Abgebrochenen Draht am Kolbendom einer Elektronenröhre reparieren

2.  Dezember 2013

Bei einer über 70 Jahre alten EBL1 ist der Draht zum Steuergitter des Pentodensystems direkt am oberen Glasstutzen abgebrochen. Kann die Röhre noch gerettet werden?

Bemerkt habe ich den Fehler erst durch einen stark verbrummten Empfang auf allen Wellenbereichen.

Vorgehensweise: Die Anleitung habe ich in ähnlicher Weise aus dem Buch „Handbuch der Rundfunk-Reparaturtechnik“ von Werner W. Diefenbach, 1. Ausgabe von 1947, Seite 193, gefunden. Ohne diese Anleitung hätte ich es nicht gewagt am Glaskolben der Röhre zu feilen. In der Nachkriegszeit herrschte nicht nur Röhrenknappheit und es wurde alles unternommen, defekte Röhren zu retten.

Mit einer Schlüsselfeile oben direkt am Draht die Bruchfläche säubern. Ich habe übrigens nur oben leicht gefeilt, damit die Bruchstelle des Drahtes absolut sauber für die Lötung ist. Die kleine Fläche, die dem Durchmesser des Drahtes entspricht, reicht aus. Beispiele dafür gibt es genügend bei der Lötung von SMD-Bauteilen. Gelötet wurde mit einer normalen Lötstation von 30 bis 50 Watt.

Dann einen sehr dünnen Draht aus einem alten Elektrokabel anlöten. Ist der Draht zu dick, droht die Lötstelle wieder abzubrechen. Vor dem Löten den Draht verzinnen. Die Kappe mit der Feile reinigen und neu verzinnen. Den Draht anlöten. Der Draht sollte drei bis vier cm lang sein. Ist er zu kurz, dann schmilzt das Lot direkt am Glaskolben und die Arbeit fängt von vorne an. Die Kappe draufsetzen und mit einem Tropfen Sekundenkleber befestigen. Dann noch zwei Minuten mit den Fingern die Kappe auf den Glaskolben drücken. Die EBL1 ist gerettet. Eine gebrauchte EBL1 ist nicht gerade billig. Das Radio spielt wieder.

Wenn ich die Anschlusskappe abziehe, dann drücke ich zur Vorsicht die Gitterkappe mit einem Schraubenzieher immer gegen den Glaskolben, damit sich die Gitterkappe nicht vom Glaskolben lösen kann.

Silberleitlack wäre auch eine gute Lösung, wenn sich jemand nicht traut am Glas zu feilen und zu löten. Beim Steuergitter spielt ein eventueller Übergangswiderstand des Leitsilberslacks kaum eine Rolle.


Dünner Draht aus alten Elektrokabeln wurde direkt an den Gitterdraht auf dem Kolbendom angelötet.


Nahaufnahme des angelöteten Drahtes.


Damit der Draht mit der Gitterkappe verlötet werden kann, muss er vorher mit der Feile gereinigt werden, um dann ein Lötklecks anbringen zu können.


Der Draht darf nicht gekürzt werden, wenn er an die Kappe gelötet wird, da sonst die Lötung direkt am Glaskolben schmelzen könnte.


Danach wurde die Kappe mit einem Tropfen Sekundenkleber befestigt. Mit den Fingern wurde die Kappe noch zwei Minuten auf den Glaskolben gedrückt. Dann war die Röhre fertig für den Einbau.


Die über 70 Jahre alte Röhre hat wieder ihren Platz im Radio gefunden, das wieder funktioniert.

Übrigens hatte ich noch bei dieser Gelegenheit zur Sicherheit die Lötstellen am Röhrensockel nachgelötet. Klappert es es im Röhrensockel, was häufig vorkommt, stammt das Geräusch von abgebrochenen Kittresten, mit denen der Sockel auf den Glaskolben geklebt wurde. Diese Kittreste haben keinen Einfluss auf die Funktion der Röhre.