Restaurierung eines Bakelit-Telefons Modell 36

9. Dezember 2020

Mir wurden Einzelteile eines alten Bakelit-Telefons zugeschickt. Eine Recherche ergab, dass es sich um die Haube und um die Grundplatte eines Modell 36 handelte. Das Gehäuse war in einem schlechten Zustand. Der Nummernschalter war defekt und ließ sich nicht mehr bewegen. Der Hörer fehlte.

Die Bakelit-Oberfläche konnte durch Polieren mit Lackreiniger nicht mehr auf Hochglanz gebracht werden. Sie blieb stumpf, da die Oberfläche durch die Jahre und durch UV-Strahlung beschädigt war.

Links: Schaltplan, Geschichte, Anschlussbelegung

http://www.fernsprecher.info/telefon_schaltbild/modell36.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Modell_36

http://www.fernsprecher.de/museum/m36.htm

http://www.fernsprecher.de/museum/schaltplan.htm

Der erste Versuch das Gehäuse mit Schellack zu lackieren und zu polieren scheiterte. Das Polieren mit dem Ballen war auf der kleinen und verwinkelten Fläche einfach zu schwierig.

Ich griff dann zu einer Spraydose mit glänzendem Acryllack RAL 9005 aus dem Baumarkt. Anschließend wurde mit 1200er Papier nass geschliffen und in zwei Stufen poliert. Für den Hochglanz kam Autolackreiniger zum Einsatz.

Ein Modell 36, dessen Hörer fehlt.
Diese Materialien aus dem Baumarkt kamen zum Einsatz. Von links nach rechts: glänzender Acryllack, Autopolitur (Rubbing) zum Heraupolieren von Kratzern, Autolackreiniger (Cleaner). Vorne 1400er-Schleifpapier für trockenes und nasses Schleifen. Für das Polieren kamen alte dicke Wollsocken zum Einsatz.
Die Gabel lag in Einzelteilen vor.
Der Nummernschalter war verdreckt. Trotz Reinigung bekam ich ihn nicht mehr gangbar. Ich nahm deshalb einen anderen.
Ein anderer Nummernschalter nach der Reinigung dient als Ersatz
Nach dem Reinigen mit Spüli und dem Polieren mit Autolackreiniger stehlte sich kein Glanz ein, weil die Oberfläche beschädigt ist. Ein weiteres Polieren führt dann nur zu einer matten Oberfläche. Ein Glanz kann sich nicht einstellen.
Nach dem Nassschliff mit 400er Schleifpapier.
Nach dem Lackieren mit Acryllack, glänzend, RAL 9005, aus der Spraydose. Teilweise Orangenhaut und Einschlüsse von Staub sind zu erkennen.

Nach einer Trocknungszeit von 24 Stunden wurde mit 1200er Papier nass geschliffen. Danach grobe Autopolitur zum Herauspolieren von feinen Kratzern, dann Autolackreiniger für den Hochglanz.
Rückseite nach dem ersten Polieren. Feine Kratzer sind noch zu erkennen.
Zur Probe wurde der gereinigte Nummernschalter und ein der Hörer montiert, um den farblichen Gesamteindruck beurteilen zu können. Zu sehen sind lose Fussel auf dem Lack. Die Oberfläche ist nahezu perfekt.

Das nasse Schleifen mit 1200er Papier beseitigt Unebenheiten und Einschlüsse aus Staub. Man sollte allerdings nur so wenig wie nötig anschleifen, da sonst die Gefahr besteht den gesamten Lack abzuschleifen. Wenn das der Fall ist, dann muss erneut lackiert werden.

Ein Vorgänger hatte eine Ecke angeklebt, die nun verspachtelt und geschliffen wird.
Bruchstelle nach dem Spachteln mit Feinspachtel und dem Schleifen.
Nach dem Lackieren und Polieren ist die Bruchstelle fast nicht mehr zu erkennen. Allerdings hatte ich beim Feinschliff den Lack stellenweise durchgeschliffen. Da hilft nur eine zweite Lackierung.
Eine zweite Lackierung mit anschließender Politur ergab einen Spiegelglanz.
Der Spiegelglanz auf der Rückseite.
Auch die Gabel wurde ganz dünn lackiert. Durch das Anschließende Polieren kam das Siemens-Logo wieder in weißer Schrift zum Vorschein.
Der Hörer stammt von einem W48 oder W49. Der für das Modell 36 typische Trichter auf der Sprechmuschel stammt aus einem anderen Telefon österreichischer Herkunft. Offenbar passen verschiedene Teile gut zusammen. Ich konnte keinen Unterschied zu Abbildungen des Modell 36 im Internet finden.
Verdreckte Grundplatte des Modell 36.
Da die Kabel bereits mit Kunststoff ummantelt waren, wagte ich den Ausbau der Komponenten.
Die gereinigte Grundplatte.
Nach dem Zusammenbau der mit Glasreiniger und Wattestäbchen gereinigten Teile. Die Glocken wurden mit etwas Chromglanz aufpoliert.
Anschlussbelegung. Rechts unten: gelb und grün = nsi, braun und weiß = nsa. Rechts oben: gelb und rot = Amtsleitung La Lb. Die dicken Kabel führen zum Hörer. Gelb und Grün: Hörkapsel, braun und weiß = Sprechkapsel.
Nummernschalter N38. Die beiden oberen Kontakte gelb und grün führen zum nsi // nsr, die beiden unteren zum nsr.
Gehäuseschale des Modell 36 von innen.
Modell 36 fertig montiert.
Modell 36 fertig montiert.