1. August 2025
Das Linux-Betriebssystem Ubuntu MATE 24.04 unterstützt von Haus aus keine Faxprogramme mehr. Offenbar gibt es nur noch ein paar wenige Spinner wie mich, die sich aus Liebhaberei für den Faxbetrieb interessieren. Auf einer älteren Version von Ubuntu MATE ließ sich das kleine, aber feine Faxprogramm efax-gtk problemlos mit einer kurzen Befehlszeile installieren. Jetzt muss man sich zweier Debian-Pakete bemühen, die man erst einmal finden muss.
Aber zuerst brauchen wir neben der Software auch noch die passende Hardware. Ein 20 Jahre altes Modem U.S. Robotics 56k mit einer seriellen Schnittstelle besitzt einen Anschluss für die analoge 2-Draht-Telefonleitung. Dieses Modem lieferte in der Steinzeit des Internets den Zugang ins Netz über die Telefonleitung, als es noch kein DSL gab. Das alte Modem verbindet also den PC mit der analogen Telefonleitung über die serielle Schnittstelle.


Allerdings haben moderne PCs schon längst keine seriellen Schnittstellen mehr. Deshalb benötigt man noch einen Konverter von USB auf RS232:



Das obige Modell U232-P9 ist ein bekannter USB-zu-RS232-Konverter, meistens mit einem Prolific PL2303-Chip (oder manchmal ein Clone davon). Der läuft unter Linux meist problemlos, allerdings: Mögliche Schwächen des U232-P9: Stromversorgung: liefert evtl. nicht genug „Saft“ für stromhungrige serielle Geräte (wie manche Modems). Timing: bei Faxübertragungen kann’s zu Problemen mit stabiler Datenrate kommen – entscheidend bei Faxprotokollen. Fehlertoleranz: PL2303 ist okay für Terminals und einfache serielle Kommunikation, aber nicht ideal für Fax mit Modem. Clone-Probleme: viele U232-P9 sind keine Originale – bei neueren Linux-Kerneln verweigert der Treiber gelegentlich den Dienst. Was tun? Wenn du das Modem mit dem U232-P9 betreibst und gelegentliche Fehler oder Timeouts hast, liegt es wahrscheinlich daran.
Wenn du aber einen stabilen USB-Modem-Stick mit eingebautem Modemchip findest (wie den Conexant 93010), ist das oft zuverlässiger als ein RS232-Modem mit Konverter. Wenn du magst, schauen wir zusammen: wie der U232-P9 genau erkannt wird (lsusb -v | less) wie stabil er bei Fax-Sessions läuft (Loganalyse z.B. mit efax-gtk -d /dev/ttyUSB0 -l 5). (Quelle: ChatGPT).
So bekomme ich heraus, welchen Chip mein Konverter verwendet. Das geht mit dem Befehl „lsusb“:
volker@volker-ESPRIMO-Q520:~$ lsusb Bus 001 Device 001: ID 1d6b:0002 Linux Foundation 2.0 root hub Bus 001 Device 002: ID 04b8:0819 Seiko Epson Corp. PX-A650 [Stylus CX4700/CX4800/DX4800/DX4850] Bus 001 Device 003: ID 9710:7720 MosChip Semiconductor MCS7720 Dual serial port adapter Bus 001 Device 004: ID 0bda:0129 Realtek Semiconductor Corp. RTS5129 Card Reader Controller Bus 001 Device 005: ID 0603:00f2 Novatek Microelectronics Corp. Keyboard (Labtec Ultra Flat Keyboard) Bus 001 Device 006: ID 093a:2510 Pixart Imaging, Inc. Optical Mouse Bus 002 Device 001: ID 1d6b:0002 Linux Foundation 2.0 root hub Bus 002 Device 002: ID 8087:8008 Intel Corp. Integrated Rate Matching Hub Bus 003 Device 001: ID 1d6b:0003 Linux Foundation 3.0 root hub Bus 004 Device 001: ID 1d6b:0002 Linux Foundation 2.0 root hub Bus 004 Device 002: ID 8087:8000 Intel Corp. Integrated Rate Matching Hub volker@volker-ESPRIMO-Q520:~$
„Bus 001 Device 003: ID 9710:7720 MosChip Semiconductor MCS7720 Dual serial port adapter“ ist die entscheidende Zeile.
Ich habe also einen MCS7720 von MosChip Semiconductor, also einen MCS7720-Chipsatz, genauer gesagt: MosChip MCS7720 – ein USB-zu-Dual-RS232-Adapter. Was bedeutet das? Gut: Der Chipsatz wird unter Linux grundsätzlich unterstützt. Treiber: Der Linux-Kernel verwendet dafür üblicherweise das Modul mos7720. Zwei Ports: Dieser Adapter bietet zwei serielle Schnittstellen – /dev/ttyUSB0 und /dev/ttyUSB1 sind also beide möglich. Manchmal zickig: Der MosChip kann unter bestimmten Kernelversionen etwas zickig sein, besonders bei höheren Baudraten oder Faxübertragung. Testen lohnt sich.
volker@volker-ESPRIMO-Q520:~$ lsmod | grep mos mos7720 45056 1 usbserial 69632 3 mos7720 parport 73728 4 parport_pc,lp,ppdev,mos7720
Prima, da steht „mos7720“. Der Treiber ist also geladen
Nun zur Installation der beiden Debian-Pakete für die Faxsoftware Efax: Das eine Paket stellt das eigentliche efax zur Verfügung, und das andere die GUI, womit die Benutzeroberfläche gemeint ist. So geht’s:
cd ~/Downloads wget http://ftp.debian.org/debian/pool/main/e/efax/efax_0.9a-23_amd64.deb sudo dpkg -i efax_0.9a-23_amd64.deb sudo apt --fix-broken install wget http://ftp.debian.org/debian/pool/main/e/efax-gtk/efax-gtk_3.2.8-2.3+b1_amd64.deb sudo dpkg -i efax-gtk_3.2.8-2.3+b1_amd64.deb sudo apt --fix-broken install sudo usermod -a -G dialout $USER # Rechner neu starten oder neu anmelden, damit du in der Faxgruppe erscheinst # Faxmodem anschließen und einschalten. efax-gtk # Modem-Port finden ls -la /dev/ttyUSB* # Je nachdem in die GUI von efax-gtk ttyUSB0 oder ttyUSB1 eintragen und mit der GUI Verbindung testen. Diese Installationsanleitung wird sicherlich auf den meisen Debian-Systemen wie zum Beispiel Ubuntu klappen.
Download der Debianpakete für efax und efax-gtk in einer Zip-Datei, falls im Internet unauffindbar: Debian-Pakete_efax_efax-gtk.zip

Wie ich die Faxsoftware konfiguriert habe, entnimmt man am einfachsten den Bildern. Zusätzlich verwende ich noch die Scannersoftware XSane. Damit lassen sich mit ein paar Mausklicks die Dokumente einscannen, als PDF umwandeln und dann als Faxe verschicken. Alles Weitere lässt man am besten von einer KI wie ChatGPT beantworten. Hier noch mehr Tipps für die Feinheiten:
https://chatgpt.com/share/688d1672-4638-8013-9cd8-5fc77d669a72
https://claude.ai/share/4a33f583-f710-4d54-aec3-4438aa5c9f10
Ein paar Screenshots meiner Konfiguration von Efax: Mit „man efax“ bekommst du übrigens eine Konfigurations-Anleitung für Efax.

So findet man die serielle Schnittstelle heraus:
volker@volker-ESPRIMO-Q520:~$ ls /dev/ttyUSB* /dev/ttyUSB0 /dev/ttyUSB1
Entweder muss ich unter Modem – Serielle Schnittstelle „ttyUSB0“ oder „ttyUSB1“ eintragen. Das muss man ausprobieren. Der USB-Konverter hat nämlich zwei serielle Schnittstellen.




Fazit: Jedenfalls in Schweden ist das Faxgerät ausgestorben. Wenn ich mit so etwas ankomme, wird eine beginnende Demenz vermutet. In Deutschland sieht es anders aus. Da darf man den neuen AGBs der Bank auch per Fax zustimmen, um sich das Briefporto zu sparen.
Mir geht es um die alte Technik und um das Gefühl erfahren zu können, wie umständlich das Leben früher war. Leider ist das Hobby Faxgeräte so exotisch, dass man kaum Partner für den Faxbetrieb findet.

Diskutiere mit: https://www.wumpus-gollum-forum.de/forum/thread.php?board=73&thread=101
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