Eine USB-Soundkarte für 1,20 €: Erfahrungsbericht

 

Eine USB-Soundkarte für 1,20 €: Erfahrungsbericht

Eine zweite Soundkarte für den PC kann praktische Vorteile liefern. Wer zum Beispiel als Funkamateur digitale Betriebsarten mit der Soundkarte ausübt, kann mit der zweiten Soundkarte gleichzeitig Musik hören oder in Skype telefonieren. Dabei entfällt das Umstöpseln von Kabeln. Inzwischen gibt es Soundkarten für USB in Steckergehäusen, welche kaum größer als Streichholzschachteln sind. Viel erwarten darf man bei einem Preis von 1,20 € allerdings nicht. Meine Exemplare haben einige Macken.

Meine USB-Soundkarte entdeckte ich bei Ebay für 1,20 € einschließlich Versand bei einem Hongkonger Versender. Ich bestellte zu Experimentierzwecken gleich drei Stück. Nachdem ich per Ebay die Summe von 3,60 € per PayPal überwieß, erhielt ich wie angekündigt etwa einen Monat später in meinem Briefkasten einen Brief mit den drei USB-Soundkarten.


In einem kleinen Brief kamen die Soundkarten nach drei Monaten Lieferzeit aus Hongkong an. Probleme mit dem schwedischen Zoll gab es wegen des geringen Preises nicht .


Die USB-Soundkarte im Steckergehäuse neben einem Streichholz zum Größenvergleich.

Anschluss und Installation ohne zusätzliche Treiber: Die Soundkarten kamen ohne mitgelieferte Treiber daher. Diese sind auch überhaupt nicht notwendig. Windows XP erkannte die Soundkarte nach kurzer Zeit automatisch, bei Windows 2000 hatte es einige Minuten gedauert. Dass die Karte erkannt wurde, erkennt man im Menü für die Soundeinstellung, welche sich öffnet, wenn man auf das kleine Lautsprechersymbol rechts unten auf dem Bildschirm klickt:


Nach der Installation kann in Windows im Fenster für die Lautsprechereinstellung zwischen beiden Soundkarten gewählt werden.

Leider ist die Soundkarte etwas zu dick und versperrt dadurch benachbarte USB-Buchsen, wenn man sie direkt und nicht über ein kurzes USB-Verlängerungskabel anschließt. Eine externe Stromversorgung ist nicht notwendig.

Kein Kopfhörerbetrieb möglich: Die neue Soundkarte hatte ich Skype zugewiesen, während die Programme für die digitalen Betriebsarten weiterhin mit der bewährten Soundkarte des Mainboards arbeiten. Die meisten Programme bieten die Möglichkeit die Soundkarte auszuwählen. An einer Aktivobox angeschlossen war ich über die einwandfreie Klangqualität überrascht. An ein Mikrofon angeschlossen, war die USB-Soundkarte sogar etwas lauter. Die Überraschung kam, als ich an die USB-Soundkarte einen Kopfhörer anschloss, denn es machten sich nun Verzerrungen und Pumpgeräusche bemerkbar, die wahrscheinlich von einer ungenügenden Entkopplung der durch die Last schwankenden Versorgungsspannung herrührt. Nicht nur abgespielte MP3-Dateien klangen dadurch verzerrt, auch die Aufnahme über das Mikrofon war verstümmelt. Für Kopfhörerbetrieb waren meine Exemplare auf jeden Fall untauglich. Übrigens hatte ich versucht diese Effekte durch einen zusätzlichen Siebkondensator für die USB-Versorgungsspannung zu beseitigen. Die Maßnahme zeigte leider keinerlei Wirkung.

USB-Soundkarte stört den Kurzwellenempfang: Ein weitere Überraschung erlebte ich beim Empfang auf Kurzwelle, als ich einen permanenten Pfeifton von etwa 1000 Hz auf fast allen Kurzwellenbändern vernahm. Abhilfe erzielte ich durch ein improvisiertes Filter, dass ich direkt an den Ausgang der Soundkarte schaltete. Das Filter besteht aus einem Stereo-Audiokabel, von dem ich etwa 10 Windungen auf einen Mittelwellen-Ferritstab wickelte. Dadurch verschwand der nervende Pfeifton.


Das aus einem Ferritstab und Mikrofonkabel improvisierte Filter direkt am Ausgang der Soundkarte, um das Pfeifen auf Kurzwelle zu unterdrücken.

Die zweite Soundkarten erspart das Umstecken der Kabel oder eine Umschaltbox: Auf jeden Fall konnte ich jetzt gleichzeitig auf Kurzwelle in Digimode-Betrieb machen und nebenher Musik aus dem Web-Radio hören. Ohne Umstecken von Kabeln sind auch gleichzeitig Telefonate und Anrufe von Skype möglich, während die Musik läuft und Funkverbindungen mit der anderen Soundkarte unternommen werden. Eine Funkverbindung ist nur noch wenige Mausklicks entfernt, ohne dass ich hinter den Rechner klettern muss, um die Kabel an der Soundkarte umzustöpseln.

Für den Sendebetrieb im Amateurfunk ungeeignet: Meine Exemplare sind für das Senden von Digimodes auf jeden Fall vollkommen ungeeignet, da Verzerrungen und Oberwellen erzeugt werden, wie es das nachstehende Bild mit einer ähnlichen USB-Soundkarte demonstriert:


Diese Wasserfallanzeige zeigt ein PSK31-Signal und dessen Nebenwellen im Abstand von 500 und 1000 Hz, welche durch eine ähnliche USB-Soundkarte entstanden sind. Solche Billig-Soundkarten sind also für den Betrieb von Digimodes vollkommen ungeeiget.

Aufbau der Soundkarte: Nach meinem Recherchen besteht der zentrale Baustein der USB-Soundkarte aus dem Chip TP6911. Laut der Empfehlungen des Herstellers werden in der Application Note des TP6911 Spulenfilter zur Entkopplung und Störunterdrückung vorgeschlagen.

Diese Filter konnte ich aber nach dem Öffnen des Gehäuses nicht entdecken. Ein Filter am Ausgang des Soundkarte ist aber zwingend notwendig, da die kleine Soundkarte mit einem Klasse-D-NF-Verstärker arbeitet und dadurch ohne externe Stromversorgung auskommt. Ein Klasse-D-Verstärker arbeitet mit einer Pulsbreitenmodulation, wodurch sich der Wirkungsgrad erhöht.

 


Geöffnete USB-Soundkarte nach der Entfernung der beiden zusammengesteckten Kunststoffhalbschalen: Links zu sehen ist der Schwingquarz. rechts daneben unter dem schwarzen Klecks befindet sich der TP6911.


Die andere Bestückungsseite der USB-Soundkarte mit ihrer SMD-Bestückung. Die notwendigen Spulenfilter konnte ich nirgends entdecken.

Fazit: Eine zweite Soundkarte bietet einen zusätzlichen Komfort durch den gleichzeitigen Betrieb von zum Beispiel Skype und den digitalen Betriebsarten. Zudem erspart sie eine Umschaltbox. Es muss ja nicht unbedingt die billigiste Ausführung sein. Es bleibt zu überprüfen, welche Ergebnisse Exemplare mit den empfohlenen Spulenfiltern liefern. Bei mir funktioniert die Soundkarte seit über einem halben Jahr an meinem Hauptrechner ohne Probleme, wenn man von den genannten Nachteilen (kein Kopfhörerbetrieb, notwendiges Entstörfilter) absieht. Mit der Klangqualität an einer Aktivbox bin ich sehr zufrieden. Und in Skype klinge laut Aussagen meiner Gesprächspartner einwandfrei.

Für mich persönlich als Funkamatur ist der Einsatz dieser zweiten Soundkarte besonders praktisch, da ich neben dem Funkbetrieb gleichzeitig Musik hören kann. Oder ich kann per Skype Skeds ausmachen und ständig Rücksprache halten, wenn ich mit meinen Funkpartnern exotische Digimodes ausprobiere.