Ohne Seekabel würde das Internet in seiner heutigen Form nicht funktionieren. Vor über 200 Jahren fing die Geschichte der Unterwasserkabel für die Nachrichtenübertragung an. Bis in die 50er Jahre konnten transkontinentale Seekabel nur Telegrafie übertragen. Die Geschwindigkeit der Datenübertragung war im Vergleich zu den heutigen Glasfaserkabeln extrem langsam. Nachfolgend eine Zusammenfassung der wichtigsten Ereignisse. Dabei wurde auch die Entwicklung der drahtlosen Kommunikation berücksichtigt, welche manchmal in Konkurrenz zum Seekabel stand.
Am Anfang war nur die Übertragung von Morsezeichen (Telegrafie) möglich. Bei der Telegrafie werden die Buchstaben und Zahlen mit Hilfe einer Abfolge von kurzen und langen Stromimpulsen dargestellt. Bedingt durch die Kabeldämpfung mussten als Empfänger Spiegelgalvanometer verwendet werden, weil sie sehr empfindlich reagierten. Zudem mussten die Morsesignal langsam gegeben werden, da die langen Seekabel durch ihre Tiefpasswirkung die Morsezeichen undeutlich erscheinen ließen. Röhren oder Transistoren zur Verstärkung gab es noch nicht. Das Koaxialkabel war auch noch nicht erfunden. Das erste Transatlantikkabel erwies sich wegen seiner schlechten Isolation und schlechten Übertragungseigenschaften wirtschaftlich und technisch als eine Katastrophe.
Die Chronologie der Seekabel im Vergleich zu anderen Übertragungstechniken: Mehr steht unter http://de.wikipedia.org/wiki/Seekabel#Geschichte. Auf Englisch ist die komplette Geschichte der Seekabel unter http://www.atlantic-cable.com dokumentiert.
1811: Erstes Unterwasserkabel durch die Isar bei München. Das Isolationsmaterial war Kautschuk.
28.8.1850: Erstes Seekabel durch den Englischen Kanal. Nun wurde Guttapercha als Isolationsmaterial eingesetzt. Am nächsten Tag wurde das Kabel durch das Netz eines Fischereibootes zerstört.
1857: Der Versuch ein Transatlantikkabel zu verlegen, scheiterte. Das Kabel ging verloren.
1858: Erfolgreiche Verlegung des ersten Transatlantikkabels. Wikipedia: „Nach Übungen in der Biskaya im Frühjahr 1858 und einem weiteren glücklosen Versuch im Juni 1858 gelang das Unternehmen im dritten, am 17. Juli begonnenen Anlauf nach einigen Schwierigkeiten schließlich, und am 5. August war die Verbindung hergestellt. Am 16. August wurde dieses erste Tiefseekabel zwischen Südwestirland und Neufundland mit dem Austausch von Glückwunschtelegrammen zwischen Königin Viktoria und dem amerikanischen Präsidenten James Buchanan in Betrieb genommen. Die anfängliche Attraktion entwickelte sich jedoch zu einer großen Pleite, denn die Übertragung der Grußbotschaft der britischen Königin an den amerikanischen Präsidenten dauerte 16 Stunden, obwohl sie nur 103 Wörter umfasste. Im September 1858 versagte das Kabel; vermutlich war die Guttapercha-Ummantelung beim Verlegen beschädigt worden, wodurch das Kabel nicht mehr ausreichend vor Korrosion durch das Meerwasser geschützt war. Problematisch war, dass damals die Topographie und Beschaffenheit des Meeresbodens kaum bekannt war. “
1866: Das erste zuverlässig funktionierende Transatlantikkabel wurde in Betrieb gesetzt. Wikipedia: „1864 wurde ein 5100 Kilometer langes Seekabel mit verbesserter Schutzummantelung vorbereitet und die „Great Eastern“ als Verlegungsschiff beschafft, damals der größte Liniendampfer der Welt. Am 31. Juli 1865 riss das Kabel beim Verlegen. Erst 1866 konnte beim zweiten Versuch das erste Kabel verlegt werden, das langfristig die Telegrafenverbindung zwischen Amerika und Europa sicherstellte.“
Wenige Jahre später gelang es vornehmlich den Briten, sowohl die USA mittels Seekabel zu erreichen als auch über Freetown in Sierra Leone den afrikanischen Kontinent. Ein weiteres Seekabel verlief über Freetown bis nach Kapstadt. Ägypten wurde eine wichtige Relaisstation für die Seekabel-Telegraphie. Im Jahre 1868 wurde ein Seekabel von der Insel Malta nach Alexandria in Ägypten verlegt. Dieses Teilstück verband ab 1870 indirekt London mit Bombay (Quelle: Wikipedia). Um 1900 gab es bereits eine Vielzahl von transatlantischen Seekabeln. Einige verbanden Frankreich direkt mit der amerikanischen Ostküste.
In den Anfangszeiten benötigte ein Telegramm über den Atlantik 5 bis 10 Stunden. Später konnte dank verbesserter Technik die Übertragungs-Geschwindigkeit auf wenige Minuten für ein Telegramm gesteigert werden. Um 1900 waren 40 bis 45 Wörter pro Minute je Richtung erreicht. Telegramme konnten nun in beiden Richtungen gleichzeitig übertragen werden. Geschäftleute verwendeten bestimmte Abkürzungen, um die Kosten nochmals zu senken. Eine Zahl konnte für einen ganzen Standardsatz stehen ( http://www.atlantic-cable.com/Article/1902WorldsWork/index.htm Abschnitt Rushing The Cables ). Der Artikel „Kabel verbinden die Welt und ihre Kaufleute“ der FAZ beschreibt die Bedeutung des damaligen, weltweiten Seekabelnetzes.
French Cable Station Museum, Massachusetts, Kabelstation in Massachusetts für eine Kabel nach Frankreich. Das Bild stammt zeigt, wie eine Kabelstation aus dem Jahre 1898 ausgsehen haben könnte. Mehr Infos auf Wikipedia. Wie auf dem Bild zu erkennen ist, kamen schon damals Lochstreifen zum Einsatz.
Ab etwa 1880: Die ersten Telefonnetze kamen auf (siehe Geschichte des Telefonnetzes). Diese Telefonnetze waren allerdings lokal begrenzt und am Anfang nur für Ortsgespräche geeignet.
Ab etwa 1887: Es wurden nun bespulte Leitungen verwendet, die eine bessere Übertragungsqualität ermöglichten, wodurch die Morsezeichen besser zu unterscheiden waren. Durch bespulte Leitungen wurde auch die Reichweite der Telefonverbindungen über Land erhöht. Drahtgebundene Telefonverbindungen von Kontinent zu Kontinent waren immer noch nicht möglich.
Ab 1918: Einsatz von Maschinensendern für die drahtlose, transkontinentale Telegrafie-Übertragung auf Längstwellen bei etwa 20 bis 50 kHz. Dies geschah als Ergänzung zu den anfälligen Seekabeln. Der Längstwellensender Grimeton ist der letzte noch funktionsfähige Maschinensender. Er stammt aus dem Jahr 1924 und befindet sich in Schweden. Die Sendeanlage ist UNESCO-Welterbe und nutzt das Rufzeichen SAQ. Mit der Erfindung der Elektronenröhre in den 1920er Jahren wurden die Maschinensender von der Röhrentechnik abgelöst. Bilder, Filme, Öffnungszeiten und die Anfahrtsbeschreibung zu Grimeton gibt es hier.
Ab etwa 1920: Mit dem Aufkommen der Elektronenröhre als Verstärker waren nun Telefongespräche innerhalb eines Kontinents über weite Entfernungen möglich. Vor der Erfindung der Elektronenröhre war die Reichweite der Telefonverbindungen durch die Dämpfung und durch die Verluste der Telefonleitungen begrenzt. Um mit der Nachbarstadt telefonieren zu können, war es üblich in das Telefon zu brüllen, damit man am anderen Ende der Leitung überhaupt verstanden wurde.
Anfang der 1920er Jahre wurde in den meisten Länder der Rundfunk eingeführt, welcher zu Beginn auf Mittel- und Langwelle verbreitet wurde. Mit Detektorempfängern gelang meistens nur der Empfang des Ortssenders über Kopfhörer. Mit der Verwendung von Elektronenröhren wurden die Empfänger leistungsfähiger. Fernempfang gelang und ein Betrieb über Lautsprecher wurde möglich. In den 1930er Jahren waren im Zuge der Elektrifizierung Radios mit Netzbetrieb üblich, die keine Batterien mehr benötigten. Die Elektronenröhre war ein Quantensprung in der Nachrichtentechnik und wurde erst in der Mitte der 1960er Jahre durch den Transistor abgelöst. Die ersten transistorisierten Kofferradios gab es Ende der 1950er Jahre.
Schnitt durch ein Seekabel, bestehend aus Kupferkabeln (Quelle: Wikipedia).
1923: Am 28. November 1923 gelang zwei Funkamateuren, darunter Léon Deloy, die erste zweiseitige Funkverbindung auf kurzen Wellen über den Atlantik in der Betriebsart Telegrafie. Das war die Geburtsstunde des Kurzwellenfunks/Kurzwellenrundfunks (Quelle: Wikipedia). Die Kurzwellenausbreitung ist sehr stark von der Sonnenfleckenzahl, der Jahres- und Tageszeit abhängig. Die Verfügbarkeit ist also auf Kurzwelle eingeschränkt und für einen Telefonverkehr als Fernsprechdienst von Kontinent zu Kontinent dadurch weniger geeignet. Allerdings blühte der Kurzwellenrundfunk auf. Nachrichten aus Übersee konnten auf Kurzwelle abgehört werden. Pressesender verbreiteten auf Kurzwelle die neuesten Meldungen aus aller Welt.
Ab etwa 1927: Bevor es das erste Transatlantik-Telefon-Kabel gab, basierte der seit 1927 bestehende transatlantische Telefondienst auf Langwellenfunk (wahrscheinlich bei etwa 60 kHz, siehe auch http://www3.alcatel-lucent.com/bstj/vol14-1935/articles/bstj14-4-680.pdf). Dieser Dienst kostete neun britische Pfund pro angefangene drei Minuten. Das entspricht nach heutiger Kaufkraft 550 US-Dollar für 3 Minuten. Auf diese Weise wurden zuletzt 2000 Telefongespräche pro Jahr abgewickelt (Quelle: Wikipedia).
1950: Ab 1950 kamen die ersten Seekabel für das Fernsprechen auf. Möglich war dies durch den Einbau von Zwischenverstärkern in das Seekabel. Anfangs waren diese Verstärker noch mit Röhren bestückt. Es kamen nun Koaxialkabel zum Einsatz. Durch das Trägerfrequenzverfahren konnten mehrere Telefongespräche gleichzeitig übertragen werden. Außerdem gab es nun seit den 1940er Jahren Polyethylen als Isolationsmaterial, was das Guttapercha ablöste. Erst Polyethylen und langlebige Elektronenröhren machten den Bau von Transatlantik-Fernsprechkabeln möglich. Bilder von röhrenbestückten Seekabelverstärkern sind auf http://www.bayern-online.com/v2261/artikel.cfm/203/1-Seekabel-Verstaerker.html zu finden. Technische Details von Seekabelverstärkern in Halbleitertechnik aus dem Jahre 1974 sind auf http://dbnst.nii.ac.jp/english/detail/935 zu finden.
Mitte der 1950er Jahre: Einführung von UKW-Rundfunk und Fernsehen in vielen Ländern.
1956: Inbetriebnahme des ersten transatlantischen Telefonkabels TAT-1. Siehe auch Transatlantische Telefonkabel. Es war ein Koaxialkabel mit Polyethylen-Isolation und 51 Röhrenverstärkern im Abstand von 37 Seemeilen. 1978 wurde TAT-1 außer Betrieb genommen.
Animation über die Verlegung von Seekabeln im Küstenbereich (Quelle: Wikipedia). Vor der Küste gräbt ein Unterwasserpflug das Seekabel in den Seeboden ein.
1962: Erster Satellit für die TV-Übertragung ( http://de.wikipedia.org/wiki/Telekommunikationssatellit ). Am 10. Juli 1962 wurde der erste Fernsehsatellit, mit dem Namen Telstar in den Weltraum geschickt. Dieser ermöglichte bereits eine Fernsehübertragung zwischen Japan, den USA und Europa (Quelle: Wikipedia)
1963: Am 14. Februar 1963 wurde Syncom 1 als erster Nachrichtensatellit in eine geostationäre Umlaufbahn geschickt. Da er allerdings seinen Dienst verweigerte, wurde er am 26. Juli 1963 durch Syncom 2 ersetzt. Er war der erste so genannte Synchronsatellit für den terrestrischen Fernsprechverkehr und Telekommunikation (Quelle: Wikipedia).
1980: Ab 1980 verdrängten die Glasfaserkabel die Kupferkabel (galvanische Kabel), welche Mitte der 1990er Jahre fast vollständig die galvanischen Seekabel ablösten. 1988 wurde mit TAT-8 das erste transatlantische Glasfaserkabel in Betrieb gesetzt.
1990er Jahre: Auch Glasfaser haben Übertragungsverluste. Deshalb sind Zwischenverstärker in regelmäßigen Abständen notwendig. Es kommen dafür optische Zwischenverstärker zum Einsatz. Ohne die sehr hohen Datendurchsätze der Glasfaserkabel mit ihren optischen Verstärkern wäre das Internet in seiner heutigen Form nicht möglich. In den 1990er Jahren wurden die optischen Verstärker wesentlich verbessert und erhöhten den Datendurchsatz nochmals.
Mitte der 1990er Jahre: Mobilfunkgeräte auf GMS-Basis werden auch für Privatpersonen erschwinglich. Das Internet nimmt breiten Einzug in den Haushalten und wird über Modems und Telefonleitungen übertragen. Ein gleichzeitiges Surfen und Telefonieren Surfen war nicht möglich. Zudem kostete jede Minute im Internet Geld, so dass sich viele nur ein paar Stunden in der Woche im Internet aufhielten. Zudem war das Internet sehr langsam.
1994: Seit 1994 erfolgt der gesamte drahtgebundene Datenverkehr (Telefon, Internet, TV) über den Atlantik nur noch über Glasfaserkabel (siehe auch http://de.wikipedia.org … Anwendung in der Nachrichtentechnik). Die verbleibenden galvanischen Seekabel sind stillgelegt und verrotten. Eine Bergung wär zu aufwändig.
Ab Anfang der 2000er Jahre: Das Aufkommen der ADSL-Technik ermöglicht einen schnellen Internetzugang über die bereits vorhandene Telefonleitung. Die Internet-Flatrate wird üblich. Dies erhöht das Datenvolumen im Internet. Es werden noch mehr und schnellere Glasfaserseekabel benötigt.
2001: Inbetriebnahme des Transatlantik-Glasfaserkabels TAT-14.
Ab etwa 2008: UMTS (3G) ermöglicht einen erschwinglichen Internetzugang über Mobilfunknetze, was den Datenverkehr im Internet noch weiter erhöht.
Das heutige (2013) unterseeische Glasfaserkabelnetz: Die Karte auf http://www.submarinecablemap.com/ liefert einen Überblick über die heute verlegten Glasfaserkabel. Unter http://www.golem.de/specials/seekabel/ werden aktuelle Informationen über Seekabel verbreitet. Das Datenvolumen nimmt jedes Jahr zu. Jedes Jahr müssen weitere Glasfaserseekabel verlegt werden.
Ende 2013: Die Markteinführung von Google Glass ist geplant. Es handelt sich um eine Brille, die einem das Internet direkt in das Sichtfeld einblendet. Zudem ist in der Brille ein Lautsprecher eingebaut. Der erste Schritt zur permanenten erweiterten Realität hat seine technische Umsetzung gefunden.
Ausblick: Immer mehr Haushalte erhalten einen Glasfaseranschluss. Fernsehen und Spielfilme in HDTV-Qualität kommen auf Anfrage über das Internet direkt ins Haus. Dies erhöht den Datenverkehr der Glasfasernetze extrem.