Reparatur eines Röhrenradios DUX V 243 Bauj. 1943/44

Reparatur eines Röhrenradios DUX V 243 Baujahr 1943/44  

Seit einigen Jahren besitze ich ein altes Röhrenradio der schwedischen Firma DUX Radio AB aus dem Jahre 1943/44, das beim Einschalten durch einen stechenden Geruch auffiel. Der Grund dafür war eine Überhitzung des Netztrafos durch einen Windungsschluss. Der Netztrafo musste also getauscht werden. Bei dieser Gelegenheit konnte eine Generalüberholung vorgenommen werden.

Gefunden hatte ich das Radio vor einigen Jahren im Gebrauchtwarenladen der Gemeinde Skärblacka in der Nähe von Norrköping in Schweden. Es hatte etwa 40 € gekostet und wurde mir als funktionstüchtig vorgestellt. Wahrscheinlich wurde es in Norrköping hergestellt, weil Radios der Firma DUX ab 1940 dort gefertigt wurden.

Das Radio wurde während des Zweiten Weltkrieges in Schweden als Superhet (Überlagerungsempfänger) produziert und war zur damaligen Zeit sehr verbreitet. Überlagerungsempfänger waren damals in Schweden die Regel, um auch ausländische Stationen gut empfangen zu können. Der DUX V 243 ist der Nachbau eines Philips-Gerätes, denn die DUX Radio AB war schon damals ein Tochterunternehmen von Philips. Dem Radio wird nachgesagt, dass es auf Grund der schlechten Kriegsversorgung viele Bauteile von schlechter Qualität enthält. Insbesondere sind die schadhaften Isolationen der Kabel typisch für dieses Modell. Aber welches Radio aus heutiger Produktion wird nach einer vergleichsweise einfachen Reparatur noch nach fast 70 Jahren funktionieren?

Die Diskussion über die Reparatur kann im Wumpus-Gollum-Forum verfolgt und mitgestaltet werden.

Technische Daten: Siehe http://www.radiomuseum.org/r/dux_v_243.html
Baujahr: 1943/44
Empfangsprinzip: Überlagerungsempfänger
Röhrenbestückung: ECH21, ECH21, EBL1, AZ1
Lautsprecher: mit Feldwicklung, welche gleichzeitig als Siebdrossel des Netzteils dient.
Wellenbereiche: Langwelle, Mittelwelle, Kurzwelle
Zwischenfrequenz: 452 kHz

Zustand des Gerätes: Der Netztrafo war durchgebrannt, was äußerlich sichtbar ist und am stechenden Geruch feststellbar war. Zahlreiche Kabel hatten eine schadhafte Isolation, die zerbröselte, was zu Kurzschlüssen führte, welche wahrscheinlich den Netztrafo überlastet hatten.

Viele Papierkondensatoren hatten zu hohe Leckströme. Ein Tausch gegen moderne Kunststofffolien-Kondensatoren war notwendig. Der Elko an der Kathode der NF-Endröhre wurde vorsorglich getauscht. Die Siebelkos waren in Ordnung. Ich habe sie dennoch formiert. Die Kontakte des Wellenschalters und Netzschalters mussten mit HF-Kontaktspray gereinigt werden. Das Chassis erhielt eine Reinigung mit Pinsel, Zahnbürste, vielen Wattestäbchen und Glasreiniger.


Der Dux V 243 nach der Restaurierung und Reparatur. Das Gehäuse erhielt eine Behandlung mit Möbelpolituröl. Die Drehknöpfe von links nach rechts: Netzschalter mit Lautstärkepoti, Wellenschalter, Frequenz. Die weiße Farbe der Knöpfe besteht aus getrocknetem Lackreiniger. Normalerweise nimmt man Ölkreide.


Vor der Behandlung des Holzes und vor der Reparatur.

Weitere Maßnahmen: Zur Sicherheit wurde eine Netzsicherung eingebaut, die werkseitig fehlte! Das Netzkabel und die schadhaften Kabel, welche zum Teil ungesichert die Netzspannung führten, habe ich ausgetauscht.

Röhrenfassungen: Die Fassung der Doppelgleichrichterröhre AZ1 war locker. Ich habe sie mit Sekundenkleber geklebt, was in die Ritze zwischen dem Glas und dem Sockel fließt. Die Methode ist umstritten. Ich habe jedenfalls damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Die Röhren sollten man angesichts der lockeren Fassungen nur mit Hilfe eines Schraubenziehers vorsichtig aus den Röhrenfassungen hebeln. Ein Ziehen am Glaskolben zerstört die Röhren unter Umständen. Die Sockel und Stifte wurden mit Tunersspray gereinigt.

Aufarbeiten des Gehäuses: Ein Test mit Brennspiritus ergab, dass der Lack nicht aus Schellack besteht, denn der Lack konnte nicht mit Spiritus angelöst werden. Durch eine mehrmalige Behandlung mit Möbelpolituröl waren die Lackschäden fast nicht mehr sichtbar.

Skalenscheibe: Problematisch war die Skalenscheibe, die auf der sehr empfindlichen Rückseite mit Schimmelflecken übersäht war. Ich versuchte eine Reinigung mit Wattstäbchen und Glasreiniger. Leider kam dann doch Glasreiniger an die Bedruckung, wodurch die Bedruckung an manchen Stellen beschädigt wurde. Diese Methode ist also nicht empfehlenswert. Es ist besser die Bedruckung nicht anzutasten.


Das von der Innenseite verschmutzte Skalenglas des DUX V 243.


Das Skalenglas schimmert bei eingeschalteter Skalenbeleuchtung im Dunkeln oben gelblich, während der untere Teil grünlich erscheint.

Zielsetzung der Reparatur: Angesichts des lebensgefährlichen Zustands der elektrischen Verdrahtung mit potenzieller Brandgefahr entschied ich mich auf die Optik des Innenaufbaus wenig Rücksicht zu nehmen und der elektrischen Sicherheit die volle Aufmerksamkeit zu widmen.  Dabei stand die Herstellung eines elektrisch sicheren Netzteils im Vordergrund. Mir ging es darum den Klang des Radios so zu erleben, wie er vor 70 Jahren war. Allerdings gab es damals weniger Störungen, die heute durch Schaltnetzteile, Energiesparlampen und so weiter erzeugt werden. Schwache Stationen konnten also wesentlich besser empfangen werden.

Schadhafte Leitungen: Die Isolation der meisten Kabel war schadhaft und zerbröselte bei jeder geringsten Berührung. Dies hat mich gelehrt ein unbekanntes Radio niemals ohne intensive Sichtprüfung einzuschalten.


So sahen viele Kabel aus, die zum Teil ungesichert die volle Netzspannung führten!


Hier entstand nach einer leichten Berührung ein Kurzschluss in der Zuleitung zur Skalenlampe. Dadurch war die Heizspannung kurzgeschlossen.


Netztrafo mit schadhaften Kabeln.


Andere Ansicht des schadhaften Netztrafos mit der schadhafter Isolation der Verdrahtung.


Der NF-Ausgangsübertrager mit schadhafter Lautsprecherleitung.

Austausch des Netztrafos: Eine Neuwicklung erschien mir zu zeitaufwändig. Zudem können solche Trafos nach dem Zusammensetzen der Bleche unangenehm brummen. In meiner Schrottkiste fand ich ein passendes Exemplar, welches man aufrecht montieren konnte und welches die notwendigen Spannungen in den geforderten Stromstärken lieferte. Wichtig war eine Anodenwicklung mit Mittelanzapfung für die Zweiwegegleichrichtung mit der AZ1. Zudem war eine getrennte Heizwicklung von 4 Volt notwendig, welche die direkt geheizte Gleichrichterröhre AZ1 benötigt. Außerdem war eine weitere Heizwicklung für 6,3 Volt notwendig. Die notwendige Stromstärke konnte durch die Röhrendaten leicht ermittelt werden.


Chassis von hinten mit dem alten Netztrafo.


Restauriertes und gereinigtes Chassis mit dem neuen Netztrafo.

Ein Schaltbild liegt mir nicht vor. Nun musste ich mich entscheiden, ob ich als Anodenspannung 2 x 300 Volt oder 2 x 250 Volt nehmen soll, denn diese Spannungen konnte der neue Netztrafo liefern. Ich entschied mich aus Sicherheitsgründen für die kleinere Spannung.

Der neue Trafo passte liegend nicht hinein und musste aufrecht montiert werden. Dabei ist es wichtig, dass der Trafo nicht den Lautsprecher berührt, da es sonst akustische Rückkopplungen auf Kurzwelle geben kann, wenn man das Radio laut aufdreht.


Der durchgebrannte Netztrafo nach dem Ausbau. An den Brandspuren sieht man, dass er durch Windungsschlüsse sehr heiß wurde.


Nach dem Ausbau des Netztrafos wurden die neuen Bohrungen für den neuen Trafo mit Filzstift markiert, dann gekörnt und gebohrt. Aus Platzgründen mussten Gewinde (M3) in das Blech geschnitten werden. So spart man sich auch die Muttern, was die Montage vereinfacht. Vor dem Bohren wurden natürlich alle Röhren entfernt, denn die Vibrationen durch den Bohrer können erhebliche Schäden an den alten Röhren verursachen.


Hier ist noch der alte Netztrafo vorhanden.


Vorderansicht des Chassis.


Unteransicht des Chassis (Hochauflösende Ansicht hier). Ganz rechts auf der Rückseite ein Hebel für die Tonblende.


Probebetrieb mit dem neuen Netztrafo und der neuen Verdrahtung. Es ist darauf zu achten, dass die Kabel nicht die Glaskolben der Röhren berühren.


Vor dem Einschalten habe ich an einem Netzteil mit Strombegrenzung bei 240 Volt die Siebelkos auf Leckströme überprüft und formiert. Nach 10 Minuten sank der Leckstrom auf 3 mA, was in Ordnung ist. Die Röhren waren zum Zeitpunkt der Aufnahme entfernt.


Nun hat das Radio auch eine Netzsicherung bekommen, die werkseitig fehlte. Ein steifer Draht, welcher angelötet ist, macht ein Verdrehen der Halterung unmöglich, falls sich die Befestigungsschraube lockern sollte. Ein Verdrehen hätte die Netzspannung auf dem Chassis zur Folge, was keinesfalls passieren darf.


Fast alle Papierkondensatoren wurden durch moderne Kunststofffolienkondensatoren ausreichender Spannungsfestigkeit ersetzt. Ganz oben ist derjenige Elko zu sehen, welcher mit der Kathode der NF-Endröhre verbunden war. Ich habe ihn ebenfalls ersetzt.

Befestigung des Netzkabels: Das Netzkabel ist über einen Stecker verbunden, welcher auf der Rückwand montiert ist. Entfernt man die Rückwand, ist das Radio automatisch vom Netz getrennt.


Die Rückwand des DUX V 243 (hochauflösende Ansicht hier).


In den zwei Stiften steckt die Buchse für die Netzspannung, welche auf der Rückwand sitzt. Zieht man die Rückwand ab, ist die Netzspannung automatisch unterbrochen.


Die Netzzuleitung mit der auf der Rückwand eingebauten Buchse.


Die Buchse der Netzleitung auf der Innenseite der Rückwand.


Die aufgeschraubte Buchse legt die Zugentlastung des Netzkabels frei. Auch dieses Kabel habe ich zur Sicherheit ausgetauscht.

Probebetrieb und Anschluss des Lautsprechers: Für den Probebetrieb muss der vorhandene Lautsprecher verwendet werden. Seine Feldwicklung bildet nämlich gleichzeitig die Netzdrossel. Die Polarität der Anschlüsse darf nicht vertauscht werden, da sonst ein Brummen zu hören ist. Die richtig angeschlossene Feldwicklung dient gleichzeitig als Brummkompensation. Mein Radio brummt überhaupt nicht.


Merken Sie sich die Anschlüsse für den Lautsprecher ganz genau. Oben sind die Anschlüsse für die Feldwicklung (etwa 800 Ohm Gleichstromwiderstand), unten ist die Wicklung für die Lautsprechermembran (etwa 4 Ohm). Die Polarität ist zu beachten.


Bei dieser Gelegenheit kann der Blick in das leere Holzgehäuse festgehalten werden.


Der erste Testlauf: Alles funktioniert und die Sender kommen über die sieben Meter lange, im Keller verspannten Antenne herein.


Der erste Testlauf des Radios auf Mittelwelle nach der Reparatur. Als Antenne dient eine sieben Meter lange Antenne, welche im Keller verspannt ist. Über den relativ guten Klang, über die relativ gute Empfindlichkeit und über die Trennschärfe des Radios bin war ich sehr erstaunt. Stellt man sich eine bessere Antenne und eine störungsfreie Umgebung vor, können die Empfangsmöglichkeiten der damaligen Zeit erahnt werden.

Silvesterfeier mit dem reparierten Radio: Rechtzeitig zu Silvester ist das Radio fertig geworden. Es wurde im Wohnzimmer aufgestellt. Die Erdungsbuchse bekam eine Verbindung zum Heizkörper und als Antenne wurden fünf Meter Draht auf dem Holzboden verlegt. Auf Mittelwelle konnten wir hier in Schweden zur Erheiterung des Silvesterabends schöne Musik aus England, Deutschland und den Niederlanden empfangen. Der Deutschlandfunk brachte eine lustige Sendung. Der Empfang war trotz der schlechten Innenantenne erstaunlich gut, wenn einige Energiesparlampen in der Nähe abgeschaltet wurden. Es ist schon faszinierend zu erleben, wie leistungsfähig diese alten Radios sein können. Und wenn man das Radio noch selbst repariert hat, klingt die Musik natürlich noch um so schöner.


Das Radio hat nun seinen Platz im Wohnzimmer gefunden.