4. August 2024 (zuletzt aktualisiert am 9. August 2024)
Das Telia Delphi 20 ist ein Faxgerät aus der Mitte der 1990er Jahre. Es wurde von der staatlichen schwedischen Telefongesellschaft Telia zugelassen und vertrieben. Seine Drucktechnik arbeitet nach der Thermotransfertechnik und erlaubt das Drucken auf normalem Papier.
Faxgeräte sind faszinierende Apparate. Sie enthalten eine Mechanik für das Drucken und Scannen, die mit einer Elektronik zusammenspielt. Diese Elektronik enthält Elemente klassischer Fernmeldetechnik, viel Digital- und Analogtechnik und eine Firmware. Eine Reparatur ist deshalb eine Herausforderung. Sie ist oft zum Scheitern verurteilt, falls nicht ein baugleiches Gerät als Ersatzteilspender zum Austausch ganzer Baugruppen aufzutreiben ist. Erschwerend kommt hinzu, dass Serviceunterlagen kaum vorhanden sind. Früher oder später werden diese Faxgeräte deshalb auf dem Schrott landen oder bestenfalls als Anschauungsobjekte dienen, wenn die auf geschätzte 10 bis 30 Jahre begrenzte Lebensdauer der Speicherchips abgelaufen ist, was sich durch merkwürdige Fehlfunktionen bis hin zum Totalausfall bemerkbar macht.
Öffnen des Telia Delphi 20 und Entfernen der Druckerfolie
Vor einiger Zeit stieß ich zufällig auf ein verstaubtes und verschmutztes Faxgerät auf einem Flohmarkt, kurz vor seiner Verschrottung. Niemand wollte es kaufen. Das Gerät war stark verdreckt, doch dies weckte meine Liebe zu Elektronikschrott. Die Reinigung des Gehäuses war ein aufwändiger Prozess: Mit Zahnbürste und Glasreiniger kämpfte ich gegen den Schmutz an und machte das Gerät wieder ansehnlich. Der Hörer wurde mit Lackreiniger poliert. Dadurch verschwanden grobe Kratzer.
Ein Netzgerät war nicht dabei. Deshalb kam als Spannungsquelle ein Labornetzgerät zum Einsatz. Das Fax benötigt 24 Volt Gleichspannung 2 Ampere. Der Apparat benötigte eine Reparatur des internen Schaltnetzteils, das aufgrund alter Elektrolytkondensatoren ausgefallen war. Beim ersten Einschalten war das Faxgerät nämlich „tot“. Nach dem Austausch sämtlicher Elkos des internen Schaltbetzteils lief das Gerät wieder, aber nur der Versand von Faxen funktionierte einwandfrei. Der Empfang bereitete Probleme – die Dokumente wurden an den Rändern abgeschnitten. Am nächsten Tag funktionierte der Empfang überhaupt nicht mehr. Das Faxgerät klingelte beim Anrufen. Es nahm den Faxempfang jedoch nicht entgegen. Alles sehr rätselhaft.
Das Faxgerät verwendet die Thermotransfertechnik, bei der eine spezielle Folie verwendet wird, um die Tinte auf Papier zu übertragen. Alte Technik hat ihren Charme, doch sie ist anfällig für Alterungsprobleme. Insbesondere elektronische Bauteile wie Speicherchips haben mit der Zeit ihre Lebensdauer erreicht, was zu unvorhersehbaren Fehlern führen kann. Und dies war auch der Fall, da der Faxempfang ausfiel.
Nach dem Einschalten zeigt das Gerät ein seltsames Verhalten, wenn das Gerät noch kalt ist: Es knackt alle paar Sekunden, und die Funktionalität für das Versenden von Faxen stellt sich erst nach einigen Minuten ein. Dieses „Erwachen“ könnte auf thermische Probleme oder einen beschädigten Speicherchip hinweisen. Die Firmware, die auf einem großen 32-Pin-Chip gespeichert ist, stammt aus dem Jahr 1998 und könnte aufgrund ihres Alters und der vielen Betriebsstunden auf Grund des Dauerbetriebs eines Faxgerätes beschädigt sein.
Trotz dieser Schwierigkeiten habe ich für das Faxgerät noch eine Verwendung: Es dient jetzt als Scanner, indem es die versendeten Faxe über meinen Asterisk-Telefonserver an eine FritzBox sendet, welche die Faxe in PDFs umwandelt und mir per E-Mail zusendet. Diese moderne Nutzung ermöglicht es, das alte Gerät in einer digitalen Umgebung weiter zu nutzen, während es den historischen Wert bewahrt.
Sollte der Strom ausfallen, kann das Faxgerät noch als normales Telefon genutzt werden. Auf der Unterseite befindet sich ein kleiner Schiebeschalter, um zwischen Tonwahl und und Impulswahl umschalten zu können.
Der Stromverbrauch beträgt im Standby etwa 200 mA und beim Versenden etwa 600 mA an einem 24 Volt-DC-Netzteil.
Versenden eines Faxes mit normaler Auflösung in Echtzeit. Immerhin war das schneller und bequemer als das Verschicken eines Briefes.
Versenden eines Faxes auf das SIP-Fax-Softphone Ventafax über einen Asterisk-Telefonserver, der sich auf einem Raspberry Pi befindet. Das Faxgerät ist über eine zweiadrige Telefonleitung mit einer FritzBox verbunden, die als ATA dient. Auf diese Weise lässt sich eine Testumgebung schaffen. Das Fax-Softphone speichert die empfangenen Faxe als PDF-Dateien ab. Somit kann das alte Faxgerät auch als Dokumentenscanner dienen.
Museumsbetrieb für Nostalgiker: Noch ein Experiment ausschließlich mit der Hardware aus dem letzten Jahrtausend. Der Laptop stammt aus dem Jahr 1999 und verwendet als Betriebssystem Windows XP. Ursprünglich war Windows 98 installiert. Das waren noch Zeiten. Damals war das Internet noch keine Selbstverständlichkeit. Die Fax-Software lautet Ventafax.
Wenn das Gerät kalt ist, hört man etwa 5 Minuten lang alle paar Sekunden ein Klicken eines Relaiskontakts und ein Knacksen im Lautsprecher, bis plötzlich das Gerät „erwacht“ und funktioniert. Im warmen Zustand ist das Gerät ein paar Sekunden nach dem Einschalten sofort „da“. Vermutlich ist noch mindestens ein Elko für das Stützen der Spannungsversorgung durch Alterung und Austrocknung defekt. Dieser Elko muss sich nicht auf der Netzteilplatine befinden. Die Fehlersuche wird damit schwierig. Kältespray kann in solchen Fällen ein nützliches Werkzeug zur Identifizierung defekter Elektrolytkondensatoren (Elkos) und anderer Komponenten in elektronischen Geräten sein, insbesondere wenn das Gerät nach dem Aufwärmen funktioniert.
Zusammengefasst zeigt dieses Projekt, wie alte Technik mit etwas Aufwand und Kreativität in moderne Anwendungen integriert werden kann, obwohl sie manchmal mit unerwarteten Problemen und Alterungserscheinungen kämpft.
Der verflixte Temperaturfehler: Mindestens 5 Minuten lang nach dem Einschalten des kalten Faxgeräts knackt es aus dem Lautsprecher und ein Relais ist zu hören. Erst dann funktioniert das Gerät. So hört sich es an:
Das hat mir keine Ruhe gelassen. Diesen dämlichen Temperaturfehler konnte ich auf einer großen Platine mit einem Heißluftföhn auf einer Fläche von etwa 4 x 4 cm einkreisen. Diese Platine ist beidseitig mit SMDs bestückt. Nachlöten brachte keinen Erfolg. Einen vergammelten NiCD-Akku baute ich aus, der statt 3,6 Volt nur noch 1 Volt lieferte. Auch kein Erfolg. Dann baute ich alles wieder zusammen. 5 Minuten nach dem Einschalten kam Leben in das Gerät und es piepste andauernd, weil es die Fehlermeldung „Värmefel“ brachte. Das bedeutet frei übersetzt „Überhitzung“ oder wortwörtlich „Hitzefehler“. Nach einer Weile verschwand dieser Fehler und man konnte wenigstens Faxe wie gewohnt verschicken. Versenden geht nicht. Wo der Fehler steckt, ist nicht genau zu lokalisieren. Auf der einen Seite der Platine sind große SMD-ICs mit vielen Pins. Auch die können eine Macke haben. Die einzige Chance besteht darin die defekte Platine durch eine intakte und identische aus einem baugleichen Fax zu ersetzen.
Übrigens funktioniert das Gerät weiterhin ohne Stromversorgung wie ein normales Tastentelefon. Immerhin etwas.
Diskussion: https://www.wumpus-gollum-forum.de/forum/thread.php?board=73&thread=94
Das Projekt ist abgeschlossen und das Lebensgefühl der 1990er Jahre: Mit dem Apparat kann man immerhin einwandfrei Faxe verschicken, wenn das Gerät 10 bis 20 Minuten warm gelaufen ist. Dafür hat das Ding nichts gekostet. Bereits 25 Jahre alte Elektronik lässt sich wegen der unmöglichen Bauteilebeschaffung, wegen fehlender Unterlagen, wegen der Komplexität der Schaltung und wegen der begrenzten Lebensdauer der Speichermedien, in denen sich die Firmware befindet, nicht mehr reparieren. Irgendwann sind diese Geräte nur noch Anschauungsobjekte ohne Funktion. Vielleicht finde ich noch ein baugleiches Gerät als Ersatzteilespender, um komplette Baugruppen austauschen zu können.
Die 1990er Jahre waren in großen Teilen der Welt eine Zeit des Übergangs, der Euphorie und des wirtschaftlichen Aufschwungs, während die heutige Zeit durch digitale Transformation, globale Herausforderungen und eine komplexe gesellschaftliche Landschaft gekennzeichnet ist.
Eine weitere sinnlose Fehlersuche erspare ich mir und genieße etwas Musik, um mich an den neuen Erfahrungen und Erkenntnissen rückblickend erfreuen zu können. Irgendwann muss man auch mal abschalten können und sich eingestehen, dass man nicht alles reparieren kann. Das Fax stammt aus den 1990er Jahren und die nachfolgende Musik ebenfalls:
Pat Metheny Group, We live here, To the End of the World. Wie das Faxgerät stammt dieses phantastische Stück mit seiner Leichtigkeit ebenfalls aus den optimistischen, entspannten und heiteren 1990er Jahren. „To the End of the World“ von der Pat Metheny Group ist ein atmosphärisches, melodisch reiches Stück, das mit sanften Gitarrenklängen und komplexen Rhythmen eine melancholische und zugleich majestätische Stimmung erzeugt. Es vereint Jazz, Weltmusik und progressive Elemente zu einer tiefgründigen Klanglandschaft. „To the End of the World“ wurde 1995 veröffentlicht. Es ist eines der Stücke auf dem Album „We Live Here“ von der Pat Metheny Group.
Über die damalige Bedeutung der Faxgeräte für die Arbeitswelt: In den 1990er Jahren waren Faxgeräte für Büroarbeitsplätze von großer Bedeutung und spielten eine zentrale Rolle in der Kommunikation und Dokumentenübermittlung. Hier sind einige wesentliche Punkte, die ihre Bedeutung verdeutlichen:
1. Schnelligkeit der Dokumentenübermittlung: Vor der Einführung des Internets und der E-Mail waren Faxgeräte eines der schnellsten verfügbaren Mittel, um Dokumente über große Entfernungen zu verschicken. Sie ermöglichten es, gedruckte Dokumente innerhalb von Minuten zu übermitteln, im Vergleich zu den Tagen, die für den Postweg benötigt wurden. Diese Geschwindigkeit war besonders wichtig für Geschäftsabschlüsse, Verträge und dringende Informationen.
2. Einfache Handhabung: Faxgeräte waren relativ einfach zu bedienen. Man musste lediglich das Dokument einlegen und die Faxnummer des Empfängers eingeben. Diese Benutzerfreundlichkeit machte sie zu einem weit verbreiteten Werkzeug in Büros, wo die Technik oft besser verstanden und gehandhabt wurde als komplexere Alternativen.
3. Wichtige Rolle in der Bürokommunikation: Faxgeräte wurden in vielen Büros als Standardinstrument für die Kommunikation verwendet. Sie ergänzten das Telefon und das Bürobriefpapier und trugen dazu bei, geschäftliche Prozesse effizienter zu gestalten. Viele Unternehmen hatten spezielle Faxräume oder -stationen eingerichtet, um die Übertragung von Dokumenten zu optimieren.
4. Kosteneffizienz: In den 1990er Jahren waren Faxgeräte eine kostengünstige Lösung im Vergleich zu den teuren und noch nicht weit verbreiteten digitalen Kommunikationsmitteln. Die Kosten für die Nutzung waren relativ niedrig, besonders im Vergleich zu internationalen Telefonaten oder dem Versand von Dokumenten per Kurier.
5. Dokumentation und Nachverfolgbarkeit: Faxgeräte boten eine einfache Möglichkeit, Dokumente zu versenden und Empfangsbestätigungen zu erhalten. Die meisten Faxgeräte hatten Funktionen, die es ermöglichten, gesendete und empfangene Faxe zu protokollieren, was zur Dokumentation und Nachverfolgung von Geschäftsvorgängen beitrug.
6. Verbreitung und Integration: Während der 1990er Jahre wuchsen die Faxgeräte in vielen Büros zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Büroausstattung. Sie wurden oft mit anderen Bürogeräten wie Kopierern und Druckern kombiniert und bildeten zusammen eine zentrale Kommunikations- und Dokumentationsstation.
Zusammengefasst: In den 1990er Jahren waren Faxgeräte eine Schlüsseltechnologie für die Bürokommunikation, da sie eine schnelle, zuverlässige und relativ kostengünstige Möglichkeit boten, Dokumente zu übermitteln. Ihre Rolle war besonders bedeutend, bevor E-Mail und andere digitale Kommunikationsmittel allgegenwärtig wurden.
Download Testfax _Schriftübertragung_Lesbarkeit.pdf
Sämtliche Fotos und meine Videos für diesen Artikel wurden mit einem alten Smartphone Samsung Galaxy S6 erzeugt. Die Texte wurden teilweise von ChatGPT erzeugt und von mir angepasst.