Hellschreiben mechanisch und mit der Soundkarte
Heute wird Hellschreiben mit Soundkartenprogrammen ermöglicht. Doch in den Anfängen kam als technische Lösung nur die Mechanik in Frage, als vor über 70 Jahren Rudolf Hell den nach ihm benannten Hellschreiber erfunden hatte.
Das mechanische Verfahren: Buchstaben werden als kleine Bilder übertragen. Dazu reicht für den einzelnen Buchstaben ein sehr grobes Raster aus. Störungen können hierbei das Bild zwar verschlechtern, jedoch das empfangene Zeichen nicht gänzlich unleserlich machen. Diese Redundanz ist der wesentliche Vorteil gegenüber RTTY.
Das Bild links zeigt die Sendenockenscheibe und das Raster für den Buchstaben E.
Jedes Buchstabenfeld besteht aus 7 senkrechten Linien, davon 5 zur Erzeugung des Buchstabenbildes. Jede Linie ist aus 7 weißen oder schwarzen Teilen zusammengesetzt. Das Bildfeld besteht also aus 49 Bildelementen. Die Anzahl der Stromstöße je Buchstabe ist dann verschieden.
Die Tastatur des Senders entspricht der einer normalen Schreibmaschine. Für jedes Zeichen und jeden Buchstaben existiert eine gesonderte Nockenscheibe. Beim Anschlagen einer Taste wird die entsprechende Nockenscheibe in Gang gesetzt, die für jeden Buchstaben eine Umdrehung ausführt. Dadurch wird die nötige Zahl von Stromstößen erzeugt.
Sektor I (1) der Sendenockenscheibe liefert den Startschritt S (gestrichelte Felder) und setzt bei jedem Buchstaben den Empfangsmechanismus in Gang. Der Sektor VII (7) hingegen liefert den Sperrschritt Sp und stoppt den Empfangsmechanismus.
Die Mechanik des Empfängers: Eine dauernd umlaufende Spindel (siehe nebenstehende Abbildung) mit einem scharfkantigen schraubenförmigen Wulst dreht sich und macht je Linie eine Umdrehung. Der Elektromagnet drückt bei jedem Stromstoß mit einer breiten Schneide ein Papierband gegen den umlaufenden Spindelwulst, welcher mit Druckerschwärze eingefärbt ist. Bei Synchronlauf entsteht dann ein Bild des Buchstabens auf dem Papierstreifen. Dabei verrichtet die Spindel 7 Umdrehungen pro Buchstaben – für jede Linie (Spalte) also eine Umdrehung.
Bei zu schnell oder zu langsam laufender Spindel wandern die Buchstaben aus dem Papierstreifen hinaus. Daher ist der Schraubenwulst zweigängig ausgeführt, so daß die Buchstaben doppelt übereinander abgebildet werden. Dadurch bleibt die Schrift trotz Auswanderung lesbar.
Der Hell-Schreiber wurde auch als Blattschreiber gebaut, war vollsynchronisiert und bildete die Buchstaben nur einmal ab. Die Schreibgeschwindigkeit von 2 1/2 Zeichen je Sekunde bei Handtastung konnte mit einem Lochstreifensender verdoppelt werden. Der Siemens-Hell-Schreiber hatte in den 40er und 50er Jahren eine weite Verbreitung gefunden.
(Quelle: Bertelsmann Bildungsbuch 1956, Seite 1314-1315)
Das Foto links zeigt einen Hell-Schreiber von 1944 (Bild von ZL1BPU).
Dieses Video aus Ungarn zeigt den Betrieb eines mechanischen Hellschreiber-Empfängers für Feldhell.
Hellschreiben mit der Soundkarte: Heute stehen für das Hellschreiben eine Reihe von kostenlosen Windows- und Linux-Programmen für die Soundkarte zur Verfügung, die dem Funkamateur das Hellschreiben mit dem PC ermöglichen. Hellschreiben funktioniert zum Beispiel mit dem Hellschreiber-Programm von IZ8BLY, das unter http://xoomer.virgilio.it/aporcino/Hell/index.htm zu finden ist.
Mit dem bekannten MixW ist Hellschreiben ebenfalls möglich. Das kostenlose fldigi für Linux oder Windows (http://www.w1hkj.com/Downloads.html) ist ebenfalls in der Lage Hellschreiben sende- und empfangsmäßig auszuführen.
Das obige Video zeigt das Programm Digital Master 780 von Ham Radio Deluxe während einer Funkverbindung in Hellschreiben (Feldhell).
Das nachfolgende Video von K7AGE erklärt ist ein kleiner Informationsfilm über das mechanische Hellschreiben und den heutigen Betrieb mit der Soundkarte im Amateurfunk:
Video-Beitrag von und mit K7AGe über die Betriebsart Hellschreiben (auch Feldhell genannt) im Amateurfunk.
Link-Tipp: Die Hellschreiber-Seite von N4SPP liefert viele Informationen zu mechanischen Hellschreibern mit sehr vielen, zum teil hochauflösenden Bilder, die teilweise in 3D mit einer zpeziellen Brille zu betrachten sind. Wer sich für Hellschreiben interessiert, kann auf dieser Seite stundenlang sich auf einer Entdeckungsreise verlieren. Es gibt dort sogar Bilder von selbstgebauten mechanischen Hellschreibern.