Reparatur eines Oszilloskops C1-94 von 1985 aus der ehemaligen UdSSR – Typische Defekte und Leistungsfähigkeit eines Winzling

5. November 2015

In den 1980er-Jahren kaufte ich das 10-MHz-Einkanal-Oszilloskop C1-94. Es wurde in der ehemaligen UdSSR hergestellt und für damalige Verhältnisse zu einem sehr günstigen Preis von etwa 300,- DM im Westen angeboten. Leider viel nach etwa einem Jahr die Hochspannungsversorgung für die Kathodenstrahlröhre aus. Viel Freude hatte ich mit diesem Oszilloskop also vorerst nicht.

WARNHINWEIS: Dieses Oszilloskop arbeitet mit einer tödlichen Anodenspannung von etwa 2000 Volt, die auch eine unbekannte Zeit nach dem Abschalten des Oszilloskops bestehen bleiben kann. Zudem arbeitet es mit weiteren Betriebsspannungen von 100 Volt und 200 Volt. Es besteht bei unsachgemäßer Handhabung Lebensgefahr! Wenn Du dich nicht auskennst, dann lasse die Reparatur an Oszilloskopen mit Kathodenstrahlröhren sein!

Links, weitere Reparaturhinweise, Handbuch, Schaltbild, Bestückungspläne für das C1-94:

Das DEUTSCHE HANDBUCH als PDF (nach C1-94.zip suchen, 54 MB), Reparaturtipps
Beschreibung des C1-94 im Radiomuseum.org
Diskussion im Wumpus-Gollum-Forum über meine Reparatur
Reparaturberichte von Matt im Radiobastler-Forum
Serviceunterlagen auf Russisch (Schaltbild u. Bestückungsplan lesbar)
Schaltbild und Bestückungspläne des C1-94 (nach C1-94.pdf suchen)
C1-94-Handbuch auf Französisch

Vorgeschichte: Damals vermutete ich den Fehler in den beiden Leistungstransistoren des Oszillators, welcher die Hochspannung erzeugt. Diese Transistoren waren aber in Ordnung. Ich gab die Reparatur auf. Fast 30 Jahre später gelang mir die Reparatur. Das ist quasi die längste Reparatur meines Lebens.


10-MHz-Einkanal-Oszilloskop C1-94 aus dem Jahr 1985.


Zum Größenvergleich 3 Oszilloskope aus 3 verschiedenen Jahrzehnten. Der C1-94 oben links ist ein Winzling im Vergleich zu den meisten anderen Oszilloskopen. Rechts oben ein Hameg 412, darunter ein Tektronix 454.

Seitdem schlummerte dieses Oszilloskop fast 30 Jahre lang in Einzelteilen zerlegt in einer Pappschachtel. Trotz langen Suchens waren einige Einzelteile nicht mehr auffindbar. Es fehlten die Bodenplatte und die hintere Abdeckung. Zum Glück können diese Teile aus Leiterplatten-Basismaterial oder Polystyrol-Kunststoffplatten nachgebaut werden. Fehlende Knöpfe, die beiden Tastköpfe und die Service-Anleitung tauchten mit der Zeit nach und nach auf.

Der Hersteller diese Oszilloskops scheint die Firma Belvar aus Minsk zu sein, die es heute noch zu geben scheint. Streng genommen ist dies kein russisches Oszilloskop, da es aus Weißrussland stammt.

Lohnt sich eine Reparatur des C1-94? Wenn man am Reparieren Freude hat, dann auf jeden Fall. Vom finanziellen Aspekt betrachtet lohnt sich die Reparatur dieses Oszilloskops nicht mehr, da es inzwischen für 50 bis 60 Euro 20-MHz-Zweikanal-DSOs für den USB-Anschluss an einem Notebook oder an einem PC gibt. Diese DSOs können wesentlich mehr Zusatzfunktionen und bieten eine höhere Ablesegenauigkeit. Trotzdem wollte ich diesem kleinen Oszi wieder Leben einhauchen, das derzeit (2015) defekt einen Wert von unter 10 Euro hat. Funktionstüchtige C1-94 werden für um die 35 Euro ersteigert. Die 15 bis 20  Euro, die so ein Oszi durch eine Reparatur als Wertsteigerung erhält, sind also hart erkämpft und stehen in keinem Verhältnis zum Aufwand. Ein Vorteil hat dieses Oszilloskop gegenüber einem USB-DSO: Es ist für die keine Messung mal so zwischendurch nach wenigen Sekunden betriebsbereit und sehr kompakt. Für genaue Messungen sollte es mindestens 15 Minuten lang warmgelaufen sein.


Rechte Seite des C1-94 mit der Hauptplatine. Die Spuren einer Fehlersuche sind erkennbar.

Ausbau der Hauptplatine: Für meine Reparatur musste die Hauptplatine teilweise ausgebaut werden, um an die Bauteileseite gelangen zu können. Das gelingt nur durch den Ausbau der Elektronenstrahlröhre. An der Frontplatte müssen nur die Drehknöpfe für die Helligkeit und den Focus entfernt werden.


Ausgebaute Röhre des C1-94, um an die Bauteile der Hauptplatine gelangen zu können.


Die Madenschraube ist zu lösen, da sie die Abschirmung der Röhre festklemmt. Wie die Röhre horizontal zu verdrehen ist, steht weiter unten im Text.

Für den Ausbau der Hauptplatine muss auch die hintere Trägerplatte nach hinten gezogen werden. Dazu sind die Schrauben an dem unteren und oberen länglichen Blech zu lösen. Dann sind noch zwei Schrauben an der Abschirmung zu entfernen. Schließlich sind die vier Schrauben an den Ecken der Hauptplatine zu entfernen. Der Rest ergibt sich dann von selbst.

Beim Ausbau der Platine ist mir der viel zu kurze Draht zum Vorwiderstand (240 kOhm) der Glimmlampe abgerissen:


Abgerissener Draht zum Vorwiderstand der Glimmlampe.


Der neue Vorwiderstand der Glimmlampe ist nun in einem Silikonschlauch geschützt.

Reparatur: Hauptfehlerursache im C1-94 sind die Elkos aus russischer Produktion. Es wurden sämtliche sechs Elkos der Hochspannungsversorgung ausgetauscht, die rund um den dortigen Transformator angebracht sind. Da die Oszillatorfrequenz hoch ist, sind die Elkos dort besonders belastet und es ist auf ein geringes ESR der Ersatz- Elkos zu achten. Dieses ESR habe ich mit einem Komponententester überprüft. Die Kapazitätswerte sind relativ unkritisch.

Fehlende Hochspannung:  Wenn die Hochspannung (etwa 2000 Volt) fehlt,  liegt die Ursache meistens in den beiden Elkos C1 und C2 (jeweils 20 uF / min. 33 Volt) des Oszillatorkreises für die Hochspannungs-Erzeugung. Die Kapazitätswerte sind unkritisch. In meinem Fall hatte C2 keine Kapazität mehr. Durch probeweises Parallelschalten eines Elkos von 100 uF direkt auf die Leiterbahnseite der Platine sprang die Hochspannung sofort wieder an. Hätte ich doch das nur vor 30 Jahren gewusst. Aber damals gab es noch kein Internet.

Helligkeit und Fokus schwankt: Die Helligkeit verschwand nach einigen Minuten und flackerte dann wieder langsam auf. Schaltete man das Oszi nach einer Pause wieder ein, war die Helligkeit wieder da. Nach dem Austausch von C4 bis C7, die sich im Hochspannungsteil befinden, war auch diese Erscheinung beseitigt. Die 1uF-Kondensatoren sollten mindestens 50 Volt Spannungsfestigkeit vertragen, die übrigen mindestens 30 Volt. Diese Elkos zeigten keine Fehler auf dem Komponententester. Offenbar zeigen sich gefährlich hohe Leckströme erst bei hohen Betriebsspannungen, mit denen der Komponententester nicht arbeitet. Leckströme von Elkos steigen mit der Spannung überproportional an.

Nach der Reparatur  ließ sich die Schärfe nur einstellen, wenn das Potis für den Focus fast ganz nach links gedreht war. Vermutlich haben sich die Werte der hochohmigen Widerstände R8 und R13 verändert. Leider ist ihr Austausch nicht einfach.

Nachtrag zur Strahlfokusierung vom 9.11.15: Der Fehler verschlimmerte sich nach ein paar Tagen und der Fokus ließ sich nicht mehr einstellen, da das Fokus-Poti am Linksanschlag stehen musste, was immer noch einen unscharfen Strahl lieferte. Alle Widerstände der Hochspannungsregelung wurden überprüft. Auch die hochohmigen Widerstände waren in Ordnung. Die PNP-Transistoren T4 und T6, die ein Beta um die 100 hatten, wurden durch BC556 mit einem Beta um die 250 ersetzt. Dies brachte etwas Besserung. Schließlich verkleinerte ich R13 (der Widerstand zwischen den Potis für Helligkeit und Fokus) auf die Hälfte, in dem ich einen 1 MegOhm-Widerstand parallel zu ihm schaltete. Jetzt lässt sich die Schärfe gut einstellen. Allerdings dauert es drei bis 4 Minuten nach dem Einschalten, bis die Helligkeit und der Fokus stabil sind. Der Strahl wird langsam heller und schärfer. Ich vermute entweder einen Halbleiterfehler oder eher noch die Elektronenstrahlröhre selbst als Ursache, da sie 30 Jahre lang nicht in Betrieb war. Nach einem Warmlauf von ein paar Minuten läuft das Oszi absolut stabil und der Strahl ist hell und scharf. Vorsicht bei den Messungen an der Regelung. Gegen Masse liegen um die 2000 Volt an. Widerstandsmessungen können in der Schaltung erfolgen, wenn das Gerät mindestens eine Minute ausgeschaltet war und die Widerstände dann kurzgeschlossen wurden.

Nachtrag zur Strahlfokusierung vom 11.1.16: Nach dem Einschalten dauerte es noch 15 Minuten bis die Schärfe und die Helligkeit stabil waren. Im Hochspannungsteil stimmte die Leiterbahnführung nicht mit den mitgelieferten Service-Unterlagen überein. Nachdem wie im nachfolgenden Bild zu sehen ein 6,8-kOhm-Widerstand zusätzlich eingebaut wurde, ist der Strahl nach 20 Sekunden stabil, scharf und schön hell.

Einbau eines zusätzlichen Widerstandes zur Stabilisierung der Strahlschärfe und der Helligkeit.

Dieser Widerstand führt einen Teil der Hochspannung für die Strahlhelligkeit zur Spannungsstabilisierung zurück. Entweder wurde diese Gegenkopplung vergessen oder nicht ausreichend dimensioniert. Vorsicht! An dem Widerstand liegen gegen Masse gemessen die vollen 2000 Volt an.


Die von mir ausgetauschten Elkos sind rot eingekreist.


Wenn die Hochspannung fehlt, reicht es für den ersten Test für C2 und C1 jeweils 20 bis 30 uF / min. 30  Volt auf die Leiterbahnseite zu löten. Die alten Elkos können für den Test verbleiben.


Neue Kondensatoren im Hochspannungsteil.


Die Hochspannung des C1-94 ist wieder vorhanden. Vor dem Einschalten auf Kurzschlüsse achten!! Sämtliche Katzen, Tiere und unbedarfte Menschen sind aus der Werkstatt zu verbannen.


Alte Elkos aus UdSSR-Produktion. Besonders die kleinen sind anfällig. Im Hochspannungsteil gehören alle Elkos ausgetauscht.

Ausfall der Zeitbasis: Die Zeitbasis sprang nicht an, weil die beiden Speisespannungen minus und plus 12 Volt nicht stimmen. Erst nach einigen Stunden Betrieb gelang mir die korrekte Einstellung. Ich vermute, dass nach fast 30 Jahren Stillstand sich einige Elkos formierten und ein anfänglich zu hoher Leckstrom mindestens einer der Elkos das Anspringen der Zeitbasis verhinderte. Manchmal reparieren sich Fehler auch von selbst.

Die beiden Spannungen werden mit den Trimmpotis R34 und R37 eingestellt. Sie befinden sich unten auf der Hauptplatine. Sie sind von unten erreichbar

Schiefes Bild: Das Bild war am Anfang schief. Nach dem Zusammenbau war das Bild wieder einigermaßen gerade, was mir rätselhaft erscheint.


Das am Anfang schiefe Bild des C1-94 verschwand auf rätselhafte Weise nach einem erneuten Zusammenbau wieder. Andernfalls hätte ich die Röhre verdrehen müssen.

Der Strahl lässt sich exakt horizontal einstellen. Dazu die beiden hinteren Schrauben der Befestigung der Röhre lockern und ebenfalls vorne die Madenschraube lösen. Dann hinten die Röhre so lange verdrehen, bis der Strich auf dem Schirm gerade erscheint. Nun die Madenschraube anziehen und dann die beiden hinteren Schrauben anziehen.

Herstellen fehlender Gehäuseteile: Die Bodenplatte und die Abdeckung auf der Rückseite waren nicht mehr auffindbar. Also half nur ein Nachbau, um die elektrische Sicherheit zu gewährleisten.


Unterseite des C1-94. Zu sehen sind die beiden Trimmpotis für den Abgleich von minus und plus 12 Volt. Die Bodenplatte habe ich verschlampt und muss nachgemacht werden.


Selbst gemachte Bodenplatte aus Leiterplatten-Material. Es fehlen noch Bohrungen für die Belüftung.


Die Bodenplatte erhält 91 Belüftungslöcher. Arbeitschritte: Bleistift-Markierungen auf Karo-Papier, Festkleben mit Klebeband, Ankörnen, Bohren mit 5 mm Durchmesser, beidseitig Entgraten mit einem Entgratbohrer, beidseitig Polieren mit Stahlwolle, Wasser und Seife, dann abspülen und trocknen.


Der Lohn der Mühe, welche die Strafe meiner Schlamperei ist. Jedes der 91 Löcher bedeutet 5 Arbeitsschritte. Das macht insgesamt 455 Arbeitsschritte.


Mit einer besseren Kühlung lebt die Elektronik länger. Jetzt kann die Luft wie bei einem Kamin von unten nach oben abziehen.


Rückseite des C1-94. Die Abdeckung fehlt. Sichtbar sind die Leistungstransistoren für die Horizontal- und Vertikalablenkung. Wegen der hohen Spannungen ist ein Schutz vor Berührung notwendig.


Der vorerst provisorische und katzensichere Berührschutz mit Belüftungslöchern besteht aus einer alten Kunststoff-Verpackung für Wattestäbchen, die zufälligerweise genau passte. Geplant ist eine bessere Lösung aus Polystyrol (Bastlerglas). Vielleicht taucht das fehlende Teil auch irgendwann wieder auf. Vorsicht vor den hohen Spannungen!

Ersatz für Transistoren: Die meisten Kleinleistungstransistoren können durch die üblichen Wald- und Wiesentransistoren BC550, BC547, BC546 (npn), oder BC556, BC557 (pnp) und so weiter ersetzt werden. Selbstverständlich dürfen npn-Typen nicht mit pnp-Typen vertauscht werden. Auf die abweichende Pin-Belegung ist zu achten.

Die Transistoren KT9406 (T1 bis T4) in der Vertikal- und Horizontalendstufe lasssen sich paarweise durch BF459 ersetzen. Der BF459 wurde für Video-Endstufen in Farb- und SW-Fernsehern entwickelt. Ich empfehle je Endstufe Transistoren mit etwa gleichem Stromverstärkungsfaktor auszuwählen.

Der FET (T1) in der Y-Eingangsstufe lässt sich laut Matt durch einen BF245B ersetzen. Dann muss der Widerstand R6, welcher im Schaltbild 11 kOhm hat, auf 2,7 kOhm geändert werden, wenn ich das richtig verstanden habe. Eventuell ist der richtige Arbeitspunkt für den FET selbst zu bestimmen. Der FET stirbt meistens durch Überspannung am Y-Eingang.

Maximal zulässige Eingangsspannung: Bei DC: Ohne Gewähr bei empfindlichster Einstellung der Y-Eingangsstufe eine Amplitue von 30 Volt, mit dem 1:10-Tastkopf 300 Volt. Dabei ist ein Gleichspannungsanteil mit dem Wechselspannungsanteil zu addieren. AC: 250 Volt der Summe aus Gleich- und Wechselspannung an der Eingangsbuchse. Die Spannungsfestigkeit der mitgelieferten Tastköpfe ist mir unbekannt

Weitere Bilder:


Linke Ansicht des C1-94 mit dem ausklappbaren Vertikal-Verstärker.


Ansicht von oben. Zu sehen ist das Trimmpoti für den Frequenzabgleich der Zeitbasis.


Blick auf die Drehschalter für die Zeitbasis und den Abschwächer.


Hauptplatine. Man beachte die Kabelbäume. Viel Handarbeit steckt in diesem Oszilloskop.


Darstellung eines Sinus nach erfolgter Reparatur des C1-94.


Videosignal mit Zeilensynchronimpulsen und dem PAL-Burst. Der C1-94 hatte keine Probleme mit der Triggerung. Aufgenommen mit einem 1:1-Tastkopf. Damit wäre dieses Oszi auch für TV-Reparaturen einsetzbar.

Bisherige Erfahrungen mit dem C1-94: Frequenz und Spannungen lassen sich nach meiner Einschätzung auf etwa 5% Genauigkeit ablesen, was für Reparaturzwecke ausreicht. Die obere 3 dB-Grenzfrequenz lag bei mir auf 12 bis 13 MHz, obwohl das Oszi mit 10 MHz Grenzfrequenz verkauft wurde. Stabiles Triggern gelang noch bis etwa 25 bis 20 MHz. Dreht man die Helligkeit voll auf, bricht die Hochspannung zusammen und die Ablenkung wird größer. Wenn man das weiß, kann man damit leben. Für die Reparatur der meisten alten Radios reicht dieses einfache Oszilloskop sicherlich aus.

Tastköpfe: Mitgeliefert wurden ein 1:10- und ein 1:1-Tastkopf mit DIN-Buchse. Der Abgleich auf eine Rechteckdarstellung erfolgt seitlich am Gerät und nicht am Tastkopf. Es gibt den C1-94 auch in einer Ausführung mit einer BNC-Buchse. Diese kann auch nachgerüstet werden.


Die erste Generation der C1-94 besitzt eine DIN-Buchse als Eingang. Der Eingangspin liegt hier ganz unten und die Masse ist der Pin in der Mitte. Später wurde der C1-94 mit einer BNC-Buchse ausgeliefert. Ein Umrüsten auf BNC ist auch möglich.


Die mitgelieferten Tastköpfe 1:1 und 1:10. Sie sind nicht abgleichbar. Der Abgleich erfolgt mit einem Trimmkondensator auf der linken Seite des Oszilloskops.

Herstellung eines Adapters aus einem Diodenstecker und einer BNC-Buchse: Die ersten Serien des C1-94 wurden mit einer Diodenbuchse für den Y-Eingang ausgestattet. Erst später wurde der C1-94 mit dem üblichen BNC-Anschluss versehen. Nachfolgend sind die einzelnen Arbeitschritte für den Bau eines Adapters in kommentierten Bildern festgehalten.


1. Eine BNC-Buchse aus einer alten Netzwerkekarte wird eng mit einem Diodenstecker, den ich aus einer alten Tastatur gewonnen habe, verlötet. Pinbelegung: Schaut man auf die Lötseite des Diodensteckers, dann ist der Y-Eingang ganz rechts, wenn der mittlere Pin oben steht. Der mittlere Pin ist der Masseanschluss.


2. Heißkleber dient als Vergussmasse zwischen den beiden Bauteilen.


3. Etwas schnell trocknende Bodenfarbe, die mit einem Wattestäbchen aufgetragen wurde, gibt dem Adapter seine unverkennbare Note, die für unverbesserliche Bastler typisch zu sein scheint. Dieser Arbeitsschritt darf übrigens überschritten werden. Die beiden Befestigungsbolzen an der BNC-Buchse habe ich vor dem Malern abgesägt und danach abgefeilt.


4. Der Adapter im Einsatz für einem Tastkopf.

X-Y-Betrieb: Der C1-94 erlaubt die externe Einspeisung des X-Signals für die horizontale Ablenkung des Strahls. Dazu befindet sich eine mit “X” gekennzeichnete Bananenbuchse auf der Rückseite des Oszilloskops. Speist man dort ein Signal von 1 Vs ein, führt dies zu einer horizontalen Ablenkung von 8 Kästchen auf dem Schirm. Damit der interne Sägezahn abgeschaltet ist, stellt man die Auslösung auf “Getrig” und verdreht das Triggerpoti (Pegel) so lange, bis keine Auslösung des Sägezahns erfolgt. Die Einspeisung des Y-Signal erfolgt wie üblich über die vordere Buchse.


Der C1-94 im X-Y-Betrieb.

Klemmt man das X-Signal ab, springt der Sägezahn nicht wieder automatisch an. Es ist aber ein Leuchtpunkt zu sehen, der sich in den Schirm einbrennen kann. Deshalb sollte vor dem Abklemmen des X-Signals zur Sicherheit das Oszilloskop abgeschaltet werden. Oder man schaltet von µs auf ms um, was den Sägezahn auch anspringen lassen kann.

Abgreifen des Sägezahns für den Wobbel-Betrieb: Das Sägezahnsignal kann von einer hinteren Bananenbuchse in einer Höhe von 4 Vss abgegriffen werden. Die Buchse ist mit einer Art Sägezahn oder Dreieck gekennzeichnet. Der Sägezahn kann zur Frequenzmodulation eines Wobbelgenerators genutzt werden, um einen Frequenzgang darstellen zu können. Unter “NF-Funktionsgenerator mit Wobbelfunktion für AM-ZF-Durchlasskurven mit einem XR2206 für den Nachbau” ist das hier verwendete Wobbelverfahren beschrieben.


Die Horizontalablenkspannung lässt sich an einer rückseitigen und mit “X” gekennzeichneten Bananenbuchse abgreifen. Sie hat eine Spannung von 4 Vss. Das Schirmbild ist mit einer X-Ablenkung von 1 Volt / Kästchen auf einem HM412 aufgenommen worden.


Wobbelkurven darstellen. Dem C1-94 kann auf seiner Rückseite ein 4 Vss hoher Sägezahn entnommen werden, mit dem sich wie hier im Beispiel ein aus einem XR2206 aufgebauter Funktionsgenerator frequenzmodulieren lässt. Nachfolgend die Darstellung einer AM-ZF-Kurve.


Wobbelkurve eines AM-ZF-Verstärkers.
Technische Beschreibung: Dem C1-94 wurde eine ausführliche technische Beschreibung mitgeliefert, die eine Fehlersuche erleichtert und Vorschläge unterbreitet, welche Bauteile je nach Fehlerbild defekt sein können. Die Schaltung ist in einem etwas umständlichen Deutsch erklärt ( Tipp: Reparaturtipps und das deutsche Handbuch als PDF (nach C1-94.zip suchen, 54 MB) ).


Das mitgelieferte Handbuch in deutscher Sprache.


Unterschriebenes Abnahmezeugnis meines C1-94 vom 29.1.1985.

Abgleich des C1-94: Dies geschieht wie aus der nachfolgenden Abbildung zu sehen ist, mit dem eingebauten Rechtecksignal, das von den 50 Hz Netzfrequenz abgeleitet ist. Es hat also eine Frequenz von 50 Hz oder anders gesagt eine Periodendauer von 20 ms. Der C-94 sollte vor dem Abgleich mindestens 20 Minuten warm gelaufen sein. Wer es ganz genau nimmt, gleicht noch die beiden Speisepannungen für -12 Volt und +12 Volt neu ab.

Y-Verstärkung: Das Rechtecksignal hat eine Spannung von 5 Vss (5 Volt von Spitze zu Spitze). Auf der linken Seite befindet sich die Möglichkeit die Vertikal-Verstärkung (Y-Verstärkung) zu justieren. Wir stellen dann den Eingangsabschwächer auf 1 V/Teil und verdrehen so lange die Verstärkungskorrektur, bis das Rechtecksignal 5 Kästchen hoch ist.

Balance: Auf der linken Seite befindet sich ein Loch für den Balance-Abgleich. Wir schalten den Y-Abschwächer  zwischen den beiden empfindlichsten Stellungen hin und her und justieren jedes Mal nach, bis der ungefähr mittig verlaufende Strahl beim Umschalten fast nicht mehr nach oben oder unten springt.

Frequenz der Zeitbasis: Dazu befindet sich oben eine Aussparung, um mit einem Schraubenzieher ein Trimmpoti zu erreichen. Stellen wir die Zeitbasis auf 2 ms / Teil, muss eine Periode der Rechteckspannung 10 Kästchen überstreichen. Da es sich bei dem Trimmpoti um eine offene Bauweise handelt und Kurzschlussgefahr durch einen Schraubenzieher besteht, würde ich für den Abgleich den Gehäusedeckel entfernen.

Tastkopfabgleich: Auf der linken Seite ganz unten befindet sich ein Trimmkondensator, der so abzugleichen ist, dass ein am mitgelieferten Tastkopf angeschlossenes Rechtecksignal gerade und rechteckig aussieht.


Großansicht der Front des C1-94 mit internem Rechtecksignal, das eine Spannung 5 Vss (5 Volt Spitze zu Spitze) besitzt. Die Frequenz hat 50 Hz, die Periodendauer demnach 20 ms.