Steckernetzteil eines Akku-Rasierers ersetzen

Eines Tages funktionierte das Laden meines etwa 10 Jahre alten Akku-Rasierers (Philips HQ7390) nicht mehr. Vor einem Jahr erst hatte ich  den schlappen Akku des Rasierers gewechselt. So ein Ärger auch.


Mein etwa 10 Jahre alter Akku-Rasierer leistete mir stets treue Dienste.

Der Fehler wahr schnell eingekreist. Das Steckernetzteil lieferte keine Spannung mehr. Es besteht kaum die Möglichkeit dieses alte Steckernetzteil weder zu reparieren noch als Original-Ersatzteil zu beschaffen und falls doch, dann wird es sehr teuer sein.

Auf Flohmärkten halte ich immer nach alten Steckernetzteilen Ausschau, die noch Netztrafos enthalten. Ich ersetzte das defekte Teil deshalb durch ein gebrauchtes Steckernetzteil aus dem Fundus meiner gesammelten Steckernetzteile. Ich griff zu einem Exemplar, das wie üblich einen kurzschlussfesten Trafo mit Widerstandswicklungen enthält und laut seines Aufdrucks 12 Volt Gleichspannung liefert. Als Leerlaufspannung liefert es tatsächlich 19,5 Volt DC. Damit ist die Spannung eigentlich etwas zu hoch, denn das alte lieferte 17,2 Volt. Zum Glück hatte ich vorsorglich die Spannung vor einem Jahr gemessen und notiert, da diese Eco-Steckernetzteile oft keine besonders lange Lebensdauer besitzen.


Rasierer mit einem anderen Netzteil als Ersatz. Rechts das defekte Steckernetzteil, welches für 110 bis 230 Volt Netzspannung geeignet war.


Das alte Netzteil hatte ich aus Neugierde mit einer Bügelsäge aufgesägt. Es besteht nicht die geringste Chance für eine Reparatur. Wahrscheinlich ist nur ein kleiner Elko ausgetrocknet.

Beim Laden werden bei 19,5 Volt etwa 70 mA benötigt. Bei 12 Volt sind es schon 150 mA. Unter 10 bis 11 Volt funktionert die Ladeschaltung des Rasierers nicht mehr.  Das Kabel des alten Netzteils habe ich mit dem des neuen verlötet und mit Schrumpfschlauch isoliert. Zum Schrumpfen dient die Flamme eines Einwegfeuerzeugs. Der Schrumpfschlauch dient nicht nur der Isolation. Er verstärkt auch die mechanische Stabilität der verlöteten Kabel. Problem gelöst.

Der Rasierer ist etwa 10 Jahre alt und jedenfalls für mein subjektives Empfinden von der Vergänglichkeit der Dinge noch neuwertig. Der Akku sollte alle 5 Jahre bis 8 Jahre gewechselt werden.


Zum Glück hatte ich vor über einem Jahr als Merkhilfe ein Foto von der Spannung und der Polarität des ursprünglichen Netzteils geschossen.


Das gebrauchte Ersatznetzteil vom Flohmarkt liefert laut Aufdruck 13 Volt DC. In Wirklichkeit beträgt seine Leerlaufspannung aber 19,5 Volt, da der Trafo Widerstandswicklungen enthält, um ihn kurzschlussfest zu machen. Das Netzteil macht mir einen sicheren Eindruck als das ursprüngliche. Vor allen Dingen ist das Gehäuse ebenfalls vergossen und somit gegen Spritzwasser geschützt. Die galvanische Trennung erscheint mir ebenfalls besser.


Nach dem Ersatz leuchet auch wieder die Lade-Lampe, die bei vollem Akku blinkt.

Fazit: Das Ersatz-Netzteil vom Flohmarkt hatte mich 10 Schwedische Kronen, also umgerechnet 95 Euro-Cent, gekostet. Nach einer Stunde Arbeit war der Akku-Rasierer wieder betriebsbereit und wird hoffentlich weitere 10 Jahre durchhalten. Allerdings funktioniert das Steckernetzteil nur für 230 Volt. In Gegenden der Welt, die eine Netzspannung von 110 Volt besitzen, werde ich wohl auf eine Rasur verzichten müssen.
Ausblicke auf die schöne neue Welt von Morgen (Glosse): Die gesellschaftlichen Umbrüche durch eine vernetzte Welt bis auf das letzte Barthaar lassen sich nicht mehr aufhalten. Denkbar wäre in einer nicht allzu fernen Zukunft ein intelligenter Rasierer (Smart-Shave), der die Dauer, das Datum und die Uhrzeit einer jeden Rasur aufzeichnet. Ein Beschleunigungssensor lässt Rückschlüsse auf die Intensität und Vehemenz der Rasur zu, um den Grad der Wachheit und das Aggressions-Potenzial des Rasierenden zu ermitteln. Ein Drucksensor dient der besseren Unterscheidung zwischen Aggression und Vigilanz. Das eingebaute Mikrofon erkennt durch die Geräuschentwicklung die Länge der Bartstoppeln und die Dichte des Bartwuchses. Infrarotsensoren erlauben die Messung der Körpertemperatur und weiterer medizinischer Parameter, wenn zusätzlich die elektrische Leitfähigkeit der Haut zur Datenerfassung gehört. Ein Lichtsensor lässt die Art und Helligkeit der Beleuchtung vermuten und erlaubt damit weitere wertvolle Rückschlüsse. In einer etwas ferneren Zukunft gelingt die Schnellerfassung von Hauterkrankungen und insbesondere von Hautkrebs über eine eingebaute Kamera mit Makro-Objektiv. Hat sich in den letzten Wochen der Grad der Pigmentierung der Haut geändert, was ein optischer Sensor leicht erfassen kann, sind Rückschlüsse auf das Freizeitverhalten möglich.

Der Rasierer leitet automatisch sämtliche Datensätze über WLAN an eine weltweite Cloud weiter. Dieser Dienst könnte sich zum Beispiel „Buuble-Shave“ oder so ähnlich nennen. Aus dem Rasierverhalten der halben Menschheit könnten statistische Rechenmodelle Prognosen über das Wohlbefinden auf individueller oder gruppenspezifischer Ebene erstellen, die in soziologische Untersuchungen einfließen oder Rückschlüsse auf den physischen und psychischen Zustand des jeweiligen rasierenden Individuums erlauben.

Eine App leitet die aufbereiteten Daten an den personifizierten Nutzer weiter, um diesen mit Informationen über seinen Zustand zu versorgen. Die App liefert aktuelle Tipps zur persönlichen Optimierung, z.B. ob es wieder an der Zeit wäre seine Vitaminpillen oder Psychopharmaka einzunehmen, welche Musik der Nutzer hören sollte oder ob er sich für einen neuen Job interessieren sollte, da der morgendliche Elan seit drei Monaten nachlässt. Die App schlägt optional auch gleich die passende Arbeitsstelle vor.

Diese App mit all ihren Zusatzfunktionen in ihrer letzten Ausbaustufe kümmert sich um alles und übernimmt die Verantwortung für Dein Leben. Selbständiges Denken und sinnloses Grübeln gehören jetzt endlich der Vergangenheit an. Neben der automatischen Auswahl des geeigneten Lebensabschnittspartners durch einen optimiertes Auswahlverfahren schlägt diese App sogar vor welche Partei Du wählen sollst. Demokratische Prozesse erleben eine noch nie dagewesene Effizienzsteigerung. Sinnlose politische Diskussionen, die ganze Nationen spalten, haben sich erledigt und werden von zukünftigen Generationen als Zeitverschwendung und als kontraproduktiv belächelt.

Auf einen solchen Rasierer möchte ich jedoch lieber verzichten. Da repariere ich doch lieber mein altes Ding, weil es es mir einfach Spaß macht. Ich habe auch nicht vor meine Rasiergewohnheiten der Allgemeinheit oder für wissenschaftliche Auswertungen zur Verfügung zu stellen. Über den weiteren Lebensweg und den technischen Zustand meines guten alten Rasierers werde ich in den kommenden Jahren die verehrte Leserschaft auf jeden Fall auf dem Laufenden halten.