19. September 2022 (zuletzt aktualisiert und überarbeitet am 21.9.2022 um 8:45)
Lokale und zeitlich begrenzte Stromausfälle werden für ganz Europa im herannahenden Winter immer wahrscheinlicher. Wenn nicht genügend Strom zur Verfügung steht, sind Lastabwürfe unausweichlich. Während des schwedischen Winters ist dies besonders unangenehm, da es bereits relativ südlich auf der Höhe von Stockholm zwischen 16:00 und 9:00 Uhr stockdunkel ist. Auf die Dauer wird eine unzureichende Beleuchtung zu einer erheblichen Belastung. Zudem sind nächtliche Temperaturen um die -20 °C keine Seltenheit. Stromausfälle sind eine Herausforderung für die Leidtragenden.
Bitte dazu auch mein Update vom 23.9.22 auf „Meine unterbrechungsfreie Notstromversorgung“ lesen. Sie ist praktisch erprobt und im Detail verbessert.
Im Vordergrund meiner Überlegungen steht eine möglichst kostengünstige Lösung, die vorhandene Geräte mit einschließt. Ab 50 Euro ist man dabei. Wer eine kompakte und tragbare Batterielösung einschließlich Batterieladung und Wechselrichter haben möchte, wie sie zum Beispiel Ecoflow bietet, kann dafür mehrere Tausend Euro ausgeben.
Die aktuelle Stromlage: Leider ist auch in Schweden in den nächsten Monaten mit Stromabschaltungen auf Grund einer Überlastung des Stromnetzes zu rechnen. Mit diesen Stromsperren (Brown Outs) ist besonders an kalten Tagen mit einer stabilen und windstillen Hochdrucklage zu rechnen, da in Schweden Erdwärme als Heizung weit verbreitet ist. In unserer Straße hat jedes zweite Haus bereits Erdwärme. Die meisten Erdwärme-Anlagen in Einfamilienhäusern sind so ausgelegt, dass sich unter -15 °C zusätzlich Heizstäbe einschalten. Unter -20 °C Außentemperatur schaltet sich die Erdwärmepumpe sogar ab, weil die Vorlauftemperatur der Heizkörper 60 °C erreicht. Dann ist der Wirkungsgrad so gering, dass sich der Betrieb der Wärmepumpe nicht mehr rentiert. Der Strombedarf steigt mit kälteren Temperaturen überproportional an. Wenn dann nicht genügend Wind vorhanden ist, weil eine großflächige Hochdrucklage das Wetter in Skandinavien dominiert, entsteht eine Stromlücke, die selbst vom Ausland nicht gedeckt werden kann. Lastabwürfe sind nicht mehr zu vermeiden. Erst müssen Industriebetriebe ihre Produktion stundenweise einstellen. Das ist seit Jahren dank der Energiewende schon an der Tagesordnung. Wenn das nicht reicht, sind ganze Landstriche von Stromsperren bedroht.
Schweden hat noch 6 seiner seiner ursprünglich 12 Kernreaktoren in Betrieb. Zwischen 2015 und 2020 wurden 4 Reaktoren für immer abgeschaltet, da ihr Betrieb wegen einer absichtlich hohen Energiesteuer auf Kernkraftwerke nicht mehr wirtschaftlich war. Dadurch entstand schon im letzten Winter eine Strommangellage in Südschweden. Nun kommt hinzu, dass der Reaktor Ringhals 4 auf Grund von Reparaturarbeiten bis zum 31. Januar 2023 abgeschaltet ist. Dadurch fehlen etwa 15% der durch Kernkraft erzeugten Leistung. Strom aus dem Ausland ist auf Grund der angespannten Lage kaum erhältlich. Selbst Norwegen hat wegen geringer Pegelstände weniger Strom durch Wasserkraft zur Verfügung und muss selbst mit Stromsperren rechnen.
In Schweden wird für Privatkunden der Strompreis in der Regel monatlich festgelegt und abgerechnet. Derzeit liegt er in Südschweden um die 30 Cent/kWh mit allen Abgaben für den privaten Endkunden. Der Preis kann sich im Winter durchaus verdoppeln. Für Privathaushalte, die mit Strom heizen und jährlich 30.000 kWh Strom verbrauchen, kann dies der wirtschaftliche Ruin bedeuten. Zum 1. Januar ist im europäischen Stromverbund mit einem zusätzlichen Preissprung zu rechnen, sollte Deutschland tatsächlich seine drei verbliebenen Kernkraftwerke abschalten. Schweden setzt alles daran die Leistung seiner verbliebenen Kernreaktoren zu erhöhen und hat aus seinen Fehlern gelernt. Schweden liefert im Winter Strom nach Polen, das den Bau von Kernkraftwerken plant, weil es unter Strommangel leidet. Süddeutschland bezieht sehr viel Atomstrom aus Frankreich. Und Deutschland schaltet seine Kernkraftwerke mitten im Winter ab. Das ist mit oder ohne Erdgasmangel verantwortungslos. Im Winter wird 30% des für Deutschland benötigten Stroms mit Erdgas erzeugt, das nun knapp ist. Voraussichtlich im Laufe des Januars ist es verbraucht.
Derzeit läuft auch in Südschweden das als Notreserve gedachte Schwerölkraftwerk Karlshamn mit voller Leistung von 662 MW rund um die Uhr. Im Jahr 2021 produzierte das Kraftwerk mehr elektrische Energie als in den 10 Jahren vorher. Da es bei Volllast 140.000 Liter Öl pro Stunde verbraucht, war es 2021 in Blekinge das Unternehmen, welches das meiste CO2 ausstieß. Da die Produktion mit Schweröl noch teurer als mit Erdgas ist, bestimmt es den Marktpreis.
Zusammensetzung der schwedischen Stromproduktion 2020 für etwas mehr als 10 Millionen Einwohner:
Schweröl und konventionelle Wärmekraftwerke: 8%
Kernkraft: 30% (hauptsächlich im Süden)
Windkraft: 17% (Ausbau geht schleppend voran, da es trotz geringer Bevölkerungsdichte von 20 Einwohnern / km² an geeigneten Standorten fehlt, die mit Mensch und Natur vereinbar sind)
Wasserkraft: 45% (hauptsächlich im Norden im Überfluss)
Das Leitungsnetz ist an seiner Kapazitätsgrenze. Es fehlen Leitungen, um den überschüssigen Strom aus Wasserkraft nach Süden transportieren zu können. Vor 15 Jahren bestand die Stromerzeugung zu 50% aus Kernenergie und zu 50% aus Wasserkraft. Der private Endkunde zahlte damals mit allen Abgaben 10 Cent/kWh. Industriekunden zahlten 2 bis 4 Cent/kWh. Heute werden wegen Stromknappheit in Südschweden neue Industriebetriebe nicht mehr genehmigt. Eine Brotfabrik wurde die Erweiterung verweigert. Sie produziert stattdessen in Dänemark, Deutschland und Estland.
Motivation: Vor über einen Jahr hatte ich meine ersten Gehversuche mit einer Starterbatterie und einem kostengünstigen Wechselrichter, der nur einen modifizierten Sinus liefert, bereits hier beschrieben. Wegen eines ganz normalen kalten Winters, einer Dunkelflaute auf Grund einer ganz normalen Hochdrucklage und der ideologisch motivierten Stilllegung voll funktionsfähiger Kernkraftwerke im Wert von mehreren Milliarden Euro, war die Stromversorgung in Schweden gefährdet. Stromausfälle stellen während eine kalten Winters ein Risiko für Leib und Leben dar.
Wahrscheinlichkeit und Risiken von Stromausfällen bei einem Brown Out oder Black Out: Mit hoher Wahrscheinlichkeit können durch die derzeitige Energiekrise Brown Outs an besonders kalten Tagen oder jederzeit auftreten. Brown Outs sind gezielte Abschaltungen ganzer Gebiete für mehrere Stunden, wenn wegen Strommangel Lastabwürfe notwendig sind. Wenn nicht genügend Strom vorhanden ist, fehlt er. Es kommt kein Strom mehr aus der Steckdose. Der Strom kommt aus Kraftwerken und nicht aus den Mündern von Politikern, die von einer „angebotsorientierten Stromversorgung“ schwafeln. Die Folgen gravierender Fehlentscheidungen sind nicht nur für eine Volkswirtschaft ruinös. Menschen bleiben in Fahrstühlen stecken. Krankenhäuser laufen im Notbetrieb. Ampelanlagen und Straßenbeleuchtungen fallen aus. Staus und vermehrte Verkehrsunfälle sind nur ein Teil der unangenehmen Folgen.
Allerdings können solche Lastabwürfe außer Kontrolle geraten, weil sie zu spät eingeleitet wurden oder gleichzeitig noch ein anderes Problem auftritt. Dann droht der Black Out, bei dem sich der Reihe nach durch eine Kettenreaktion ein Großkraftwerk nach dem anderen abschaltet. Bei einem Black Out kann der Strom für mehrere Millionen Menschen bis zu einer Woche in ganzen Regionen nicht mehr vorhanden sein. Dies führt zu einem vollständigen Zusammenbruch der Versorgungsketten, der Infrastruktur, der Wasserversorgung, der Kommunikation und der öffentlichen Ordnung. Es dauert Monate, bis wieder ein halbwegs normales Leben möglich ist. Das Risiko eines Black Out ist zwar sehr gering und lässt sich auf Grund der fehlenden Erfahrung nicht abschätzen. Aber die Folgen sind durch Kälte, Wassermangel und Hunger lebensbedrohlich. Deshalb sollte man darauf vorbereitet sein und für mindestens zwei bis drei Wochen ohne fremde Hilfe überleben können ohne seine Wohnung verlassen zu müssen. Über die notwendigen Vorsorgemaßnahmen könnte man ein eigenes Kapitel schreiben, was nicht Gegenstand dieses Artikels ist.
Ob es sich um einen großflächigen Stromausfall handelt, kann man mit etwas Glück in den ersten 20 Minuten noch erfahren, indem man mit seinem Smartphone versucht weiter entfernt wohnende Freunde anzurufen, bevor die Mobilfunkstationen ihren Dienst einstellen. Außerdem lässt sich mit einem kleinen Transistorradio feststellen, welche UKW-Stationen noch senden. Die Seite https://www.netzfrequenzmessung.de/ gibt Auskunft über die Netzfrequenz. Liegt sie außerhalb des Regelbereichs, besteht ein größeres Problem im europäischen Stromverbund. Wenn überhaupt bleibt nicht viel Zeit für einen letzten Blick in das Internet.
Stromgenerator oder Solarstrom: Längere Stromausfälle von mehreren Stunden oder Tagen sind auf dem schwedischen Land keine Seltenheit, wenn durch Sturm oder Schneebruch die Leitungen zerstört sind, weshalb nicht wenige für solche Fälle mehr oder weniger gut gerüstet sind. Wer abgeschieden wohnt, hat zum Beispiel nicht selten einen Stromgenerator. Solarzellen sind weniger geeignet, da ausgerechnet im Winter der Strombedarf am höchsten ist, wenn kaum die Sonne scheint. Selbst um die Mittagszeit steht die Sonne noch tief über den Horizont. Und wenn Schnee auf den Solarpaneelen liegt, gibt es natürlich keinen Solarstrom. Was in südlichen und sonnenreichen Ländern das ganze Jahr über als autarke Stromversorgung gut funktionieren kann, versagt im nordischen Winter kläglich.
Heizung: Die Heizung ist zum Glück für uns kein Problem, da wir einen Kaminofen im Wohnzimmer besitzen, der die ganze Wohnung des Einfamilienhauses wärmen kann. Selbst bei -30 °C Außentemperatur lassen sich kuschelige 22 °C im Wohnbereich erreichen, wenn man auch nachts alle zwei bis drei Stunden das Brennholz nachlegt. Allerdings bleibt der Keller kalt. In normalen Zeiten heizen wir mit Erdwärme, welche eine Zentralheizung versorgt. Ohne Strom gibt es keine Erdwärme. Und ohne Strom funktioniert auch nicht die Umwälzpumpe. Das Wasser der Zentralheizung droht dann an bestimmten Stellen im Rohr einzufrieren. Damit das an besonders kalten Tagen nicht passiert, ist eine Notstromversorgung geboten, die auch ein paar Stunden pro Tag die Umwälzpumpe betreibt.
Kühlschränke und Gefrierschränke: Der Ausfall des Kühlschranks wäre im Winter kein Problem. Sein Inhalt kommt in einen großen Kunststoffbehälter, der im Freien oder in der Garage untergebracht ist. Der Inhalt muss gut verschlossen sein, um je nach Gegend keine Bären oder Wölfe anzulocken.
Etwas anders verhält es sich mit der Gefriertruhe oder dem Gefrierschank. Es müssen schon garantierte -10 °C Dauerfrost für mehrere Tage herrschen, um im Freien den tiefgekühlten Inhalt zu retten. In den ersten Tagen eines längeren Stromausfall wird es wohl sehr viel Grillfleisch geben, das auf Vorrat im Garten auf dem Holzkohlegrille zubereitet wird.
Wenn Kühlschränke oder Gefriertruhen an einem Wechselrichter betrieben werden, sollte dieser zur Sicherheit an einem reinen Sinus betrieben werden. Außerdem muss der Wechselstrom den hohen Anlaufstrom verkraften können. Bei 1000 bis 1500 Watt Leistung des Wechselrichters müsste dies gegeben sein. Wenn nicht, dann den Anlaufstrom durch eine vorgeschaltete Kabeltrommel versuchen zu begrenzen. Im Sommer wäre Solarstrom tatsächlich hilfreich, denn die Sonne ist im nordischen Sommer mit seinen kurzen Nächten oft im Überfluss vorhanden. Die meisten fest installierten Solaranlagen auf den Dächern sind allerdings nicht für einen Insel- oder Notstrombetrieb fähig. Bei einem Stromausfall liefern sie keinen Strom in die Hausinstallation.
Nachteile eines Notstromgenerators: Einen Notstromgenerator besitzen wir nicht, da wir bis jetzt kaum längere Stromausfälle hatten und die Nachbarhäuser 30 bis 50 Meter entfernt sind. Ein großes Problem ist dann der Lärm, der zudem Begehrlichkeiten von nah und fern wecken könnte. Zudem sind zuverlässige Notstromgeneratoren nicht gerade billig und sollten unbedingt einen Inverter besitzen, der einen stabilen und reinen Sinus liefert, da sonst die Zerstörung von wertvoller Elektronik und Haushaltsgeräten drohen kann. Außerdem benötigen Notstromgeneratoren eine regelmäßige Wartung, damit sie jederzeit einsatzbereit sind. Schließlich muss genügende Kraftstoff vorrätig sein. Der Stromausfall kommt immer dann, wenn man nicht damit rechnet.
Bleiakkus: Stattdessen habe ich mich für einen Bleiakkumulator entschieden, der für Solaranlagen und Campingausrüstungen optimiert ist. Bleiakkus sind schwer. Das Gewicht ist aber zweitrangig. Bleiakkus sind kostengünstig und einfach zu laden. Zur Not kann auch eine Starterbatterie dienen. Doch diese sind für hohe Anlasserströme optimiert. Langsame Entladungen gehen auf die Lebensdauer. Camping- oder Solarbatterien sind für viele Lade- und Entladezyklen optimiert. Allerdings sollte man sie mit Rücksicht auf die Lebensdauer nur zur Hälfte entladen. Meine 12 Volt-Batterie mit 80 Ah hat also in der Praxis nur eine Kapazität von 12 Volt * (80 Ah / 2 ) = 0,48 kWh. Das ist wirklich knapp, wenn man pro Tag unter normalen Umständen mindestens 7 kWh verbraucht. Da muss man sich etwas einfallen lassen.
Notstrom nur für das Notwendigste, dem Licht: Auf die warme Dusche müssen wir leider verzichten. Die Erdwärme ist abgeschaltet. Geheizt wird nur mit Brennholz. Elektrische Handtuchwärmer und die elektrischen Fußbodenheizungen der Bäder aus besseren Zeiten bleiben ausgeschaltet. Ebenso die Kühl- und Gefrierschränke. Das Kochen erfolgt mit einem Sturmkocher, einem Holzkohlegrill im Freien oder mit der Restwärme im Kaminofen. Dazu besitzen wir Edelstahltöpfe, die ausschließlich aus Metall bestehen und auf die Glut gestellt werden können. Den Wasserkocher kann man vergessen. Er benötigt 2000 Watt. Eine Kaffeemaschine benötigt 1500 Watt und bleibt ebenfalls aus. Der Notstrom ist dafür zu kostbar.
Da es im schwedischen Winter ab 16:00 Uhr stockdunkel ist, ist Licht ein entscheidender Faktor für ein einigermaßen geordnetes Leben. Viele Kerzen und Teelichter sorgen für eine romantische Stimmung, der man durch ihren Gestank schnell überdrüssig wird. Taschenlampen sind auf die Dauer zu dunkel und liefern kein geeignetes Arbeitslicht.
Meine Lösung für Licht auf der ganzen Etage: Nach langen Versuchen habe ich mich zu einer 20 Watt starken LED-Unterbauleuchte entschieden, die über einen Europastecker mit dem Wechselrichter verbunden wird. Dieses Leuchtmittel ist für den Notstrombetrieb so aufgehängt, dass sie in der Küche ein gutes Arbeitslicht liefert. Das restliche Licht dringt in jedes Zimmer. Dadurch ist es in keiner Ecke der Wohnung stockdunkel. Die 80-Ah-Batterie kann bei dieser Konstellation Licht für mindestens 20 Stunden liefern. Das reicht für mehrere Tage, womit auch ein gefürchteter Black Out im tiefsten Winter durchgehalten werden könnte. Die 20 Watt sind eigentlich schon zu hell. Eine kürzere LED-Leuchte mit 10 Watt wäre ausreichend. Es kann allerdings sein, dass man nach mehreren Tagen Stromausfall einen Hunger nach hellen Lichtquellen hat. Die Lösung ist flexibel, da die Leuchten nur eingehängt werden müssen.
Erfahrungen mit einem modifizierten Sinus: Ein Campingbatterie liefert 12 Volt Gleichspannung. Unsere Verbraucher benötigen 230 Volt Wechselspannung mit einer Frequenz von 50 Hz. Die Umwandlung erfolgt mit einem Wechselrichter. Es gibt Wechselrichter mit einem modifizierten Sinus oder einem reinen Sinus. Letztere sind wesentlich teurer. Sie funktionieren aber uneingeschränkt an allen Verbrauchern. Auch das E-Werk liefert einen nahezu perfekten Sinus.
Ein modifizierter Sinus hat nicht viel mit einem sinusförmigen Verlauf zu tun. Er erinnert eher an eine Rechteckkurve mit Pausen dazwischen. Der hohe Oberwellenanteil kann zu Problemen führen. LED-Lampen sind oft kapazitiv angeschlossen. Durch die Oberwellen fließt nun ein höherer Strom, was die Lebensdauer verkürzen kann. Für den Notstrombetrieb unter Aufsicht ist das noch vertretbar. Mit LED-Unterbauleuchten habe ich sehr gute Erfahrung gemacht.
Mit Schaltnetzteilen, die Eingangsspannungen zwischen 110 bis 240 Volt vertragen, hatte ich noch keine Probleme. Bei ihnen wird die Eingangswechselspannung intern erst einmal gleichgerichtet und in eine Gleichspannung umgewandelt. Bohrmaschinen und Stichsägen mit einer Phasenanschnittsteuerung liefen ebenfalls problemlos. Ansonsten ist alles, was Motoren hat, problematisch. Auch wenn sie sich drehen, brummen sie lauter. Kühlschränke und Gefriertruhen wage ich deshalb nicht mit einem modifizierten Sinus zu betreiben.
Ein altes Röhrenradio erzeugte wegen der Oberwellen von Langwelle bis UKW nur ein lautes Brummen aus dem Lautsprecher. Ein Röhrenradio ist in einer Notsituation so oder so eine Energieverschwendung und es käme nicht zum Einsatz. Kleine Transistorradios kommen wochenlang mit einem Satz Batterien aus, wenn sie nur für UKW und den AM-Bändern ausgelegt sind. Radios für DAB+ benötigen zu viel Strom.
Die alten Energiesparlampen laufen auch mit einem modifizierten Sinus. Allerdings ist die Lichtausbeute gering. Selbstverständlich gehen auch die Glühlampen mit einer Glühwendel. Allerdings ist ihre Lichtausbeute noch schlechter, weshalb davon abzuraten ist. Ein Batterielader für AA- und AAA-Batterien funktioniert ebenfalls einwandfrei. Mit dem USB-Ausgang des Wechselrichters lassen sich die Smartphones aufladen.
Ruhestrom und Wirkungsgrad von Wechselrichtern: Der Wirkungsgrad liegt bei etwa 90%. Das bedeutet, dass etwa 10% des Batteriestroms als Wärme verloren gehen. Selbst wenn keine Verbraucher am Wechselrichter angeschlossen sind, verbraucht dieser zwischen 3 bis 20 Watt. Deshalb sollte man die Wechselrichter nicht im Leerlauf laufen lassen, um keine Energie zu verschwenden.
Vorsicht vor hohen Batterieströmen der Bleibatterien: Wegen der hohen Ströme ist Vorsicht beim Umgang mit diesen Batterien geboten. Im Falle eines Kurzschlusses können mehrere Hundert Ampere durch die Kabel fließen. Die Kabel fangen an zu glühen, die Isolation verbrennt und es besteht Brandgefahr. Die Batterie kann zu kochen anfangen und Säure verspritzen. Der Umgang mit der Notstromversorgung ist vor dem Stromausfall rechtzeitig zu üben. Das Vertauschen der Pole kann fatale Folgen haben. Die meisten Wechselrichter und Ladegeräte sollten allerdings vor Verpolung geschützt sein.
Aufladen der Batterie mit einem Batterielader: Das Aufladen der Batterie kann man mit einem Batterielader erfolgen. Ich habe dazu ein Schaltnetzteil mit einer Schutzschaltung versehen und es hier beschrieben. Voraussetzung ist natürlich, dass der Strom vom Netz vorhanden ist. Der Batterielader kann in Verbindung mit einer Batterie als unterbrechungsfreie Stromversorgung dienen (USV).
Ein KFZ im Standgas als Batterielader und Notstromgenerator: Leider ist Solarstrom während eines schwedischen Winters kaum vorhanden. Sollte der Stromausfall längere Tage andauern, kommt man nicht umhin die Batterie unabhängig vom Stromnetz aufzuladen. Eine moderne 12-Volt-Drehstromlichtmaschine eines PKW liefert selbst bei der Leerlaufmotordrehzahl 300 bis 400 Watt Leistung, weil die Lichtmaschine durch die Drehzahlübersetzung über den Keilriemen mit etwa 3000 Umdrehungen pro Minute im Stand läuft. Die zu ladende Batterie wird bei laufendem Motor mit einem Starthilfekabel verbunden. Dabei unbedingt auf die richtige Polung achten. Ein Auto verbraucht im Leerlauf etwa 1 Liter Treibstoff pro Stunde. Die Lichtmaschine hält die Bordspannung bei etwa 14,4 Volt konstant. Dabei fließen in die aufzuladende Batterie etwa 6 bis 8 Ampere. Das Aufladen würde bei einer halbleeren Batterie mehrere Stunden benötigen und viel Treibstoff vergeuden. Man bedenke, dass die Tankstellen nicht mehr funktionieren. Gefüllte Reservekanister sind vorrätig zu halten.
Die Lichtmaschine könnte im Stand mindestens 20 Ampere liefern, was einer Leistung von etwa 300 Watt entspricht, die auch der Wechselrichter umwandeln könnte. Setzt man einen 1500 Watt starken Wechselrichter ein, fließen bei der maximalen Leistungsabgabe überschlägig über 100 Ampere, welche die Batterie kurzfristig liefern könnte, um zum Beispiel eine Kaffeemaschine oder einen Mikrowellenherd zu betreiben. Könnte man dann den Wechselrichter nicht gleich mit der Hausinstallation verbinden? Dann hätte man Strom aus jeder Steckdose und spart sich herumliegende Verlängerungskabel.
Einphasige Einspeisung eines Notstromgenerators oder Wechselrichters in eine 3-phasige Hausinstallation. Vorher die Hausinstallation vom Netz trennen. Das geschieht mit einem Drehschalter, der in der Mitte eine Nullstellung hat, bei der alle Schalterkontakte geöffnet sind. Für den Notstrombetrieb sind die drei Phasen der Hausinstallation zu verbinden. Eine Überlastung des Neutralleiters droht dadurch. Verbraucher mit Drehstrommotoren oder Drehstromtransformatoren sind zu trennen. (Meine Anmerkung: Speist man einen Wechselrichter mit 1500 Watt ein, können maximal nur 6,5 Ampere längere Zeit fließen und darüber schaltet sich der Wechselrichter hoffentlich automatisch ab. Zu keinem Zeitpunkt können bei einer ordnungsgemäß installierten Hausinstallation die Leitungen bei mit 6,5 Ampere abbrennen. Wenn nur 1500 Watt aus einer kleinen Batterie vorhanden sind, dann reicht das nur, um kurz mal das Licht anzumachen. Den Herd, Backofen Staubsaugen, Mikrowelle, Kaffeemaschine, Wasserkocher, Wasserboiler, Durchlauferhitzer und so weiter kann man natürlich alles vergessen. Entweder schaltet sich der Wechselrichter ab oder der kostbare Strom ist in wenigen Minuten aufgebraucht und die Batterie ist leer. Dann war´s das mit dem Notstrom.)
Gefahren einer provisorischen Einspeisung des Notstroms in die Hausinstallation: Es wäre unter Umständen verlockend den Notstrom eines reinen Sinus-Wechselrichters direkt in die Hausinstallation einzuspeisen, während das Auto in der Garage stundelang im Standgas läuft. Bei 5 Stunden Laufzeit pro Tag während eines 6 Tage langem Blackouts sollten dann mindestens 30 Liter Treibstoff in Reservekanistern zur Verfügung stehen, damit der hoffentlich volle Tank nicht aufgebraucht werden muss. Die Frage ist, ob der Motor durch den ungewöhnlichen Dauerbetrieb eventuell Schaden neben könnte. Der elektrische Motorlüfter benötigt zudem auch einige Ampere, wenn er eingeschaltet ist. Da Autos auch einige Stunden in einem Stau mit laufendem Motor funktionieren müssen, halte ich die Überlegung dennoch für interessant. Je geringer die Motorleistung, desto weniger Sprit wird im Leerlauf benötigt.
Die provisorische Einspeisung in das Hausinstallationsnetz ist allerdings ein heißes Eisen, bei dem wahrscheinlich den meisten Elektro-Meistern die Haare zu Berge stehen werden. Macht man etwas falsch, ist der Schaden groß und das Haus brennt einem vielleicht ab. Die Feuerwehr kommt nicht während eines Blackouts. Man darf nicht vergessen, dass in Stresssituationen einem Fehler unterlaufen können, die man sonst nie machen würde. Sie könnten tödlich enden. Bei einem Black Out kommt auch kein Krankenwagen.
Dennoch möchte ich eine mögliche Vorgehensweise für den absoluten Notfall beschreiben, von der ich allerdings dringend abraten möchte, es sei denn man kennt seine Hausinstallation und weiß genau, was man tut. Als erstes ist die Hausinstallation vom Netz zu trennen. In meinem Fall sind dazu drei Schraubsicherungen für jede der drei Phasen herauszudrehen. Dabei ist mit äußerster Vorsicht vorzugehen. Zusätzlich kann vorher noch zur Sicherheit ein weiterer Schalter und ein Schalter am Zähler umgelegt werden. Die Sicherungen sind an einem sicheren Ort zu verstauen.
Die Wärmepumpe benötigt Drehstrom. Zum Glück kann sie mit einem großen Schalter an der Wand vorher vollständig vom Netz getrennt werden. Das ist unbedingt notwendig. Denn nun wollen wir alle drei Phasen zusammenführen. In unserer Garage befindet sich ein Drehstromanschluss. Wir können nun in einem Drehstromstecker durch zwei Drahtbrücken die drei Phasen L1, L2 und L3 miteinander verbinden. Stecken wir diesen Stecker hinein, sind die drei Phasen verbunden. Nicht auszudenken, wenn die Hausinstallation noch nicht vom Netz getrennt ist. Ich bitte deshalb diese Methode dringend zu unterlassen. Sie ist nur als Gedankenspiel im Falle eines außergesetzlichen Notstandes zu verstehen. Unter normalen Umständen ist das grob fahrlässig. Keine Versicherung würde einen eventuellen Schaden übernehmen.
Nun könnten wir von jeder Steckdose den Strom vom Wechselrichter für das ganze Haus einspeisen. Dazu basteln wir uns ein Kabel, dass auf beiden Seiten einen Schukostecker besitzt. Auch das ist grob fahrlässig und gegen alle Regeln der anerkannten Elektrotechnik. Wichtig ist auch, dass man sämtliche Telefonleitungen und Netzwerkverbindungen trennt. Das Internet funktioniert so oder so nicht, weshalb man Router, Switches und Modems vom Netz trennen sollte. Alles, was nicht notwendig ist und im Stand by Strom zieht, muss vom Netz getrennt werden. Ich hoffe nicht, dass ich in eine Situation komme so eine illegale Notstromeinspeisung in Erwägung ziehen zu müssen. Je nach Auslegung der Hausinstallation sollte der Schutzleiter und das Gehäuse des Wechselrichters mit einem Erdungsstab verbunden werden. Der Neutralleiter gehört dann ebenfalls mit dem Erdungsstab verbunden. Wie gesagt: Ich speise den Notstrom auf diese Weise nicht in meine Hausinstallation und rate dringend davon ab. Wer einen kommerziellen Drehstromgenerator besitzt, sollte sich vom Fachmann eine narrensichere Notstromeinspeisung installieren lassen.
Alternative zur Einspeisung in die Hausinstallation: Bei geschickten Vorüberlegungen reichen wenige Punkte für eine Stromversorgung, die mit Verlängerungskabeln, Kabeltrommeln und Verteilersteckern zu realisieren sind. Alles ist von der Hausinstallation getrennt und lässt sich in wenigen Minuten aufbauen. Mit einer sorgfältigen Verlegung der Verlängerungskabel lassen sich Stolperfallen vermeiden. Zudem ermöglicht diese Vorgehensweis eine unterbrechungsfreie Stromversorgung. Beim Hochfahren des Netzes wird es zu vielen kurzzeitigen Stromausfällen kommen. Wir hatten mal an einem Wintertag bis zu 10 kurzzeitige Stromausfälle von je etwa 15 Minuten erlebt. Bei Dunkelheit zehrt das ständige Hin und Her an den Nerven.
Veränderter Tagesablauf verlangt andere Gewohnheiten: Das Surfen mit dem Smartphone wird nach dem Ausfall des Internets nicht mehr funktionieren. Allerdings können wir das Smartphone noch nutzen, wenn wir auf ihm genügend Lesestoff und Musik gespeichert haben. Da ein Smartphone auch in der Dunkelheit das Lesen ermöglicht, sollten wir rechtzeitig genügend Lesestoff offline zur Verfügung haben. Das Smartphone lässt sich über eine Powerbank laden, die sich wiederum mit dem Notstrom aufladen lässt.
Ein Flachbildfernseher verbraucht 60 bis 100 Watt. Leider werden wir keine terrestrischen Sender mehr empfangen können, wenn der Antennenverstärker auf dem Dachboden keinen Strom mehr erhält. Wenn wir eine USB-Festplatte mit Filmen besitzen, können wir diese meistens mit dem Flachbildfernseher verbinden und ein Kinoabend liefert etwas Abwechslung. Dafür müssten wir dann 150 bis 200 Wh verbrauchen. Wenn möglich sollte während des Kinoerlebnisses das KFZ als Notstromgenerator dienen.
Ansonsten kann ein Transistorradio wertvolle Informationen liefern und für Unterhaltung sorgen. Der Stromverbrauch ist fast vernachlässigbar. Viele Smartphones können übrigens UKW empfangen, wenn ein Headset angeschlossen ist, dessen Kabel gleichzeitig als Antenne dient.
Outdoor Chiemgau vom 16.9.2022 über die wachsende Gefahr von Stromausfällen in Europa anhand von Pressestimmen.
Ein Himmel ohne Lichtverschmutzung: Wenn eine sternenklare Nacht mit einem großflächigen Stromausfall zusammenfällt, sollte man den Blick in den Sternenhimmel nicht verpassen. Ohne Lichtverschmutzung bietet sich ein einmalig schöner Anblick. Das hebt die Stimmung in der Krise.
Fazit: Wir sind für einen Black Out gerüstet. Zum Schluss konnte auch eine ausreichende Beleuchtung zur Verfügung gestellt werden. Für Hygiene, Wasser, Nahrungsmittel, Heizung, Kochen und Licht ist ausreichend gesorgt, um mindestens einen Monat durchzuhalten. Da es hauptsächlich um die Vorratshaltung alltäglicher Dinge und Verbrauchsgüter geht, sind kaum Kosten entstanden. Im Gegenteil stellt die Bevorratung einen gewissen Schutz vor der Inflation dar und spart somit Geld.
Rechnen wir mit dem Schlimmsten und hoffen wir auf das Beste. Das Leben ist per Definition immer eine Herausforderung. Wer vorbereitet ist, kann zukünftige Entwicklungen mit Gelassenheit begegnen.