Billigen Netzwerk-Kabeltester repariert
Für wenig Geld kaufte ich mir in der Bucht zum Schnäppchenpreis einen Kabeltester. Er hatte jede Menge Defekte und war alles andere als ein Qualitätsprodukt. Was mir gleich auffiel, war, dass die LEDs für das Testen der Abschirmung fehlten.
Mit diesem Kabeltester lassen sich die Verkabelungen mit gecrimpten RJ45- und R11-Steckern testen. Dabei kann nur festgestellt werden, ob die Reihenfolge auf beiden Enden gleich ist. Ob die Reihenfolge falsch ist, was zum Übersprechen und schlimmstenfalls zum Versagen der Datenübertragung führen kann, kann damit nicht festgestellt werden.
Wie man die Stecker montiert ist unter RJ45-Stecker-Montage genau erklärt. Was bei der LAN-Verkabelung zu bedenken ist, ist auf Einfache LAN-Verkabelung für den Hausgebrauch beschrieben.
Die roten LEDs sind noch nicht eingebaut. Sind die acht Adern auf beiden Seiten in der gleichen Reihenfolge verdrahtet, dann leuchten die LEDs sowohl beim Sender als auch beim Empfänger der Reihe nach durch. Besonders nützlich für Anfänger, die noch Schwierigkeiten beim Crimpen der RJ45-Stecker haben. Allerdings kann damit nicht festgestellt werden, ob die vorgeschriebene Reihenfolge der Adern eingehalten worden ist. Eine falsche Reihenfolge der Adern würde nämlich zum Übersprechen führen. Der Datentransport geht dann langsamer oder versagt völlig.
Zurückschicken wollte ich den defekten Kabeltester aus Zeitgründen nicht. Bevor ich wieder schlechte Qualität bekomme, repariere ich doch gleich selber. Übrigens scheint das Gehäuse von verschiedenen Herstellern angeboten zu werden. Die Gehäuseform sagt also nichts über die Qualität aus.
Jetzt sind die roten LEDs eingebaut und zeigen die richtige Verdrahtung der Abschirmung an.
Folgende Fehler hatte das Gerät:
1. Das Gehäuse war aus brüchigem Kunststoff, so dass die Abdeckung für das Batteriefach zerbrach. Der Kunststoff erinnerte mich an Osterhasen aus Schokolade.
2. Es wurden 2 Leuchtdioden nicht eingelötet, die zur Erkennung der Abschirmung notwendig sind. Ich habe zwei rote LEDs nachgerüstet.
3. Der Empfängerteil hatte eine nicht sichtbare Leiterbahnunterbrechung, die fälschlicherweise einen Kabelfehler signalisierte, was einem viel Zeit und Nerven kosten kann. Ein Stück Draht behob den Fehler.
4. Die Metallkäfige der Buchsen waren nicht angelötet. Erst nach dem Nachlöten leuchteten meine eingebauten LEDs auf.
5. Die Batterie klapperte im Fach hin und her.
Nachfolgend die Bilder nach der Reparatur, welche für sich sprechen:
Schicke Tasche!
Der Kabeltester
Mit Klebeband lässt sich vieles schnell reparieren. Das hält und zeugt von einem harten Einsatz.
Der Deckel des Batteriefaches brach beim ersten Einsetzen der Batterie. Damit die Batterie nicht klappert, musste gestopft werden.
Links der Sender, rechts der Empfänger.
Der Empfänger geöffnet. Es kommt eine Pertinaxplatine zum Vorschein. Mein Klebeband sorgt für einen strammen Sitz des Gehäuses.
Die rote LED für die Abschirmung fehlte und wurde von mir nachträglich eingebaut.
Die Leiterplatte des Empfängers. Die Besückung erfolgte von Hand. Am Material wurde gespart wo es nur geht.
Auf der Rückseite war eine Leiterbahn unterbrochen. Der Riss war unsichtbar und wurde mit Draht geflickt. Durch den Fehler dachte ich, ich hätte beim Crimpen der Stecker gepfuscht. Die Leiterbahnunterbrechung lässt sich mit einem Ohmmeter aufspüren.
Der geöffnete Sender. Auch hier habe ich eine rote LED für das Abschirmgeflecht eingebaut. Diese LED fehlte ebenfalls
Die Bestückung erfolgte in Handarbeit unter Zeitdruck. Man schaue sich mal die Widerstände an, die ohne einen Biegeklotz vorher zu verwenden in die Bohrungen gesteckt wurden. Die vordere Diode hätte man mit längeren Beinchen einbauen können, damit ihr Leuchten besser zu sehen ist. Ich habe sie später durch eine gelbe ersetzt.
Auf der Rückseite sitzt ein unbekanntes IC geschützt unter einem schwarzem Kleber. Selbstbau lohnt sich nicht, aber Reparieren schon.
Nach dem Einbau der roten LEDs leuchteten sie trotz richtiger Verdrahtung der Abschirmung nicht, weil die Metallkäfige der Buchsen nicht angelötet waren. Auch hier hat man einige Sekunden Arbeitszeit eingespart.
Links eine eine 8-polige RJ45-Buchse für Netzwerkkabel, rechts eine 6-polige RJ11-Buchse für Telefonkabel.
Fazit: Vielleicht hatte ich nur besonderes Pech gehabt. Der Kauf eines schlecht verarbeiteten Kabeltesters lohnt sich trotzdem, wenn der Preis stimmt. Nach der Reparatur hat man ein gutes Gerät in der Hand, dem man vertrauen kann. Ich bin nicht nachtragend, denn der Apparat wurde sicherlich von Menschen im Akkord zusammengebaut, die dafür wahrscheinlich einen Hungerlohn bekommen haben. Dieser Schrott macht nur dann Spaß, wenn man die Zeit dafür hat ihn selbst erfolgreich zu reparieren. Man wächst mit den Herausfoderungen.