JT65: Mit 20 Watt nach Australien

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JT65: Mit 20 Watt nach Australien

JT65 ist eine hochempfindliche digitale Betriebsart des Amateurfunks, welche mit einfachen Antennen und wenigen Watt Sendeleistung Funkverbindungen rund um den ganzen Globus erlaubt. DX ist jetzt mit einer einfachen Ausrüstung und einer M-Loop auf dem Schreibtisch problemlos möglich. Meine ersten Erfahrungen mit dieser Betriebsart habe ich mit dem kostenlosen Windows-Programm JT65-HF von W6CQZ gesammelt.

JT65-HF: Dieses kostenlose Windows-Programm für die Soundkarte liegt unter http://sourceforge.net/projects/jt65-hf/files/ oder http://iz4czl.ucoz.com/index/0-28 zum Download bereit. JT65 ist auch in Wikipedia beschrieben. Ursprünglich wurde JT65 für die Dekodierung sehr schwacher EME-Verbindungen (Erde-Mond-Erde-Verbindungen) entwickelt. Signale, die tief im Rauschen liegen, kann JT65 noch fehlerfrei dekodieren.


Das Programm JT65-HF: SM5ZBS im QSO mit VK3WHO auf dem 80m-Amateurfunkband. Die Sendeleistung betrug 50 Watt an einem gestreckten Dipol. In der Wasserfallanzeige sieht man die etwa 200 Hz breiten Aussendungen des JT65-Signals (größeres Bild hier). Auf dem 20m-Band reichen oft 20 Watt an einem gestreckten Dipol aus, um in Neuseeland empfangen zu werden.


Lebnsfrohe QSL-Karte von VK4CMV von der Ostküste Australiens, verschickt mit EQSL.

Dimension 4: Zusätzlich benötigt der Rechner eine sehr genau Zeitangabe. Die Windows-Systemuhr ist dazu nicht genau genug, selbst wenn sie mit einem Time-Server über das Internet synchronisiert wird. Mit Dimension 4, ein ebenfalls kostenloses Programm, welches unter http://www.thinkman.com/dimension4/download.htm zu finden ist, gelingt aber eine für JT65  ausreichend genaue Zeitangabe. Dimension 4 wird zuerst installiert und in Betrieb gesetzt, bevor man mit der Installation von JT65-HF beginnt. Es gibt übrigens weitere kostenlose Programme, welche dieselbe Aufgabe wie Dimension 4 erfüllen.


Dimension 4 habe ich so eingerichtet, dass die Zeit alle 3 Minuten mit dem Time-Server abgeglichen wird. Zudem startet das Programm automatisch mit Windows (größeres Bild hier).

In Dimension4 wählen wir einen Time-Server aus, der sich in unserer Nähe befindet und lassen das Progrämmchen nach dem Hochfahren von Windows automatisch starten (Load Dimension 4 at startup).

Installation von JT65-HF: Zuerst installieren wir Dimension 4 und setzen es in Betrieb, damit unser Rechner eine genaue Zeit hat. Dann installieren wir auf den üblichen Weg JT65-HF. Während des Installationsvorgangs öffnet sich ein Hilfsprogramm in einem DOS-Fenster, um die Soundkarte zu synchronisieren. Dies kann einige Minuten in Anspruch nehmen.

Konfiguration von JT65-HF: Um auf Sendung gehen zu können, müssen wir unser Rufzeichen eintragen. Als Beispiel einer sinnvollen Konfiguration habe ich nachfolgend meine Konfiguration als Screenshots veröffentlicht:


Station Setup von JT65-HF: Rx- und Tx-Sample-Rate bestimmt das Programm selbst (großes Bild hier).


Hier unter Rig Control PTT wählen wir die serielle Schnittstelle aus, um damit die PTT (Sende-Empfangs-Umschaltung) zu steuern. JT65-HF lässt sich auf mit Ham Radio Deluxe verbinden (großes Bild hier).


Hier können die Informationen für den PSKReporter eingetragen werden (großes Bild hier).

Was ist der PSKReporter? Einige Programme wie Fldigi, Digital Master 780 und auch das JT65-HF schicken über das Internet Informationen darüber, welche Stationen sie gerade auf welcher Frequenz in welcher Betriebsart zu welcher Uhrzeit empfangen. Da sich eine Vielzahl von Stationen daran beteiligen, können diese Daten auf einer Karte zusammengefasst werden. Diese Karte wird von http://www.pskreporter.info/ immer wieder aktuell zusammengestellt und kann unter http://pskreporter.info/pskmap.html betrachtet werden.


PSKReporter zeigt Stationen an, welche meine Aussendungen in den letzten Stunden gehört haben. Gelb = 20m, Rosa = 80m. Außerdem wird der aktuelle Tag- und Nachtbereich angezeigt (großes Bild hier).


Auf 20m werden meine JT65-Signale aus Schweden bis zur Westküste der USA gelesen, wie es mir PSKReporter zeigt. Als Antenne dient mir ein einfach gestreckter Dipol in etwa 10 m Höhe.

Der Vorteil ist, dass man fast in Echtzeit sofort sehen kann, wo die eigenen Aussendungen überall empfangen werden. JT65-HF muss natürlich dazu mit dem Internet verbunden sein, die richtige Frequenz sollte eingestellt werden und bei "Enable PSKR" muss ein Häkchen gesetzt sein.


QSL-Karte aus Alabama, USA, von KK4A, verschickt mit EQSL.

Auf welchen Frequenzen wird gesendet? Die Liste der Frequenzen verbirgt sich in der rechten unteren Ecke von JT65-HF. Wenn man mit der rechten Maustaste auf das Eingabefeld "Dial QRG kHz" klickt, erscheint die Liste der Frequenzen. Diese stellt man im Display des Transceivers immer auf USB ein, auch auf 80 und 40m. Auf ein paar 100 Hz mehr oder weniger kommt es nicht an. Das Programm erfasst alle Stationen in einem Bereich von etwa 2 kHz. An den SSB-Transceiver werden keine besonderen Anforderungen gestellt.


Mit der rechten Maustaste auf das Eingabefeld "Dial QRQ KHz" von JT65-HF klicken und es erscheint eine Liste der Kurzwellenfrequenzen in einer Auswahlbox.

Betriebstechnik: Um zu verstehen, wie sich QSOs in JT65 gestalten, lässt man als Einsteiger einfach mal das Programm auf dem 20m-Band empfangen. Gesendet wird immer in vordefinierten Zeitschlitzen von etwas weniger als einer Minute, wobei das Zeitraster genau eine Minute dauert. Deshalb sind die einzelnen Durchgänge sehr kurz gehalten und standardisiert. Es besteht  jedoch die Möglichkeit einen Durchgang individuell mit maximal 13 Buchstaben/Ziffern zu gestalten. die Übertragungsgeschwindigkeit ist zu Gunsten der hohen Empfindlichkeit und Robustheit sehr langsam und die übertragenen Inhalte beschränken sich deshalb auf das absolut Notwendige. Testweise habe ich erst 20 Sekunden nach dem Beginn eines Durchgangs meinen Sender aufgedreht. Die Nachricht wurde trotzdem noch empfangen.

Der empfangene Text wird nicht laufend angezeigt, sondern erscheint erst dann, nachdem ein vollständiger Durchgang empfangen worden ist, was ja fast eine Minute dauert. Dies erzeugt gleichzeitig eine gewisse Spannung, ob man eine Antwort bekommt und setzt etwas Geduld voraus.


Dieses Video verdeutlicht die Betriebstechnik. Leider sieht man nicht die Mausbewegungen, welche ich aber im Text beschrieben habe. Im Hintergrund hört man den typischen Klang von JT65.

Sieht man eine Station CQ rufen, erscheint sie mit grünen Hintergrund als grünes Band. Wenn wir ihr antworten wollen, müssen wir einfach nur doppelt auf diesen grün hinterlegten Schriftzug klicken. Den Rest erledigt das Programm, das nicht sofort sendet, sondern wartet, bis es mit seinem Zeitschlitz an der Reihe ist, was ein paar Minuten dauern kann. Wenn wir die Antwort bekommen, klicken wir auf den Knopf "Send Report" und das Programm sendet nach einer Weile das empfangene Signal/Rausch-Verhältnis in dB, das eigene Call und das der Gegenstation. Mit dem Knopf "Send 73" verabschieden wir uns. Eigentlich muss man nur Knöpfchen in der angegebenen Reihenfolge drücken und etwas Geduld zeigen. Es ist eine Betriebsart, welche man gerne nebenher laufen lässt. Sieht man eine interessante Station, greift man zur Maus. Das eigene CQ-Rufen geht nach dem gleichen Prinzip. Einfach ausprobieren und spätestens nach drei QSOs hat es jeder begriffen.

Es wäre übrigens unangemessen auf Kurzwelle mit 750 Watt in JT65 zu senden. Damit zerstört man nur die Wasserfallanzeige der anderen Funkamateure. Und es macht keinen Sinn, wenn man überall gelesen wird, aber die Antworten mit vernünftigen Leistungen um die 50 Watt nicht gehört werden können. Der Reiz dieser Betriebsart ist es ja gerade mit einfachen Antennen und moderaten Sendeleistungen die ganze Welt erreichen zu können. Unterhalten kann man sich mit dieser Betriebsart leider nicht. Viele Stationen haben sich aber mehr oder weniger ausführlich in http://www.qrz.com vorgestellt und es kamen nachträglich einige  nette Kontakte per E-Mail zu Stande.