Radiowecker Philips 90AS460 Reparaturbericht

 





Radiowecker Philips 90AS460 (DUX 7460, Horny SX7460) – Reparaturbericht eines beinahe hoffnungslosen Falles mit vier verschiedenen Fehlern

13.10.2015

Dieser Bericht ist ein Beispiel für die Reparatur eines alten Transistorradios. Bei einem Radiowecker DUX 7460 aus dem Jahr 1976, der mit dem Philips 90AS460 oder dem SX7460 von Hornyphon (Horny) baugleich ist, trat mitten im laufenden Betrieb ein Totalausfall auf, während ich das Gerät geöffnet vor mir liegen hatte, um der Ursache für den sehr leisen UKW-Empfang nachzukommen. Ich nachhinein stellte sich heraus, dass es sich um vier Fehler handelte, die unabhängig voneinander sind. Zum Schluss stellte sich heraus, dass auch die Weckfunktion defekt war.

Offenbar ist dieses Radio in großen Stückzahlen unter verschiedenen Markennamen in Europa vertrieben worden. Viele Links beschreiben diesen Radiowecker im Internet.

Beschreibungen:
http://www.welt-der-alten-radios.de/ausstellung-transistorradios-detail-671.html
http://www.khg-radiosammlung.de/philips_a/30as460.htm
http://www.radiomuseum.org/r/hornyphon_clock_radio_electronic_7.html
http://www.radiomuseum.org/r/philips_90as46000.html
http://www.hupse.eu/radio/frameset.htm?philips_90as460.htm&ContentFrame

Schaltbild, Service Manual, Skalenseilführung und Leiterplattenbestückung:
http://freeservicemanuals.info/nl/servicemanuals/viewmanual/Philips/90AS460/ (für den Download auf den kleinen Schriftzug der Typenbezeichnung „90AS460“ klicken!)

http://nvhr.nl/gfgf/schema.asp?Merk=Erres&Fabrik=Coronet&Zoeken=exact&isSubmitted=yes

Diskussion im Forum:
http://www.wumpus-gollum-forum.de/forum/board/…


Der Radiowecker Philips 90AS460 aus dem Jahr 1976 oder 1977 wurde in Schweden als DUX 7460 unter der Marke DUX vertrieben. Der ehemalige schwedische Rundfunkgeräte-Hersteller DUX gehörte zu 100% zu Philips.


Die Front. In der linken oberen Ecke sitzt ein LDR (lichtabhängiger Widerstand), um bei Lichteinfall die rote LED-Anzeige zu dimmen.


Futuristisch anmutendes Design mit einem aus heutiger Sicht unpraktischen Schieberegler für die Lautstärke.


Die Senderskala leuchtet nur beim Radioempfang.
Bei Dunkelheit ist die Helligkeit der 7-Segmentanzeige mit Hilfe eines Lichtsensors (LDR) abgesenkt.


Das UKW-Band hört hier schon bei 104 MHz auf. Mittelwellenempfang war damals selbstverständlich.


Typenschild auf der Unterseite. 8 Watt Stromverbrauch sind für heutige Verhältnisse viel zu viel.


Aufkleber mit Sicherheits-Kennzeichnungen.

Vorgeschichte: Ich hatte das Radio, welches ich vor einigen Jahren geschenkt bekam, als völlig intakt in Erinnerung. Da das Gehäuse des Radios durch einen Einsatz in einer Werkstatt sehr verdreckt war, hatte ich das Gehäuse jetzt endlich demontiert und mit Spüli, einer Zahnbürste und warmen Wasser gewaschen. Die Demontage des Gehäuses war gar nicht so einfach. Nach dem Trocknen und Zusammenbau entdeckte ich, dass der UKW-Empfang nur ganz schwach zu hören war. Als ich dann das Gehäuse wieder geöffnet hatte, geschah der Totalausfall wie von Geisterhand. Sicherlich können sich einige den Frust vorstellen, der mich überkam.


Links der Uhrenteil und das Netzteil, rechts die Empfängerplatine.


Verwickelte Verdrahtung: Für den Ausbau der Uhrenplatine muss die Frontplatte leicht nach oben herausgezogen sein.


Innenseite des Deckels. Schade, dass dem eigentlich gutem Radio nur ein sehr kleiner Lautsprecher spendiert wurde.

Fehler 1 – Der Totalausfall: Mitten im laufenden Betrieb fiel der Radiowecker vollständig aus. Im Internet fand ich die Schaltungsunterlagen. Im Netzteil fiel mir auf, dass an dem dicken 470 uF Elko (C111) keine Spannung anlag. Dort sollten etwa 23 Volt anliegen. Das Netzteil ist etwas verzwickt aufgebaut. Deshalb kontrollierte ich die Elkos, die Gleichrichterdioden und dann noch zwei Transistoren. Alles war in Ordnung. Auch der Trafo war in Ordnung.


Ein kleiner grüner Keramikscheibenkondensator (keramischer Vielschichtkondensator) sorgte durch seinen Kurzschluss für einen Totalausfall. Im Bild ist bereits der Ersatz zu sehen.


Totalausfall des Radiosweckers durch einen Kurzschluss im keramischen Vielschicht-Kondensator C114. Keine Spannung mehr am 500 uF Elko C109 und damit an +1 war die Folge. Kleine Ursache, große Wirkung. Der Netztrafo ist übrigens mit Widerstandswicklungen ausgerüstet und kurzschlussfest, was für den Dauerbetrieb aus Sicherheitsgründen notwendig ist.

Die Ursache war der keramische Vielschicht-Scheibenkondensaotr C114, welcher einen Kurzschluss hatte. Nach seinem Auslöten lief der Radiowecker wieder. Das kleine grüne Teufelchen hatte einen Kurzschluss von 0 Ohm. Ich dachte immer keramische Scheibenkondensatoren seien praktisch unverwüstlich. Das sind sie nicht, wie mir erfahrene Rundfunktechniker erklärten.

Fehler 2 – Der fast unhörbar leise UKW-Empfang: Der Empfang auf UKW war sehr sehr leise, aber nicht verrauscht. Mittelwelle ging aber ausgezeichnet. Defekt war der Transistor vor dem Ratiotektor. Er hatte eine Kollektor-Basis-Unterbrechung. Dieser Transistor war nur für die FM-ZF zuständig. Die AM wurde schon vor diesem Transistor demoduliert. Diesen Transistor habe ich nun durch einen BC550 ersetzt, der auch noch bei 10,7 MHz funktioniert und auch nicht hörbar rauscht in der letzten ZF-Stufe, weil da ja da der Nutzpegel schon recht hoch ist. Ich werde aber noch ein paar andere ausprobieren, die vielleicht besser funktionieren.


Vorne die beiden Dioden des Ratiodetektors im Glasgehäuse.
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Der rot markierte NPN-Transistor war defekt (keine Verbindung zum Kollektor) und sorgte dadurch für einen sehr leisen Empfang auf UKW. Auf den AM-Empfang hatte der Fehler keinen Einfluss, da die AM vor diesem Transistor demoduliert wird.


Die verbaute Platine erschwerte eine Fehlersuche. Beim Löten muss man das Skalenseil immer im Auge behalten.


Die Empfängerplatine.


Hier wurde der defekte Transistor bereits ersetzt. Als Ersatz zeigte sich ein schneller Schalttransistor aus der Bastelkiste als geeignet.

Mess- und Prüfmittel für die Fehlersuche: Herausgefunden hatte ich alle Fehler mit

einem Multimeter,
einem Signalinjektor,
einem Bauteiletester

und dem Schaltbild. Man braucht also keine Riesenwerkstatt für die allermeisten Reparaturen, selbst wenn der Fall im ersten Moment hoffnungslos erscheint.


Von links nach rechts: Bauteile- und Halbleitertester, Signalinjektor als selbst gebauter Prüfstift und ein durchschnittliches Multimeter. Mit diesen wenigen Mess- und Prüfmitteln lassen sich die meisten Fehler in Transistorradios aufspüren. Das Multimeter sollte mit einem Summer für die Durchgangsprüfung ausgerüstet sein, was die Fehlersuche nach Kurzschlüssen und Leiterbahnunterbrechungen erleichtert.

Systematische Fehlersuche im ZF-Teil: Der UKW-Empfang war extrem leise, aber nicht verrauscht. Also konnte der Fehler höchstwahrscheinlich nicht im UKW-Tuner oder in den ersten Stufe des ZF-Verstärkers liegen. Er musste in den letzten ZF-Stufen liegen. Der letzte ZF-Transistor war nur für FM zuständig und besonders interessant, da AM ja einwandfrei funktionierte. Ich vergleich das Signal des Signalinjektors, welches ich vor und hinter diesem Transistor einkoppelte und im Lautsprecher abhörte. Vor dem Transistor war es leiser als hinter ihm. Es hätte aber umgekehrt sein müssen. Also ist dieser Transistor wohl defekt.

Im nächsten Schritt überprüfte ich die Gleichspannungen an diesem Transistor, die nicht stimmten. Danach entschloss ich mich den Transistor auszutauschen.

Das Schaltbild lag zwar vor, aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht die Leiterplattenbestückung. Zudem stimmten die Werte der Bauteile nicht mit denen im Schaltbild überein. Die Abblockkondensatoren hatten andere Werte und ein 150-Ohm-Widerstand hatte tatsächlich 100 Ohm. Das alles hat viel Zeit für das Lokalisieren der Bauteile gekostet.


Als UKW-Antenne dient das Netzkabel. Die Einkoppelung erfolgt kapazitiv durch ein paar Windungen um das Netzkabel.

Nachdem ich dann einen NPN-Transistor in Form eines schnellen Vielzweck-Schalttransistors (SS216 aus der Bastelkiste, ein Transistor aus DDR-Produktion, Transitfrequenz 350 MHz, völlig ausreichend für eine FM-ZF von 10,7 MHz) einbaute, war der Empfang laut und sehr empfindlich.

Warum so viele Defekte? Ich vermute die Ursache darin, dass das Radio über Jahre in einer ungeheizten Garage gelagert war. Feuchtigkeit in Verbindung mit klimatisch bedingten Temperaturschwankungen lassen die Bauteile vorzeitig altern. Das Material dehnt sich aus und wieder zusammen. Feuchtigkeit diffundiert in das Bauteil. Dieses Radio war nur für den Betrieb in Wohnräumen ausgelegt.

Leichtes Grummeln aus dem Lautsprecher: Das Radio hatte noch ein ganz leises Grummeln oder Krachen, das im Standby-Betrieb aus dem Lautsprecher zu hören war. Nachts hätte das auf dem Nachttisch vielleicht stören können. Nachdem das Radio eine Nacht standby in Betrieb war, verschwand dieser Effekt zum Glück, was ja auch meine leise Hoffnung war. Einer dieser grünen keramischen Vielschicht-Scheibenkondensatoren oder ein anderes Bauteil scheint sich erholt zu haben.


Nachtdesign für einen geruhsamen Schlaf. Ist das Radio abgeschaltet, ist auch die Skalenbeleuchtung ausgeschaltet.

Empfangsleistung und Klangqualität: Das Radio ist auf UKW und Mittelwelle zu meiner Überraschung sehr empfindlich. Leider ist der Klang auf Grund des kleinen Lautsprechers etwas blechern. Für die Nachrichten und für Hintergrundmusik reicht es aber.


Bandscan auf Mittelwelle mit dem Radiowecker DUX 7460 in den Abendstunden des 13. Oktobers mit der eingebauten Ferritantenne. Für die Empfangsverbesserung ist der Draht der 15 Meter langen Außenantenne unterhalb des Radios verlegt worden und führt dann weiter zur Heizungserde. Der Empfangsstandort liegt etwa 150 km südwestlich von Stockholm in Schweden. Leider ist gegen Ende des Videos manchmal das Brummen meiner LED-Schreibtischlampe zu hören.

Anschließen einer Drahtantenne für den Fernempfang auf Mittelwelle: Leider ist der Anschluss einer externen Antenne nicht vorgesehen. Eine eingebaute Ferritantenne sorgt für den Mittelwellenempfang. Da ab 2016 die deutschen Mittelwellensender ihren Betrieb einstellen, kommt nur noch der Fernempfang in Frage, der mit einer externen Antenne besser gelingt. Die Lösung ist ganz einfach. Bei mir dient ein 15 Meter langer Draht in 4 Metern Höhe als Antenne. Das eine Ende des Drahtes führe ich durch das Fenster und lege diesen Draht unterhalb des Radios. Dieser Draht kann bei kürzeren Antennen auch unterhalb des Radios in ein paar Windungen verlegt werden. Der Draht geht dann weiter zur Heizungserde. Dadurch entsteht eine lose Koppellung zur Ferritantenne, die den Empfang wesentlich verbessert. In den Abenstunden empfange ich damit hier in Schweden BBC Ulster aus Nordirland und France Bleu Alsace aus Straßburg. Der Trick mit dem Antennendraht unter dem Radio funktioniert im Prinzip bei allen Radios, die mit einer Ferritantenne ausgerüstet sind. Allerdings können LED-Lampen, Energiesparlampen, Monitore, Fernseher, PowerLan und Eco-Steckernetzteile den AM-Empfang empfindlich stören.

Fehler 3 – Defekte Weckfunktion: Bei meinem Radiowecker funktionierte, wie ich erst später feststellte, die Weckfunktion nicht. Immer, wenn er wecken sollte, macht er nur kurz „Plop“ aus dem Lautsprecher und das war es dann. Statt einer permanenten Auftastspannung liefert das Uhren-IC nur einen kurzen Impuls. Ich habe lange an der falschen Stelle gesucht, und zwar an dem Schalttransistor, der das Radio oder den Weckton (Multivibrator) einschaltet.


Durch Berühren der Metallfläche auf der linken Seite schaltet sich der Alarm ab. Diese Technik ist dem Radio zum Verhängnis geworden. Wahrscheinlich wurde der angesteuerte Schalttransistor durch elektrostatische Aufladung bei extrem trockener Winterluft zerstört.

Da lag ich aber falsch. Erst später ist mir aufgefallen, dass der Weckalarm über eine Metallfläche, die man mit den Fingern berührt, abgeschaltet werden kann. In den 70er-Jahren war das einmal der letzte Schrei. Auf die Metallfläche wird also mit den Fingern nur ein Netzbrumm eingespeist, wenn man diese Fläche berührt. Über einen hochohmigen Spannungsteiler geht es dann weiter zu einem Transistor, der dann durch den Brumm aufgetastet wird und mit einem Pin des Uhren-ICs verbunden ist. Dieser Pin bekommt dann eine Spannung und der Alarm hört auf.

Beim Messen ist mir aufgefallen, dass dieser Pin ständig unter Spannung steht. Das heißt, sobald der Alarm losgeht, wird er gleich wieder abgeschaltet. Deshalb machte es zur Weckzeit nur kurz „Plop“ aus dem Lautsprecher.


Der Transistor TS102 hatte einen Kurzschluss zwischen allen drei Anschlüssen. Die wahrscheinliche Ursache war eine elektrostatische Aufladung, die sich beim Berühren der Touch-Control im Transistor entlud, als der Nutzer den Wecker abschalten wollte. Wahrscheinlich geschah dies nach einer sehr kalten Winternacht mit trockener Heizungsluft, die elektrostatische Aufladungen begünstigt. Wir hatten hier schon -33 °C und -20° C in den Morgenstunden sind nicht ungewöhnlich.

Nun nahm ich mir den Transistor vor. Im eingebauten Zustand schloss ich das Ohm-Meter zwischen Kollektor und Emitter an. In beiden Richtungen stellte ich  einen Kurzschluss fest. Also den Transistor auslöten und rein in den Komponententester.

Und dann war ich völlig überrascht, als dieser Komponententester einen Selbsttest startete. Was ist denn jetzt los, dachte ich? Mit dem Ohmmeter stellte ich fest, dass dieser Transistor einen Kurzschluss zwischen allen drei Anschlüssen hatte! Das löste den Selbsttest aus, weil so ein Fehler wohl nicht vorgesehen war.


Den defekten Transistor hatte ich durch einen BC557B ersetzt, weil ich ihn gerade zur Hand hatte. Eine bessere Wahl wäre ein Transistor mit möglichst hoher Spannungsfestigkeit.

Ich nehme an, dass dieser Transistor eines Morgens beim Ausmachen des Weckers einen ordentlichen elektrischen Schlag abbgekommen hatte, als im Winter die Innenraumluft sehr trocken und aufgeladen war, wenn es draußen vielleicht -20 °C kalt ist, was bei uns keine Seltenheit ist. Und damit hatte der Radiowecker wohl ein letztes Mal geweckt. Die Entwickler aus den Niederlanden mit ihren milden und freuchten Wintern haben wohl die trockenen und kalten skandinavischen Winter unterschätzt.

Den defekten Transistor ersetzte ich durch einen BC557B mit einem B=250. Danach funktionierte auch das Wecken wieder. Auch lässt sich der Wecker wieder abschalten.


Drei defekte Bauteile sorgten für drei voneinander unabhängige Fehler. Von links nach rechts: Der grüne Keramikscheibenkondensator hat einen Kurzschluss und sorgte im Netzteil für einen Totalausfall des Radios. Der Transistor in der Mitte hatte einen Kurzschluss zwischen allen drei Anschlüssen, wodurch die Weckfunktion ausfiel. Der rechte Transistor hatte eine Unterbrechung zum Kollektor, wodurch der UKW-Empfang fast unhörbar leise wurde.


Drei Fehler an verschiedenen Stellen. Von links nach rechts: Netzteil, Weckfunktion, FM-ZF.

Fehler Nummer 4 – Lautes Brummen aus dem Lautsprecher: Nach etwa 10 Tagen brummte das Radio eines Morgens. Die Ursache war der Ladeelko C57 der Spannungsversorgung des Empfängerteils. Dieser Elko von 1000 uF hatte nur 33 pF, weil eine Unterbrechung zwischen dem Alubecher und dem Minuspol auftrat. Als Ersatz kam ein 2200-uF-Kondensator von passender Größe zum Einsatz. Der Brückengleichrichter aus vier 1N2001 verkraftet den größeren Ladeelko problemlos.


Defekter Ladeelko nach 10 Tagen Betrieb. Das Radio brummt nur noch, weil dieser Kondensator keine Kapazität mehr hatte.


Der alte und defekte Ladeelko C57.


Der große blaue Elko aus einem ehemaligen Schaltnetzteil dient als Ersatz.

Bei abgeschalteten Radioempfang brummte es leise. Bei eingeschaltetem Radioempfang war das Brummen sehr laut. Durch Überlegen konnte ich den Fehler schnell eingrenzen. Zum Glück kannte ich ja die Schaltung schon recht gut. Eine Messung mit dem Oszilloskop bestätigte den starken Brumm hinter dem Brückengleichrichter. Mit dem Ohm-Meter konnte ich keine Verbindung zwischen dem Alubecher des Elkos und der Masse feststellen. Damit war ich mir recht sicher, dass es der Ladeelkos sein musste, was sich mit dem Bauteiletester bestätigte, welcher nur 33 pF anzeigte.

Lohnt sich denn der ganze Aufwand? Alle Ersatzteile waren in meiner Bastelkiste und kosten insgesamt weniger als ein Euro. Den Zeitaufwand für die Fehlersuche der vier Fehler, die Reparatur, die Reinigung des Gehäuses und das Festkleben des Skalenglases, das übrigens auch noch locker war, schätze ich auf ingesamt 10 Stunden. Jemand, der sich mit diesem Gerät bereits bestens auskennt, hätte es vielleicht in weniger als 6 Stunden geschafft. Für die Suche nach dem Service-Manual benötigte ich alleine schon zwei Stunden. Eine bis zwei Stunden benötigte ich noch für die Einarbeitung in die  Schaltung. Ich repariere nicht jeden Tag Radiowecker am laufenden Band.

Eine Reparatur in einer Fachwerkstatt, wenn man überhaupt eine findet, die dazu bereit wäre, wäre ein finanzielles Fiasko und niemand kann garantieren, dass nicht in den nächsten Wochen oder Monaten weitere Bauteile ausfallen, was ja bei mir tatsächlich der  Fall war. Deshalb landen solche Radios leider in der Regel auf dem Recyclinghof.

Stromverbrauch: Vielen wäre der Stromverbrauch von 8 Watt (laut Aufdruck) eines solchen Radioweckers  auch zu hoch. Moderne Radiowecker kommen mit 2 Watt aus. Die 6 Watt mehr bedeuten etwa 50 kWh mehr pro Jahr. Bei 23 Cent/kWh entspricht das jährlichen Mehrkosten von 11 Euro im Vergleich zu einem modernen Uhrenradio. Neue Radiowecker gibt es schon für unter 20 Euro und hätten sich damit nach zwei Jahren armortisiert.

Man kann aber auch anders rechnen. In Schweden kostet die kWh umgerechnet 11 Cent. Dann hätte sich der Radiowecker erst nach etwa 4 Jahren armortisiert. Nach dieser Zeit ist der Radiowecker wahrscheinlich defekt und nicht mehr zu reparieren. Also ist es mit dem Stromverbrauch fast „gehopst wie gesprungen“.

Fazit: Wer Gefallen am Design alter Technik findet und gerne alte Geräte repariert, hat trotzdem viel Freude an diesen alten Geräten, die er zum Anschauen in die Vitrine stellen kann. Und ab und zu darf man ja auch den Tag mit so einem alten Radio einläuten lassen, um mit dem befreienden Gefühl des „Flower-Power-Feelings“ der 70er Jahre locker-flockig den Herausforderungen des Alltags zu trotzen smiley. Solche Geräte erlebe ich als Stippvisiten in die Vergangenheit.