Übersicht selbst gebauter Elektronik-Gehäuse als Behelfslösungen

Selbstbauprojekte der Elektronik und Radiotechnik erfüllen nur dann ihre Funktion jenseits des Labortisches, wenn die Schaltung ein geschlossenes Gehäuse erhält. Oft bereitet der Bau des Gehäuses mehr Schwierigkeiten als die eigentliche Elektronikentwicklung, weil die mechanische Werkstatt fehlt. Nachfolgend möchte ich als Übersicht Anregungen liefern, wie man auch mit einfachen Werkzeugen zu einem Gehäuse nach Maß gelangt. Schön müssen sie ja nicht unbedingt sein.

(Hinweis vom 14.11.23: Leider sind einige Fotos verschwunden und viele Links gehen nicht)

Dabei kann es sich bei den Konstruktionen auch um Mischformen zwischen einem Laboraufbau und einem Fertiggerät handeln, welches als Berührungsschutz einen Deckel erhält. Falls die VDE-Vorschriften nicht eingehalten werden, handelt es sich rechtlich gesehen immer noch um einen Laboraufbau, wobei die Geräte unter Aufsicht und entsprechender Vorsicht zu betreiben sind. Da die Vorschriften von Land zu Land verschieden sind, ist jeder selbst für die Einhaltung der Bestimmungen verantwortlich.

Gehäuse aus Holz: Besonders gerne stelle ich Gehäuse aus Holz her, da sich dieser Werkstoff leicht verarbeiten lässt. Mein erstes Radio war ein Audion mit einer Batterieröhre und in einer kleinen Zigarrenkiste untergebracht. Leider ist das Gerät verschwunden. Aus meiner frühen Bastelzeit konnte ich aber noch ein paar Geräte retten, die in gewisser Weise die Entwicklungsgeschichte meines Holzbaus zeigen. Ich bin kein Schreiner und habe eigentlich zwei linke Hände. Deshalb seien mir manche Verarbeitungsfehler verziehen.

Meine „frühe Phase“: Ich war wohl 14 oder 15 Jahre alt, als dieser Wienbrücken-Sinus-Generator in Röhrentechnik entstanden ist. Leider ist das Gerät schon teilweise ausgeschlachtet.


Sinus-Generator in Röhrentechnik. Gehäuse aus Holz. Es hat funktioniert. Und in Brand ist es auch nicht geraten.


Hinteransicht des Sinusgenerators. Die Aufschrift dokumentiert den NTC-Widerstand, der mir damals fehlte. Ich experimentierte dann mit Glühbirnen.


Die offene Verdrahtung des Sinusgenerators aus meinen Jugendtagen.

Einen Deckel gab es nicht. Es existierten noch mehrere Geräte in derselben Bauhöhe, die in ein passgenaues Regalfach geschoben wurden.

Experimentieraufbau für ein Steckbrett: Um Radios mit einem Steckbrett aufzubauen, baute ich mir ein kleines Holzchassis, um das Steckbrett, den Drehkondensator und den Lautsprecher zu einer kompakten Einheit zu vereinen.


Vorderansicht des Radioexperimentierchassis mit einem Lautsprecher, dem Drehkondensator und Potenziometer für die Rückkopplung und Lautstärke.


Innenansicht des Versuchsaufbaus. Der häufig benötigte NF-Verstärker ist bereits auf einer Platine aufgebaut.

Flachgehäuse aus Holz: Mit zwei gehobelten Dachlatten, etwas Sperrholz und Platinenmaterial lassen sich Flachgehäuse in fast jeder beliebigen Form herstellen. Mehr Infos unter Flachgehäuse aus Holz für die Elektronik.


Der Urvater meiner Flachgehäuse. Mit diesem Gehäuse, in dem ein kleiner NF-Verstärker steckt, entdeckte ich vor fast 10 Jahren wieder meine Bastelfreude. 


Ein Flachgehäuse aus Holz für die Elektronik. Deckel und Boden aus Sperrholz, Front und Rückseite aus glasfaserverstärktem Platinenmaterial, Seitenteile aus gehobelten Dachlatten. Im abgebildeten Gehäuse befindet sich ein UKW-Radio mit NF-Verstärker.

Metallgehäuse alter Computernetzteile verwenden: Diese Gehäuse lassen sich wegen ihrer Abschirmung aus Metall zum Beispiel für Messgeräte und in der HF-Technik verwenden. Auch können kleine Labornetzgeräte darin untergebracht werden. Ein Lüfter und der Netzanschluss sind bereits auf der Rückseite montiert. Mehr unter Gehäuse alter PC-Netzteile verwenden.


Die Front alter PC-Netzteilgehäuse kann aus Platinenmaterial gestaltet werden, das mit Sekundenkleber befestigt wird (Gehäuse alter PC-Netzteile verwenden).


Das PC-Schaltnetzteil-Gehäuse mit neuer Front nach dem Lackieren aus der Spraydose (Gehäuse alter PC-Netzteile verwenden).

Holzgehäuse für Röhrenradios: Das nachfolgend abgebildete Radiogehäuse für Röhrenprojekte wurde mit 18 mm dicken, gehobelten Regalbrettern aus Fichte und 5 mm dicken Sperrholzbrettern aus Buche verwirklicht. In ihm ist alltagstauglich und berührungssicher ein Röhren-Rückkopplungsempfänger untergebracht. Eine ausführliche Baubeschreibung ist unter Eigenbau von Holzgehäusen für Röhrenradios zu finden.


Das fertiggestellte Radio im selbst gebauten Holzgehäuse hat seinen Platz im Regal gefunden und fügt sich recht passabel zwischen den Büchern und Zeitschriften in die Inneneinrichtung ein.


Die Grundplatte aus Fichte ermöglicht eine einfache Montage mit Holzschrauben. Änderungen können schnell durchgeführt werden. Die Frontseite ist abschraubbar. Die Bauteile sind von allen Seiten leicht zugänglich, was den Selbstbau zur Freude werden lässt. Das abgebildete Radio ist unter Audion am Beispiel einer PCL84 oder PCL86 optimieren beschrieben.

Gehäuse für CD-ROM-Schächte: Zusatzgeräte für den PC, welche in einen genormten CD-ROM-Schacht passen sollen, lassen sich ganz einfach herstellen. Es reicht eine etwas dickere Grundplatte aus Holz, an deren Seiten die Befestigungsschrauben angebracht sind. Auf die Vordersteite der Grundplatte wird die Frontplatte geschraubt. Fertig ist der Einschub, der eigentlich kein Gehäuse ist.


Dieser Einschub für einen CD-ROM-Schacht enthält einen kleinen Stereoverstärker, welcher unter Stereo-Audio-Verstärker mit einem TDA2005 beschrieben ist.

Gehäuse für Tastköpfe, Prüfspitzen und Signalgeneratoren: Für diese Zwecke kann PVC-Installationsrohr zum Einsatz kommen. Ein Abschirmung ist zudem mit Aluminiumfolie möglich. Das Aluminium kann zudem mit Elektroniklot verlötet werden, um einen Erdungsdraht anzubringen.


Ein Stück PVC-Verlegerohr dient als Gehäuse für einen aktiven Tastkopf (Einfacher aktiver 1:1-Tastkopf bis etwa 50 MHz).

Eine alte Sardinenbüchse als Kleingehäuse: HF-Dichte Kleingehäuse lassen sich mit Sardinenbüchsen aufbauen. Der Deckel aus zweiseitig kupferkaschiertem Platinenmaterial dient gleichzeitig als Träger für die Schaltung.


Ein Rauschgenerator in einer Sardinenbüchse als Kleingehäuse.


Der Deckel besteht aus zweiseitig kupferbeschichtetem Platinenmaterial. Die Innenseite dient als Träger für die Schaltung, welche mit der Lötinseltechnik aufgebaut ist.

Gehäuse aus einem Frontblech auf einem Holzrahmen: Bei diesem digitalen LC-Meter wurden sämtliche Bauteile und Bedienelemente auf einem Blech montiert, welches mit vier Schrauben auf einem Holzrahmen mit Bodenplatte sitzt. Der Holzrahmen besteht aus lackierten und gehobelten Vierkanthölzern oder Dachlatten. Diese Dachlatten kommen auch bei meinen Flachgehäusen aus Holz zum Einsatz.


Das digitale LC-Meter in einem Flachgehäuse.


Sämtliche Bauteile sind gut erreichbar und wurden auf das Blech montiert. Sie bilden dadurch eine funktionsfähige Einheit, welche nur auf den Holzrahmen zu schrauben ist.

Der Computer im Pappkarton: Für einen PC hatte ich alle Teile, jedoch kein Gehäuse. Als Dauernotlösung nahm ich einen passenden Karton.


Der PC im Pappkarton dient im Wohnzimmer zum Abspielen von Filmen.

Das Netzteil in der Pillendose: Eine Stabilisierungschaltung passte in eine Pillendose mit Schraubverschluss.


Das Netzteil in der Pillendose.

Professionell? Die Konstruktionen der Gehäuse und der Aufbauten können zuweilen als Versuchsaufbauten angesehen werden, die gleichzeitig betriebssicher und alltagstauglich sind. Die Industrie würde dies nie bauen. Ein Aussehen, das von industriell gefertigten Geräten gewohnt ist, ist weder das Ziel noch sinnvoll, da in der Hobbyelektronik nach ganz anderen Kriterien als in der professionellen Schaltungstechnik entwickelt wird. Auf einen besonderen Kostendruck durch den Markt und die automatisierte Serienfertigung braucht keine Rücksicht genommen werden. Von diesen Zwängen sind solche Eigenentwicklungen befreit. Deshalb dürfen sie auch „unprofessionell“ aussehen. Zudem sind solche Aufbauten oft zuverlässiger als industriell hergestellte Produkte, da die Eigenkonstruktionen meistens überdimensioniert sind. Es ist eben ein Hobby.