Elkos in Röhrenradios formieren

Ausgetrocknete Elkos der Netzteile alter Röhrenradios haben an Kapazität verloren. Sie können auch hohe Leckströme besitzen, was zu Folgeschäden oder der Explosion des Elkos führen kann. Es brummt dann auf jeden Fall satt aus dem Lautsprecher in Folge der schlechten Siebwirkung. Mit etwas Glück können diese Elkos formiert werden, wodurch sie wieder ihre ursprüngliche Kapazität erhalten und sich der Leckstrom normalisiert.

Beim Formieren von Elkos ist auf die elektrische Sicherheit zu achten, da tödliche Spannungen zum Einsatz kommen. Da alte Elkos explodieren können, ist eine Schutzbrille zu tragen. Die hier vorgeführten Schaltungen und Fotos demonstrieren nur das grundlegende Prinzip, wobei zum besseren Verständnis des Prinzips bei der Darstellung auf notwendige Schutzmaßnahmen keine Rücksicht genommen wurde!

Vorsicht auch bei dem Berühren der Elkos, die noch Stunden nach dem Abschalten unter Spannung stehen können! Ein Kondensator speichert Ladung und damit auch Energie und steht auch nach dem Abschalten unter Spannung.


Prinzip eines Netzteils in einem alten Röhrenradio mit Selenbrückengleichrichter (D1 – D4). CL ist der Ladeelko, Cs der Siebelko. Beide Elkos sind meistens in einem gemeinsamen Becher untergebracht. Anschluss A geht direkt zum NF-Ausgangstrafo, B ist hauptsächlich für die Versorgung der übrigen Anodenspannungen vorgesehen. R ist ein auffallend großer Widerstand. In alten Radios ist es die Feldwicklung des Lautsprechers. Dann ist auf richtige Polung der Feldwicklung zu achten. Bei falscher Polung kann es aus dem Lautsprecher brummen.

Einschalten eines unbekannten alten Röhrenradios: Dies kann mit einem lauten Knall und Schäden an dem Netzteil enden. Deshalb sollten alte Radios, die über Jahre nicht in Betrieb waren, über einen Stellrafo betrieben werden, wobei unter Beobachtung des Stroms die Spannung langsam hochgefahren wird. Als Ersatz dienen auch Glühbirnen in Reihe zum Netzanschluss. Glimmt eine 60-Watt-Glühlampe hell, hat das Radio wahrscheinlich einen Kurzschluss und der Netzstecker ist sofort zu ziehen.


Alte Becherelkos, in denen mehere Elkos vereint sind. Die hier gezeigten Exemplare stammen wahrscheinlich aus alten Fernsehern. In Rönrenradios sind meistens nur zwei Elkos in einem Becher. Der eine ist der Ladelko, der andere der Siebelko.


Die Anschlüsse sind durch Farben und Symbole gemäß des Aufdrucks gekennzeichnet. Der Minuspol der Elkos sitzt fast immer am Gehäuse.

Leckstrom alter Elkos im Netzteil: Die Leckströme des Lade- und Siebelkos in Röhrenradio-Netzteils, das über Jahre nicht eingeschaltet war, können in den ersten Minuten so hohe Ströme erzeugen, dass diese Elkos explodieren und der Netztrafo und Netzgleichrichter Schaden nimmt.

Formieren von Elkos: Alte Elkos können formiert werden. Dazu bekommen sie über einen Vorwiderstand einen Strom von etwa 20 mA. Im Laufe vieler Stunden nimmt der Leckstrom ab und der Elko gewinnt an Kapazität. Das Formieren kann mehre Tage dauern. Allerdings besteht keine Gewissheit darüber, ob der Elko sich wieder erholt. Vor allen Dingen ist in den ersten Minuten zu beobachten, ob der Leckstrom auf unter 20 bis 30 mA sinkt. Andernfalls könnte sich der Elko so stark erhitzen, dass er explodiert. Wird der Elko warm, ist der Vorgang abzubrechen. Vorsicht beim Anfassen des Elkos. Er kann auch noch Stunden nach dem Abschalten unter Spannung stehen. Zum Entladen eine Glühbirne verwenden.

Selbstverständlich ist beim Formieren auf die richtige Polarität und Spannungsfestigkeit des Elkos zu achten. Alte Elkos, die noch in den 1940er Jahren zum Einsatz kamen, müssen aufrecht betrieben werden, wenn es sich um Nasselkos handelt, bei denen sonst die gelbe Elektrolytflüssigkeit aus einem oberen Loh heraustropfen würde.

Formieren mit einer Diode und einer Glühbirne: Die einfachste Art einen Elko des Netzteils zu formieren, besteht darin, den Elko über eine Glühbirne von höchstens 10 Watt und einer Diode am Stromnetz zu betreiben. Dazu muss der Elko noch nicht einmal ausgebaut werden. Solche Glühbirnen gibt es für Kühlschränke. Sollte im schlimmsten Fall der Elko und die Diode einen Kurzschluss aufweisen, brennt die Glühbirne direkt am Netz. Als Diode reicht eine 1N4007. Sie hält den Einschaltstrom von etwa 500 mA aus und sie ist in Sperrrichtung ausreichend spannungsfest. Brennt die Glühbirne dauernd, ist das Formieren abzubrechen, da der Leckstrom des Elkos zu hoch ist.


Grundschaltung zum Formieren von Elkos der Netzteile in Röhrenradios. Die Elkos müssen eine Spannungsfestigkeit von mindestens 350 Volt aushalten. Das Formieren kann mehrere Tage dauern. Vorsichtige können zwei Glühbirnen in Serie schalten.


Der Versuchsaufbau. Nur für Demonstrationszwecke. Vorsicht Hochspannung. Lebensgefahr!


Auf die korrekte Polung der Diode ist unbedingt zu achten, da sonst der Elko bei Verpolung explodiert. Deshalb ist bei der Arbeit eine Schutzbrille zu tragen.


Die Kathode einer Diode ist mit einem Ring gekennzeichnet.


Einschaltvorgang: Durch das Laden des Elkos blitzt die Glühbirne kurz auf. Würde die Glühbirne noch nach Minuten hell brennen oder leicht glühen, wäre das ein Zeichen für einen Kurzschluss oder einen zu hohen Leckstrom des Elkos. Zum Einsatz kommt hier ein Elko von 50 µF, der noch etwa 30 µF besitzt.

Ersatz für alte Becherelkos: Falls das Formieren scheitert und die Becherelkos nicht mehr erhältlich sind, können sie durch moderne Typen mit mindestens 400 Volt Spannungsfestigkeit ersetzt werden. Sie können dann irgendwo im Chassis Platz finden, wenn das unpassende Aussehen dem Restaurator nicht stört.

Die alten Becherelkos müssen nicht ausgebaut werden. Beispiel: Hat ein alter Ladeelkos 20 µF zu wenig Kapazität und ist sein Leckstrom noch gering (kleiner 10 mA), dann kann ein moderner 20 µF-Kondensator parallel geschaltet werden.


Moderne Elkos 33 µF/400 Volt im Vergleich zu einem alten Becherelko 50 µF/350 Volt. Die modernen Elkos werden zum Beispiel in der Bucht aus China angeboten. Als Suchbegriffe können „electrolytic capacitor 400V“ dienen.

Manche kernen die alten Becherelkos aus und bauen in diese Gehäuse neue Elkos ein. Wichtig ist, dass die Kapazität des Ladeelkos (das ist der Elko, der direkt mit dem Gleichrichter verbunden ist) nicht größer gewählt wird als im Schaltbild eingetragen ist. Andernfalls kann der Einschaltstrom so hoch werden, dass der Gleichrichter überlastet wird. Dies gilt auch für Röhrengleichrichter, bei denen zu große Ladeelkos die Lebensdauer der Gleichrichterröhre verkürzen. Da der Siebelko über einen Widerstand betrieben wird, darf er größer sein.