Mit einem Ultraschallreiniger, der eigentlich für Brillen und Schmuck vorgesehen ist, lassen sich auch elektronische Bauteile und andere Kleinteile reinigen, die dann meistens wie neu aussehen, obwohl sie aus alten und verdreckten Geräten stammen. Die Frage ist nur, ob die Elektronikbauteile die Prozedur auch überleben.
Zum Einsatz kommt für meine Reinigungsorgie ein Ultraschalreiniger mit 50 Watt Leistung und 400 ml Wannenvolumen, wie er zum Preis von 20 bis 25 Euro für das Reinigen vom Schmuck und Brillen angeboten wird.
Man kann sich darüber streiten, ob es überhaupt Sinn macht elektronische Bauteile in einem Ultraschallbad zu malträtieren. Notwendig ist es aus elektrischer Hinsicht meistens nicht. Es bereitet jedoch mehr Freude mit sauberen Bauteilen zu arbeiten. Manche Bauteile, die bei mir schon Jahrzehnte in den Schachteln liegen, dienen auch nur noch als Schauobjekte, weil sie so schön bunt sind und interessante Beschriftungen besitzen. Früher war das Sammeln von Briefmarken in Mode. Bei mir sind es vielleicht Elkos und Widerstände mit ihren Farbringen.
Elektronische Bauteile im Ultraschallbad. Zum Einsatz kommt warmes Waser mit ein paar Spritzern „Vanish“ für die Fleckenentfernung auf Textilien. Spüli geht auch.
Welche Bauteile überstehen eine Ultraschallbad? Die meisten elektronischen Bauteile überleben eine Reinigung mit Wasser und mit Ultraschall gut. Davon ausgenommen sind Bauteile mit Wicklungen und Trafoblechen, wenn diese nicht vergossen sind. Problematisch sind auch Bauteile, welche Pertinax enthalten wie z.B. Potentiometer. Die Feuchtigkeit kriecht in das Pertinax hinein, was im Betrieb zu einer leitenden Verbindung mit anschließender Verkohlung führt, die einen dauerhaften Kurzschluss erzeugt. Es kann Wochen dauern, bis Pertinax wieder vollständig durchgetrocknet ist. Fraglich ist es auch Halbleiter mit Kunststoffgehäusen zu reinigen, weil die Feuchtigkeit durch das Gehäuse diffundieren könnte, was die Ausfallwahrscheinlichkeit erhöhen kann. Alte Kondensatoren mit Papier-Isolierungen sind altersbedingt eigentlich meistens schon defekt und werden nach einer Behandlung mit Wasser wahrscheinlich unbrauchbar sein. Elkos sind meistens kein Problem. Sollten sie die Behandlung nicht überleben, waren sie schon vorgeschädigt. Alle gereinigten Bauteile sind nach der Ultraschallreinigung zu prüfen, ob sie diesen Stresstest überlebt haben.
Vorgehensweise: Der Ultraschallreiniger erhällt eine Befüllung mit warmen Wasser, das noch ein paar Spritzer Spüli oder „Vanish“ erhält. Dieses Reinigungsmittel gibt es in einer Pumpsprayflasche für die Entfernung von Flecken auf Textilien. Mit einer alten Zahnbürste rühre ich ab und zu um. Nach dem drei bis fünf Minuten langen Ultraschallbad sind die Bauteile in einem kleinen Behälter mit warmen Wasser zu spülen. Danach können die Bauteile zum schnelleren Trocknen in ein trockenes Handtuch eingewickelt werden. Meistens trübt sich das Ultraschallbad durch die Schwebstoffe ein und es erhält eine bräunliche Verfärbung. Eventueller Tabakgeruch verschwindet von den Bauteilen.
Mit bloßen Fingern sollte man nicht in das laufende Ultraschallbad greifen. Die Fingerkuppen fangen nach einigen Sekunden wie bei einem Mückenstich an zu brennen. Dies ist ein zu hoher Preis für saubere Fingernägel.
Nachfolgend kommentierte Bilder über meinen Ultraschallputzfimmel an einem verregneten schwedischen Wintertag:
Ausgeschlachtete Elkos sehen aus wie neu und überstehen die Behandlung in der Regel problemlos. Eine Stichprobe von 28 Elkos, was über der Hälfte entspricht, entdeckte keine Fehler. Kapazität und ESR waren in Ordnung.
Nahaufnahme gereinigter Elkos.
Gereinigter Drehkondensator (ein Blech war schon vorher verbogen).
Nahaufnahme des Drehkondensators. Nach der Reinigung die Lager ölen.
Kunststofffolienkondensatoren und Keramikkondensatoren nach dem Ultraschallbad.
Scheerkopf. Der klassische Fall für den Ultraschallreiniger für eine antiseptische Sauberkeit.
Nahaufnahme des Scheerkopfes, der nach 10 Jahren Betrieb einen augenscheinlich neuwertigen Eindruck erweckt.
Der 15 Jahre alte Locher sieht wieder aus wie neu und war eigentlich zu groß für das Ultraschallbad. Deshalb ist mehrmaliges Wenden im Bad notwendig (ähnlich wie bei einem Braten in der Soße).
Schön bunt sind die gereingten Widerstände. Die eigentliche Arbeit kommt noch und steckt im Sortieren.
Nahaufnahme gereinigter Widerstände aus vergangenen Jahrzehnten.
Drehknopf vor dem Ultraschallbad …
… und danach. Die durch den Verschleiß bereits angegriffene Bedruckung nahm keinen Schaden. Die Madenschraube kann sich durch den Ultraschall lösen.
40 Jahre alte gebrauchte Dioden-Buchsen sehen fast neuwertig aus.
CPU-Lüfter auf Kühlkörper. Die Lüfter sind vorher unter dem Wasserhahn vom Staub zu befreien. Nach dem Trocknen schmiere ich die Lager mit Silikonöl.
Ein PC-Lüfter eines PC-Netzteils sieht fast neuwertig aus, ist er aber nicht. Die bürstenlosen Motoren überstehen den Ultraschall problemlos und nach dem Trocknen über Nacht auf dem Heizkörper funktionieren sie auch wieder.
Schrauben, die sich im Laufe der Jahre angesammelt haben. Nach der Reinigung von 5 Minuten Dauer hatte sich das Ultraschallbad braun verfärbt und es setzte sich eine schwarze Sediment-Schicht ab. Die Schrauben wurden mit einer Heißluftpistole getrocknet.
Nahaufnahme der Schrauben nach dem Ultraschallbad. Rost lässt sich durch Ultraschall nicht lösen.