2.9.2014
Mein altes DECT-Telefon (Gigaset 3000 Comfort), zeigte nach über einem Jahrzehnt täglichen Einsatzes einen Wackelkontakt. Ab und zu war der Gesprächspartner nicht mehr zu hören. Schlug ich das Telefon auf den Tisch, verschwand der Fehler für eine Weile. Das war natürlich kein Dauerzustand. Das Gerät musste geöffnet werden. Im Laufe der Jahre haben sich noch mehr Fehler eingeschlichen.
Das Telefon ist übrigens im Jahr 2023 immer noch im täglichen Einsatz!
Die beiden Halbschalen des Telefons werden durch die Kunststoffklammern des Gehäuses zusammengehalten. Spezialwerkstätten haben für eine zerstörungsfreie Öffnung spezielle Spannvorrichtungen, die ich natürlich nicht habe. Das Herumwerkeln mit einem Schraubendreher in der seitlichen Nut führte nicht zum Erfolg und „bereicherte“ das Gehäuse nur mit ein paar hässlichen Macken, die ich später wieder wegschleifen und wegpolieren muss.
DECT-Telefon Siemens Gigaset 3000 Comfort. Warum ein neues kaufen, wenn es sich reparieren lässt?
Die beiden Kunststoff-Halbschalen ließen sich sich mit einem Stechbeitel trennen. Mit einem Schraubendreher funktionierte es nicht.
Die Lösung war ein Stechbeitel, wir er für die Holzverarbeitung Verwendung findet. Mit seiner breiten Klinge konnte die beiden Halbschalen an ihrer Nut ausgehebelt werden.
Vorsicht beim Umgang mit einem Stechbeitel oder ähnlichen spitzen Werkzeugen, da durch ein Abrutschen eine Verletzungsgefahr besteht. Zudem ist eine Beschädigung des Gehäuses unvermeidbar, die sich durch nachträgliches Schleifen und Polieren nur teilweise beheben lässt.
Die Ursache war vermutlich des Fehlers war ein Wackelkontakt direkt am am oberen Lautsprecher, der nur durch Federkontakte mit der Leiterplatte verbunden war. Eine Reinigung half.
Die Elektronik und die Tastaturmatte aus Gummi oder Silikon wurde mit Elektronik-Reinigungsspray behandelt. Die Kunststoffteile wurden innen und außen mit Seife, Pinsel und warmen Wasser gereinigt.
Insbesondere wurden die Kontaktflächen der Tastatur gereinigt. Auf der Leiterplatte hatte sich eine ölige Schicht gebildet. Sie stammt von der feuchten Atemluft, die durch die Gummitastenmatte hindurch diffundiert. Diese Diffusion verhindert eigentlich eine Lackschicht, genannt Coating. Durch den starken Gebrauch war sie beschädigt.
Jetzt geht wieder mein Telefon. Und die Tasten gehen besser. Den Neukauf habe ich mir gespart. Damit habe ich mir auch Zeit und Geld gespart.
Die Einzelteile nach der Öffnung des Telefons.
Die angecrimpten Zuleitungen für den Lautsprecher waren mir auch verdächtig. Die Kabelenden wurden abisoliert und verlötet.
Leiterplatte von oben.
Leiterplatte von unten. Links der obere Lautsprecher, der nicht mehr funktionierte. Er war nur durch Federkontakte mit der Leiterplatte verbunden. Auf der rechten Seite der Leiterplatte zu sehen ist auch die Kontaktfläche für die Tastatur, die mit einer öligen Schicht verdreckt war.
Unterseite der Tastatur nach der Reinigung. Dort, wo der schwarze Kontaktring für die Freisprecheinrichtung ist, klebte ich mit ein wenig Uhu eine M3-Unterlegscheibe fest. Danach funktionierte der Knopf für die Freisprecheinrichtung wieder und die rote Leuchtdiode war nicht verdeckt.
Oberseite der Tastatur aus Gummi. Das Coating fängt an abzublättern. Dadurch diffundiert der Handschweiß durch das Silikon auf die Kontakte, die mit der Zeit durch eine Schmiere nicht mehr richtig funktionieren.
Schonende Alternativen zum Stechbeitel: Der Stechbeitel ist immer noch recht brutal und beschädigt etwas die Nut des Kunststoffgehäuses. Geeignet sind auch harte Kunststoffscheiben aller Art, die in die Nut passen. Ein Trick ist der Einsatz eines Plektrums, wie er zum Zupfen von Saiteninstrumenten verwendet wird.
Reparatur der Kontakte des Tastensatzes: Wenn eine Reinigung nicht hilft, können auf die schwarzen Kontaktgummis, wie sie in Telefonen und Fernbedienungen vorkommen, dünne Aluminiumfolie geklebt werden, welche aus der metallisierten Abschirmfolie von Telefon- und Koaxialkabeln gewonnen werden. Die Folie kann mit einer Lochzange zu kleinen Kreisen gestanzt werden.
Nachtrag vom 4. Dezember 2018: Eine Großreparatur bei dem alten Mobilteil war wieder fällig. Das Laden der Akkus war nicht mehr möglich und die Tastatur verhielt sich unzuverlässig. Ich versuchte eine weniger gewaltsame Öffnung des Gehäuses mit einer zugeschliffenen Leiterplatte, die ich an die Nut ansetzte. Allerdings half das nicht. Der bewährte Stechbeitel musste wieder her.
Dabei rutschte ich ab und der Stechbeitel rammte den Mikroprozessor, der jetzt einen Kratzer hat. Das Telefon wurde wieder demontiert. Die beschädigten Kanten wurden im ausgebauten Zustand mit Schleifpapier geschliffen und anschließend mit der Polierscheibe bearbeitet. Den Lautsprecher entnahm ich der einen Halbschale, damit ich auch diese mit Wasser und Spüli waschen konnte. Die Silikontastatur wurde von den Resten des Coating befreit und ebenfalls mit Spüli gewaschen. Anschließend wurden die Kontaktflächen auf der Platine und auf der Tastatur mit Bremsenreiniger von der Schmiere befreit. Beim Zusammensetzen entdeckte ich, dass die Kontaktfedern für die Verbindung zur Ladestation keinen Kontakt zu Platine bildeten. Deshalb wurden die Verbindung mit zwei dünnen Drähten erzeugt, die ich anlötete. Den Lautsprecher musste ich auf das Gehäuse mit Klebband fixieren, da er beim Montieren herausfiel.
Knopf für das Freisprechen mit einer M3-Unterlegscheibe repariert: Eine Funktionsprüfung ergab, dass die Taste für die Freisprecheinrichtung nicht funktionierte. Gehäuse wieder erneut demontiert. Dabei rutschte ich wieder ab und traf den Schwingquarz, den ich neu anlöten musste. Der schwarze Ring auf der Gummitastatur, welcher den Kontakt der für den Knopf der Freisprecheinrichtung bildet, war hochohmig. Ich klebte mit Alleskleber eine M3-Unterlegscheibe darauf. Die passt genau und die Scheibe und hat ein Loch für die LED-Beleuchtung. Nach dem Zusammenbau funktionierte alles.
Akkus laden nicht mehr: Allerdings klappte das Laden mit dem Basisteil nicht. Die beiden Kontakte müssten etwa 11 Volt AC Wechselspannung liefern. Ich erinnere mich 30 Vss oder 10 Veff an einem intakten Basisteil gemessen zu haben. Also defektes Basisteil aufgeschraubt und auch hier die Kontaktfedern mit Drähten angelötet und die Federn etwas verbogen. Jetzt funktionierte auch das Laden wieder.
Nach ein paar Tagen trat der Fehler sporadisch wieder auf. Im Prinzip besteht die Ladeschaltung im Basisteil aus der Wechselspannungsquelle aus dem Steckernetzteil und einem 15 Ohm Widerstand zur Strombegrenzung. Ich vermutete eine defekte Lötstelle oder eine defekte Durchkontaktierung. Deshalb überbrückte ich die vermutlich schadhafte Leiterplatte mit Schaltdraht. Nun lädt das Basisteil wieder.
Das Basisteil dient nur noch als Ladeschale, da ich das Mobilteil direkt über DECT an der Fritz!Box 7360 angemeldet habe. Die Vorteile: Keine Telefonkabel notwendig. Das Mobilteil kann auf das Telefonbuch der Fritzbox zugreifen. Anzeige der anrufenden Nummer. Liste der verpassten und angenommenen und angerufenen Nummern. Nachteil: Anrufbeantworter funktioniert nicht mehr. Basisteil klingelt nicht mehr.
Da das Coating von der Gummi- oder Silikontastatur leider durch Abrieb verschwunden ist, ist in den nächsten Jahren damit zu rechnen, dass die Kontakte auf der Leiterplatte wieder verschmutzen, weil die Feuchtigkeit der Atemluft und der Handschweiß durch das Gummi oder Silikon diffundieren können.
Das DECT-Telefon von Siemens mit seinem Mobilteil Gigaset 3000 Comfort auf seinem Basisteil Gigaset 3015.
Der Wackelkontakt ließ sich am besten mit dem Oszilloskop beurteilen. An den beiden Lade-Kontakten liegen 30 Vss Wechselspannung 50 Hz an. Beim Laden fällt die Spannung auf die Hälfte.
Anrufbeantworter (Ladeteil) geöffnet. Einige verdächtige Kontakte und Leiterbahnen sind durch Drähte überbrückt.
Die Bauteile für die Ladeschaltung und die rote RJ-11-Buchse für das Steckernetzteil habe ich nachgelötet. Danach konnte durch Klopfen auf der Leiterplatte und durch Ziehen und Wackeln am Kabel kein Wackelkontakt provoziert werden.
Nachtrag vom 8. Dezember 2018: Mitten in der Nacht fing das Telefon beim Laden an zu piepsen. Die Akkus wurden nicht mehr geladen. Es stellte sich ein Wackelkontakt an der roten RJ-11-Buchse für den Anschluss des Steckernetzteils fest, wodurch die Ladespannung auf wenige Volt zusammenbrach. Der Fehler ließ sich am besten mit dem Oszilloskop erkennen. Ein Multimeter reagiert zu langsam auf kurzzeitige Spannungseinbrüche. Nachgelötet wurden die RJ-Buchse und einige verdächtige Bauteile (siehe obiges Foto). Danach trat der Fehler nicht mehr auf. Sicherlich haben die Lötstellen durch das ständige Erwärmen und Abkühlen des Widerstands gelitten. Die Akkus laden wieder und werden dabei auch etwas warm. Das ist normal. Ganz nebenbei lässt sich das Mobilteil auch zum Laden von AA-Akkus nutzen.
Ich hoffe der Fehler ist jetzt endlich dauerhaft behoben. Der Wikipdia-Artikel über Resilienz hat mir schon bei vielen Reparaturen von Geräten, die eigentlich schon ihre Lebensdauer überschritten haben, geholfen.