Am 11.11.2023 überarbeitet
Die nachfolgende Fotosammlung soll als Hilfestellung für die Reparatur alter Röhrenradios dienen. Die Zusammenstellung wird im Laufe der Zeit ergänzt. Wenn möglich sind die Bilder mit Reparaturtipps und den typischen altersbedingten Fehlerbeschreibungen kommentiert. Was bei der Reparatur alter Röhrenradios zu beachten ist, ist unter Röhrenradios reparieren nachzulesen.
Grundlagen: Wer Röhrenradios repariert, kommt nicht umhin den Auf bau von Superhets (Überlagerungsempfängern) und ihre Schaltungstechnik zu verstehen. Dies setzt voraus auch die Physik der Elektronenröhren zu kennen. Dies alles ist unter https://elektronikbasteln.pl7.de/crashkurs-elektronenroehren-schaltungstechnik-berechnung zu entdecken. Weitere Fragen werden zum Beispiel auf https://www.wumpus-gollum-forum.de/forum/index.php gerne fachkundig beantwortet.
Kondensatoren (Papier, Keramik, Styroflex): Defekte Kondensatoren sind die Hauptursache für Fehler in alten Röhrengeräten. Die Wickelkondensatoren besitzen als Isolationsmaterial Papier, welches durch die Jahrzehnte chemischen Veränderungen ausgesetzt war. Die eindringende Feuchtigkeit verursacht Kriechströme, wobei diese Kriechströme überproportional zur anliegenden Spannung ansteigen. Wenn diese defekten Kondensatoren zum Beispiel als Koppelkondensatoren die Anodenspannung vom Steuergitter der nachfolgenden Stufe abhalten sollen, verstellen sie den Arbeitspunkt Richtung höhere Anodenströme, was im Extremfall das Anodenblech der NF-Endstufenröhre (z.B. EL84) in Rotglut versetzen kann. Deshalb sind solche Koppelkondensatoren obligatorisch auszutauschen. In Klangregelstufen sorgen sie für ein unschönes Klangbild. Nicht in jedem Fall müssen Kondensatoren mit Leckströmen ausgetauscht werden. Dies hängt davon ab, welche Funktion sie jeweils in der Schaltung erfüllen. Defekte Papier-Kondensatoren lassen sich mit einem Kapazitätsmesser meistens durch einen vergrößerten Kapazitätswert indirekt entlarven.
Ersetzt werden können diese Papierkondensatoren durch moderne Kunststofffolienkondensatoren aller Art mit entsprechender Spannungsfestigkeit. In Netzteilen sollten sie das VDE-Prüfzeichen tragen. Das gilt besonders für viele Kondensatoren in Allstromgeräten, welche ohne galvanische Trennung mit dem Stromnetz verbunden sind.
Wima-Tropydur, gennant Malzbonbons, sind zu fast 100% defekt und zeigen Kriechströme auf. Wenn sie als Koppelkondensatoren eingesetzt sind, gehören sie auf jeden Fall ausgetauscht.
Diese in Teer vergossenen Kondensatoren eines anderen Herstellers haben dieselben Probleme wie die Tropydur-Kondensatoren.
Auch dieser rote „Malzbonbon-Kondensator“ gehört wie alle in Teer vergossenen Bauarten zu den Problemkondensatoren.
Papier-Kondensatoren der Marke „ERO 100“ besitzen ebenfalls fast ausnahmslos Kriechströme und gehören je nach Einsatz in der Schaltung ausgetauscht.
Die gelben Kondensatoren links im Bild sind meistens in Ordnung. Die Kondensatoren rechts im Bild sind in Kunstharz vergossene Kunststofffolienkondensatoren und sollten an kritischen Stellen überprüft werden. Meistens sind sie in Ordnung. EROFOL sind Kunststofffolienkondensatoren und gut als Ersatzteile einsetzbar. EROID und Wima Durolit sind Papierkondensatoren und entsprechend anfällig.
Links: Styroflex-Kondensatoren: Sie sind sehr sehr selten defekt und in Filtern und Schwingkreisen enthalten. Rechts: Keramikröhrchen-Kondenatoren sind fast unverwüstlich. In UKW-Teilen sind sie frequenzbestimmend. Wenn sie gegen Bauteile mit einem anderen Temperaturkoeffizienten ausgetauscht werden, läuft mit aller Wahrscheinlichkeit danach die Empfangsfrequenz weg.
Sehr alte Papierkondensatoren in mit Teer versiegelten Glasröhrchen. Meistens haben diese Kondensatoren zu höhe Leckströme. Solche Kondensatoren können restauriert werden, indem das Teer geschmolzen wird, um den eigentlichen Kondensator gegen ein neues Exemplar auszutauschen. Die alte Teermasse wird wiederverwendet.
Nahaufnahme eines Kondensators im Glasrohr.
Papierkondensatoren in mit Teer versiegelten Röhrchen aus Pappe oder Pertinax. Wahrscheinlich 30er bis frühe 50er Jahre. Die Teermasse kann auch hier aufgeschmolzen oder herausgekratzt werden, um den eigtenlichen Kondensator durch moderne Bauformen (Kunststofffolienkondensatoren) zu ersetzen.
Nahaufnahme eines 1 nF-Kondensators der Marke Hydra. Das Röhrchen ist ebenfalls mit Teer vergossen.
Seitenansicht der „Teerkondensatoren“. Zum Restaurieren kann die Vergussmasse mit einem Schraubenzieher herausgekratzt werden. Die Masse wird gesammelt, erhitzt und wieder zum Vergießen verwendet.
Dieser kurze Werbefilm von Siemens aus den 50er Jahren gibt einen kleinen Einblick in die Herstellung von Kondensatoren und aus welchen Bauteilen sich ein Röhrenradio zusammensetzt.
Solche oder ähnliche Kunststofffolienkondensatoren in moderner MKT-Bauform werden gerne wegen ihres unpassenden Aussehens in den Röhrchen alter Kondensatoren versteckt.
Kunststofffolienkondensatoren auf der Basis von Polycarbonat sind zuverlässig. Hier sind diese Kondensatoren für den Service auf einer Karte zusammengestellt, die wiederum in Aktenordnern zusammengefasst waren. Großansicht per Klick auf das Bild.
Elektrolytkondensatoren (Elkos): Meistens haben sie im Laufe der Jahrzehnte an Kapazität verloren und gehören deshalb ausgetauscht. Siebelkos können neben einem Kapazitätsverlust durch hohe Leckströme heiß werden und gehören ebenfalls ausgetauscht. Diese Siebelkos können auch formiert werden.
Links: Ein kleiner Siebkondensator, welcher wahrscheinlich am Schirmgitter der NF-Endröhre angebracht war. Er ist auf Leckstrom und Kapazität zu prüfen, wenn das Radio aus dem Lautsprecher brummt. Rechts: Elko 5uF/70Volt, wie er in UKW-Ratiodetektoren eingesetzt wird. Sein Pluspol liegt an Masse. Hat er an Kapazität verloren, klingt der UKW-Empfang leise und zu hell. Ersatz erfolgt durch einen Elko entsprechender Spannungsfestigkeit mit Werten zwischen 5 und 22uF. Zu große Kapazitätswerte sind nach meinen Versuchen unkritisch.
Sehr alter Elko 50 uF mit 6 bis 8 Volt Nennspannung. Wahrscheinlich ist es der Elko parallel zum Kathodenwiderstand der NF-Endstufenröhre. Wenn dieser Elko an Kapazität verloren hat, klingt das Radio leise und die Bässe fehlen.
Becherelko für die Siebkette eines Netzteils. Wird er heiß, ist er zu ersetzen oder zu formieren. Brummt das Radio aus dem Lautsprecher, hat er an Kapazität verloren und muss entweder neu formiert oder ersetzt werden. Wenn er nicht heiß wird, können neue Elko parallel zu den alen Elkos geschaltet werden. Auf richtige Polarität und ausreichende Spannungsfestigkeit achten.
Die Arten von Brumm: Es gibt zwei Arten von Brumm aus dem Lautsprecher, die bei der Fehlersuche hilfreich sein können. Ein tiefer, reiner Netzbrumm, der nicht lauter wird, wenn man die Lautstärke aufdreht und lauter wird, wenn man die Bässe aufdreht, hat meistens seine Ursache in Sieb- und Ladeelkos des Netzteils, die ihre Kapazität eingebüßt haben.
Hat der Brumm eine Art Hall und wird lauter, wenn man die Lautstärke aufdreht, dann liegt dies an einer schlechten Abschirmung der NF-Abschirmung oder einem schlechten Massekontakt. Feinschlüsse zwischen Heizfäden und Kathode an den NF-Röhren können die Ursache sein. Manchmal war es einfach nur ein schlechter Kontakt zwischen dem Röhrensockel und seiner Fassung.
Kommt der Brumm nicht aus dem Lautsprecher, dann kommt er meistens vom Netztrafo. Entweder haben sich Bleche oder Schrauben gelockert oder der Netztrafo ist aus irgendeinem Grund überlastet. Wird er heiß und stinkt stechend, hat er einen Windungsschluss.
Drehkondensatoren: Häufiges Problem sind schwergängige oder festsitzende Lager durch Dreck und Verharzungen. Die Achslager mit ein paar Tropfen Rostlöser versehen und einwirken lassen. An die Skalenseile darf kein Öl gelangen. In hartnäckigen Fällen den Drehko ausbauen und bei 50° C im Backofen erwärmen, damit sich das Harz löst. Alternativ kann der Drehko mit einem Föhn erwärmt werden und anschließend in einer 40° bis 50° C warmen Waschlauge (Waschmittel für die Waschmaschine) gereinigt werden. Danach gut mit Wasser spülen und trocknen. Früher hat man die Drehkos in Wasser und Waschpulver in einem Topf auf einem Herd 10 Minuten lang ausgekocht. Dies kann allerdings bei neueren Drehkondensatoren Kunststoffteile zerstören oder bei älteren Drehkos den Lack Blasen bilden lassen. Deshalb ist diese Methode nur als letzte Rettung anzuwenden, die aber fast immer zum Erfolg führt. Festsitzende Achsen können auch mit einem dicken Lötkolben von 100 Watt erwärmt werden, bis das Harz herausquillt. Vorher sind in der Nähe angebrachte Kunststoffteile zu entfernen. Bei Drehkos mit Untersetzungsgetrieben darf keine Gewalt angewendet werden, da sonst die Zahnräder beschädigt werden. Nach dem Reinigen sind die Lager wieder einzufetten. Vorzugsweise kann Silikonöl eingesetzt werden, da es nicht verharzen kann.
Doppel-Drehkondensator 2 x 500 pF für einen Überlagerungsempfänger, Gehäuse in Zinkspritzguss. Nach dem Auskochen blätterte die graue Farbe ab. Ein Plattenpaket ist für den Oszillator, der andere für den Vorkreis, um die Spiegelfrequenz zu unterdrücken.
Drehkondensator mit Untersetzungsgetriebe. Die zwei großen Plattenpakete sind für Lang- bis Kurzwelle, die beiden hinteren für UKW. Das größere Zahnrad besteht eigentlich aus zwei Zahnrädern, die durch eine Feder gegenseitig verspannt sind, damit das Getriebe kein Spiel besitzt.
UKW-Tuner mit einer ECC85. Auf dem abgeschirmten Gehäuse sitzt ein kleiner Doppeldrehkondensator mit Untersetzungsgetriebe.
Widerstände: Widerstände werden mit der Zeit hochohmiger. Dieses Schicksal widerfährt besonders den hochohmigen Kohleschicht-Widerständen. Wenn in einem Radio nach dem Entladen der Siebelkos das Röhrenradio vollkommen spannungslos ist, können fast alle Widerstände in der Schaltung ohne Auslöten mit dem Ohmmeter gemessen werden. Falls ein Widerstand Kurzschluss zeigen sollte, ist ein anderer Wellenbereich zu wählen. In seltenen Fällen muss der Widerstand einseitig abgelötet werden. Spielt das Radio nicht richtig und klingt das Radio zu leise oder verzerrt, dann sollten die Widerstände nachgemessen werden.
Alte Widerstände aus Röhrenradios und TV-Geräten der 50er bis 70er Jahre. Widerstände mit einem Farbcode sind späteren Datums und kamen ab etwa 1960 auf den Markt.
Dies sind ebenfalls Widerstände. Besonders die beiden rechten können mit Keramikröhrchen-Kondensatoren verwechselt werden. Beim linken Widerstand ist die gewendelte Kohleschichtbahn durch den Lack hindurch erkennbar. Verfärbungen am Lack deuten auf eine starke Hitzeentwicklung hin. Eine braune Verfärbung bedeutet noch keinen Defekt. Ist der Lack schwarz verkohlt, ist der Widerstand als defekt anzusehen und die Ursache der Überlastung ist festzustellen. Meistens ist es dann ein durchgeschlagener Kondensator.
Drahtwiderstände für hohe Verlustleistung dienen in Fernsehern und Allstromempfängern als Vorwiderstand für die in Serie geschalteten Heizfäden. Häufiger Fehler sind defekte Lötstellen, welche durch das Abkühlen und Aufheizen gelitten haben. Oder der Draht ist abgebrochen, was meistens sichtbar ist.
Drahtwiderstände in offener Bauweise. Die Vernietungen können ebenfalls defekt sein und hohe Übergangswiderstände besitzen.
Drehpotenziometer (Potis) für die Lautstärke und für die Tonblende krachen oft beim Verdrehen, weil die Schleiferbahn verschmutzt ist. Sie haben dann Kontaktprobleme und müssen mit Kontaktreinigungsmittel gereinigt werden. Schwergängige Achsen können mit Kriechöl behandelt werden. Manchmal haben die Vernietungen Kontaktprobleme, was dazu führt, dass sich die Lautstärke nicht ganz auf Null drehen lässt.
Spulen, Drosseln, Übertrager und Ferritantennen: Diese Bauteile können ebenfalls Defekte aufweisen. Spulen für Lang- bis Mittelwelle können auf Grund von Blitzschlägen Unterbrechungen aufweisen. NF-Übertrager und Netztrafos können Windungsschlüsse aufweisen. Ein solcher Netztrafo wird dann heiß und stinkt stechend. Die Ausgangsspannung sinkt dann durch den inneren Kurzschluss.
Kleiner Netztrafo mit zwei Sekundärwicklungen für die Anoden- und Heizspannung. Wäre die Oberfläche durch Hitzentwicklung dunkelbraun bis schwarz verfärbt, könnte dies ein Zeichen für einen inneren Windungsschluss sein. Übrigens ist dieser Netztrafo mit 50 mA Anodenstrom und 2 A Heizstrom für ein normales Superhet-Röhrenradio unterdimensioniert. Fehlerfreie Transformatoren können im normalen Betrieb im Radio Temperaturen bis zu 50° C und mehr an ihren Blechen erreichen.
Durch einen inneren Windungschluss wurde dieser Netztrafo zu heiß, was sich neben einen stechenden Geruch und zu geringer Anodenspannung auch durch eine braune Verfärbung der oben Papierabdeckung bemerkbar macht. Kratzt man das Papier ab, kommt die verkohlte Isolation zum Vorschein.
Nahaufnahme der verkohlten Wicklungen. Entweder muss der Trafo neu gewickelt oder ausgetauscht werden.
Diverse Spulen für Lang- bis Kurzwelle in Kreuzwickeltechnik mit HF-Litze und Abgleichkernen, welcher mit Wachs fixiert ist.
Schon zu Röhrenzeiten gab es Festinduktivitäten. Diese Spule der Marke Rosenthal besitzt 9,5 uH.
Ferritantenne für Lang- und Mittelwelle. Oft ist die Ferritantenne schwenkbar angeordnet, um die Richtwirkung zu nutzen. Die dünnen Drähte aus HF-Litze können beim Reinigen des Gehäuses abreißen.
Wie lötet man abgerissene HF-Litze wieder an? HF-Litze besteht aus vielen, einzeln isolierten Drähten, um den Skinneffekt herabzusetzen. Mit einem Feuerzeug die Isolation abbrennen, bis die einzelnen Drähte kirschrot glühen und dann die noch glühenden Drähte sofort in einen Fingerhut mit Brennspiritus tauchen. Danach die Drähte mit dem Lötkolben verzinnen.
Selengleichrichter: Sie dienen zur Gleichrichtung der Anodenspannung und sind meistens als Brückengleichrichter aufgebaut. Entweder beenden sie plötzlich ihre Lebensdauer mit einem nach faulen Eiern stinkenden Geruch oder der Spannungsabfall an ihren Dioden nimmt schleichend immer höhere Werte an, wodurch die Verlustleistung ansteigt. Wie man solche Selengleichrichter gegen moderne Siliziumdioden austauscht, ist unter Ersatz für einen defekten Gleichrichter aus Selen in einem Röhrenradio beschrieben.
Selengleichrichter lassen sich auch durch Kunstschaltungen mit MOSFETs oder Zener-Dioden nachbilden. Mehr dazu ist unter Selengleichrichter: Ersatz durch MOSFET-Schaltung beschrieben. Dort sind auch sehr viele Hintergrundinformationen nachzulesen.
Selenbrückengleichrichter im Flachgehäuse. B steht für Brückengleichrichter, 250 bedeutet 250 Volt Spannungsfestigkeit, 100 steht für 100 mA maximale Stromstärke.
Selengleichrichter in einem becherförmigen Gehäuse. Manche Restauratoren entfernen die Selengleichrichter im Becher, um eine neue Schaltung aus Siliziumgleichrichtern und Entbrummkondensatoren einzubauen.
Elektronenröhren: Darüber könnte man ein eigenes Buch füllen. Nachfolgend der Röhrensatz, welcher ab etwa 1954 bis zum Ende des Röhrenzeitalters in vielen Röhrenradios verwendet wurde.
Typischer Röhrensatz der E-Reihe ab etwa 1954 mit neunpoligen Novalsockeln und 6,3 Volt Heizspannung. Viele Röhrenradios der Mittelklasse waren von etwa 1955 bis 1965 mit diesem Röhrensatz ausgerüstet. Entsprechend ähnlich war auch das Schaltungsdesign.
Häufige Fehler des obigen Röhrensatzes von links nach rechts:
- UKW-Doppeltriode ECC85: Sie ist sehr oft für schwachen UKW-Empfang, Weglaufen der UKW-Sender und periodisches Ein- und Ausschalten des Empfangs verantwortlich.
- Heptoden-Triodensystem ECH81: Häufig verbraucht, schlechter Empfang auf allen Wellenbereichen von UKW bis Langwelle. Verbrauch macht sich besonders auf UKW bemerkbar.
- Regelpentode EF89: Seltener verbraucht. Unempfindlicher Empfang auf allen Wellenbereichen.
- Dioden-Triodensystem EABC80: Selten defekt. Die Triode verstärkt die NF. Zwei der Dioden arbeiten im UKW-Ratiodetektor, die dritte Diode erledigt die AM-Demodulation und erzeugt die Regelspannung.
- NF-Endstufenpentode EL84: Oft verbraucht. Leiser Ton und verzerrter Klang.
- Magisches Auge EM80: Wie alle magischen Augen fast immer verbraucht und leuchtet deshalb nicht mehr oder nur sehr schwach. Ein schwach leuchtendes Magisches Auge hat keinen Einfluss auf die Empfangsleistung und sonstige Funktionen des Radios. Magische Augen werden nur deshalb ersetzt, weil sie so schön leuchten und eine Hilfe bei der Abstimmung leisten. Auf Grund der hohen Nachfrage sind sie manchmal recht teuer.
Blockschaltbild eines typischen Röhrenradios aus den 1950er-Jahren mit einem für die damalige Zeit typischen Röhrensatz. Die grundsätzliche Funktionsweise der Elektronenröhren ist hier beschrieben. Die vorangegangenen Hinweise gelten auch für ähnliche Röhrensätze früherer Baujahre. Wie Röhren funktionieren und wie die Fehlerbilder der Elektronenröhren (Diode, Triode, Tetrode, Pentode, Mischröhren) aussehen habe ich dort auch beschrieben.
Röhrenschlüssel: Mit Hilfe der Röhrenbezeichnung lässt sich durch den Röhrenschlüssel viel über die Röhre herausfinden. Alle Röhren, die mit E anfangen, haben eine Heizspannung von 6,3 Volt. Fängt die Röhre mit U an, hat sie 100 mA Heizstrom uns kommt in Allstromgeräten zum Einsatz. Weiterer Buchstabe: C bedeutet Triode. L = Endpentode, F = HF-Pentode. Beispiel: EF80 = HF-Pentode mit 6,3 Volt Heizspannung. PCL86 = Endpentode und Triode mit 300 mA Heizstrom für Fernseher. Alle Röhren mit den Nummern 80 bis 89 haben neunpolige Novalsockel. Mit Hilfe der Röhren kann das Alter eines Radios recht genau bestimmt werden.
Die „Magischen Augen“ haben meistens eine verbrauchte Leuchtschicht und leuchten deshalb nur noch schwach oder überhaupt nicht mehr. Auf die Empfangsqualität haben die „Magischen Augen“ keinerlei Einfluss, sondern liefern nur einen schönen optischen Effekt. Leider sind diese Röhren sehr teuer geworden. Durch Umbauarbeiten können oft andere Typen aus russischer Produktion eingesetzt werden, welche weniger Geld kosten. Ist die Anodenspannung zu gering, leuchtet das Magische Auge zu schwach. Oft liegt die zu geringe Anodenspannung an einem verbrauchten Selengleichrichter.
Die Glaskolben älterer Röhren sind mit Sockeln aus Bakelit versehen. Diese Sockel waren ursprünglich wahrscheinlich mit Wasserglas verklebt und können sich lockern. Viele Restauratoren verwenden für das Festkleben ein paar Tropfen dünnflüssigen Sekundenkleber, weil er leicht zwischen die Ritze des Sockels und des Kolbens dringt. Manche warnen davor, dass der Glaskolben sich beim Aushärten des Sekundenklebers verspannen und reißen könnte. Es ist wohl klar, dass solche Röhren zum Herausziehen aus der Fassung nur unten am Sockel angefasst werden dürfen. Wer das aber nicht weiß, kann die seltenen Röhren zerstören.
Sockel oder Fassung? Der Sockel ist fester Bestandteil einer Röhre. Der Sockel hat Stifte oder Kontakte, welche in die Fassung gesteckt werden, die auf dem Chassis oder auf der Leiterplatte befestigt ist.
Der Sockel ist abgebrochen oder wackelt: Die Drähte, welche aus dem Glaskolben herauskommen, können wieder an die Stifte gelötet werden. Der Sockel, welcher meistens aus Bakelit besteht, kann wieder verklebt werden. Welcher Kleber geeignet ist, ist fast schon eine Streitfrage. In einem alten Film wurde Bakelit-Harz als Kleber verwendet. Deshalb würde ich vor Epoxidharz-Zwei-Komponentenkleber nicht zurückschrecken.
Im Sockel klappert es: Das sind abgebrochene Reste des Klebers, was nicht weiter stört.
Solche braunen bis schwarzen Ausblühungen oder Schlieren auf der Innenseite der Glaskolben von Elektronenröhren treten meistens bei NF-Endröhren oder Leistungsröhren in Fernsehgeräten auf. Diese Schlieren sind ein Zeichen dafür, dass die Röhre schon sehr viele Betriebsstunden genutzt wurde. Ob sie bereits verbraucht ist, lässt sich daran nicht ablesen. Der Effekt nennt sich Glaselektrolyse und hat keinen Einfluss auf den elektrischen Zustand der Röhre. Diese Röhre ist übrigens vollkommen in Ordnung.
Eine verspiegelte Fläche auf der Innenseite der Glaskolben der Elektronenröhren ist normal und stammt vom Getter her. Das Getter soll das Vakuum in der Röhre verbessern. Hat die Röhre Luft gezogen, oxidiert das Getter zu einem weißen und milchigen Belag. Die Röhre ist dann unbrauchbar.
Das sich spiegelnde Getter auf der Innenseite des Glaskolbens einer Elektronenröhre ist wie hier im Bild normal und zeigt, dass das Vakuum aller Wahrscheinlichkeit nach noch in Ordnung ist. Wäre das Getter milichg-weiß getrübt, hat die Röhre Luft gezogen und ist defekt. Im Bild ist übrigens eine PL509 zu sehen, welche in Zeilenendstufen von Farbfernsehgeräten verwendet wurde.
Ist das sonst spiegelnde Getter auf der Innenseite eines Röhrenglaskolben oxidiert und milchig-weiß getrübt, hat die Röhre Luft gezogen und ist defekt. Ein gebrochener Glaskolben ist natürlich ein Extrembeispiel (Bild-Quelle: Wikipedia, Urheber: Corvintaurus).
Sonstige Bauteile: Skalenlampen, Glimmlampen, Schalter, Sockel und andere Bauteile.
Skalenlampen mit der E10-Fassung für 6,3 Volt und 300 mA Stromstärke. 6,3 Volt entsprechen der Heizspannung der Röhren der E-Reihe. Das linke Lämpchen ist durchgebrannt. Bei Allstromgeräten mit Röhren der U-Reihe zum Beispiel sind alle Heizfäden und die Skalenlämpchen in Serie geschaltet. Es fließt durch sie ein Strom von 100 mA. Deshalb müssen Skalenlämpchen in Allstromgeräten durch solche mit gleichen Strom- und Spannungswerten ersetzt werden. Brennt eine Skalenlampe in einem Allstromgerät durch, ist das ganze Radio tot, da durch alle Heizfäden kein Strom mehr fließen kann. Leider gibt es neue Skalenlampen mit zu geringer Lebensdauer auf dem Markt.
Eine Glimmlampe mit Vorwiderstand (150 kOhm), welche direkt an der Netzspannung betrieben wird. Sie wurden seltener eingesetzt. Vermutlich stammt sie aus einem alten TV-Gerät. Defekte Glimmlampen zünden nicht. Glimmlampen haben eine begrenzte Lebensdauer.
Kippschalter dieser Bauart, welche immer noch hergestellt werden, befinden sich auch in alten Röhrenradios als Netzschalter, der oft über die Mechanik des Tastensatzes umgelegt wird.
Kippschalter in alten Röhrenradios kommen als Netzschalter zum Einsatz. Sie besitzen nur einen etwas anders geformten Kipphebel als in der obigen Abbildung. Dieser Kipphebel wird über eine Mechanik bewegt, welche bei den „Gebiss-Radios“ mit dem Tastensatz betätigt wird. Oft sind die Schalter innen verdreckt oder verharzt, weshalb sich das Radio nicht einschalten lässt. Abhilfe: Kriechöl (Rostlöser) hineinträufeln, Kipphebel mehrfach betätigen und einige Tagen warten, bis man das Gerät an die Steckdose anschließt. Vor dem Einschalten müssen sich die brennbaren Dämpfe im Schalter verflüchtigt haben, damit der Schalter nicht durch eine den Einschaltfunken ausgelöste kleine Explosion beschädigt wird. Innen im Schalter befindet sich eine Metallrolle, welche über eine Hebel bewegt wird und den Kontakt schließt (Bild einer ähnlichen Konstruktion aus Wikipedia).
Tastensätze und Wellenschalter: Korrosion und Verschmutzung sind zu über 90% die Ursache für mechanische und elektrische Probleme in Form von klemmenden Tasten, nicht einrastenden Tasten, schlechten Kontakten und Kriechströmen. Einzelne Wellenbereiche gehen nicht oder sind unempfindlich. Gelöst können solche Probleme fast immer durch Kontakt- und Reinigungsprays um Korrosion, Schmutz, Fett, und Verharzungen zu beseitigen. Eine gründliche Reinigung kann mit viel Bremsenreiniger, das allerdings frei von Aceton sein muss, erreicht werden. Andere Ursachen können mechanischer Verschleiß sein. Wie Tastensätze und Wellenschalter wieder zum Funktionieren gebracht werden, ohne sie gleich ausbauen zu müssen, ist unter „Wellenschalter und Tastensätze alter Röhrenradios reparieren“ ausführlich beschrieben.
Die verschmutzten Kontakte des Tastensatz der „Gebissradios“ aus den 1950er und 1960er Jahren geben Anlass zu einer Vielzahl von Fehlern. Bestimmte Wellenbereiche funktionieren nicht oder sind fast taub. Hier hilft das Öffnen des Gerätes und von unten und oben das Einsprühen mit Elektronikreinigungsspray und HF-Kontaktreinigungsspray. Dabei die Tasten oft bewegen, bis der Dreck weg ist. Falls der Tastensatz hakt oder klemmt, liegt dies fast immer an verharzten Gelenken, welche durch die genannten Mittel wieder leichtgängig werden. Der Tastensatz kann auch klemmen, wenn einzelne Tasten am Gehäuse scheuern. Dann ist der Einbau des Chassis zu justieren. In einem Fall konnte die AUS-Taste nicht weit genug nach unten gedrückt werden. Eine Unterlegscheibe an der unteren Befestigung des Chassis leistete Abhilfe. Die Kunststofftasten bestehen oft aus Polystyrol. Wenn sie zerbrochen sind, können sie mit UHU plast, das eigentlich ein Lösungsmittel ist, geklebt werden.
Kurzschluss durch feuchtes Pertinax, das beim Einschalten verkohlte und eine leitende Brücke bildete.
Die Kontakte der Röhrenfassungen können korrodieren und Ursache für eine Vielzahl von Fehlermöglichkeiten sein.
Auf Grund der möglichen Korrosion alter Röhrensockel oder der Kontaktstifte der Röhren solllte man vor dem Einschalten eines alten Radios alle Röhren ziehen und wieder hereinstecken. Eventuell kann für Hochfrequenzschaltungen geeignetes Kontaktreinigungsspray zum Einsatz kommen. Vorsicht: An heißen Röhren verbrennt man sich die Finger. Keine heißen Röhren mit Flüssigkeiten aller Art besprühen, das sonst die Glaskolben zerspringen. Röhren, welche einen Pressstoffsockel besitzen, immer am Sockel zum Herausziehen anfassen. Geht das Herausziehen immer noch schwer, kann mit einer Schraubenzieherklinge zwischen Sockel und Fassung vorsichtig nachgeholfen werden. Andernfalls löst sich der geklebte Sockel vom Glaskolben. Dies ist zum Beispiel beim Volksempfänger der Fall. Röhren nicht an der Spitze anfassen, da diese abbrechen kann und Luft in den Kolben eindringt, womit die Röhre unbrauchbar ist.
Kalte Lötstellen: Ob eine Lötstelle defekt ist, ist nicht immer augenscheinlich sichtbar. Die Fehler machen sich wie Wackelkontakte bemerkbar. Mit einem Holzstäbchen rüttelt und klopft man auf die Bauteile, um ihnen auf die Spur zu kommen. Oder man klopft und drückt direkt mit einem islolierten Schraubenzieher auf die verdächtige Lötstelle. Kalte Lötstellen sind oft dort, wo Vibrationen und mechanische Stöße auftreten, zum Beispiel in der Nähe von Wellenschaltern. Auch dort, wo die Lötstellen durch Abkühlen und Erwärmen sich ausdehnen und zusammenziehen, treten kalte Lötstellen gehäuft auf.
Hier wurde eine kalte Lötstelle am ZF-Filter duch Klopfen und Drücken mit einem Holzstab aufgespürt, nachdem die Kontake des Wellenschalters zuerst in Verdacht waren. Nach dem Nachlöten verschwand der Wackelkontakt.
Altersbedingt reißen oder rutschen diese Skalenseile sehr oft und müssen ausgetauscht werden. Wie das geht und was sich als Skalenseil eignet, ist unter Tipps und Tricks zum Auflegen von Skalenseilen beschrieben.
Völlig verdreckte Chassis müssen gereinigt werden, da der Dreck Brandgefahr, unangenehme Gerüche, Kriechströme, eine schwergängige Mechanik und elektrische Kontaktprobleme verursacht. Gewöhnlich reicht eine Reinigung mit Pinseln, vielen Wattestäbchen und Glasreiniger.