18. November 2025
Seit 2002 läuft bei mir eine Waschmaschine Miele W 433 S Grandiosa, ein echtes Arbeitstier. Über zwei Jahrzehnte lang hat sie ohne Murren ihren Dienst getan. Doch vor kurzem wurde sie plötzlich rebellisch: Beim Schleudern wanderte sie durch den Raum, rumpelte und polterte heftig, und am Bullauge zeigten sich innen tiefe Schrammen. Die Diagnose war eindeutig: Die Stoßdämpfer waren am Ende ihrer Lebensdauer.
Es handelt sich bei diesem Modell um klassische Reibungsstoßdämpfer. Die alten ließen sich mit zwei Fingern mühelos durchdrücken – praktisch kein Widerstand mehr, völlig verschlissen. Die neuen Stoßdämpfer dagegen erforderten schon richtig Kraft, um den Kolben auch nur wenige Zentimeter einzudrücken. Ein gutes Zeichen: Die Dämpfung war wieder da.



Zwei neue Original-Stoßdämpfer kosten je nach Anbieter 7 bis 10 € pro Stück. Ein Waschmaschinenservice hätte für den Einbau locker 280–320 € verlangt. Da dachte ich mir: Das kann ich selbst.

Der eigentliche Tausch der Dämpfer ist kinderleicht – zwei Schrauben pro Seite, fertig. Die wahre Hürde ist das Öffnen des Gehäuses. Miele hat bei den W 4000er-Modellen eine etwas fummelige Konstruktion: Deckel ab, Frontblech ab, Seitenwände ab. Für viele ähnliche Modelle gibt es hervorragende YouTube-Videos, leider keines exakt für die W 433 S. Die große Frage war lange: Muss die Bedienblende oben auch raus? Die gute Nachricht: Nein, bei diesem Modell bleibt sie dran. Das spart locker 30–45 Minuten Nerven und Gefummel.

Trotz guter Videos steckt der Teufel wie immer im Detail. Hier die Punkte, die mir richtig weitergeholfen haben und in den Videos meist nur am Rande erwähnt werden:
• Die Seitenbleche müssen unten zuerst einrasten, bevor man sie anschraubt. Wenn sie nicht klicken, sind die oberen Schraubenlöcher später um einige Millimeter versetzt – extrem ärgerlich. Ein paar gezielte Faustschläge von unten auf die untere Kante der Seitenwand helfen wunderbar.
• Die Bullaugen-Manschette wieder aufs Frontblech zu bekommen ist mit etwas Schmierseife (oder Spülmittel) ein Kinderspiel. Der originale Feder-Spannring allerdings ist eine fiese Geschichte. Die Zugfeder muss man mehrere Zentimeter auseinanderziehen, um den Ring über die Nut zu bekommen – das ist mit bloßen Händen kaum möglich.
Mein Trick, der perfekt funktioniert hat: Die Feder einseitig aushängen, einen stabilen Kabelbinder zwischen Federende und Ring klemmen, Ring dadurch ein paar Zentimeter weiter machen und bequem über die Nut ziehen. Dann Kabelbinder stramm zuziehen bis zum Anschlag und den überstehenden Rest abschneiden. Der Ring sitzt danach wieder exakt so straff wie original und die Manschette ist 100 % dicht.
• Der Zulaufschlauch ließ sich nach der Montage nicht sofort dicht bekommen. Grund war eine fast 20 Jahre alte Gummidichtung, die komplett verschleimt und verkalkt war. Mit Badreiniger und einer alten Zahnbürste gründlich geschrubbt – danach war alles wieder dicht, kein Tropfen mehr.



Nach der Montage und dem ersten Probelauf (Leerwaschgang war alles ruhig. Beim ersten richtigen Waschgang mit einer vollen 5-kg-Ladung schwerer Handtücher hörte man jedoch beim Richtungswechsel der Trommel noch ein leichtes, trockenes Knackgeräusch. Das gab mir kurz zu denken, verschwand aber nach drei bis vier weiteren Wäschen komplett. Ich gehe davon aus, dass sich die Reibbeläge der neuen Stoßdämpfer erst einlaufen und leicht an die Gegenfläche anpassen mussten – völlig normal bei diesem Dämpfertyp.
Seitdem läuft die Maschine wieder butterweich und absolut leise, als wäre sie neu.
Fazit: Mit etwas handwerklichem Geschick, den richtigen YouTube-Videos (auch wenn sie nicht 1:1 zum Modell passen) und ein paar einfachen Haushaltstricks ist die Reparatur absolut machbar. Gesamtkosten: ca. 20 € für die beiden Stoßdämpfer plus ein Kabelbinder.
Und das Wichtigste, was ich fast vergessen hätte: Vor dem Öffnen des Gehäuses unbedingt den Netzstecker ziehen – Sicherheitsregel Nummer eins.

Wer also eine ältere Miele hat und vor defekten Stoßdämpfern steht: Traut euch ruhig ran. Die Geräte sind so solide gebaut, dass sich eine Reparatur auch nach 23 Jahren noch lohnt – und zwar richtig.
Was geht bei solchen Waschmaschinen am häufigsten kaputt? Stoßdämpfer, Motorkohlen, Laugenpumpe, verstopfte Schläuche.
Laugenpumpe: Meines Wissens wurden in der W344S drei verschiedene Laugenpumpen verbaut. Beim Öffnen sollte man Fotos von der Laugenpumpe schießen, damit man für eine eventuelle Ersatzteilbeschaffung gerüstet ist.
Noch ein paar Videos, die mir gefallen haben:
Front der Miele Waschmaschine entfernen:
https://youtu.be/FQt-vbKwEAg?si=gdyaFFCWr2TQ8dpa
Miele Waschmaschine demontieren:
https://youtu.be/vSSVjdZjl7o?si=SVVmbvqk9ALuIOQE
Stoßdämpfer tauschen:
https://youtu.be/v_l-RiCQG38?si=8rCK3lRqCOr3JOoC
Hardcore-Lagerwechsel:
https://youtu.be/FRjeko4fCJI?si=b-7TdFs_6hIvwPu8
Motorkohlen wechseln:
https://youtu.be/koSjst_Ksco?si=FDR-coRYMR5c_101
(Anmerkung: Die Kohlen lassen sich eindrücken, bis sie einrasten. Dann ist die Montage einfacher. Nach der Montage von hinten mit einem dünnen Schraubzieher gegen die Kohlen drücken, bis es hörbar klickt. Ich habe Kohlen bekommen, die sich nicht einrasten ließen, weil noch zwei Laschen umgebogen werden mussten.)