5.10.2016
Was tun, wenn die SD-Karte für mein Android-Smartphone zu klein geworden ist und ich möchte diese gegen eine größere mit mehr Speicherplatz austauschen? Schließlich kommt meistens noch hinzu, dass man viele Apps auf die SD-Karte installiert hat, wobei die Apps nach dem SD-Karten-Wechsel ohne Neuinstallation auch noch wie gehabt einwandfrei funktionieren sollen. Bis auf die Größe der Speicherkarte soll ja alles so bleiben wie es vor dem Wechsel der Speicherkarte war. Ganz nebenbei hat man auch noch eine Datensicherung geschaffen, denn die Daten bleiben ja auf der alten SD-Karte erhalten.
Die nachfolgende Beschreibung berücksichtigt den schwierigsten und gleichzeitig häufigsten Fall,
1. wenn die neue Karte mehr Speichervolumen als die alte besitzt, weil wir mehr Speicher erhalten wollen
2. und wenn sich auf der alten SD-Karte bereits Apps (ausführbare Programme) befinden
3. und wenn die neue Karte bereits werksseitig formatiert ist, was fast immer der Fall ist
4. und wenn wir die alte Karte aus Sicherheitsgründen nicht verändern möchten
5. und wenn wir nur einen einzigen USB-SD-Card-Reader besitzen, obwohl wir zwei bräuchten.
Was kann man alles falsch machen? Mit dem Windows-Explorer können wir nicht einfach so die Dateien und Ordner auf die größere Speicherkarte kopieren, weil dann mit ziemlicher Sicherheit die kopierten Apps nicht mehr einwandfrei funktionieren werden, obwohl sich unsere Musik-Files u.s.w. abspielen lassen. Wenn wir die Speicherkarte einfach nur durch das Kopieren einer Partition klonen, haben wir auf der größeren Speicherkarte keinen Speicherplatz gewonnen, weil sich die Größe der Partition nicht geändert hat. Wir müssen die geklonte Partition deshalb noch expandieren.
Partitionen klonen und expandieren mit Minitool Partition Wizard Free: Am Beispiel des kostenlosen Windows-Programms “Minitool Partition Wizard Free” (nachfolgend kurz mit Minitool bezeichnet, zum Download auf der Minitool-Seite auf den grünen Button “Download Now” klicken) möchte ich an einem Beispiel zeigen, wie man eine 2GB-Speicherkarte gegen eine 32GB-Karte austauscht. Sicherlich gibt es auch andere geeignete Programme wie z.B. Geparted, mit denen ich es aber noch nicht ausprobiert habe. Das Prinzip ist jedoch immer gleich: Die Partition auf die andere Karte kopieren und dann expandieren.
Was brauchen wir? Einen Windows-Rechner ab Windows XP (bis Windows 10) mit 2 USB-Schnittstellen, auf dem das Minitool Partition Wizard Free installiert ist, mindestens zwei USB-SD-Card-Reader, wobei wir einen SD-Card-Reader durch das Smartphone ersetzen können, wie es im Beispiel gezeigt wird. USB-SD-Card-Reader für Micro-SD-Karten sind absolute Billigware geworden. Zwei Stück gibt es schon für etwa 1 Euro in der Bucht aus China.
Eventuell brauchen wir noch zwei kurze USB-Verlängerungskabel, wenn die beiden USB-Ports am Rechner sehr dicht nebeneinander angebracht sind und sich die USB-Card-Reader durch ihre Abmessungen gegenseitig behindern.
Ein USB-Card-Reader für eine SD-Karte. Rechts davon eine SD-Adapterkarte, in der eine Micro-SD-Karte passt. Es gibt USB-Card-Reader nur für Micro-SD. Sie brauchen keinen Adapter.
Links eine Adaptarkarte, rechts die Rückseite einer Micro-SD-Karte. Sie ist passend für die allermeisten Smartphones und Tablet-PCs. Zum Reinstecken in den Adapter müssen die Kontakte unten liegen.
Eine Micro-SD-Speicherkarte für 32 GByte und Class 10. Genauer gesagt ist es eine Micro-SDHC-Karte.
Hier steckt die Micro-SD-Karte im Adapter.
Cardreader mit eingesteckter SD-Karte.
Die Micro-SD-Karten werden meistens mit einer Adapter-Karten ausgeliefert.
Welche Micro-SD-Karte ist geeignet? Dann brauchen wir noch eine neue Micro-SD-Karte. Die meisten Smartphones können bis zu 32 GByte erkennen. Einige neuere Modelle können noch größere Speichervolumen verarbeiten. Damit der Dateizugriff von der SD-Karte nicht zu träge ist, sollte man zu einer “Class 10” greifen.
So geht das Kopieren und Expandieren einer Partition mit dem Programm Minitool: Die Vorghensweise teilt sich in vier wesentliche Schritte auf, wobei beide Karten gleichzeitig per USB-Schnittstelle mit dem Windows-Rechner verbunden sind:
1. Eventuell müssen wir vorhandene Partionen auf der neuen SD-Karte mit “Delete” löschen. Danach ist ist sie “unallocated”.
2. Durch “Copy” kopieren wir die Partition der alten Karte auf die neue SD-Karte.
3. Die neue Partition wird auf die maximale Größe aufgezogen (expandiert).
4. Wir ändern den Typ der Partition auf primär (primary).
Nachfolgend erfolgt die ausführliche Erklärung.
Zuerst müssen also wir die neue SD-Karte vorbereiten. Meistens ist sie nämlich schon von der Fabrik mit einer Partition versehen. Ohne diese Partition würde Windows nämlich die SD-Karte überhaupt nicht erkennen können. Wir müssen diese Partition entfernen, was wir mit dem Befehl “Delete” von Minitool erledigen lassen.
Wir stecken also die neue Karte in den Card-Reader und verbinden ihn mit einer USB-Schittstelle des Rechners. Dann müsste Minitool die neue Karte wie folgt erkennen (einige der nachfolgenden Bilder sind anklickbar für eine Großdarstellung):
Als Disk 2 mit dem Lauwerksbuchstaben E hat Minitool die SD-Karte im USB-Cardreader erkannt. Diese SD-Karte habe ich bereits markiert und ist deshalb graublau hinterlegt. Sie ist als primäre Partition mit dem Datei-System FAT 32 formatiert. Wegen einer anderen Zählweise zeigt Minitool knapp 29 GB an und nicht 32 GB.
Um die Partition der neue SD-Karte zu löschen, markieren wir diese, so dass sie graublau hinterlegt ist und klicken oben (oder an der Seite) auf “Delete”. Danach müssen wir noch mit dem Knopf “Apply” (links oben, im Bild nicht sichtbar) die Operation ausführen. Wir müssen ganz sicher sein, dass wir nicht etwa C: markiert haben, weil wir ja dann unser eigenes Betriebssystem und alles, was auf der Fesplatte C: ist, löschen würden. Dann hätten wir ein echtes Problem.
Nun ist die neue SD-Karte durch den Befehl “Delete” (Löschen) für den Klonvorgang vorbereitet. Die Partition ist gelöscht und das File System ist “Unallocated” (Allocation = engl. Zuteilung; unallocated = nicht zugeteilt).
Jetzt geht es an den eigentlichen Klonvorgang. Wir schließen nun die alte SD-Karte über eine weitere USB-Schnittstelle an. Da ich keinen zweiten Card-Reader besitze, habe ich mein Smartphone als Card-Reader verwendet. Mit dem mitgefürhten USB-Kabel, das normalerweise im Steckernetzteil steckt, können wir das Smartphone mit dem Windows-Rechner verbinden.
Mit dem USB-Kabel, das normalweise im Steckernetzteil steckt, können wir unser Smartphone mit dem Windows-Rechner verbinden.
Nach dem Verbinden des Smartphones mit dem Windows-Rechner via USB-Kabel, muss dann dann bei Android (hier Ver. 4.4.2) dieser Hinweis auf dem Smartphone erscheinen. Nun auf “USB-Speicher aktivieren” klicken.
Haben wir das Smartphone mit Windows verbunden (wie in den beiden vorangegangen Bildern beschrieben), dann starten wir Minitool sicherheitshalber neu, damit kein Laufwerk mehr markiert ist.
Disk 2 ist die neue Speicherkarte mit der gelöschten Partition, weshalb ihr File System als “Unallocated” erkannt wurde. Disk3 ist die alte Speicherkarte. Disk 4 ist der interne Speicher des Smartphones. Disk 3 und Disk 4 dürfen wir nicht verwechseln. Ich habe sie hier an der Größe des belegten Speichers unterscheiden können. Im Bild habe ich bereits das Laufwerk F der Disk 3 markiert. Es stellt die Quelle (source) dar.
Wurden nach dem Neustart von Minitool die alte und die neue SD-Karte erkannt, markieren wir die alte SD-Karte (hier F: von Disk 3). Durch die Markierung ist sie als Quelle (source) für die Kopiervorgang der gesamten Partition gekennzeichnet.
Dann klicken wir auf “Copy” (der gelbe Knopf oben). Daraufhin fragt das Programm wohin wir diese Partition kopieren sollen (Where to create a copy). Wir geben nun unser Ziel (target) an, was hier die Disk 2 ist, also unsere neue SD-Karte. Keinesfall C: anklicken, weil dann unser Betriebssystem weg ist!
Nach dem Befehl “Copy” möchte Minitool das Ziel wissen, welches wir markieren. Hier ist es Disk 2 und deshalb graublau markiert. Nun auf “Next” klicken.
Das nächste Fenste öffnet sich dann. Jetzt noch nicht auf “Finish” klicken, um den Kopiervorgang zu starten. Wir hätten dann eine knapp 2 GB große Partition auf unserer knapp 30 GB großen SD-Karte. Und somit wäre nichts gewonnen.
Wir müssen die Partition unter “Size & Location” mit der Maus auf die volle Größe bis zum Anschlag aufziehen. Hier habe ich das schon gemacht.
Zum Schluss nicht vergessen die Partition unter “Create As:” von “Logical” auf “Primary” umzuschalten. Andernfalls könnte Android die Karte nicht erkennen. Danach können wir endlich auf Finisch klicken.
Eventuell müssen wir noch mit “Apply” den Kopiervorgang starten. Hier im Bild läuft er gerade. 2 GB Datenvolumen benötigen ein paar Minuten. Um den Kopiervorgang nicht zu stören, wurde kein Screenshot erstellt sondern der Bildschirm abfotografiert.
Der Kopiervorgang von Disk 3 auf Disk 2 ist abgeschlossen. Durch die unterschiedlichen Dateisysteme sind die Datenmengenangaben nicht identisch.
Wer genau hinschaut, entdeckt, dass Minitool automatisch FAT32 für die neue SD-Karte gewählt hat, obwohl auf der alten Karte als Dateisystem FAT (genauer gesagt FAT16) vorhanden war. FAT16 erlaubt nämlich nur eine maximale Partitionsgröße von 2 GByte (unter Windows bis 2 TByte). FAT32 ermöglicht zudem ein um 10% schnelleren Dateizugriff im Vergleich zu FAT16.
Wenn wir die USB-Einheiten wieder entfernen, womit die SD-Card-Reader und das Smartphone gemeint sind, sollten wir sie unter Windows ordnungsgemäß abmelden. Bei Windows XP z.B. erscheint in der unteren Menüleiste eine Anzeige dafür. Auf dem Smartphone erscheint ebenfalls eine Aufforderung zur Trennung der USB-Verbindung.
Auswechseln der SD-Karte im Smartphone: Dazu müssen wir erst das Smartphone vollständig abschalten oder anders gesagt das Betriebssystem herunterfahren. Drücken wir länger auf den Startknopf für die Bildschirmabschaltung, erscheint eine entsprechende Aufforderung.
Dann die hintere Plastikabdeckung entfernen, die dafür meistens eine Kerbe hat. Dann den Akku ausbauen. Nun können wir die alte SD-Karte herausziehen und die neue einstecken. In umgekehrter Reihenfolge wieder alles zusammenbauen und für den Neustart längere Zeit auf den Startknopf drücken. Der Startknopf befindet sich meistens irgendwo seitlich neben der Lautstärkeeinstellung.
Nach dem Entfernen der rückseitigen Abdeckung ist bei den meisten Modellen der Akku auszubauen, um die Micro-SD-Karte zu erreichen. Das Smartphone legen wir auf eine weiche und saubere Unterlage, um Kratzer auf dem Display zu vermeiden.
Dann ziehen wir die alte heraus und stecken die neu SD-Karte wieder hinein. Die meisten Smartphones sind ähnlich konstruiert.
Im Smartphone eingebaute Micro-SD-Speicherkarte.
Auf der neuen SD-Karte ist noch viel Platz frei.
Was passiert nach dem Neustart? Nach dem Neustart wird durch den Ausbau des Akkus die Uhrzeit erst nach ein paar Minuten wieder stimmen, bis sie sich mit der Internetzeit synchronisiert hat. Und die Icons derjenigen Programme, welche sich auf der SD-Karte befinden, müssen wegen des Neustarts wieder von Hand auf den Desktop platziert werden. Das ist nach jedem Neustart normal. Ansonsten hat sich nur die Speicheranzeige des externen Speichers geändert. So sollte es ja auch sein.
Leider haben wir jetzt nicht den gesamten Platz für zusätzliche Apps frei, da in Android das vorhandene RAM die Anzahl der Apps begrenzt. Aber für Bilder, Musik, PDF-Files, E-Bücher und Videos haben wir jetzt richtig viel Platz, um einen langen verregneten Urlaub ohne Internetverbindung zu überleben.