Wie man Ubuntu MATE 24.04 das Faxen mit uralter Hardware beibringt

1. August 2025

Das Linux-Betriebssystem Ubuntu MATE 24.04 unterstützt von Haus aus keine Faxprogramme mehr. Offenbar gibt es nur noch ein paar wenige Spinner wie mich, die sich aus Liebhaberei für den Faxbetrieb interessieren. Auf einer älteren Version von Ubuntu MATE ließ sich das kleine, aber feine Faxprogramm efax-gtk problemlos mit einer kurzen Befehlszeile installieren. Jetzt muss man sich zweier Debian-Pakete bemühen, die man erst einmal finden muss.

Aber zuerst brauchen wir neben der Software auch noch die passende Hardware. Ein 20 Jahre altes Modem U.S. Robotics 56k mit einer seriellen Schnittstelle besitzt einen Anschluss für die analoge 2-Draht-Telefonleitung. Dieses Modem lieferte in der Steinzeit des Internets den Zugang ins Netz über die Telefonleitung, als es noch kein DSL gab. Das alte Modem verbindet also den PC mit der analogen Telefonleitung über die serielle Schnittstelle.

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20 Jahre altes Faxmodem. Es diente einst für den Internetzugang über die analoge Telefonleitung. Mehr zu meinem Modem in folgender PDF:  US_Robotics_65K_Faxmodem_2001
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Anschlüsse des Modems von links nach rechts: Spannungsversorgung, Telefonleitung, Serielle Schnittstelle RS232.

Allerdings haben moderne PCs schon längst keine seriellen Schnittstellen mehr. Deshalb benötigt man noch einen Konverter von USB auf RS232:

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Der Konverter von USB auf RS232. Flohmarktfund für etwa 4 Euro. Ein echter Glückstreffer für mein altes Faxmodem. Mit einem anderen USB-Konverter ging es nicht so gut.
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Andere Ansicht des USB-Konverters. Er hat zwei männliche RS232-Buchsen.
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Anderer USB-RS232-Konverter Model U232-P9. Nicht ideal, geht aber trotzdem.

Das obige Modell U232-P9 ist ein bekannter USB-zu-RS232-Konverter, meistens mit einem Prolific PL2303-Chip (oder manchmal ein Clone davon). Der läuft unter Linux meist problemlos, allerdings: Mögliche Schwächen des U232-P9: Stromversorgung: liefert evtl. nicht genug „Saft“ für stromhungrige serielle Geräte (wie manche Modems). Timing: bei Faxübertragungen kann’s zu Problemen mit stabiler Datenrate kommen – entscheidend bei Faxprotokollen. Fehlertoleranz: PL2303 ist okay für Terminals und einfache serielle Kommunikation, aber nicht ideal für Fax mit Modem. Clone-Probleme: viele U232-P9 sind keine Originale – bei neueren Linux-Kerneln verweigert der Treiber gelegentlich den Dienst. Was tun? Wenn du das Modem mit dem U232-P9 betreibst und gelegentliche Fehler oder Timeouts hast, liegt es wahrscheinlich daran.

Wenn du aber einen stabilen USB-Modem-Stick mit eingebautem Modemchip findest (wie den Conexant 93010), ist das oft zuverlässiger als ein RS232-Modem mit Konverter. Wenn du magst, schauen wir zusammen: wie der U232-P9 genau erkannt wird (lsusb -v | less) wie stabil er bei Fax-Sessions läuft (Loganalyse z.B. mit efax-gtk -d /dev/ttyUSB0 -l 5). (Quelle: ChatGPT).

So bekomme ich heraus, welchen Chip mein Konverter verwendet. Das geht mit dem Befehl „lsusb“:

volker@volker-ESPRIMO-Q520:~$ lsusb
Bus 001 Device 001: ID 1d6b:0002 Linux Foundation 2.0 root hub
Bus 001 Device 002: ID 04b8:0819 Seiko Epson Corp. PX-A650 [Stylus CX4700/CX4800/DX4800/DX4850]
Bus 001 Device 003: ID 9710:7720 MosChip Semiconductor MCS7720 Dual serial port adapter
Bus 001 Device 004: ID 0bda:0129 Realtek Semiconductor Corp. RTS5129 Card Reader Controller
Bus 001 Device 005: ID 0603:00f2 Novatek Microelectronics Corp. Keyboard (Labtec Ultra Flat Keyboard)
Bus 001 Device 006: ID 093a:2510 Pixart Imaging, Inc. Optical Mouse
Bus 002 Device 001: ID 1d6b:0002 Linux Foundation 2.0 root hub
Bus 002 Device 002: ID 8087:8008 Intel Corp. Integrated Rate Matching Hub
Bus 003 Device 001: ID 1d6b:0003 Linux Foundation 3.0 root hub
Bus 004 Device 001: ID 1d6b:0002 Linux Foundation 2.0 root hub
Bus 004 Device 002: ID 8087:8000 Intel Corp. Integrated Rate Matching Hub
volker@volker-ESPRIMO-Q520:~$ 

„Bus 001 Device 003: ID 9710:7720 MosChip Semiconductor MCS7720 Dual serial port adapter“ ist die entscheidende Zeile.

Ich habe also einen MCS7720 von MosChip Semiconductor, also einen MCS7720-Chipsatz, genauer gesagt: MosChip MCS7720 – ein USB-zu-Dual-RS232-Adapter. Was bedeutet das? Gut: Der Chipsatz wird unter Linux grundsätzlich unterstützt. Treiber: Der Linux-Kernel verwendet dafür üblicherweise das Modul mos7720. Zwei Ports: Dieser Adapter bietet zwei serielle Schnittstellen – /dev/ttyUSB0 und /dev/ttyUSB1 sind also beide möglich. Manchmal zickig: Der MosChip kann unter bestimmten Kernelversionen etwas zickig sein, besonders bei höheren Baudraten oder Faxübertragung. Testen lohnt sich.

volker@volker-ESPRIMO-Q520:~$ lsmod | grep mos
mos7720 45056 1
usbserial 69632 3 mos7720
parport 73728 4 parport_pc,lp,ppdev,mos7720

Prima, da steht „mos7720“. Der Treiber ist also geladen

Nun zur Installation der beiden Debian-Pakete für die Faxsoftware Efax: Das eine Paket stellt das eigentliche efax zur Verfügung, und das andere die GUI, womit die Benutzeroberfläche gemeint ist. So geht’s:

cd ~/Downloads
wget http://ftp.debian.org/debian/pool/main/e/efax/efax_0.9a-23_amd64.deb
sudo dpkg -i efax_0.9a-23_amd64.deb 
sudo apt --fix-broken install
wget http://ftp.debian.org/debian/pool/main/e/efax-gtk/efax-gtk_3.2.8-2.3+b1_amd64.deb 
sudo dpkg -i efax-gtk_3.2.8-2.3+b1_amd64.deb 
sudo apt --fix-broken install
sudo usermod -a -G dialout $USER
# Rechner neu starten oder neu anmelden, damit du in der Faxgruppe erscheinst
# Faxmodem anschließen und einschalten.
efax-gtk
# Modem-Port finden
ls -la /dev/ttyUSB*
# Je nachdem in die GUI von efax-gtk ttyUSB0 oder ttyUSB1 eintragen und mit der GUI Verbindung testen. Diese Installationsanleitung wird sicherlich auf den meisen Debian-Systemen wie zum Beispiel Ubuntu klappen.

Download der Debianpakete für efax und efax-gtk in einer Zip-Datei, falls im Internet unauffindbar: Debian-Pakete_efax_efax-gtk.zip

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Efax mit der Oberfläche (GUI) Gtk.

Wie ich die Faxsoftware konfiguriert habe, entnimmt man am einfachsten den Bildern. Zusätzlich verwende ich noch die Scannersoftware XSane. Damit lassen sich mit ein paar Mausklicks die Dokumente einscannen, als PDF umwandeln und dann als Faxe verschicken. Alles Weitere lässt man am besten von einer KI wie ChatGPT beantworten. Hier noch mehr Tipps für die Feinheiten:

https://chatgpt.com/share/688d1672-4638-8013-9cd8-5fc77d669a72

https://claude.ai/share/4a33f583-f710-4d54-aec3-4438aa5c9f10

Ein paar Screenshots meiner Konfiguration von Efax: Mit „man efax“ bekommst du übrigens eine Konfigurations-Anleitung für Efax.

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Bei mir lautet die USB-Schnittstelle ttyUSB0. Sie hätte auch ttyUSB1 lauten können.

So findet man die serielle Schnittstelle heraus:

volker@volker-ESPRIMO-Q520:~$ ls /dev/ttyUSB*
/dev/ttyUSB0  /dev/ttyUSB1

Entweder muss ich unter Modem – Serielle Schnittstelle „ttyUSB0“ oder „ttyUSB1“ eintragen. Das muss man ausprobieren. Der USB-Konverter hat nämlich zwei serielle Schnittstellen.

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Unter „Weitere Parameter:“ -of eintragen. Das verhindert, dass beim Übertragen die unter Hälfte des Faxes zerissen wird.
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Eintrag des Standard-Bildbetrachtungsprogramm xdg-open, das auch für PDF geeignet ist.
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Testen, ob auch die feine Auflösung der Faxübertragung fehlerfrei funktioniert.
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Zusammenspiel zwischen dem Scannerprogramm XSane und dem Faxprogramm Efax. Mit ein paar Mausklicks lässt sich ein Scan erstellen und sogleich per Fax verschicken.

Fazit: Jedenfalls in Schweden ist das Faxgerät ausgestorben. Wenn ich mit so etwas ankomme, wird eine beginnende Demenz vermutet. In  Deutschland sieht es anders aus. Da darf man den neuen AGBs der Bank auch per Fax zustimmen, um sich das Briefporto zu sparen.

Mir geht es um die alte Technik und um das Gefühl erfahren zu können, wie umständlich das Leben früher war. Leider ist das Hobby Faxgeräte so exotisch, dass man kaum Partner für den Faxbetrieb findet.

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Kaum zu glauben, aber diese alte Fax mit Thermopapier ist über 30 Jahre alt und funktioniert immer noch.

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