(Dieser Artikel ist etwa 2010 entstanden und muss leider noch restauriert werden)
Seit 1997 bin ich Kurzwellenfunkamateur und seitdem habe ich notgedrungen mit verschiedenen Behelfsantennen experimentiert. Wo ein Wille ist, da ist auch eine Antenne.
Im Internet kursiert als PDF-Dateien das sehr empfehlenswerte Buch “Rund um die Antenne” von HB9ACC, welches kostenlos heruntergeladen werden darf. Es richtet sich an den Praktiker und erklärt den Selbstbau von Antennen für den Amateurfunk.
Kurze Sendeantennen für Kurzwelle: Kurze Antennen haben als Sendeantennen immer einen schlechteren Wirkungsgrad als Halbwellendipole. Trotzdem sind sie besser als überhaupt keine Antenne. In ihnen und vor allen Dingen in ihrer Anpassung fließen höhere Ströme, wodurch sich die ohmschen Verluste stärker bemerkbar machen. Um die ohmschen Verluste gering zu halten, wird bei kurzen Antennen mit dicken Rohren experimentiert. Dazu werden manchmal Pappröhren mit Alufulie beklebt oder Bierdosen zusammengelötet, um den Skinneffekt herabzusetzen. Sicher hilft das. Aber ein Teil der Sendeenergie wird trotzdem in Wärme umgewandelt. Das ist leider so. Traumhafte Rapporte sind Zufallsergebnisse durch günstige Ausbreitungsbedingungen. Es gibt keine Wunderantennen. Theoretisch könnte man supraleitendes Material für die Antennen und Antenenanpassgeräte verwenden. Dann müssen aber die Randbedingungen stimmen. So darf die maximal möglich Stromdichte des Supraleiters nicht überschritten werden. Abgesehen davon bringt die notwendige Kühlung erhebliche Probleme bei der technischen Umsetzung mit sich.
Kurze Empfangsantennen für Lang- bis Kurzwelle: Beim Empfang kommt es nicht auf den absoluten Pegel des empfangenen Signals an, sondern auf ein möglichst günstiges Signal-Rausch-Verhältnis. Deshalb kann in einer Großstadtumgebung mit ihren zahlreichen Störquellen eine Rahmenantenne von 40 cm Kantenlänge bessere Empfangsergebnisse liefern als eine 20 m lange Drahtantenne.
Welche Dachböden sind geeignet? Ideal sind Dachböden, die nicht isoliert sind. Die Dachziegel dämpfen kaum die Funkwellen auf Kurzwelle und UKW. Eine Wärmeisolation aus Steinwolle, Glaswolle oder Styropor besitzt ebenfalls keine nennenswerte Dämpfung. Schlecht ist es, wenn die Dampfsperre der Isolation aus einer Alufolie besteht. Je höher der Dachboden über Grund ist, desto besser.
Dipole unter Dach: Unter Dach können Dipole gespannt werden. Ein Multiband-Dipol geht natürlich auch. Wenn die Spannweite nicht ausreicht, kann die Antenne durch Spulen verlängert werden. Die Enden können auch um die Ecke gebogen werden. Die Einspeisung erfolgt über ein Koaxkabel und einen Balun. Der Balun senkt den Störpegel beim Empfang und vermeidet Störungen durch die Aussendung.
Schleifen-Antennen unter Dach: Nach meinen Recherchen sollte man einer geschlossenen Schleife als Sende-Empfanfgs-Antenne den Vorzug geben. Sie nimmt relativ wenige Störungen aus dem Nahfeld auf. Die Drahtschleife verlegt man so, dass sie eine möglichst große Fläche umspannt. Leider muss sie für jedes Amateurfunkband extra angepasst werden, wenn man senden möchte. Für den Empfang von Lang- bis Kurzwelle ist sie sehr vielversprechend. Hier sollte man experimentieren, ob der Empfang besser wird, wenn man die Schleife auftrennt.
Antennen auf dem Balkon: Ähnliche Antennen können auch auf dem Balkon angebracht werden. Denkbar wäre eine unsichtbar verlegte Schleifenantenne, welche etwa 10 cm vom Mauerwerkt entfernt angebracht wird. Selbstverständlich wäre die Abstrahlrichtung in die Richtung zum Gebäude stark abgeschattet. Verkürzte Antennen, wie sie für den Mobilbetrieb gedacht sind, funktionieren nach den selben Gesichtspunkten auch. Sie müssen nicht aus der Fassade ragen. Ein Metallgeländer oder ein Regenrohr kann als Gegengewicht dienen.
Unmögliche Antennen: Man sollte versuchen, ob andere Metallgebilde als Antenne funktionieren. Denkbar sind Regenrinnen und Fallrohre. Auch wenn sie geerdet sind, lassen sie sich mit einem Antennenanpassgerät anpassen, wenn der Speisepunkt weit genug von der Erde weg ist. Solche Antennen können sich allerdings ihr Gegengewicht in der Elektroinstallation suchen, was besonders bei der Aussendungen zu erheblichen Störungen führn kann. Abgesehen davon ändert sich das Verhalten natürlich bei Regen und Trockenheit. Ich hatte mal einen gazen Baukran auf 2 m Grund mit einem Antennenanpassgerät angeschlossen. Sendung und Empfang auf 80 m funktionierten wunderbar.
Unsichtbare Draht-Antennen: Man könnte einen dünnen Draht, der fast unsichtbar ist, z.B. vom vierten Stock eines Mehrfamilienhauses in den nächsten Baum spannen oder zu einer Garage in der Nähe. Niemand wird etwas auffallen. Allerdings darf der Draht nicht zu dünn sein, da er sonst auch von Vögeln übersehen wird. Welchen Durchmesser solche Drähte mindestens haben müssen, habe ich noch nicht in Erfahrung gebracht.
Betriebsarten und Behelfsantennen: Mit solchen Behelfsantennen wird man abgesehen von dem Baukran immer einige S-Stufen schlechtere Rapporte erhalten als mit gestreckten Dipolen. Außerdem ist der aufgenomme Störpegel höher sein. Deshalb sollte man es nicht mit SSB-Telephonie auf Kurzwelle versuchen. Mit Telegrafie (CW) oder digitalen Betriebsarten macht es mehr Spaß.
Und es ging doch! Als 80-m-Antenne diente ein 9 m langes, im Dachboden verspanntes Stück Draht. Eigentlich als Notbehelf gedacht, leistet er mir in meinem alten QTH immer noch treue Dienste. Das Bild unten zeigt die Anpass-Spule. Als Spulenkörper dient die Papprolle einer Klopapierrolle. An die Anzapfung kommt die Seele des Koaxialkabels, an das eine Ende der Antennendraht und an das andere Ende der Mantel des Koaxialkabels und viele Radiale. Berechnet wurde die Spule mit einem kleinen DOS-Programm (siehe Bild 8 KB) von DL5FY, welches auf einem Artikel von DJ3RW basiert (160mant.zip, 36 KB). Funktioniert hat das aber nie so richtig. Ich habe dann auf dem Dachboden ein Anpassgerät angebracht. Zum Bandwechsel musste ich desalb immer auf den Dachboden klettern. Außerdem wurden im Dachboden Radiale als Gegengewicht verlegt.
Die Anpass-Spule: Hier nochmals die Anpass-Spule im Detail. Mit dieser Konstruktion sind mir immerhin DX-Verbindungen in RTTY gelungen. Regelmässige und zuverlässige Verbindungen nach Mittelschweden waren in der Winterzeit in Amtor und RTTY kein Problem.
Als 20-m-Antenne diente ein Halbwellendipol, der ebenfalls im Dachboden verspannt wurde.
Seit 1999 dann verwendete ich einen 28 m langen, endgespeisten Draht, der zwischen zwei Gebäuden in 8 m Höhe gespannt war und durch eine Anpassbox angepasst wurde. Die Anpassbox war auf dem Dachboden, auf dem ich für jeden Bandwechsel immer klettern musste. Einige Rollen RG213 dienten als Mantelwellensperre, damit nicht zu viel HF in das Lichtnetz seinen Weg suchte.
HB9CV: Für das 2-m-Band benutzte ich eine HB9CV unter Dach. Obwohl diese Lösung für den spärlichen OV-Verkehr völlig ausreichend ist, gehört das Errichten eines Antennenmastes zu meinen Vorhaben, die ich nie realisierte.
In Schweden hatte ich dann an meinem neuen QTH seit 2006 wesentlich mehr Platz zur Verfügung. Zwischen zwei Birken spannte ich einen Full-Size-Dipol für 80 m in etwa 15 m Höhe. Darunter kam noch ein Dipol für das 20-m-Band. Danach kam noch ein Dipol für 40m hinzu. Unter http://www.elektronikbasteln.pl7.de/kurzwellen-multiband-dipol.html befindet sich die Baubeschreibung.
Mein Fazit: Antennenbau geht irgendwie immer, auch wenn die Platzverhältnisse keine optimalen Lösungen zulassen. Vor allen Dingen erlauben die digitalen Betriebsarten und Telegrafie weltweite Verbindungen mit einem Dipol, der im Dachboden verspannt ist.