Nostalgische Telefonie an Silvester: Ein Gesellschaftsspiel der besonderen Art

1.1.2025

In einer Welt, die zunehmend von Smartphones und digitaler Kommunikation geprägt ist, wird das klassische Telefonieren schnell zur nostalgischen Erinnerung. Zum Jahreswechsel 2024/2025 habe ich diese Erinnerung mit einem besonderen Gesellschaftsspiel für unsere Silvesterparty wiederbelebt. Mithilfe meines selbst betriebenen Telefonservers konnten die Gäste in eine Welt voller historischer Ansagen, Wetterberichte und internationaler Zeitansagen eintauchen – und dabei jede Menge Spaß haben.

Seit einigen Jahren betreibe ich einen eigenen Telefonserver, der auf der Telefonsoftware Asterisk basiert und auf einem Raspberry Pi 3B läuft. Dieser ist zudem mit weiteren nichtkommerziellen Telefonservern verbunden, wie dem weltweit verteilten C*NET. Für meinen Server habe ich zahlreiche Test- und Servicenummern programmiert. Auch C*NET bietet eine große Auswahl an Servicenummern, die kostenlos angerufen werden können.

Telefonspiel Mit Asterisk
So stellt sich DALL-E mein Telefonspiel vor. Leider nicht ganz richtig getroffen. Zum Einsatz kamen in Wirklichkeit DECT-Telefone und Softphones. Die Herrschaften waren schon etwas älter. Die Damen kamen im Abendkleid, die Herren im Smoking oder dunklem Anzug. In Schweden macht man sich zu Silvester und anderen festlichen Abendveranstaltungen schick und fein.

Zum Jahreswechsel 2024/2025 waren wir Gastgeber einer Silvesterparty mit sieben Teilnehmern. Nach dem Abendessen zogen wir gegen 21:00 Uhr ins Wohnzimmer um. In Schweden ist es sehr beliebt, an Silvester ein Gesellschaftsspiel zu spielen. Dieses Mal hatte ich mir etwas Besonderes einfallen lassen: Jeder Gast bekam ein DECT-Telefon sowie zwei Blätter. Auf einem Blatt stand eine Liste mit 24 Telefonnummern, auf dem anderen die Beschreibungen der Nummern, die allesamt Service- und Testnummern waren. Ziel war es, herauszufinden, welche Nummer zu welcher Beschreibung gehört.

Cnet Screendump
C*NET auf https://ckts.info bietet eine große Auswahl an historischen Servicenummern, die weltweit auf Telefon-Servern verteilt sind. C*NET ist von meinem Asterisk-Telefonserver über eine Vorwahl erreichbar. Die Verbindung erfolgt über IAX2.

Die Nummern deckten ein breites Spektrum ab: alte Telefonansagen aus den 1970er Jahren, Live-Streams von Radiosendern, automatische Wetteransagen, Echotests und historische Zeitansagen aus verschiedenen Ländern. Viele dieser Nummern waren auf meinem eigenen Asterisk-Server hinterlegt, andere waren über C*NET und eine spezielle Vorwahl erreichbar. So konnte ich eine abwechslungsreiche Auswahl an Testnummern bereitstellen.

Sechs Teilnehmer telefonierten gleichzeitig und arbeiteten die 24 Nummern ab. Nach etwa einer halben Stunde waren alle fertig. Gewonnen hatte, wer die meisten Nummern korrekt den Beschreibungen zuordnen konnte. Das Spiel bereitete allen großen Spaß, da hinter jeder Nummer eine Überraschung steckte. Ich hatte die Teilnehmer gebeten, sich möglichst nicht zu verwählen, um niemanden weltweit aus dem Schlaf zu reißen – was glücklicherweise nicht geschah.

Asterisk Telefonserver Raspberry Pi 3b
Der kleine Raspberry 3B auf meinem Schreibtisch meisterte die Aufgabe als Asterisk-Telefonserver trotz der ungewöhnlichen Belastung durch das Telefonspiel problemlos.
Rasperry Pi 3 Model B V1.3 Bot
Die Platine eines Raspberry 3B (Bildquelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Rasperry_pi_3_model_b_v1.3_bot.jpg)

Das Spiel war ein voller Erfolg und regte interessante Gespräche an. Viele der Gäste erinnerten sich daran, wie das Telefonieren war, bevor das Internet weit verbreitet war. Es war spannend, zu reflektieren, wie sich die Welt und das Kommunikationsverhalten verändert haben. Die meisten Gäste besaßen kein Festnetztelefon mehr und nutzten ausschließlich Smartphones, da das klassische Festnetz in Schweden nahezu verschwunden ist.

Mein kleiner Asterisk-Server auf dem Raspberry Pi 3B überstand den Ansturm der gleichzeitigen Telefonate einwandfrei. Insgesamt kamen fünf DECT-Telefone zum Einsatz: Drei waren direkt über DECT an einer FritzBox angeschlossen, die anderen beiden über eine zweite FritzBox, deren Basisstationen per Telefonkabel verbunden waren. Zusätzlich wurde ein Smartphone mit einer Softphone-App wie Session Talk oder Linphone verwendet. Falls nicht genügend „richtige“ Telefone zur Verfügung stehen, lassen sich Softphones problemlos mit einem SIP-Account auf dem Asterisk-Server konfigurieren.

Telefonspiel Loesungsblatt
Lösungsblatt des Telefonspiels. Die Nummern sind nur über meinen Server erreichbar und stellen deshalb kein Geheimnis dar. Wer keinen Account meines Telefonservers hat, kann mit den Nummern nichts anfangen.

Zusammengefasst: Das Telefonspiel war ein großer Erfolg und hat nicht nur für Unterhaltung gesorgt, sondern auch interessante Gespräche angeregt. Es zeigte, wie sich die Art und Weise, wie wir kommunizieren, im Laufe der Jahrzehnte verändert hat. Mein Asterisk-Server auf dem Raspberry Pi 3B meisterte die Herausforderung mit Bravour, und die Gäste hatten die Möglichkeit, mit moderner Technik in die Vergangenheit der Telefonie einzutauchen. Ein Spiel, das in Erinnerung bleibt und zeigt, dass Technik mehr sein kann als nur ein Werkzeug – sie kann auch verbinden und faszinieren.

Über die Konfiguration und Programmierung meines Asterisk-Telefon-Servers:

Auf einem Raspberry Pi lässt sich ein kompletter Telefonserver betreiben, der seinen Teilnehmern über Landesgrenzen hinweg kostenloses Telefonieren von unterwegs oder daheim ermöglicht.
Asterisk-Telefonserver auf einem Raspberry Pi – Installation, Konfiguration, Programmierung, SIP, IAX2, AGI-Skripte, Sicherheit und Tipps zum praktischen Betrieb – 2.11.2022: Diese Seite richtet sich an jene, welche einen Asterisk-Telefon-Server auf einem Raspberry Pi betreiben möchten und später ein kleines Netzwerk aus Asterisk-Servern planen, um ein eigenständiges Telefonnetz aufzubauen. Los geht es mit der Installation von Raspbian und Asterisk auf einem Raspberry Pi und dann nach Lust und Laune immer tiefer in die Programmierung von Asterisk. Die Themen werden laufend erweitert.

Selbstverständlich muss es nicht unbedingt ein Raspberry Pi sein. Andere Linux-Rechner gehen auch. – weiter