PSK31: Wie alles 1998 begann

6. November 2010

PSK31 hat sich innerhalb weniger Jahre zur beliebtesten digitalen Betriebsart entwickelt. Hier möchte ich aus meiner Erinnerung nachvollziehen, wie die ersten Monate von PSK31 aus meiner Sicht abliefen. Dazu fand ich interessanterweise meine alten Seiten im Internet wieder.

Bevor 1998 PSK31 erschien, gab es im Wesentlichen als digitale Betriebsarten für den PC nur Amtor, Pactor und RTTY. Amtor und RTTY konnten mit einem einfachen HamComm-Modem unter DOS betrieben werden. RTTY auf einem PC war schon eine große Vereinfachung im Vergleich zu den schweren und lauten mechanischen Fernschreibern. Für Pactor benötigt man nach wie vor ein spezielles Modem. Zu dieser Zeit existierte noch Clover, welches eine spezielle Karte für den PC benötigte und sich nicht durchsetzen konnte. Soundkartenprogramme, wie sie heute für Windows üblich sind, gab es noch nicht oder waren weitgehend unbekannt. Soundkarten wurden erst Mitte der 90er Jahre in den PCs üblich.


Das nur 30 Hz breite PSK31-Signal versetzte viele Funkamateur in Erstaunen (Quelle: DK4ZC, CQ-DL).

Es war im Sommer 1998, als die CQ DL 6/98 einen kurzen Artikel von DK4ZC „Neu: PSK31“ herausbrachte, der kaum Beachtung fand. Unter http://www.janson-soft.de/seminare/dh7uaf/psk31a.htm kann er noch nachgelesen werden. Damals gab es PSK31 praktisch nur für DSP-Boards. G3PLX, der Erfinder von PSK31 und auch Amtor, hatte  PSK31 für ein DSP-Board von Motorola programmiert. Ein PSK31-Soundkartenprogramm gab es meines Wissens zum damaligen Zeitpunkt nur für Linux. DL6IAK nahm den in Assembler geschriebenen Code des Motorola-Boards von G3PLX und programmierte auf dieser Grundlage damit in C das EZ-Kit Lite von Analog Devices ( http://www.janson-soft.de/seminare/dh7uaf/psk31.htm ).


DSP-Board EZ-Kit Lite von Analog Devices aus dem Jahre 1998. Moderne PCs mit ihren Soundkarten leisteten 10 Jahre später wesentlich mehr.

Ein Exemplar dieses EZ-Kit Lite bekam ich leihweise zum Ausprobieren und so kamen meine ersten PSK31-QSOs 1998 mit diesem Board zu Stande. Wir waren in Europa nur etwa 30 Stationen, welche sich auf einer ganz bestimmten Frequenz trafen und sich daran erfreuten, wie die im Lautsprecher unhörbaren PSK31-Signale immer noch fehlerfrei dekodiert werden konnten. Jeder versuchte mit möglichst geringer Leistung zu senden und die vereinbarte Frequenz so genau wie möglich einzuhalten. Mein Rechner mit Windows 95 als Betriebssystem war ein Pentium mit 133 MHz Taktrate, was für damalige Verhältnisse recht schnell war. Trotzdem war er mit dem dem Terminalprogramm, welches das DSP-Baord steuerte, fast ausgelastet. Zu dieser Zeit kam unter http://aintel.bi.ehu.es/psk31.html die „Official“ PSK31 Homepage heraus. Diese Seite gibt es immer noch.

Dann im Dezember 1998 kam der große Durchbruch für die Mehrheit der Funkamateure, als G3PLX als Weihnachtsgeschenk an die Funkamateure sein erstes Soundkartenprogramm für Windows herausbrachte, welches ich unter http://www.janson-soft.de/seminare/dh7uaf/psksbl.htm beschrieben habe. Mit einem Schlag waren dank der Verbreitung durch das Internet plötzlich sehr viele PSK31-Stationen in der Luft, die zum Teil mit viel zu hoher Leistung quer über das ganze Band splatterten. Später kam dann noch ein Zusatzprogramm zum Versenden von Textbausteinen heraus, womit die PSK31-QSOs ihre persönliche Note verloren.


Das erste PSK31-Programm für Windows und die Soundkarte wurde im Dezember 1998 von G3PLX kostenlos im Internet zur Verfügung gestellt. Dank seines offenen Quellcodes entstanden viele weitere kostenlose Soundkartenprogramme mit zum Teil sehr komfortablen Oberflächen, die mit Hilfe des Internets zur schnellen Verbreitung von PSK31 beitrugen.

In den nachfolgenden Jahren kamen immer weitere Soundkartenprogramme heraus, die nicht nur für PSK31 geeignet waren. Die Bedeutung der Wasserfallanzeige wurde erst später richtig erkannt, da ihre Anzeige die Frequenzbelegung über zwei oder noch mehr kHz auf einen Blick ermöglicht. Mit der Zeit gewöhnte sich der Funkamateur an das Bild von 30 PSK31-Stationen auf seiner Wasserfallanzeige.

MT63 ( http://www.janson-soft.de/seminare/dh7uaf/mt63/mt63.htm ), das anfangs mit PSK31 konkurierte, bekam von IZ8BLY ebenfalls ein Soundkartenprogramm für Window. Es setzte sich aber nicht durch, da es 1 kHz Bandbreite benötigte und die kommunizierenden Soundkarten nur ganz geringe Frequenzabweichungen aufweisen durften. RTTY und Hellschreiben folgten wenig später als  Soundkartenprogramm. Danach kam Olivia auf und es folgten viele weitere digitale Betriebsarten. MixW war eines der ersten Soundkartenprogramme, das mehrere verschiedene digitale Betriebsarten verarbeiten konnte.


Volker, damals als DH7UAF mit einem Pentium 133 unterwegs, in seinem Shack aus dem Jahre 1999.

Nach und nach  kam man auf die Idee, dass ein Soundkarteninterface mit einer vollständigen Potenzialtrennung zwischen PC und Transceiver viele Probleme löst. Außerdem gab es inzwischen die ersten relativ einfachen Bausätze für PSK31-Empfänger und Transceiver, darunter z.B. der Warbler, der quarzstabilisiert auf einer festen Frequenz arbeitet. Enttäuschend war die Erfahrung, dass EME mit PSK31 nicht funktioniert, da es auf einer Phasenmodulation beruht.

PSK31 und die nachfolgenden digitalen Betriebsarten können als Bereicherung für den Amateurfunk angesehen werden, da sie mit kleiner Leistung und Behelfsantennen noch Verbindungen ermöglichen, die nur Telegrafisten vorbehalten waren.