Hochwertigen UKW-Tuner aus Schrottradio wiederbeleben

Bei mir wird ja grundsätzlich nichts weggeschmissen. In einem nicht mehr reparierbaren Autoradio entdeckte ich die Tunereinheit für UKW und Mittelwelle, welcher mit dem Chip LA1787 bestückt war. Obwohl mir kein Schaltbild mit der Anschlussbelegung vorlag, war ich neugierig, ob ich diesen Tuner wieder zum Laufen bringen kann.

Die Anzeige des Autoradios zeigte wirre Meldungen und auch sonst war kein Sender zu hören. Eine Reinigung der Kontakte schaffte keine Abhilfe. Serviceunterlagen fehlten. Also entschloss ich mich für ein Schlachten. Auf dem Tuner für UKW und Mittelwelle entdeckte ich nur die Bezeichnungen LA1787, CET-8000, CET-8010OP/E und TBHK. Letztere Bezeichnung entspricht dem Hersteller. Unterlagen für genau diesen Tuner konnte ich im Internet nicht finden. Es gab lediglich Unterlagen zu einem CET-7000 von TBHK.


Das Autoradio ist schon zerlegt. Ohne Schaltbild ist eine Reparatur kaum rentabel.


In einer Ecke befindet sich der Tuner für UKW und Mittelwelle. Dort ist der LA1787 zu erkennen. Jetzt fängt es an interessant zu werden.

Vorgehensweise: Auf der Leiterplatte des CET-8000 ist zum Glück der Chip LA1787 zu erkennen. Sein Datenblatt konnte ich mir unter http://pdf.datasheetcatalog.com/ …. LA1787M.pdf herunterladen. Es hat über 50 Seiten. Mit dieser Hilfe konnte ich die notwendigen Spannungen (Die Betriebsspannung für UKW liegt bei 8 Volt und für die Abstimmspannung bei 0 – 8 Volt) herausfinden. Das größte Problem waren die unbekannte Anschlussbelegung der 20 Pins des Tuners. Zum Glück enthält das Datenblatt des LA1787 bzw. LA1787M ein Schaltbild. Der Rest war dann etwas Detektivarbeit. Ich habe dann mit dem Ohm-Meter, den ich auf Durchgangsprüfung schaltete, die Leiterbahnen vom  Chip zu den Anschlusspins der Leiterplatte herausgefunden. Dabei habe ich direkt von den Pins des LA1787 zu den 20 Pin-Anschlüssen des Tuners Durchgangsprüfungen vorgenommen. Die Vorgehensweise war in dieser Reihenfolge:

1. Herausfinden des Masseanschlusses, welcher mit dem Metallrahmenverbunden sein muss (Pin 8)

2. Herausfinden der Betriebsspannungsanschlüsse für UKW durch eine Durchgangsprüfung (Pin 6; Pin4)

3. Herausfinden der beiden NF-Stereo-Ausgänge mit Hilfe einer Durchgangsprüfung (Pin 11; Pin 12)

Nachdem mir diese Anschlüsse bekannt waren, schloss ich die Betriebsspannung von 8 Volt an und hörte den NF-Ausgang ab. Dort war ein Rauschen zu hören. Nun musste ich noch den Anschluss für die UKW-Antenne herausfinden. Auf Grund der Bauteilebestückung konnte es nur Pin 1 oder Pin 2 sein. Dies probierte ich mit den Anschließen von einem Meter Schaltdraht aus. Bei Pin 2 wurde das Rausche lauter. Pin 2 ist also der richtige Antenneneingang. Nun musste ich noch die Abstimmspannung für den spannungsgesteuerten Oszillator finden. Dazu stellte ich mit einem 10-kOhm-Trimmpoti eine einstellbare Spannung von 0 bis 8 Volt her. Durch Probieren stellte sich Pin 5 als der richtige Anschluss heraus. Damit waren alle notwendigen Anschlüsse für den UKW-Betrieb bekannt.


Der ausgelötete Tuner hat 20 Anschlüsse. Ohne Schaltbild erschien mir das Herausfinden der Pinbelegungen unmöglich.


Die Rückseite ist über und über mit winzigen SMD-Bauteilen bestückt. Eigentlich sah ich keine Chance den Tuner zum Laufen zu bringen.


Mit Hilfe des Datenblattes für den Chip LA1787 und einem Durchgangsprüfer is es möglich für diesen Tuner die Anschlüsse auch ohne Serviceunterlagen in Erfahrung zu bringen.


Diese kleine Schaltung sorgt für eine stabilisierte Betriebsspannung und ermöglichst das Abstimmen des Tuners. Hier ist die Beschaltung für UKW abgebildet.

Beschaltung für den Empfang von UKW: Siehe nachfolgendes Bild.


Die Hilfschaltung, um den Tuner für UKW an einem kleinen NF-Verstärker betreiben zu können.

Beschaltung für Mittelwellenempfang: Durch Umlöten von ein paar Leitungen gelingt auch der Empfang auf Mittelwelle. Siehe nachfolgendes Bild.


Beschaltung für den Empfang auf Mittelwelle.

Für Mittelwelle ist die Verbindung zu Pin 6 ist zu trennen. Dies steht im Datenblatt. Der Draht vom Schleifer des Potis ist von Pin 5 auf Pin 7 umzulöten. Dies habe ich durch Probieren herausgefunden. Ein Kondensator von 100 nF zwischen dem Poti-Schleifer und der Masse verhindert Handempfindlichkeit. Dieser Kondensator kann auch für UKW belassen werden. Die Antenne wird für Mittelwelle an Pin 1 angeschlossen. was ich ebenfalls durch Probieren herausgefunden habe. Als Antenne reichten 2 Meter Draht im Keller. Der Tuner ist sehr empfindlich.

Nachteil des einfachen Betriebs: Der Tuner arbeitet ohne den PLL-Baustein. Auf UKW scheint der Oszillator nicht wegzulaufen. Auf Mittelwelle läuft die Frequenz weg. Nachstellen ist deshalb ab und zu notwendig. Vielleicht finde ich noch eine AFC-Funktion heraus.


Erster Test des Versuchsaufbaus auf UKW für den Tuner an einem kleinen Mono-NF-Verstärker. Der Tuner klingt wirklich gut.

Ausblick: Der Tuner läuft also nun auf UKW und Mittelwelle. Außerdem befindet sich auf der großen Leiterplatte des Autoradios ein Stereoverstärker, der sich vielleicht für den Tuner verwenden lässt. Fortsetzung folgt also.