Dieses Bastelprojekt über einen Rückkopplungsempfänger mit der Verbundröhre PCL86 ermöglicht den Empfang auf Kurz- und Mittelwelle über einen Lautsprecher.
Nachtrag vom 21.11.2023: Das Projekt ist im Jahr 2011 entstanden. Ich kann mich noch gut daran erinnern. Damals gab es noch jede Menge Rundfunkstationen von Lang- bis Kurzwelle. Leider gibt es nur noch wenige AM-Stationen in Europa. Bevor man mit dem Aufbau anfängt, sollte man sich vergewissern, ob es an seinem Standort noch gut empfangbare Rundfunkstationen gibt. Das Sterben des AM-Rundfunks ist bedauerlich, denn es war schon erstaunlich, was man aus einer solch einfachen Schaltung herausholen kann.
Zum Einsatz kommt die Verbundröhre PCL86 (Datenblatt hier), welche ursprünglich in TV-Geräten in der NF-Endstufe verwendet wurde. Die Schaltung entlehnt sich an der von B. Kainka unter http://www.b-kainka.de/kosmos/radiomannpcl86.htm veröffentlichtenden Schaltung.
Die Schaltung: Der Triodenteil der PCL86 dient als Audion. Die sehr weich einsetzende Rückkopplung wird mit dem Potenziometer so eingestellt, dass die Röhre gerade nicht schwingt und kein Pfeifen mehr zu hören ist. Als Antenne diente für Mittelwelle ein 7 m im Keller verspannter Draht. Für die Kurzwelle reichten ein bis zwei m Draht aus. Zu lange Drähte bedämpfen den Eingangskreis so stark, dass eine Rückkopplung nicht mehr einsetzte. Auch kann man die Antenne direkt an die Spulenanzapfung anschließen. Was am besten ist, findet man durch Experimentieren heraus. Selbstverständlich wird der Schwingkreis auch durch die Antenne selbst verstimmt. Als unverzichtbare Erdung diente die Zentralheizung, die besser als der Schutzleiter funktioniert. Wie ein Audion funktioniert und wie man es optimieren kann, wurde von DF4NX in seinem Aufsatz Funktechnik – Einkreiser erklärt.
Schaltbild des Audions (größeres Bild hier, als PDF-Datei hier). Nachtrag: der 330pF-Kondensator parallel zum Steuergitterleitableitwiderstand der Pentode kann entfallen, um die Lautstärke zu erhöhen. Es besteht aber dann Schwingneigung (Verbesserte Schaltung hier).
Die Pentode dient als NF-Verstärker. Ich habe einen Kathodenwiderstand hinzugefügt, damit das Steuergitter eine negative Vorspannung erhält. Der Elko parallel zum Kathodenwiderstand erhöht die NF-Verstärkung. Als Ausgangsübertrager geht zur Not auch ein kleiner Netztrafo mit einer Sekundärspannung von 12 Volt oder noch besser 6 Volt.
Versuchsaufbau des Rückkopplungsempfängers mit der PCL86
Das obige Video ist um die Mittagszeit mit einer recht fest angekoppelten Antenne auf dem 49-m-Rundfunkband entstanden. Durch die zu feste Antennenkopplung war der Eingangskreis so stark bedämpft, so dass keine ausreichende Rückkopplung einsetzen konnte. Obwohl der Aufbau sehr wackelig ist, klappte der Empfang doch ganz gut. Leider hatte ich nur eine Hand frei. Mit zwei Händen wäre es leichter gewesen Frequenz und Rückkopplung optimal einzustellen. Auf jeden Fall sollte der Einkreiser noch ein Potenziometer oder einen Drehkondensator für die Ankoppelung der Antenne besitzen.
Dieses Video ist im Keller mit 3 m Draht als Antenne auf dem 49m-Band in den Abendstunden entstanden. Die Empfangsverhältnisse waren schwierig auf diesem dicht belegten Kurzwellenband.
Das Netzteil konnte ich mit einem Spannungsvervielfacher aus zwei Dioden und zwei Elkos realisieren, da ich in der Bastelkiste einen Trafo fand, der mir eine Sekundärspannung von 35 Volt lieferte, womit mir eine Anodenspannung von 95 Volt gelang. An der 13-Volt-Anzapfung des Trafos konnte ich den Heizfaden der ECL86 anschließen. Parallel zu den Gleichrichterdioden liegen 100-nF-Kondensatoren zur Brummunterdückung.
Nahaufnahme der selbstgefertigten Experimentierplatine. Die Masseverbindungen wurden zentral in die Mitte des Röhrensockels zusammengeführt.
Empfangsleistung: Diese hängt sehr stark vom der Jahreszeit, der Tageszeit und dem gewählten Band ab. Abends kommen sehr viele Stationen auf Mittelwelle und Kurzwelle rein, die zum Teil glasklar und laut zu empfangen sind. Möchte man einen bestimmten Sender zuverlässig empfangen, ist ein Einkreiser sicher nicht die richtige Wahl. Hat man einen starken Ortssender in der Nähe, den man gern hören möchte, lohnt es sich für diesen einen Sender die Schaltung nicht nur als Versuchsaufbau zu betreiben. Interessant wären Versuche mit einer PCL84, denn diese hat eine Triode mit höherer Steilheit, was eine Empfindlichkeitssteigerung bedeuten müsste.
Mittelwellenempfang am 8. Januar 2011 gegen 15:30. Antenne 50 m Draht, als Erdung dient die Zentralheizung. Die Spule besteht aus einem 16 cm langen Ferritstab mit 40 Windungen und einer Mittenanzapfung. Die Antenne wurde über eine weitere Wicklung mit 20 Windungen eingekoppelt.
Empfang der Deutschen Welle auf Mittelwelle, drei Minuten lange Hörprobe
Fazit: Ich war wirklich erstaunt, was man selbst mit einem Versuchsaufbau aus einer einzigen Röhre herausholen kann. Der Empfang ist bei 95 Volt Anodenspannung (Vorsicht, hohe Spannungen können lebensgefährlich sein) deutlich besser als bei 60 Volt. Es ist eine wunderbare Schaltung zum Experimentieren, mit der man eine Gefühl für Hochfrequenz erhält und Erfahrungen sammelt, die für den Bau und die Reparatur von Röhrenradios unschätzbar sind. Möchte man damit einen starken Ortssender empfangen, lohnt sich ein stabiler Aufbau in einem Gehäuse, um es als Radio für den Alltag zu betreiben.
Das Radio im selbstgebauten Holzgehäuse.
Nachtrag: Nach einem Jahr hat die Schaltung ein mit einfachen Werkzeugen aufgebautes Holzgehäuse bekommen. Unter „Mittelwellen-Audion mit einer PCL84 oder PCL86 optimieren“ ist die Optimierung der Schaltung beschrieben.