieser Technologien positioniert wird.

Es wird auch eine Vision vermittelt, in der Technologie in der Lage ist, den Menschen bei der Verarbeitung und Verwaltung von Informationen zu unterstützen, was Aspekte der Datenverarbeitung und Automatisierung umfasst, die mit KI-Entwicklungen in Verbindung stehen. Obwohl KI nicht direkt thematisiert wird, wird das Streben nach intelligenteren, reaktiven und anpassungsfähigen Technologien als Teil der futuristischen Vision angedeutet.

Die Prognosen aus dem Jahr 1993 über die Entwicklung von Kommunikationstechnologien und deren Benutzerfreundlichkeit sind in vielerlei Hinsicht von den Fortschritten in der Künstlichen Intelligenz (KI) übertroffen worden. Heute erleben wir nicht nur eine nahtlose Vernetzung von Geräten und eine einfache Zugänglichkeit von Informationen, sondern auch intelligente Systeme, die in der Lage sind, kontextuelle Informationen zu verarbeiten, Entscheidungen zu treffen und personalisierte Erfahrungen zu bieten.

Technologien wie Sprachassistenten, intelligente Suchalgorithmen und maschinelles Lernen haben die Art und Weise, wie wir mit Technologie interagieren, revolutioniert und ermöglichen eine tiefere Automatisierung und eine personalisierte Benutzererfahrung. Diese Entwicklungen gehen weit über die ursprünglichen Vorstellungen hinaus, indem sie nicht nur die Kommunikation, sondern auch viele Aspekte des Alltags, der Arbeit und der Freizeit effizienter und zugänglicher gestalten. So hat KI in vielen Bereichen die anfänglichen Visionen übertroffen und neue Möglichkeiten geschaffen, die zuvor nur als Zukunftsvisionen gedacht wurden.

Mögliche Veränderungen des Anforderungsprofils an Ingenieure auf dem zukünftigen Arbeitsmarkt: Die rasante Entwicklung der Künstlichen Intelligenz verändert die Rolle von Ingenieuren und die Art und Weise, wie sie arbeiten, grundlegend. Während traditionelle mathematische Fähigkeiten und handwerkliches Wissen nach wie vor wichtig sind, wird die Nachfrage nach diesen Fähigkeiten zurückgehen. Stattdessen gewinnen Datenanalyse, der Umgang mit KI-Tools und ein Verständnis von Algorithmen zunehmend an Bedeutung. Ingenieure werden mehr als Problemlöser und Denker gefragt sein, die in der Lage sind, komplexe Probleme zu identifizieren und geeignete KI-gestützte Lösungen zu finden.

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Fachleuten aus Bereichen wie Data Science und Informatik wird entscheidend sein. KI kann Routineaufgaben automatisieren, wodurch Ingenieuren mehr Zeit für kreative und innovative Tätigkeiten bleibt. Anstatt sich mit Berechnungen oder Formelumstellungen zu beschäftigen, könnten sie sich auf die Entwicklung neuer Konzepte und Lösungen konzentrieren, die menschliche Intuition erfordern.

Dall·e 2024 11 04 10.37.08 A 1950s Engineer Working At A Large Drafting Board, Surrounded By Rolled Up Technical Drawings And A Slide Rule. The Engineer Is Wearing A White Shirt
So stellt sich ChatGPT die Arbeit eines Ingenieurs aus den 1950er Jahren vor.

Mit dem Einsatz KI-gestützter Tools wird der Entwicklungsprozess effizienter, was zu schnelleren Analysen und Prototypen führt. Lebenslanges Lernen wird unerlässlich sein, um mit den schnellen technologischen Veränderungen Schritt zu halten, und Ingenieure müssen sicherstellen, dass die Technologien verantwortungsvoll eingesetzt werden. Letztlich könnte sich die Rolle des Ingenieurs von einem traditionellen Techniker zu einem kreativen Innovator verschieben, der komplexe Herausforderungen mit modernen Werkzeugen meistert.