Konfiguration des IP-Telefons Thomson ST2030

15. September 2020

Für ein paar Euro hatte ich mir ein fabrikneues IP-Telefon Thomson ST2030 über ein schwedisches Auktionshaus bestellt, ohne genau zu wissen, was ich da gekauft hatte. Neu ist der Apparat eigentlich nicht, da dieses Telefon 2006 auf dem Markt kam, womit es fast schon ein Stück historische Telefontechnik darstellt.

VoIP-Telefon ST2030 auf meinem Schreibtisch aus dem Jahr 2005 oder 2006 im Betrieb an meinem Astersik-SIP-Server.

Hier ist die Kurzbeschreibung: https://www.asteriskguru.com/tutorials/thomson_st2030.html

Diese Konfigurationsanleitung, die selbstverständlich noch individuell anzupassen ist, hat mir nach dem Auspacken des ST2030 sehr geholfen:
https://www.vtx.ch/media/pdf/voice-ip-konfiguration-benutzerhandbuch-thomson-st2030-de.pdf

Diskussion im Forum:
https://www.wumpus-gollum-forum.de/forum/thread.php?board=73&thread=37

Es benötitgt als IP-Telefon einen LAN-Anschluss via Ethernet. Ich konnte es nicht sein lassen, das Ding zu kaufen, um mit IP-Telefonen experimentieren zu können, was Neuland für mich ist. Vielleicht war es ein Fehler. Erstens ist das Telefon seit 2006 auf dem Markt und damit fast schon historisch. Die Konfiguration ist kompliziert. Das Handbuch hat über 300 Seiten. Beim Betrieb an einem Asterisk-Server muss eventuell seine Konfiguration angepasst werden.

Es kommt noch schlimmer. Das ST2030 kommt mit zwei Versionen daher. Die eine Version kann das SIP-Protokoll und die andere nicht. Ich habe nicht herausfinden können, welche Version ich gekauft habe. Man kann eine neue Firmware für die SIP-Version aufspielen. Die Frimware habe ich gefunden. Die Anleitung ist kryptisch, was für einen Nervenkitzel sorgt. Wenn man Pech hat beim Flashen, dann mutiert das Telefon zu einem funktionslosen Anschauungsobjekt für die Glasvitrine.

Unter

https://4noobs.de/viewtopic.php?t=41 und

https://web.archive.org/web/201408121756…etail.php?id=87

gibt es verschiedene Versionen der Firmware und die Handbücher als PDF. Ansonsten sind die zahlreichen Tipps im Internet besser als die in den Handbüchern.

Ein weitererer Nachteil ist, dass das ST2030 nur mit einem SIP-Account funktioniert. Das macht in meinem Fall nichts, da ich über meinen Asterisk-Server auf mehrere Accounts zugreifen kann. Ansonsten soll die Verarbeitung sehr robust sein und die Sprachqualität ist hervorragend. Außerdem hat es eine Freisprecheinrichtung, was für mich eine Grundbedingung ist, wenn ich gleichzeitig beim Telefonieren am PC sitze.

Aus heutiger Sicht ist man nach meiner Erfahrung besser mit einer modernen FritzBox bedient, an der sich direkt mehrere DECT-Telefone betreiben lassen. Die DECT-Telefone sollten eine Freisprecheinrichtung besitzen, was sehr praktisch ist.

So ein nagelneues ST2030 sieht jedenfalls auf dem Schreibtisch recht schick aus und wenn man Glück hat, kann man damit nach einer stundenlangen Einarbeitungszeit sogar telefonieren

Inzwischen habe ich auch ein paar interessante Rezensionen über das ST2030 gelesen. Einige Ahnungslose haben versucht das Telefon an eine normale analoge Telefonleitung anzuschließen und waren stinksauer, weil es nicht funktionierte und das Telefon wutentbrannt für Schrott erklärt. Man sollte sich also vor dem Kauf informieren und sich etwas mit der SIP-Telefonie auskennen.

Ich vermute, dass dieses Telefon hauptsächlich vorkonfiguriert in Verbindung mit einem Telefon-Vertrag verkauft werden sollte. Telefon auspacken, an an das Ethernetkabel anschließen und lostelefonieren. Sipgate hatte 2006 dieses Telefon in großen Stückzahlen vertrieben.

Der fabrikneue ST2030 schlummerte fast 15 Jahre in einer neutralen Verpackung und kam zu mir als 2 kg schweres Paket von einem schwedischen Online-Versender.

Auspacken, Konfiguration und Inbetriebnahme: Das Thomson ST2030 war originalverpackt und in Folien eingeschweißt mit einer mehrsprachigen Kurzbeschreibung aus dem Jahr 2005. Die veraltete Firmware-Version spricht auch dafür, dass das Telefon aus den Jahren 2005 oder 2006 stammt und seitdem in seiner Verpackung schlummerte. Unglaublich.

Zum Glück lag das Telefon in der SIP-Version vor. Neue Firmware brauchte ich also vorerst nicht aufspielen. Die Kurzanleitung klärt nur über die Bedienung auf. Wie das Telefon zu konfigurieren ist, erfährt man nicht. Nach etlichen Stunden habe ich es an meinen Asterisk-Server zum einwandfreien Laufen gebraucht. Die Sprachübertragung und die Freisprecheinrichtung sind hervorragend.

Das mitgelieferte Steckernetzteil wir handwarm. So günstig ist das Telefon also auch wieder nicht, wenn man im Dauerbetrieb die Stromkosten berechnet. Man steckt das LAN-Kabel in die eine Buchse des Telefons und dann kann man ein zusätzliches mitgeliefertes LAN-Kabel zwischen den PC und dem Telefon verbinden. Das Telefon hat also einen eingebauten Switch.

Unter Menu – Config- Information findet man die IP-Adresse des Telefons, die man braucht, um in das Webinterface zu gelangen. Login ist „administrator“ und Passwort „784518“, das immer gleich ist. Auf manchen Browsern wird das Webinterface nicht richtig angezeigt und man kommt nicht in die Untermenünes. Nach einer Weile geht es oder alten Rechner verwenden.

An Sipgate habe ich das Telefon noch nicht zum Laufen gebracht. Habe dafür auch nicht viel Zeit reingesteckt.

Konfiguration für Asterisk 1.4.22 für das Telefon im lokalen LAN: Die RTP-Ports des Telefons ließen sich nur ab größer 7000 konfigurieren. Bei meinen Asterisk-Server waren sie aber unter 7000, weshalb ich dies abändern musste. War kein Problem. In der Konfiguration für den SIP-Account musste unbedingt der Registrar noch zusätzlich als Proxy-Server angegeben werden. Erst dann funktionierte das Heraustelefonieren. Für den SIP Local Port habe ich irgendwas bei 40000 angegeben, da sich sonst die verschiedenenen Sip-Geräte im Lan ins Gehege kommen. Das Softphone Sipnetic für Android z.B. macht das alles automatisch.

Konfiguration für die Nummer 1008 des eigenenen Asterisk-Servers, wenn sich das ST2030 im eigenen LAN befindet. Unter Registrar Server Adress und Proxy Server Adress die feste lokale IP des Asterisk-Servers eintragen. Der Asterisk-Server hat den Port 5064, damit es keine Konflikte mit der üblichen 5060 auftreten. Unter SIP Lokal Port habe ich einen Port oberhalb 40000 gewählt, der noch nicht von anderen IP-Telefonen belegt ist. Als SIP-Transport UDP wählen. Ohne den Proxy-Server-Eintrag funktioniert das Herauswählen nicht.

Meistens werden nicht alle Links zu den Untermenüs im Webinterface angezeigt. Dann hilft ein Neustart des Telefons durch Unterbrechung der Stromversorgung. Oder man verwendet die Links auf https://4noobs.de/viewtopic.php?t=41 ganz unten im Kommentafeld.

Auto Provisioning lässt sich abschalten, damit beim Neustart das Telefon nicht nach einem Update sucht. Bei den Audio-Codecs habe ich nur die G.711A und G711U eingeschaltet.

Ansonsten hat das Telefon noch eine unübersehbare Anzahl von Möglichkeiten, die jeden Rahmen der Beschreibung sprengen würden. Ich will doch nur telefonieren. Für Konferenzschaltungen gibt es inzwischen bessere Lösungen über das Web. Mein Asterisk-Server übernimmt die Funktionen, die ich haben will.

Ohne Grundkenntnisse mit SIP hätte ich es nicht geschafft das Telefon zum einwandfreien Laufen zu bringen. Aber ich hatte ja schon vor dem Kauf Schwierigkeiten erwartet und bewusst die Herausforderung gesucht. Eine ausführliche Anleitung folgt noch. Das praktische Ziel ist jedenfalls erreicht. Ich wollte auf dem Schreibtisch unbedingt ein Telefon mit Freisprecheinrichtung und die ist hervorragend.

Das Telefon hat sogar eine eingebaute Uhr. Damit sie läuft, muss man noch einen NTP-Server eintragen, den man sich im Internet suchen muss. Also alles von Hand eintragen und umständlich. Kein Wunder, dass sich Hardphones nicht beim Privatkunden durchsetzen konnten. Der Trend ging dann zum Voip-fähigen Router und zum Smartphone.