Irrer Elektronikfehler nach der Motorkohlen-Kontrolle an meiner Miele Waschmaschine

25. November 2025 (letzte Überarbeitung am 26.11.2025)

Neulich wollte ich bei unserer 23 Jahre alten Miele W433S Grandiosa 100 mit 7300 Betriebsstunden nur kurz die Motorkohlen kontrollieren. Die Maschine läuft seit gefühlten Jahrzehnten zuverlässig, und ich war neugierig, wie viel von den Kohlen nach all der Zeit noch übrig ist.

Sicherheitshinweis: Bevor du die Waschmaschine aufschraubst, ziehst du selbstverständlich den Netzstecker und trennst das Gerät vollständig vom Stromnetz. Die meisten wissen es, aber manchmal denkt man nicht daran. Abgesehen davon weißt du, was du tust, wenn du Eingriffe an der Elektrik vornimmst.

Also die Montageplatte abgeschraubt, Kohlen begutachtet – und gestaunt: Nach 23 Jahren gerade mal rund 2 mm Verschleiß. Da geht normalerweise deutlich mehr, etwa 15 mm. Also alles wieder zusammengebaut, die Kohlen auf den Kommutator drücken lassen, Probeschleudern gewählt … und dann ging der Zirkus los.

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Montageplatte mit den beiden Motorkohlen, die sich in 23 Jahren und 7300 Betriebsstunden nur um 2 mm schön gleichmäßig abgenutzt hatten. Waschen wir zu wenig oder schleudern wie zu langsam? Man achte auf den Anschlussdraht eines Widerstands etwas mittig am unteren Rand der Montageplatte.
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Hier ist der Anschlussdraht vergrößert dargestellt. Er sollte nach der Montage eine leitende Verbindung zum Motorgehäuse und somit auch zu dem Messingbolzen besitzen. Das war bei mir nicht der Fall. Ich habe den Kontakt zwischen dem Messingbolzen und dem Widerstand verlötet. Vielleicht hätte auch ein Umbiegen des Drahtes gereicht, damit er das Motorgehäuse berührt. Ich halte das vor einen Konstruktionsfehler.
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Geöffnete Montageplatte für die Motorkohlen. Der Hammer: Die Steckerleiste hat 10 Pins. Aber auf dem mitgelieferten Schaltbild gibt es nur 9 Pins. Der Pin ganz rechts führt zum 2 MegOhm-Widerstand, der unten zu sehen ist. Zu sehen sind auch noch zwei Entstörkondensatoren.
Widerstandgross
Großdarstellung des Widerstands. Der linke Anschluss dieses Bauteils hängt in der Luft. Im eingebauten Zustand der Montageplatte wird dieses Beinchen leitend mit dem Motorgehäuse verbunden, wenn alles gut geht. Wenn nicht, entstehen wirre Fehlermeldungen wie beschrieben und der Motor läuft nicht.

Der Motor rührte sich nicht. Die LED „Spülen“ blinkte schnell, im Display nur drei waagerechte Striche. Zwischendurch sprang auch die rote „Verriegelung“-LED an. Nach einer Weile brach das Programm mit dem gewohnten Endsignal ab – nur dass eben nichts gewaschen war.

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Seitenansicht der Miele W433S im geöffneten Zustand. Rechts unten der Motor. Für den Wechsel der Kohlen ist nur das Frontblech zu entfernen. Hier wurden gerade die Stoßdämpfer gewechselt.

Vor ein paar Tagen hatte ich neue Stoßdämpfer eingebaut, danach lief die Maschine wie am ersten Tag. Und jetzt so ein Ärger. Also Multimeter raus und die übliche Runde: Feldwicklungen okay, Ankerwicklung okay, Tachospule mit ihren 500 Ohm auch unauffällig.

Dann fiel mir auf der Montageplatte ein kleiner Widerstand mit Farbringen für 2 MΩ auf. Eine Seite hängt an dem rechten Kontakt der Steckerleiste. Die andere Seite liegt über einen Messingbolzen auf Masse – allerdings nur, wenn die Montageplatte fest am Motor sitzt.

Und genau dieser Massekontakt zum Motorgehäuse war weg.

Der Bolzen hatte keinen elektrischen Kontakt mehr zum Anschlussdraht des Widerstands. Ergebnis: völlig wirre Motorfehler, die exakt so aussehen, als wäre die Elektronik hinüber. Ich habe den Kontakt zwischen Bolzen und Draht wieder sauber verlötet. Ja, Löten in einer vibrierenden Umgebung ist nicht ideal, aber hier war es die sauberste Lösung. Biegen hätte vielleicht gereicht, aber ich wollte Ruhe haben.

Laut einer Recherche, die ich von Grok habe machen lassen, ist dieser Fehler bei der 4000er-Serie von Miele tatsächlich kein Einzelfall – besonders nach einem Kohlenwechsel oder beim Wiedereinbau der Montageplatte.

Der rätselhafte Widerstand dürfte einen Teil der Motorstörungen dämpfen. Fehlt sein Massekontakt, steigt der Störpegel vermutlich so stark an, dass die Elektronik das Signal der Tachospule nicht mehr sicher erkennen kann. Die Steuerung reagiert dann konsequent: Sie schaltet den Motor vorsorglich ab. Jedenfalls ist das meine Vermutung.

Nach der Reparatur lief die Miele wieder, als wäre nie etwas gewesen. Enorme Erleichterung. Inzwischen hat sie etwa 10 Waschgänge hinter sich – zum Teil mit der vollen  Drehzahl beim Endschleudern. Alles funktioniert wieder einwandfrei.

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Neue Motorkohlen hatte ich vorrätig. Die roten Gummilager lassen sich abziehen. Zum Einsatz kommen die alten Gummilager von Miele. Die Laschen der Messingbüchsen mussten noch eingedrückt werden, damit die Kohlen in der eingeschobenen Position einrasten, was die Montage auf dem Motor erleichtert. Die Kohlen sind dann von hinten mit einem dünnen Schraubzieher Richtung Motorwelle zu drücken, bis es „Klick“ macht und die Kohlen gegen den Kommutator drücken. Die Gummis als Transportsicherung sind eigentlich überflüssig.

Mein Tipp: Nach dem Wiedereinbau der Montageplatte unbedingt mit dem Ohmmeter prüfen, ob der 2-MΩ-Widerstand Massekontakt zum Motorgehäuse hat. Fast alle Waschmaschinen von Miele scheinen diesen Widerstand verbaut zu haben. Dazu den Steckkontakt ganz rechts auf der Steckerleiste gegen das Motorgehäuse mit einem Ohmmeter messen – bevor man die Steckerleiste wieder aufsetzt.

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Aufkleber in der Maschine gefunden
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Im mitgelieferten Schaltbild fehlt dieser Widerstand und der zehnte Kontakt der Steckerleiste.
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Dokumenten-Info des Schaltbildes

Die Frage ist, ob das Motorgehäuse überhaupt leitend mit dem Gehäuse verbunden ist. In der  Waschmaschine fand ich einen abgefallenen Aufkleber mit dem Hinweis nur hochspannungsgeprüfte Treibriemen einzusetzen.

Wenn das hier jemandem Ärger, Zeit oder sogar unnötige Kosten erspart, hat sich mein Erlebnis gelohnt.

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Stecker abziehen und die zwei Schrauben der Motorabdeckung entfernen. Motorabdeckung abziehen.
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Motorabdeckung zur Seite legen
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Die Montageplatte für die Motorkohlen kommt zum Vorschein. Die vier Schrauben entfernen und die Montageplatte abziehen.
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Motor mit entfernter Montageplatte
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Die Gleitflächen des Kommutators sehen noch prima aus.

Ausführliche Anleitung von einem Fachmann für das Ersetzen der Motorkohlen bei einer Waschmaschine von Miele. Die Kommentare sind ebenfalls lesenswert und lehrreich.

Was soll dieser rätselhafte 2MOhm-Widerstand? Der 2MOm‑Widerstand bildet eine definierte, hochohmige Verbindung zwischen Motorgehäuse und Gerätechassis und dient der Entstör- und Überwachungsfunktion der Elektronik. Ohne ihn “sieht” die Steuerung das Motorgehäuse elektrisch als „in der Luft hängend“, was zu Fehlinterpretationen (Isolationsfehler, Störgrößen) führt, weshalb dann Störungen gemeldet werden und der Motor gesperrt bleibt.

Aufgabe des Widerstands: Er stellt einen definierten Ableitpfad für sehr kleine Leck- und Störströme vom Motor zum Metallchassis her, ohne eine starre, niederohmige Verbindung (also keinen Schutzleiterersatz) zu bilden. Dadurch kann die Elektronik das Potenzial des Motors relativ zum Rest des Geräts messen und beurteilen, ob sich dieses wie erwartet verhält (z.B. keine zu großen Ableitströme, keine Unterbrechung).

Warum 2 Megaohm und keine direkte Verbindung? Ein so hoher Widerstand begrenzt den Strom auf ungefährliche Mikroampere‐Größenordnungen, selbst bei Netzspannung, erfüllt aber gleichzeitig die Funktion, das Potenzial des Motorgehäuses festzulegen und messbar zu machen. Eine direkte leitende Verbindung wäre eine Schutzleiterverbindung; hier geht es aber um ein Mess‑ bzw. Entstörglied in der Elektronik, nicht um den eigentlichen Schutzleiter (der separat vorhanden sein muss).

Warum der Motor ohne Widerstand nicht läuft? Fehlt der Widerstand (z.B. ausgelötet, unterbrochen, Kontaktfehler), erkennt die Elektronik ein unplausibles oder nicht vorhandenes Bezugspotenzial am Motor und wertet das als Fehlerzustand (Isolationsfehler, Störung im Antriebskreis). Aus Sicherheitsgründen und zum Schutz von Leistungselektronik und Motor wird der Antrieb dann nicht freigegeben, was sich in diversen Störungsanzeigen äußert und dem beobachteten Verhalten entspricht.

Kurz gesagt: Der Widerstand ist ein sicherheits- und funktionstechnisch relevantes Bauteil, das den Motor elektrisch „erdet“, aber nur über einen definiert hohen Widerstand, damit die Elektronik Störungen und Isolationszustände korrekt erfassen kann. (Antworten von Perplexity)


Vorgehen bei der Fehlersuche:
Wenn nach dem Zusammenbau ein elektrischer Fehler auftritt, dann ist es höchstwahrscheinlich, dass der Fehler dort auftritt, wo man Bauteile bewegt hat und nicht an ganz anderer Stelle. Es war also unwahrscheinlich, dass die Leiterplatte der Steuerelektronik betroffen war, obwohl man gerne gleich an das Schlimmste denkt. Deshalb sollte man die demontierten Bauteile und die Bauteile, die man angefasst hat, noch einmal ganz genau untersuchen, ob sich irgendwas verbogen hat oder keinen Kontakt mehr hat. Dabei hilft eine Sichtkontrolle und eine Nachmessen mit dem Multimeter. Ein Beinchen eines Widerstands, das einfach so in der Luft hängt, macht keinen Sinn und kam mir deshalb gleich verdächtig vor. Ich hatte auch die Steckkontakte überprüft, ob ein Kabel abgebrochen war oder es könnte sich ein Steckkontakt verbogen haben. Das war alles nicht der Fall, da ich mit dem Ohmmeter an der Steckerleiste, die Widerstände der Motorwicklungen und der Tachospule messen konnte. Nach dem Öffnen der Kontaktplatte wurde mir klar, wie die elektrischen Verbindungen verlaufen. Diese hatte ich auch noch nachgemesen. Und dann viel mir dieser „rätselhafte“ Widerstand auf, der ja eine Funktion haben muss.

Mehr zum Thema mit Links zu nützlichen Youtube-Videos wie man die Kohlen und Stoßdämpfer wechselt und das Gehäuse verschiedener Miele-Waschmaschine öffnet:
https://elektronikbasteln.pl7.de/waschmaschine-miele-w-433-s-grandiosa-stossdaempfer-selbst-getauscht-und-jede-menge-gelernt