22. Mai 2022
SIP Broker ist ein kostenloser Service, welcher kostenlose Telefonate zu über 2000 verschiedenen Telefonnetzen ermöglicht, die über die ganze Welt verteilt sind. Allerdings funktioniert der Dienst nur mit bestimmten Wahlregeln, die man entweder in seinem IP-Telefon oder in Asterisk eintragen muss. Nachfolgend zeigt dieser Artikel, wie man seinen Asterisk-Server für SIP Broker konfiguriert und befähigt.
Das Prinzip hört sich anfangs einfach an. Um eine Telefonnummer eines externen Providers kostenlos zu erreichen, gehen wir auf http://www.sipbroker.com/sipbroker/action/providerWhitePages und erfahren dort die Anbietervorwahlen der externen Provider, die immer mit einer Sternchen (Asterisk) * beginnen:
Beispiel 1: Angenommen, wir möchten die Testnummer 1777 000 000 1 des VoIP-Anbieters CallCentric in den USA erreichen. Die Suche ergab die Anbietervorwahl *462 für CallCentric. Wir müssen also nur *462 1777 000 000 1 durchwählen und sogleich sind wir mit der Testnummer verbunden. Normalerweise würde es sich um ein kostenpflichtiges Gespräch in die USA handeln. Mit Hilfe von SIP Broker kostet uns das Gespräch keinen Cent.
Beispiel 2: Der britische Anbieter Voipfone hat bei SIP Broker die Vorwahl *350. Mit der Durchwahl *350 152 gelangt man direkt zum Echotest 152 von Voipfone. Selbstverständlich können wir jetzt jede öffentliche Voipfone-Nummer, die zum Beispiel alle mit 0560 beginnen, kostenlos erreichen.
Beispiel 3: Die Testnummer 904 von mouslike.org erreichen wir mit der Durchwahl *645 904. Es ist dann die Ansage eines Auswahlmenüs zu hören.
Konfiguration des Asterisk-Servers für den Dienst von SIP Broker: Es gilt allerdings noch eine Hürde zu überwinden. Damit das so einfach von einer Nebenstellennummer oder Nummer unseres Asterisk-Servers überhaupt klappt, müssen wir allerdings noch ein paar Einträge in der sip.conf und der extensions.conf vornehmen, wobei ich den unter http://faq.sipbroker.com/tiki-index.php?page=Asterisk+Configuration beschriebenen Vorschlag vereinfacht habe und die Verwendung des *-Zeichens eliminieren konnte, damit das Anwählen auch von FritzBoxen funktioniert:
Sip.conf:
; Getestet mit Asterisk 16.2.1 ; Wir sind in der sip.conf [general] ; nur auszugsweise context=telefone ; default statt telefone steht hier normalerweise ; [sipbroker-out] fromuser=sipbroker host=sipbroker.com port=5060 canreinvite=yes ;
Extensions.conf:
; [macro-dialsipbroker] ; sipbroker ; http://faq.sipbroker.com/tiki-index.php?page=Asterisk+Configuration ; http://www.sipbroker.com/sipbroker/action/providerWhitePages ; exten => s,1,Set(CALLERID(all)=<${CALLERID(num)}>) ; Set outbound CallerID exten => s,n,Dial(SIP/sipbroker-out/${ARG1}) ; Call SIP Broker for ENUM lookup exten => s,n,Hangup ; ; ; ; ; [telefone] ; In diesem Context stehen bei mir die Wahlregeln ; ; sipbroker exten => _*X.,1,Macro(dialsipbroker,${EXTEN:0}) ; dialing with * exten => _8800X.,1,Macro(dialsipbroker,*${EXTEN:4}) ; dialing with 8800 instead of * ; ; Der Nutzer hat zwei Möglichkeiten einen Anruf über ; SipBroker einzuleiten: ; 1. Er leitet mit * den Anruf ein, wie von SipBroker vorgeschrieben. ; 2. Anstelle des * kann die Vorwahl 8800 verwendet werden, ; falls das * Probleme bereitet. ;
Wir können mit der Testnummer *011 1 88 88 8 von SIP Broker ausprobieren, ob unsere Konfiguration funktioniert. Alternativ müsste unter Vermeidung des * auch die Nummer 8800 011 1 88 88 8 funktionieren.
Sollte es beim Wählvorgang Probleme mit dem * geben, kann nämlich anstelle des * die 8800 gewählt werden. Dadurch klappt es sogar mit der Impulswahl und alten Wählscheibentelefonen. Auch klappt es dann, wenn man in der FritzBox vorher eine Anbietervorwahl wie z.B. *121# wählen muss. Ein * im direkten Anschluss daran führt zu einer Fehlinterpretation der FritzBox. Mit der 8800 als Vorwahl funktionieren auch Anrufe über IAX2 und über CallThrough. Ein Anrufer kann zum Beispiel die Sipgate-Einwahl des Asterisk-Servers anwählen. Nach einer Wahlpause lässt sich dann zum Beispiel die Testnummer 8800 011 88 88 8 ausprobieren.
Anleitung für pjsip.conf: Wer in Asterisk mit der pjsip.conf arbeitet, findet unter https://www.ip-phone-forum.de/threads/howto-einbindung-sipbroker-f%C3%BCr-abgehende-anrufe-mit-pjsip.313179/ eine erprobte Anleitung. Nachfolgende Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors.
pjsip.conf:
; ; Code: [sipbroker] type=endpoint transport=transport-udp context=unauthenticated disallow=all allow=g722 allow=alaw allow=gsm aors=sipbroker [sipbroker] type=aor contact=sip:sipbroker.com:5060 [sipbroker] type=identify endpoint=sipbroker match=sipbroker.com ; ;
extensions.conf:
; ; [sipbroker-out] exten => _93X.,1,NoOP("SIPBroker outgoing") exten => _93X.,n,Dial(PJSIP/sipbroker/sip:*${EXTEN:2}@sipbroker.com:5060) exten => _93X.,n,Hangup() ; ;
Wahlregeln: Nicht jeder betreibt einen Asterisk-Server. In bestimmten Endgeräten lassen sich Wahlregeln eintragen, die für SIP Broker unter https://voipstuff.net.au/calls-between-vsps/sip-broker/ vorgestellt sind.
Fazit: Tolle Sache, aber leider gehört schon eine gehörige Portion Zufall dazu einen Gesprächspartner zu kennen, der seine öffentliche Telefonnummer bei einem VoIP-Anbieter registriert hat, welcher den Dienst von SIP Broker integriert hat. Nicht zuletzt ist es nicht ganz einfach die Wahlregeln einzutragen, wenn dies überhaupt möglich ist. Und gewichtige Anbieter wie die Deutsche Telekom haben sich nicht SIP Broker angeschlossen. Für Inlandsgespräche ist die Flatrate üblich. Somit ist der der Dienst von SIP Broker in aller Regel uninteressant. Also greift der pragmatisch orientierte Endkunde für länderübergreifende Telefonate lieber zu einer weit verbreiteten Messenger-App wie z.B. WhatsApp, Telegram oder Skype und schlägt damit den Weg des geringsten Widerstandes ein. Der Gedanke hinter ENUM (Telephone Number Mapping) hat sich nicht durchgesetzt. Nerds haben trotzdem auf jeden Fall ihre Freude am Tüfteln und mit SIP Broker.
Asterisk-Telefonserver auf einem Raspberry Pi – Installation, Konfiguration, Programmierung, SIP, IAX2, AGI-Skripte, Sicherheit und Tipps zum praktischen Betrieb – 2.11.2022: Diese Seite richtet sich an jene, welche einen Asterisk-Telefon-Server auf einem Raspberry Pi betreiben möchten und später ein kleines Netzwerk aus Asterisk-Servern planen, um ein eigenständiges Telefonnetz aufzubauen. Los geht es mit der Installation von Raspbian und Asterisk auf einem Raspberry Pi und dann nach Lust und Laune immer tiefer in die Programmierung von Asterisk. Die Themen werden laufend erweitert.
Selbstverständlich muss es nicht unbedingt ein Raspberry Pi sein. Andere Linux-Rechner gehen auch. – weiter – |