20. September 2024
Das vorliegende UKW-Röhrenradio PHILIPS B3S 81 A war mehrere Jahrzehnte nicht mehr in Betrieb und wurde bei Aufräumarbeiten nach einem Todesfall in der Familie entdeckt. Der Besitzer hatte es geerbt. Für ihn hat es einen ideellen Erinnerungswert und ich restaurierte es für ihn. Der Vorgang dauerte etwa 8 Stunden und ist nachfolgend als Fotostrecke festgehalten.
Der PHILIPS B32 81 A wurde für den schwedischen Markt angeboten. Auf Grund des Röhrensatzes schätze ich das Erscheinungsjahr des Radios auf Ende der 1950er- oder Anfang der 1960er Jahre. Eine Besonderheit ist, dass das Radio einen erweiterten Langwellenbereich besitzt, um LUFOR empfangen zu können. Mit LUFOR werden Nachrichten für den Kriegs- und Katastrophenfall übermittelt. Dies ist ein Relikt aus den Zeiten des Kalten Krieges.
Vorgehensweise in Stichworten: Sichtkontrolle. Ein Drehknopf fehlt. Beschaffung zweier ähnlicLIher oder Nachbildung geplant. Chassis ausgebaut, mit Pinsel und Staubsauger vom Staub befreit. Dann mit vielen Wattestäbchen und Glasreiniger gereinigt. Kontakte und bewegliche Teile mit Kriechöl gereinigt und wieder beweglich gemacht. Netzkabel ausgetauscht. Skalenlampe und ihre Halterung ausgetauscht. Magisches Auge EM80 durch eine chinesische 6E2 (EM87) ersetzt und Schaltung dafür angepasst. UKW-Vorröhre ECC85 durch eine neue ersetzt. Danach ging der UKW-Empfang wieder. Ganz wichtig: In Serie zum wahrscheinlich leckenden Koppelkondensator zum Steuergitter der Audio-Endröhre einen Koppelkondensator (Keramik 100 nF 1000 Volt) geschaltet, damit der Leckstrom nicht den Arbeitspunkt der Endröhre hin zu unzulässig hohen Anodenströmen verschieben kann. Vor dem ersten Einschalten den Siebelko überprüft mit Komponententester. Ein Formieren war nicht notwendig. Nach dem Einschalten keine verdächtigen Erscheinungen. Nur UKW ging nicht. UKW war tot. Es lag an der ECC85 die ich austauschte. Skalenlampe ging wie zu Erwarten auch nicht und wie üblich war das Magische Auge defekt.
Das Radio hat also schon sehr viele Betriebsstunden hinter sich, weil Skalenlampe und Magisches Auge defekt. Der lockere Staub im Gerät spricht für einen Betrieb im Wohnzimmer. Spuren von Zigarettenrauch waren nicht zu erkennen.
Kunststoffteile des Gehäuses mit Glasreiniger gereinigt, teilweise mit Autolackreiniger auf Hochglanz poliert. Drehknöpfe mit Ultraschall und Zahnbürste gereinigt. Das Holz des Gehäuses mit Schleifpapier 400er, 600er und anschließend 1200er Papier geschliffen, immer in Holzfaserrichtung und nie an den Kanten, um diese nicht zu beschädigen. Mit trockenen Lappen und weicher Bürste Schleifstaub entfernt und dann mit Möbelpolitur mehrfach nachbehandelt.
Abschließend Gerät getestet und funktioniert auf allen Bändern. Antennendraht mit Bananenbuchsen angefertigt, damit der Besitzer etwas hören kann. Ohne Antenne kein Empfang möglich. Radio ist auf Kurzwelle empfindlich, abends konnten ich noch ein paar Mittelwellensender empfangen und auf UKW ist das Radio so empfindlich, wie man es von Röhrenradios gewohnt ist.
Fotostrecke: Alle Fotos für die Großdarstellung anklicken.
Fast fertig. Spielt auf allen Bändern. Hässlich ist natürlich noch dieser provisorische schwarze Drehknopf. Irgendwann wird sich dafür auch noch ein passendes Ersatzteil auftreiben lassen oder man macht den Drehknopf nach.
Der fehlende Drehknopf: Durchmesser 30 mm. Achsdurchmesser: 6 mm
Drehknöpfe selber gießen: Anleitungen dafür gibt es im Internet, z.B.auf
— https://www.radiomuseum.org/forumdata/upload/307-312_Knoepfe.pdf
— https://www.jogis-roehrenbude.de/Formteile.htm
— https://www.radiomuseum.org/forum/drehknoepfe_selbst_gefertigt_1.html
— https://www.radiomuseum.org/forum/drehknoepfe_selbst_gefertigt_2.html