Einen Audio-Verstärker aus einem Autoradio heraussägen

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Einen leistungsstarken Audio-Verstärker aus einem defekten Autoradio vor der Verschrottung retten

Dieser Tage bekam ich ein gebrauchtes Autoradio geschenkt, das leider nicht mehr zu reparieren war. Die Anzeige spinnte, der CD-Player ist ramponiert. Eine Ersatzteilbeschaffung ist teilweise unmöglich, Serviceunterlagen sind nicht auffindbar. Normalerweise landen solche Radios im Elektronikschrott-Container. Ich entschloss mich für ein Schlachten, wobei mich die Baugruppen mehr als die Einzelbauteile interessieren.

Im ersten Schritt meiner Schlachtaktion ist es mir gelungen das Tuner-Modul für Mittelwelle und UKW separat zum Laufen bringen, worüber ich bereits hier berichtet habe.

Nun wollte ich auch den NF-Verstärker verwenden. Als NF-Verstärker dient dem Radio ein TDA7384 (Datenblatt des TDA7384 hier), der mit wenigen externen Bauelemente auskommt und laut Datenblatt etwa 4 x 40 Watt liefern kann. Als kleiner Stereoverstärker wäre er also interessant. Er läuft mit 12 Volt und könnte deshalb zum Beispiel in einem PC Platz finden und dabei genügend Leistung für den Betrieb von Lautsprecherboxen liefern. Für Stereoverstärker hat der Bastler eigentlich immer Verwendung.

Nur nicht zu viel Aufwand: Bei meiner Vorgehensweise wollte ich mir aber so wenig Arbeit wie nur möglich machen, um zu einem Audio-Verstärker zu gelangen.  Der TDA7384 besitzt 25 Anschlüsse. Deshalb wollte ich mir auf jeden Fall das Auslöten und Anfertigen einer Leiterplatte sparen. Die nachfolgende Bilderserie zeigt, wie ich es gemacht habe, um die vorhandene Leiterplatte zu nutzen.


Das defekte Autoradio, dessen Reparatur auf Grund fehlender Service-Unterlagen leider nicht mehr rentabel ist.


Nach dem Entfernen des CD-Players kommt die Hauptplatine zum Vorschein. Der UKW-Mittelwellen-Tuner und der Kühlkörper sind bereits entfernt.


Die ausgebaute Hauptplatine mit dem Kühlkörper für den TDA7384. Die Quarze habe ich schon entnommen.


Mein Interesse gilt dem NF-Verstärker TDA7384 und seiner Beschaltung, die im Datenblatt beschrieben ist.


Auf der Leiterbahnseite befinden sich sehr viele SMD-Bauteile, für die ich keine Verwendung habe.


Die Leiterbahnführung am TDA7384 ist überschaubar.


Die Leiterplatte wird zerteilt. Da sie aus Pertinax besteht, ist sie für das Sägeblatt weich genug. Vorher hatte ich mir natürlich an Hand der Leiterbahnführung überlegt, wo ich die Schnitte ansetzen muss.


Die große Leiterplatte ist mit drei Schnitten zerteilt. Mich interessiert nur das obere Stück in der Mitte. Der Rest landet in meine große Kiste für Leiterplattenschrott.


Das ist also die Platine des Stereoverstärkers. Aber in dem jetzigen Zustand funktioniert der Verstärker noch lange nicht.


Den Kühlkörper habe ich natürlich sorgfältig aufbewahrt. Die weiße Schmiere ist Wärmeleitpaste.


Hier findet er passgenau seinen Platz. Man beachte die Aussparung für den großen Elko. Die Wärmeleitpaste hab ich natürlich beidseitig belassen.


Es sind wirklich nur sehr wenige externe Bauteile für den Betrieb des NF-Verstärkers notwendig. Die Anschlüsse ST-BY und MUTE müssen mit der Betriebsspannung Vcc verbunden werden.


Die Kreissäge hat einige Bauteile einfach zerteilt. Das macht nichts, denn sie werden nicht benötigt. Von diesem Foto habe ich mir einen Ausdruck gemacht, um die Leiterbahnführung genau untersuchen zu können und um Notizen festhalten zu können.


Das ist jetzt die eigentliche Arbeit: Die Modifikation der Leiterplatte.

Modifizieren der Leiterplatte: Im ersten Schritt habe ich die Pin-Bezeichnungen des TDA7384 von 1 bis 25 auf dem Leiterplattenausdruck eingetragen. Dann habe ich durch Vergleich mit der Schaltung kontrolliert, ob alle Masseverbindungen gegeben sind. Wenn nicht, habe ich die notwendigen Drahtbrücken eingezeichnet. Im nächsten Schritt überprüfte ich die Spannungsversorgung. Danach die Anschlüsse der vier Lautsprecher und so weiter. Einige Drahtbrücken und Leiterbahnunterbrechungen waren notwendig. Bei der Arbeit hat mir ein Durchgangsprüfer mit Summer sehr geholfen. Alle notwendigen Maßnahmen sind auf dem Schaltbild und auf dem Ausdruck der Leiterplatte dokumentiert.


Die Leiterplatte ist mit ein paar Drahtbrücken und Leiterbahnunterbrechungen versehen. Der Ausdruck mit den Anschlussbelegungen ist gut aufzubewahren. Die kleinen Elkos schließen die ungenutzten Eingänge kurz.


Der Verstärker ist einsatzbereit und funktioniert.

Hinweise für den Betrieb: Nicht genutzte Eingänge sind über Kondensatoren von ein paar µF gegen Masse abzublocken, um wilde Schwingneigung zu verhindern. Die übrigen Eingänge müssen aus dem gleichen Grund hinter dem Koppelkondensator einen Widerstand von weniger als 10 kOhm bis 20 kOhm "sehen", was durch Ausprobieren festzustellen ist. Dieser Widerstand stellt in der Regel das Lautstärkepoti dar. Dies ist eigentlich bei allen integrierten Verstärkern der Fall, aber in den Datenblättern steht meistens nichts davon. Die Stromaufnahme liegt bei 12 Volt Betriebsspannung im Leerlauf bei etwa 100 mA. Der große Kühlkörper hat eine extra Portion Wärmeleitpaste bekommen.

Mich wundert, dass in einem Autoradio, das durch Temperaturschwankungen und Vibritionen starken Belastungen ausgesetzt ist, die Hauptplatine aus Pertinax besteht, was die Wahrscheinlichkeit von Haarissen auf den Leiterbahnen erhöht. Das Sägen hat die Leiterbahnen noch zusätzlich malträtiert. Aber die Leiterbahnen für den Audioverstärker sind ja überschaubar in ihrer Anzahl.